Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte – Rezension

Audio CD
Titel: Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte
Autor: Romain Puértolas
Verlag: Argon Verlag; Auflage: 2 (17. April 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839813220
ISBN-13: 978-3839813225
Originaltitel: L’extraordinaire voyage du fakir qui était resté coincé dans une armoire Ikea

Über den Sprecher Matthias Koeberlin:
Matthias Koeberlin (* 28. März 1974) ist nicht nur ein toller Schauspieler, sondern er leiht auch in so manchen Hörbüchern den unterschiedlichsten Protagonisten seine Stimme.
Und er macht das wirklich grandios, wobei es fast egal ist, welchem Genre das Buch angehört: seiner angenehmen, unaufdringlichen Stimme kann man stundenlang lauschen.

Über den Autor Romain Puértolas:
Romain Puértolas wurde 1975 in Montpellier geboren. Er war DJ, Zauberkünstler, Flugverkehrsmanager und Übersetzer und ist innerhalb Europas bereits vierzigmal umgezogen. Sein Debüt-Roman über den Fakir im Ikea-Schrank hat die Herzen der Franzosen im Nu erobert und wurde in 35 Sprachen übersetzt.

Die Kurzbeschreibung:
Ayarajmushee Dikku Pradash, charmanter Hochstapler in Turban und Seide sowie Träger eines Schnurrbarts beträchtlicher Größe, fliegt eines Tages aus Indien nach Paris. Er ist gelernter Fakir und möchte sich bei Ikea ein brandneues high-performance Nagelbett zulegen: Modell „Likstupiksta“, schwedische Kiefer, 15.000 Nägel (rostfrei), Farbe: Puma-rot.
Kaum am Flughafen angekommen, handelt sich Ayarajmushee Ärger mit dem Taxifahrer Palourde ein, verliebt sich im Ikea-Bistro in die schöne Französin Marie und nistet sich über Nacht im Möbellager ein. Als er sich in einem Ikea-Schrank vor der Nachtwache versteckt, gerät er auf eine irrwitzige Reise, die ihn quer durch Europa führt…

Die Geschichte:
Ayarajmushee Dikku Pradash (sprich: Ajaratschmuschii Dikku Pradasch) ist eigentlich ein ausgesprochener Egoist. In seinem armen indischen Heimatdorf hat er sich unter einem Vorwand so viel Geld erbettelt, dass er sich einen Flug ins ferne Paris leisten kann, um dort bei IKEA ein Nagelbett zu kaufen, das er mit einem gefälschten 100 Euro-Schein bezahlen will. So weit der Plan, doch alles sollte ganz anders kommen.
Erst einmal kommt das Falschgeld für die Bezahlung des Taxis vom Flughafen zu IKEA zum Einsatz. Damit macht sich Ayarajmushee allerdings den Taxifahrer Palourde zum Feind, der den Betrug am Abend bei seiner Abrechnung natürlich bemerkt. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt Ayarajmushee noch nicht, wie weit ihn die Rache des Mannes noch verfolgen wird.
Genauer gesagt sitzt Ayarajmushee zu diesem Zeitpunkt im bereits geschlossenen IKEA-Markt, bedient sich im Bistro am Kühlschrank und verzehrt seine Abendmahlzeit in einem Ausstellungswohnzimmer. Als plötzlich Angestellte auftauchen, flüchtet er sich in einen Schrank und damit beginnt seine abenteuerliche Reise. Dieser Schrank wird nämlich verpackt und landet in einem LKW, der Richtung England fährt. Bald bemerkt Ayarajmushee, dass er im LKW nicht alleine ist: Flüchtlinge verstecken sich zwischen der Ladung und halten den Inder gleich für einen der ihren. Zunächst bestreitet Ayarajmushee noch, dass er ebenfalls auf der Flucht wäre, doch das soll sich bald ändern… Und auch Ayarajmushee wird sich ändern!

Meine Meinung:
Diese fantasievolle Geschichte wird in einem ganz besonderen Stil erzählt, der manchmal fast so wirkt, als würde man aus einem Kinderbuch vorlesen. Gewollte Wiederholungen und Erklärungen scheinbar alltäglicher Dinge sind ein Merkmal dieser ungewöhnlichen Erzählung.
Bildgewaltige Beschreibungen (z. B. „sehnig und knotig wie ein Baum“) und ausführliche Charakterisierungen der Protagonisten bringen einem die Menschen im Buch sehr nahe. Ayarajmushee ist ein Mann, der eine tiefgreifende Wandlung durchlebt während dieser Geschichte und als Leser / Hörer kann man dies wunderbar nachvollziehen. Er wirkt sympathisch und liebenswürdig, zuweilen sehr naiv, andererseits aber auch wieder sehr gerissen und durchtrieben – ein vielschichtiger Charakter, den man gern begleitet auf seiner abenteuerlichen Reise.
Das Buch zeigt auch auf humorvolle Art und Weise, dass man sich im Leben immer zweimal begegnet, was im Fall von Ayarajmushee glücklicherweise meistens positiv endet.
Was das Buch aber auch enthält: eine große Portion Gesellschaftskritik, die durchaus zum Nachdenken anregt.
Ayarajmushee wird unfreiwillig zum „blinden Passagier“, zu einem „Illegalen“, zu einem „Flüchtling“. Was das bedeutet, erlebt der Fakir am eigenen Leib, aber er lernt auch vieles durch die Menschen, die ihm während seiner Reise begegnen.
Ein paar Einblicke in Ayarajmushees Kindheit ließen mich auch sehr schwanken zwischen Mitgefühl und einem Grinsen im Gesicht: der Autor versteht es, heikle Themen sehr ansprechend zu verpacken, ohne sie dabei jedoch ins Lächerliche zu ziehen.
Was man noch aus diesem Buch mitnehmen kann, das ist die Erkenntnis, dass Geben seliger ist denn Nehmen. Und dass Nächstenliebe in einem Menschen bessere Gefühle auslösen kann als der gelungenste Betrug.

Mich hat das Buch bestens unterhalten, es gibt keine Längen und man will ständig wissen, wie es weitergeht mit Ayarajmushee. Lediglich ein paar der gewollten Wiederholungen hätten meiner Meinung nach weg gelassen werden können, wobei das natürlich hier ein wichtiges Stilmittel ist.
Ich habe geschmunzelt, an ein paar Stellen laut gelacht und mich sehr amüsiert über die Naivität von Ayarajmushee, über die seltsamen Namen, die sich der Autor ausgedacht hat und über die Zufälle, die immer wieder weiterhelfen. Aber ich habe mir auch Gedanken über die vielen Millionen Flüchtlinge gemacht, die gerade jetzt in diesem Moment vielleicht ebenfalls in einem Schrank feststecken und deren Abenteuer wohl nicht so schön enden wird wie das des Fakirs.

Fazit:
Ein amüsantes, ungewöhnliches Buch mit einem liebenswürdigen Protagonisten, den man gern begleitet auf seiner abenteuerlichen Reise quer durch Europa – und zu einem besseren, neuen Ich. Eine klare Lese- bzw. Hörempfehlung!

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 5 ab.

Glycinienmord von Nicole Joens – Meine Meinung…

Broschiert: 320 Seiten
Verlag: CINDIGObook; Auflage: 1 (5. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3944251199
ISBN-13: 978-3944251196

Über die Autorin:
Nicole Joens, geboren 1961 als Nicole Houwer in München, lebt seit zwanzig Jahren als Drehbuchautorin in Deutschland. Davor hat sie sieben Jahre lang in New York gelebt, um dort Film-, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft zu studieren. Nebenbei hat sie als Cutterin für Dokumentarfilme gearbeitet, um in der teuren Stadt zu überleben.
„Maria sucht Josef“ war ihr Erstlingswerk. Beim Piper-Verlag folgten unter dem Pseudonym Noemi Jordan zwei Liebesromane in einem spannenden historischen Kontext. In den Anthologien „Schneegeflüster“, 2010 erschienen im Dianaverlag, und „Gelegenheit macht Liebe“, 2012 erschienen beim Piper-Verlag, wurden zwei ihrer New Yorker Kurzgeschichten veröffentlicht.
In zweiter Ehe glücklich verheiratet zieht sie mit ihrem Mann zwei Söhne in München groß. Ihre Produktionsfirma und den Verlag CINDIGO haben sie als Paar gemeinsam gegründet.
(Quelle: Amazon.de)

Über die Reihe:
„Glycinienmord“ ist der Auftakt der Reihe „Frauen morden besser“. Sechs weitere Bücher sind geplant.

Der Klappentext:
Kurz vor ihrem Tod schreibt Gisela Martin in einem Hospiz in Niederbayern mit Blut das Wort ‚Glycinie‘ auf ihre Bettdecke.
In New York erhält der erfolgreiche Ermittler und Dozent Dr. Jens Hauser kryptische Nachrichten über zwielichtige Machenschaften in seiner Heimat und nimmt daraufhin einen Auftrag der bayerischen Regierung an.
Gemeinsam mit der gewieften Berliner Polizeipsychologin Dr. Lilian Kämmerer und seiner attraktiven New Yorker Assistentin Olivia untersucht Dr. Jens Hauser schon bald in Bayern ungeklärte Todesfälle der Nachkriegszeit mit modernen forensischen Methoden. Dem Team wird schnell klar, dass bestimmte Fälle mit Absicht vertuscht wurden. Eine Spur führt bis in Regierungskreise…

Die Geschichte:
Jens, der in frühen Jahren seiner Polizeilaufbahn ins Ausland „strafversetzt“ wurde, kehrt nach langer Abwesenheit zurück in seine Heimatstadt Kelheim, um dort alte, ungeklärte Kriminalfälle aufzuklären.
Seine Mutter und deren Zwillingsschwester freuen sich sehr über den Besuch, haben sie doch „ihren Jungen“ sehr vermisst.
Der „Junge“ ist zwar inzwischen auch schon ca. 50 Jahre alt, was seinen Frauenverschleiß angeht, wirkt er manchmal dagegen eher wie ein Mittzwanziger, der sich noch „die Hörner abstoßen möchte“. Gelegenheit dazu bietet ihm zum Beispiel seine deutsche Kollegin Lilian, mit der er auch gleich eine Affäre beginnt. Sehr zum Missfallen von Olivia: die junge Frau ist Jens aus New York gefolgt und hegt große Gefühle für den Mann, dem sie als Assistentin zur Seite steht.
Aber um auf den eigentlichen „Kriminalfall“ zu kommen: in einem Rückblick ins Jahr 1969 lernen wir den damals noch kleinen Jens und seine Freundin Gisela kennen, die eine Leiche finden. Der Tote wird nie identifiziert und die Akte schnell geschlossen – ob es damit zusammenhängt, dass man in ihm einen „Zigeuner“ erkannte? Am gleichen Tag verschwindet auch Giselas Mutter spurlos – und auch der geliebte Hund von Jens taucht nicht mehr auf.
Zurück in der Gegenwart muss sich Jens gerade mit dem Tod von Gisela auseinandersetzen. Seine Jugendfreundin ist dem Krebs erlegen und hat eine blutige Botschaft hinterlassen: „Glycinie“. Der Name der imposanten Pflanze, unter deren üppigen Blüten und Blättern die beiden als Kinder auch an jenem schicksalsträchtigen Tag saßen, der ihrer beider Leben für immer verändern sollte.
Ohne Mutter wächst Gisela nur mit ihrem herrschsüchtigen Vater auf, der sein beträchtliches Vermögen mit zwielichtigen Geschäften verdient und der anscheinend über dem Gesetz steht.
Wird Jens das Rätsel lösen und den alten Kriminalfall nach so langer Zeit aufklären können? Oder verstrickt er sich zu sehr in seine eigene verworrene Gefühlswelt, die einfach von zu vielen Frauen beherrscht wird?

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Es gibt weder schwer verdauliche Schachtelsätze, noch größere Längen, allerdings auch nicht viele Dialoge, die manchmal vielleicht zusätzlich für Auflockerung gesorgt hätten. Viel Sorgfalt lässt die Autorin der Beschreibung ihrer Schauplätze angedeihen: man kann sich alles bildlich vorstellen und vor allem die imposante Szene am Ende des Buches profitiert davon.

Die Charaktere werden ebenfalls gut beleuchtet und wirken lebendig. Bei vielen Personen spielt auch die Vergangenheit eine große Rolle und diese wird in gekonnter Weise in die Geschichte eingeflochten.
Leider wirken nicht alle Charaktere sympathisch, was teilweise natürlich gewollt ist, aber hier betrifft es in meinem Fall leider den Hauptprotagonisten Jens. Er wirkt durch seine Affären und seine chaotische Gefühlswelt (falls man von Gefühlen sprechen will und nicht nur von Eroberungsdrang) irgendwie inkompetent auf mich. Dass er mit seinen (möglichen) Gespielinnen auch noch alle Altersklassen abdeckt, macht die Sache nicht besser für mich.
Es gibt aber auch durchaus Personen, mit denen man mitfühlen kann und die mich als Leser auch etwas berührt haben.

Die Liebesaffären von Jens und die damit verbundenen Auswirkungen nehmen leider meines Erachtens zu viel Platz ein und rauben stellenweise aufkeimender Spannung sofort wieder die Kraft. Von einem „Kriminalroman“ ist wirklich über weite Strecken nicht viel zu bemerken und auch die auf dem Buchrücken angekündigten „modernen forensischen Methoden“ muss man eher mit der altmodischen Lupe suchen.

Gut fand ich die geschickt platzierte Gesellschaftskritik, die in diesem Buch steckt, auch wenn viele Ansätze dann nicht weiter verfolgt wurden. Überhaupt bleibt einiges der Fantasie des Lesers überlassen, was aber auch stellenweise dem Umstand geschuldet sein könnte, dass das Buch Teil einer Reihe ist und eventuell später manches noch einmal aufgegriffen wird.
Das eigentliche Thema des Buches wird am Schluss mit einem gut durchdachten Showdown gelöst und viele lose Enden werden geschickt verknüpft. Manches in der Story wirkte aber auch zu effektheischend und konstruiert und lässt abschließende Erklärungen vermissen.

Fazit:
Spannung habe ich leider beim Lesen total vermisst, dafür habe ich mich aber umso öfter über das Verhalten des Hauptprotagonisten geärgert, der manchmal so wirkt, als möchte er jede hübsche Frau, die nicht bei Drei auf dem nächsten Baum ist, in sein Bett zerren.
Als Kriminalroman würde ich dieses Buch nicht bezeichnen, wer aber gerne eine tragisch-geheimnisvolle Familiengeschichte mit Liebesgeplänkel lesen möchte, dem kann ich das Buch durchaus empfehlen.
Meine Wertung: 2,5 von 5 Sternen

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 10 ab.

Aktueller Lesestapel und Gewinnerpost! :)

Zum Abschluss der Woche hier noch ein Foto meines aktuellen Lesestapels:

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Zwei Leserundenbücher und einige Rezensionsexemplare… mal schauen, welche Bücher nächste Woche mit in den Urlaub fahren dürfen! 🙂

Und dann wäre da noch ein Umschlag, in dem sich ein Buch befindet, das sich morgen auf die Reise zu seiner Neubesitzerin macht! 🙂 Nochmals herzlichen Glückwunsch, Corinna! Hoffentlich ist die Post schnell bei dir!

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Tribunal von André Georgi – Meine Rezension…

Taschenbuch: 316 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: Originalausgabe (10. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518465155
ISBN-13: 978-3518465158

Weitere Infos und eine Leseprobe auf den Seiten des Suhrkamp Verlags: http://www.suhrkamp.de/andre-georgi/tribunal_1176.html

Über den Autor:
André Georgi, geboren 1965 in Kopenhagen, ist in Berlin aufgewachsen. Er studierte Philosophie und Germanistik und lebt als Drehbuchautor und Dramaturg in Bielefeld. Von ihm stammen zwanzig Drehbücher zu Fernsehkrimis – darunter für den Tatort, für Bella Block und die Verfilmungen von Kurzgeschichten von Ferdinand von Schirach und Siegfried Lenz.
HIER findet ihr weitere Infos zum Buch und einen Trailer auf der Website des Autors.

Der Klappentext:
Metall, Glas Blut. Alle tot. Warum lebe ich noch?
Jasna Brandic, Topermittlerin des Tribunals in Den Haag, überlebt als Einzige ein brutales Attentat auf ihren Kronzeugen. Ohne diesen droht das Verfahren gegen den Massenmörder Kovac endgültig zu scheitern. Da erreicht Jasna die Nachricht, dass ein international gesuchter Kriegsverbrecher bereit ist, gegen Kovac auszusagen – vorausgesetzt, sie schafft es, ihn vor seinen eigenen Leuten zu schützen und lebend nach Den Haag zu bringen. Jasna setzt auf eigene Faust alles daran, den Mann zu finden. Sie ahnt nicht, dass sie Teil eines perfiden Spiels ist – eine Jagd auf Leben und Tod beginnt.

Die Geschichte:
Dem Klappentext ist hier nicht mehr viel hinzuzufügen. Jasna hat einen Job, um den sie wohl kaum ein Leser beneiden wird. Sie steht unter extremem Druck und trotz aller detaillierter Planungen und Vorsichtsmaßnahmen gelingt es den Leuten von Kovac, den Kronzeugen auszuschalten.
Doch bald meldet sich ihre mysteriöse Quelle aus Serbien wieder: Branko, der früher die „rechte Hand“ von Kovac war, will aussagen. Jasna besteht darauf, das Treffen mit dem Informanten selbst zu übernehmen und gerät dadurch selbst in tödliche Gefahr. Es ist kaum noch möglich, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und der kleinste Fehler kann der letzte sein.

Meine Meinung:
Zunächst musste ich mich erst etwas an den Schreibstil des Autors gewöhnen: zuweilen kurze, verknappte Sätze, die Dialoge fließen nahtlos in den Text ein, die Ausdrucksweise ist hart und deutlich. Später im Buch wirkte der Stil flüssiger – oder ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt schon vollkommen damit arrangiert. Auf jeden Fall passt er zum Thema.
Die Charaktere wirken lebendig, ihre Emotionen werden gut transportiert, man fühlt mit, man spürt ihren Schmerz. Manchmal ist dieser Schmerz wirklich schwer zu ertragen. Es geht hier immerhin um ein Thema, das nicht nur Fiktion ist: Krieg gab es zu jeder Zeit und es gibt ihn heute noch. Und die Gesichter des Krieges sind fast immer und überall gleich: Folter, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Massengräber, Plünderungen, zerstörte Leben und zerstörtes Land… Dem Autor gelingt es in grandioser Art und Weise, uns diese Schreckensschauplätze nahe zu bringen und bildgewaltige Szenarien zu erschaffen. Er hat für dieses Buch auch umfassend recherchiert und viele wahre Begebenheiten mehr oder weniger hintergründig in die Story eingebracht.
Das Buch ist eher nichts für zartbesaitete Leser, denn Manches wird ausführlich, grausam und blutig geschildert – und das Erzählte wirkt nach.
Der Spannungsbogen bewegt sich auf einem durchgehend sehr hohen Niveau und ich muss zugeben, dass mein Puls sich während einer atemlosen Verfolgungsjagd beschleunigt hat. Man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen, verschlingt ein kurzes Kapitel nach dem nächsten und fiebert mit.
Das Ende ist zwar ein Ende, aber es lässt Raum für weitere Gedanken. Der Krieg erzeugt ein sehr lautes Echo, das in manchen Menschen wohl nie mehr zum Verstummen gebracht werden kann…

Fazit:
Ein atemloser Thriller, der beim Lesen wirklich für beschleunigten Herzschlag bei mir gesorgt hat. Man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen, auch wenn das Gelesene manchmal schwer zu verdauen ist.
Eine klare Leseempfehlung für hartgesottene Spannungsfans, die es gern auch mal blutig mögen!
Wertung: 5 von 5 Sternen

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 9 ab.

Die Madonna von Notre-Dame von Alexis Ragougneau – Meine Rezension:

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: List Hardcover (9. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3471351140
ISBN-13: 978-3471351147
Originaltitel: La Madone de Notre-Dame

Über den Autor:
Alexis Ragougneau, 1973 geboren, wurde für seine Theaterstücke mehrfach ausgezeichnet. Er hat lange in Notre-Dame gearbeitet und kennt das Pariser Wahrzeichen wie sein eigenes Wohnzimmer. »Die Madonna von Notre-Dame« ist sein erster Roman.

Der Klappentext:
Notre-Dame an einem Sommermorgen. Die Messe hat kaum begonnen, als eine ganz in Weiß gekleidete junge Frau leblos zu Boden sinkt. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch Pater Kern lässt der Fall keine Ruhe: Wer ist der Unbekannte, den der Clochard Kristof in der Mordnacht beobachtet hat? Mit der Staatsanwältin Claire Kauffmann macht Pater Kern sich auf die Suche nach der Wahrheit – und kommt in den Gewölben von Notre-Dame einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur…

Die Geschichte:
Eine aufreizend gekleidete Frau wird tot in der Kathedrale gefunden. Ein Tatverdächtiger ist schnell gefunden: ein junger Mann, der am Abend vorher während einer Prozession einen Streit mit dem Opfer hatte.
Für die Polizei ist der Fall bald abgeschlossen, aber der kleine Pater Kern glaubt nicht an Schuld des Verhafteten. Er beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und erhält dabei Hilfe von unerwarteter Seite: die Staatsanwältin Claire Kauffmann lässt ihn einen verbotenen Blick in die Akten werfen.
Bald gerät der Geistliche selbst in höchste Gefahr, denn Sünde und Glauben liegen oft erschreckend nahe beieinander…

Meine Meinung:
Der Autor legt sehr viel Wert auf die Beschreibung seiner Schauplätze und vor allem auf die detaillierte Ausarbeitung seiner Charaktere. Er beleuchtet die Vergangenheit der Protagonisten, thematisiert den Gesundheitszustand von Pater Kern sehr ausführlich, er lässt seine Figuren menschlich und verletzlich wirken.
Andere Personen dagegen sind eher etwas klischeehaft: der ruppige, dauerqualmende Polizist zum Beispiel. Und viele ungewöhnliche Figuren, die eher am Rande der Gesellschaft stehen, tauchen ebenfalls in diesem Buch auf und spielen große Rollen. Alles in allem eine gelungene Besetzung.
Zum Fall an sich würde ich sagen: dies ist kein herkömmlicher Krimi, sondern eher ein „Krimihäppchen mit opulenter Garnitur“. Es gibt eine Tote, einen Verdächtigen und nach kurzer Suche die Auflösung des Rätsels. Das hätte nur wenige Seiten in Anspruch genommen. Der Rest des Buches befasst sich – wie bereits erläutert – mit der detaillierten Charakterisierung der Protagonisten und mit sehr ausführlichen Beschreibungen von Nebenhandlungen.
Die Spannung bleibt dabei leider etwas auf der Strecke und ist nur unterschwellig vorhanden. Es ist eher ein Krimi der leisen Töne, ohne viel Action und ohne großes Blutvergießen.
Pater Kern ist ein sehr interessanter Mann mit einer schwierigen Vergangenheit und mit einem gesundheitlichen Leiden, das ihn stark beeinträchtigt. Er ist ein sympathischer und ungewöhnlicher „Krimi-Held“, von dem ich gerne noch mehr lesen würde. Das Buch bildet den ersten Teil einer Reihe und wenn man es quasi als ausführliche Einführung betrachtet, dann kann man die geringe Spannung und die vielen spannungsraubenden Details leichter verzeihen.

Fazit:
Ein Krimi der leisen Töne, der mit ungewöhnlichen Personen und einer sehr ausführlichen Erzählweise überzeugt.
Ich vergebe 2,5 von 5 Sternen.

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit 47 Punkt ab.

Kindertotenlied von Bernard Minier – Meine Rezension:

Audio CD
Verlag: Argon Verlag; Auflage: 1 (20. Februar 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839813123
ISBN-13: 978-3839813126
Originaltitel: Le Cercle

Über die Reihe:
„Kindertotenlied“ ist das zweite Buch, in dem Kommissar Martin Servaz ermittelt. Teil 1 trägt den Titel „Schwarzer Schmetterling“ und es gibt durchaus eine fortlaufende Handlung, wobei man natürlich auch beide Bücher getrennt voneinander lesen / hören kann.

Über den Autor:
Bernard Minier ist im Südwesten Frankreichs, in den Ausläufern der Pyrenäen, aufgewachsen. Für „Schwarzer Schmetterling“ wurde er 2011 mit dem französischen Spannungsliteraturpreis Prix Polar ausgezeichnet. Der Thriller war ein internationaler Bestseller.

Über den Sprecher:
Johannes Steck, als Theater- und Fernsehschauspieler sehr erfolgreich, widmet sich heute vorrangig seiner vielgelobten Sprechertätigkeit. Für seine Lesung von Simon Becketts „Verwesung“ erhielt er 2012 den Publikumspreis HörKules. Seine tiefe Stimme mit dem rauen Timbre ist unverkennbar.

Die Kurzbeschreibung auf der CD-Hülle:
Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe Marianne. Für den Kommissar beginnt eine Reise in die Vergangenheit.

Die Geschichte:
Inmitten eines sommerlichen Gewittersturms geschieht in Südfrankreich ein grausamer Mord: eine Lehrerin wird in ihrer eigenen Badewanne ertränkt und am Tatort wird einer ihrer Schüler gefunden, der offensichtlich unter Drogen steht. Dass ausgerechnet eine CD von Gustav Mahler im Player liegt, lässt Servaz natürlich sofort an Julian Hirtmann denken. Der Schweizer Serienmörder war die Hauptperson in „Schwarzer Schmetterling“ und konnte am Ende fliehen.

In einem weiteren Handlungsstrang erzählt uns der Sprecher die furchtbare Geschichte einer entführten Frau, die von ihrem Peiniger bereits wochenlang gefangen gehalten wird.

Marianne, die Mutter des tatverdächtigen Schülers ruft Servaz an und bittet ihn um Hilfe. Tatsächlich darf er die Ermittlungen leiten und fühlt sich fortan wie auf einer Reise in die Vergangenheit. Er befragt seine früheren Kameraden, sucht nach Spuren in der Schule, die er selbst einmal besucht hat – und in der heute seine Tochter unterrichtet wird.
Servaz steht unter enormem Druck: einerseits die Verwicklungen mit seiner Vergangenheit, die Verlockungen Mariannes, die Angst vor Julian Hirtmann, der möglicherweise seiner Tochter etwas antun könnte. Eine schwere Zeit steht ihm bevor und er stößt psychisch an seine Grenzen…

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Bernard Minier gefiel mir in „Schwarzer Schmetterling“ schon sehr gut und erinnert mich ein bisschen an seinen Landsmann Jean-Christophe Grangé, den ich auch grandios finde. Seine Charaktere wirken lebendig und ihre Emotionen sind fast greifbar. Auch die Schauplätze werden so gut beschrieben, dass man sich alles bestens visualisieren kann.
Minier kann mit seinen Worten zuweilen sehr düstere Stimmungen erzeugen, er schreibt nicht oberflächlich, sondern man fühlt mit den Personen und kann ihre Ängste spüren. An blutigen Szenen fehlt es auch nicht, für alle, die es etwas härter mögen. Die Spannung findet nicht nur auf psychischer Ebene statt, sondern es geht zuweilen auch actionreich zur Sache.
Die Story ist gut durchdacht und wird am Ende schlüssig aufgelöst, natürlich nicht, ohne den Leser bzw. Hörer vorher etwas in die Irre zu führen.
In diesem Buch findet einfach alles seinen Platz: Liebe, Hass, Verrat, Schuld, Angst, Tod, Rache, Schmerz, Freundschaft, Tragödie und am Ende auch Gerechtigkeit. Bernard Minier hat ein vielschichtiges Buch geschrieben, das mich bestens unterhalten hat. Ich freue mich schon, wenn der nächste Teil der Reihe in Deutschland erscheint, in der Originalsprache (Titel: N’éteins pas la lumière) gibt es das Buch bereits.

Fazit:
Vielschichtig, klug, erschreckend und spannend: „Kindertotenlied“ kann ich nur empfehlen! Das Hörbuch ist an keiner Stelle langweilig und Johannes Steck zuzuhören ist sowieso immer eine Freude!
Wertung: 5 von 5 Sternen

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 13 ab.

Argwohn von Jenk Saborowski – Meine Meinung…

Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (20. Januar 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492304206
ISBN-13: 978-3492304207

HIER findet ihr auf der Seite des PIPER Verlags weitere Infos und eine Leseprobe.

Über den Autor:
Jenk Saborowski, geboren 1977 im Taunus, studierte Publizistik und Germanistik und zog nach New York. Er organisierte die erste interaktive Hundeschau der Welt, betextete Reklametafeln und arbeitete bei mehreren Medienunternehmen, bevor er sich der Schriftstellerei zuwandte. Heute lebt der Autor mit seiner Frau und seiner Tochter in München und Frankfurt. Fragen, Wünsche und Anregungen gerne an den Autor unter js@jenksaborowski.de.

Mehr Informationen unter www.jenksaborowski.de

Über die Buchreihe:
„Argwohn“ ist bereits der dritte Teil der spannenden Thrillerreihe über die Agentin Solveigh Lang.
Wie bei allen Serien empfehle ich hier auch unbedingt, die Bücher der Reihenfolge nach zu lesen, da die Nebenhandlungen fortlaufend sind und man so auch die Entwicklung der Charaktere prima verfolgen kann.
Hier sind die bereits erschienenen Teile:

Kostenloser Bonus zu „Biest“:

Der Klappentext:
Die Karriere von Hauptkommissar Paul Regen scheint am Ende, als ein formalingetränkter Arm auf seinem Schreibtisch landet. Vor einigen Jahren wurden in Frankreich zwei Beinpaare auf einer Mülldeponie entdeckt. Ein Zufall?
Zur gleichen Zeit verüben Menschenhändler einen Anschlag auf die Europapolizei ECSB. Die Ermittlungen führen Agentin Solveigh Lang tief in den Sumpf des organisierten Verbrechens. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen? Sicher ist nur: Nichts ist, wie es scheint …

Die Geschichte:
Das Buch beginnt mit drei Haupthandlungssträngen, die so nach und nach geschickt ineinanderlaufen.
Der Münchner Hauptkommissar Paul Regen, der sich im (durchaus amüsanten) Dauerzwist mit seinem Vorgesetzten befindet, wird von diesem zu langweiliger Arbeit verdonnert. Er soll bei der Entwicklung eines neuen Programms mithelfen. Doch dann taucht plötzlich in der Isar ein abgetrennter Arm auf, der offensichtlich konserviert wurde. Regens Spürsinn erwacht sofort und er beginnt zu ermitteln. Leider ist sein Chef alles andere als begeistert, weshalb er mit ihm eine möglicherweise folgenschwere Wette abschließen muss, um den Fall weiter verfolgen zu dürfen.
Während Paul Regen mit „seinem Arm“ beschäftigt ist, wird auf die Zentrale der ECSB in Amsterdam ein feiger Bombenanschlag verübt. Sehr viele Menschen sterben oder werden schwer verletzt. Solveigh, die zum Zeitpunkt der Explosion noch nicht im Gebäude war, soll sich an einem Sammelpunkt einfinden. Doch sie will sich erst einmal vor Ort ein Bild der Lage machen. Was sie dort sieht, lässt keinen Zweifel zu: es gibt einen Verräter in der ECSB, denn die Bombe hätte sonst nicht so gezielt platziert werden können. Die Überlebenden des Teams haben jetzt auch noch mit gegenseitigem Misstrauen zu kämpfen und müssen gleichzeitig wieder eine funktionierende Zentrale aufbauen. Eine schwere Aufgabe, doch Solveigh gibt nicht so schnell auf und hat bald einen Verdacht.
Zur gleichen Zeit träumen zwei junge Mädchen in Moldawien von der großen, weiten Welt, von Ruhm und Reichtum. Ein Verwandter, der in Bukarest lebt, verspricht ihnen lukrative Modeljobs und so vertrauen sie ihm und verlassen den Schutz ihres kleinen Dorfes. Ein scheinbar verhextes Kleid begleitet sie auf ihrer Reise ins Ungewisse…

Meine Meinung:
Jenk Saborowskis Schreibstil ist einfach toll: immer mit einem kleinen Augenzwinkern und dem richtigen Quäntchen schwarzen Humors. Seine Protagonisten tragen ungewöhnliche Namen und benehmen sich auch entsprechend. Ohne es zu übertreiben, schafft er Charaktere, die angenehm von der Norm abweichen und die man einfach sympathisch finden muss mit ihren Ecken und Kanten.
Doch auch die Bösewichte, an denen es in diesem Buch nicht mangelt, sind gut ausgearbeitet, wirken lebendig und bedrohlich.
Wie eingangs schon erwähnt, empfehle ich auf jeden Fall, vorher die beiden Bücher „Operation Blackmail“ und „Biest“ zu lesen, denn so kennt man die meisten Personen schon und freut sich auf ein Wiedersehen mit „alten Bekannten“. Der Autor beschreibt zwar alle Protagonisten noch einmal sehr gut, aber manches baut doch sehr auf vergangenen Handlungen auf und wird nicht mehr sehr ausführlich thematisiert.
Angenehm kurze Kapitel, die jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen sind, machen das Lesen zu einem echten Vergnügen. Die Orts- und Szenenwechsel lassen niemals Langeweile zu und das Buch entwickelt sich zu einem echten Pageturner mit einem durchgehend recht konstanten Spannungsbogen.
Wie von Agententhrillern zu erwarten, bedienen sich die Ermittler neuester hochmoderner (und zuweilen verbotener) Techniken, welche in diesem Fall geschickt verwoben werden mit den ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden des Traditionspolizisten Regen. Nicht nur hier findet der Autor auch immer wieder Gelegenheit, ein bisschen Gesellschaftskritik in seine Story einzubauen, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Buch hat mich bestens unterhalten, die geschickte Zusammenführung der anfänglich getrennten Handlungsstränge ist glaubhaft und perfekt gelungen. Am Ende erwartet den Leser ein echtes Herzschlagfinale, das mich ebenfalls komplett überzeugen konnte.

Fazit:
Beste Unterhaltung mit ungewöhnlichen Charakteren, einer gut durchdachten Story und viel Einsatz moderner „Agentenspielzeuge“! Spannend, emotional und frech – für mich auf jeden Fall ein 5-Sterne-Buch, das ich gerne weiterempfehle!

Und für alle, die jetzt neugierig geworden sind: ich verlose ein nagelneues Exemplar von „Argwohn“. Klickt einfach mal HIER.

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 39 ab.

Unlucky 13 von James Patterson und Maxine Paetro – Rezension

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Century (13. März 2014)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 178089032X
ISBN-13: 978-1780890326

Über den Autor James Patterson:
James Patterson sagt von sich selbst: „Ich bin schnell. Ich bin ein Ja-Nein-Typ, ich hasse Vielleichts.“ Und er ist tatsächlich so schnell, dass er an mehreren Romanen gleichzeitig arbeitet und pro Jahr mitunter fünf Titel auf Platz 1 der Bestsellerlisten landet. Begonnen hat seine Karriere, als er mit 27 Jahren den „Edgar Allan Poe Award“ für seinen ersten Roman „Die Toten wissen gar nichts“ bekam. Seitdem arbeitet er pausenlos an den Thrillern der „Alex-Cross“-Reihe oder schreibt über Detektiv Lindsay Boxer und den „Women’s Murder Club“. Hinzu kommen weitere Romane sowie Sach- und Kinderbücher. Patterson hat Englische Literatur studiert und war einige Jahre Chef einer Werbeagentur. Heute lebt er mit seiner Familie in Palm Beach City, Florida.
(Quelle: Amazon.de)

Die Geschichte:
„Unlucky 13“ ist – wie der Titel bereits impliziert – bereits der 13. Teil der Reihe über den „Women´s Murder Club“. Für mich war es das erste Buch über die Polizistin Lindsay Boxer und ihre drei Freundinnen Yuki (Staatsanwältin), Cindy (Reporterin) und Claire (Pathologin).
Man kann die Bücher sehr gut einzeln lesen, aber die Handlung bezieht sich teilweise natürlich auch auf zurückliegende Fälle, weshalb man den vollen Lesegenuss wahrscheinlich nur erreicht, wenn man die Reihenfolge einhält – wie bei allen Buchreihen.

In „Unlucky 13“ passiert einiges, es gibt praktisch drei Haupthandlungsstränge:
Lindsay und ihr Kollege Rich werden zu einem vermeintlichen Verkehrsunfall gerufen. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden toten Insassen nicht Opfer des Crashs wurden, sondern ihre Körper sind vielmehr von innen heraus explodiert. Die Ermittler haben so etwas noch nie gesehen und sind erst einmal ratlos. Im Laufe der Nachforschungen stoßen sie auf eine Burger-Kette, in der die beiden Toten ihre letzte Mahlzeit zu sich genommen hatten. Steckten Bomben in den Bürgern und wie soll das funktionieren?
Während Lindsay damit beschäftigt ist, den Bomben-Attentäter zu finden, schleicht sich eine andere Gefahr langsam und unerkannt in ihr Leben: Mackie Morales, die in einem der vorhergehenden Bücher eine bedeutende Rolle spielte. Sie will den Tod ihres Freundes, eines irren Serienmördes, rächen und hat es auf Lindsay abgesehen.
Und dann wäre da noch Yuki, die glückliche frisch verheiratete Freundin von Lindsay. Sie und ihr Mann Brady genießen eine Honeymoon-Kreuzfahrt, die zum Horrortrip mutiert: Piraten überfallen das Luxusschiff.

Meine Meinung:
Die drei Haupthandlungsstränge – in Kombination mit sehr kurzen Kapiteln – sorgen dafür, dass an keiner Stelle Länge entstehen und es meistens spannend bleibt. Der Schreibstil ist super, mir hat der gut platzierte schwarze Humor sehr gut gefallen.
Mit den Charakteren konnte ich mich sehr schnell anfreunden, auch wenn ich die Vorgängerbände nicht kenne. Lindsay ist eine toughe, aber (vielleicht durch ihr Baby) auch eine verletzliche Frau, die sehr realistisch wirkt. Auch ihre Freundinnen, die zusammen mit ihr den „Women´s Murder Club“ bilden, waren mir durchwegs sympathisch.
Die Story ist gut durchdacht und könnte durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Ein weiterer guter Grund, um sich vegetarisch zu ernähren: Hamburger sind explosiv! 🙂
Auch der Überfall auf das Kreuzfahrtschiff wird spannend und actionreich erzählt. Man kann sich alles bildlich vorstellen.
Was mir auch sehr gut gefallen hat: das Privatleben und die Emotionen der Protagonisten nehmen auch viel Raum ein in dieser Geschichte. Es geht nicht nur um die Ermittlungen.
Am Ende bleibt zwar leider noch manches offen, aber das ist bei einer Bücherreihe verzeihlich, denn schließlich sollen die Leser ja Lust auf den nächsten Teil haben!

Fazit:
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich habe mich beim Lesen an keiner Stelle gelangweilt. Nach „Unlucky 13“ möchte ich gerne noch mehr von Lindsay und ihren Freundinnen lesen!

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 38 ab.

Die Illusion des Getrenntseins von Simon van Booy – meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 207 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (14. April 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 345817592X
ISBN-13: 978-3458175926
Originaltitel: The Illusion of Separateness

Der Autor:
Simon van Booy, geboren und aufgewachsen in Wales, lebt mit Frau und Tochter in Brooklyn. Er veröffentlichte neben mehreren Erzählungsbänden und Romanen auch drei Philosophiebücher und schreibt u. a. für die New York Times, den Guardian und die BBC. Sein Werk wurde in vierzehn Sprachen übersetzt.
Weitere Infos: http://www.simonvanbooy.com

Die Übersetzerin:
Claudia Feldmann, Jahrgang 1966, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt aus dem Englischen und Französischen. Unter anderem hat sie Eoin Colfer und Morgan Callan-Rogers ins Deutsche übertragen.

Der Klappentext:
Eine kleine Bäckerei in Paris, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Ein Soldat, dem in einem Akt der Güte das Leben geschenkt wird und der damit das Richtige tut. Eine mutige junge Frau, die offene Arme hat für ein Neugeborenes ohne Namen. Und ein Autor, der die Geschichte dieser Menschen in einer wunderbar zarten, eleganten Prosa erzählt – und dabei die unglaubliche Wucht menschlichen Schicksals entfaltet.

Die Geschichte:
Die Erzählung beginnt im Jahr 2010 in Los Angeles. Wir lernen Martin kennen, der in einem Seniorenheim als Hausmeister und vor allem als „gute Seele“ für alle tätig ist. Er kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken, seine Frau ist leider bereits verstorben.
In Rückblenden erfahren wir, wie Martin als Baby gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zu seinen Zieheltern gefunden hat. Ein unbekannter Mann hat Martin einer jungen Frau anvertraut, kurz bevor er von einer Kugel in den Kopf getroffen wird. Die Frau flüchtet vor den schießenden Soldaten in eine Bäckerei und lernt dort ihren späteren Ehemann kennen. Gemeinsam kümmern sie sich um das Findelkind und sind ihm liebende Eltern.
In weiteren Erzählsträngen lernen wir noch mehr Menschen kennen, deren Lebenswege sich immer wieder kreuzen und die alle auf schicksalhafte Art miteinander verbunden sind.

Meine Meinung:

Normalerweise lese ich ja hauptsächlich Krimis und Thriller, also gerne etwas Spannendes. Und so war ich anfangs etwas skeptisch, ob mir dieses Buch gefallen könnte.
Jetzt, nachdem ich es beendet habe, kann ich sagen, dass es nicht nur meine Erwartungen weit übertroffen hat, sondern dass es mich wirklich begeistert hat.
Der Schreibstil war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig: meist etwas poetisch, aber an den passenden Stellen bedient sich der Autor auch harter, deutlicher Worte. Er beschreibt in einer bildgewaltigen Sprache nicht nur die Schauplätze, sondern lässt auch zuweilen ganz alltägliche Dinge wie etwas Besonderes wirken. Und dann sorgt auch noch eine gewisse Portion gut eingesetzten Humors ab und zu für ein Schmunzeln, so zum Beispiel hier:

„Er weiß, dass man älter sein muss, um zu heiraten. Das ist schade, denn er ist jetzt bereit dazu. Und dann sucht man sich ein Haus, und dann bekommt man im Krankenhaus Babys überreicht, in Handtücher gewickelt. Ihre winzigen Lippen sagen oh.“
Zitat Seite 52

Das Buch sollte man aufmerksam lesen, die Details aufsaugen, abspeichern. Immer mehr Zusammenhänge und Berührungspunkte zwischen den Protagonisten werden deutlich, man denkt zurück an das Gelesene, hat „Aha“-Momente. Und so fügt sich Teil für Teil in das große Puzzle und am Ende des Buches hatte ich sofort den Wunsch, es noch einmal von vorne zu lesen, um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen.

Fazit:
Ein wunderschönes Buch über das Leben, über Liebe und Nächstenliebe, über Schuld und Wiedergutmachung. Noch nie vorher hatte ich das Gefühl, ein Buch nach der letzten Seite sofort wieder von vorne beginnen zu wollen: „Die Illusion des Getrenntseins“ hat dies geändert und ich empfehle das Buch gerne weiter!
Wertung: 5 von 5 Sterne

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 7 ab.