Vergessen von Elke Pistor – Meine Rezension…

Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (8. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548286100
ISBN-13: 978-3548286105

Über die Autorin:
Elke Pistor, geboren 1967, schreibt Kriminalromane, arbeitet als Seminartrainerin und leitet Schreibworkshops. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.
Mehr von ihr auf www.elke-pistor.de

Der Klappentext:
Kommissarin Verena Irlenbusch steht unter Druck: Mitten in einer komplizierten Mordserie verschlimmert sich die Alzheimererkrankung ihrer geliebten Großmutter. Ein neuer Kollege, der ewig schlechtgelaunte Christoph Todt, hilft wenig weiter. Doch Verena bleibt professionelle Ermittlerin und liebevolle Enkelin – auch wenn es sie fast zerreißt.
Verena und Christoph kommen schließlich einem hochintelligenten Psychopathen auf die Spur, doch jetzt verfängt sich Verena in seinem Netz aus lang vergessener Schuld und neuem Hass. Wird sie diesen Fall heil überstehen?

Die Geschichte:
Verena Irlenbusch ist eine sehr gute Mordermittlerin, doch so richtig konzentrieren kann sie sich in letzter Zeit nicht mehr auf den Job: ihre Großmutter (bei der sie aufgewachsen ist) leidet zunehmend unter ihrer Alzheimererkrankung.
Ein weiterer Schicksalsschlag hat zur Folge, dass sie einen neuen Partner an die Seite gestellt bekommt: Christoph Todt. Der Mann ist verschlossen, unfreundlich und alles andere als kollegial – ein echter Alptraum für Verena.
Trotzdem müssen sie sich zusammenraufen, denn ein besonders schwieriger Fall erfordert die ganze Aufmerksamkeit: ein Zahnarzt hat sich aus seinem Praxisfenster gestürzt – und dieser Tote bleibt nicht lange allein.
Noch schlimmer: ein kleines Mädchen wurde entführt und verschleppt und es scheint eine Verbindung zu der Mordserie zu geben.
Kann Verena die Kleine noch rechtzeitig retten?

Meine Meinung:
Das titelgebende „Vergessen“ findet man in diesem Krimi immer wieder, unter anderem in Form der Alzheimererkrankung von Verenas Großmutter. Gut recherchiert fließen Informationen über diese und andere Formen psychischer und neuronaler Erkrankungen in die Geschichte ein.

Verena ist eine sehr sympathische Protagonistin, die realistisch dargestellt wird und mit der man gut mitfühlen kann. Ihre Zerrissenheit und ihre Emotionen sind Teil des Geschehens und lassen sie menschlich wirken.
Auch die übrigen Charaktere stehen nicht im Schatten der Hauptfigur: auch diese erhalten meist eine Vergangenheit, die ihre Handlungen nachvollziehbar erscheinen lässt.

Ein großes Thema in diesem Krimi ist auch die Frage nach Schuld oder Unschuld – oder der Schuldfähigkeit. Bei aller Unterhaltung sind hier auch Denkanstöße gegeben.

Gut durchdacht kreuzen, überlagern und finden sich am Ende anfänglich getrennte Handlungsstränge zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Spannung ist durchaus vorhanden, doch sie leidet meines Erachtens etwas unter der Vorhersehbarkeit eines wichtigen Details. Trotzdem weiß das Buch zu fesseln und so habe ich es auch in einem Rutsch durchgelesen.

Dass Verena Irlenbusch diesen Fall heil überstehen wird, ist eigentlich gar keine ernstzunehmende Frage: die Formulierung „Verena Irlenbusch in ihrem ersten Fall – smart, cool und hochsensibel“ impliziert praktisch schon weitere Bücher mit dieser sympathischen Ermittlerin. Und ich freue mich schon drauf!

Fazit:
Ein sehr gut gestrickter Krimi mit emotionalem Hintergrund und lebendig gezeichneten Charakteren – eine Leseempfehlung für alle, die nicht nur nach Nervenkitzel suchen, sondern auch Wert auf das „Drumherum“ legen.

Bewertung:
4,5 Pfoten
5pfoten

Die chinesische Sängerin von Jamie Ford – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Bloomsbury Berlin (31. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827011841
ISBN-13: 978-3827011848
Originaltitel: Songs of Willow Frost

Über den Autor:
Jamie Ford wuchs in der Nähe von Seattles Chinatown auf. Seine chinesischen Verwandten nannten ihn »Ji Mai«, was bald zu »Jamie« wurde. Er ist Absolvent der Squaw Valley Community of Writers. Nach dem Bestseller »Keiko« ist »Die chinesische Sängerin« sein zweiter Roman. Jamie Ford lebt mit seiner Familie in Montana, USA.

Der Klappentext:
Als William auf der Leinwand die chinesische Sängerin erblickt, ist er überzeugt, dass sie seine Mutter ist. Er reißt aus dem Waisenhaus aus, er streift durch die Straßen Seattles, die Konzerthallen und Lichtspielhäuser, er setzt alles daran, sie zu finden.
Wie in seinem Weltbestseller „Keiko“ erzählt Jamie Ford von zwei Menschen, die das Schicksal auseinandergerissen hat, er erzählt von der dramatischen Suche eines Jungen nach seiner Mutter, von Liebe und Vergebung.

Die Geschichte:
William lebt in Seattle im Sacred Heart – Waisenhaus und weiß wenig von seiner Vergangenheit. Seinen Vater kennt er nicht und seine Mutter scheint in einem Sanatorium gelebt zu haben und dort irgendwann verstorben zu sein. Er erhält keine Briefe und keine Besuche.
Doch als die Waisenkinder eines Tages in die Stadt fahren dürfen, um ihren gemeinsamen „Geburtstag“ zu feiern, entdeckt er Plakate, die eine große Live-Show ankündigen: unter anderem ist dort die chinesische Sängerin Willow Frost zu sehen. William ist sich sofort sicher: diese Frau ist niemand anderes als seine geliebte Mutter Liu Song.
Kurz darauf verlässt William zusammen mit der blinden Charlotte das Waisenhaus, um in der Stadt nach seiner Mutter zu suchen. Am Hinterausgang eines Theaters kommt es zu einer folgenschweren Begegnung…

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Jamie Ford nimmt den Leser vollends mit in die Geschichte und damit ins Seattle der Dreißiger- und Vierzigerjahre: eine von Armut und Rassendiskriminierung geprägten Stadt, die mit allerlei Problemen zu kämpfen hat.

Hier begegnen wir dem 12-jährigen William, der seit 5 Jahren im Waisenhaus lebt. Das Leben im Heim wird sehr realistisch geschildert und auch die Protagonisten wirken lebendig und ausdrucksstark.
Nicht nur William, sondern auch seine Freunde sind sehr sympathische Kinder, die die vielfältigsten Schicksale ertragen mussten und müssen. Der historische Hintergrund erscheint gut recherchiert und ist sehr informativ.

Die Geschichte wird in wechselnden Zeiten erzählt: einerseits Williams Suche nach seiner Mutter im Jahr 1934, andererseits die Vergangenheit von 1921 bis 1929. Die Jahreszahlen finden sich immer übersichtlich am Anfang jeden Kapitels.
Dieses Buch hat mich absolut gefesselt und mit seiner emotionalen Erzählweise sehr beeindruckt. Man kann mit den Charakteren mitfühlen, stellenweise sind Taschentücher in greifbarer Nähe ganz hilfreich.

Fazit:
Ein wunderschönes, tragisches, emotionales Buch über eine von Verzicht, Liebe und Aufopferung geprägte Mutter-Sohn-Beziehung!

Bewertung:
5pfoten

Elchscheisse von Lars Simon – Meine Rezension…

Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423215089
ISBN-13: 978-3423215084

Über den Autor:
Lars Simon ist Jahrgang 68 (das erklärt vielleicht einiges, aber nicht alles) und hat nach seinem Studium zuerst lange Jahre als Marketingleiter einer IT-Firma gearbeitet, bevor er als Touristen-Holzhaus-Handwerker mit seiner Familie mehr als sechs Jahre in Schweden verbrachte. Heute lebt er in der Nähe von Frankfurt/Main.

Die komplette Reihe:

Der Klappentext:
„Leben? In Gödseltorp, diesem Drecksnest? Da willst du nicht tot überm Zaun hängen!“ Mein Vater kam gleich zur Sache. Ich auch. Also beschloss ich, das Erbe von Tante Lillemor anzunehmen: Ein Gehöft in Mittelschweden mit knapp vierzig Hektar Nutzwald. Und hatte mir mein Therapeut nicht dazu geraten, wieder mehr der Ur-Mann zu sein, der ich einmal gewesen war? Steinaxt statt iPhone? Gödseltorp, ich komme!

Die Geschichte:
Torsten Brettschneider ist ein recht durchschnittlicher Mittdreißiger mit einem guten Job, Eigentumswohnung, Firmenwagen und einer im Lauf der Jahre etwas abgekühlten Beziehung. Das Besondere an ihm? Eines Tages erhält er die Nachricht aus Schweden, dass er einen großen Bauernhof in einem kleinen Dorf geerbt hat.
Beflügelt von den überschwänglichen Tipps seines besten Freundes Ferdinand, der nebenbei auch noch sein Therapeut ist, beschließt Torsten, das Erbe anzunehmen – und zwar ohne Kompromisse!
Er kündigt seinen Job, kauft sich einen gebrauchten VW-Bus und macht sich auf nach Schweden. Noch in Deutschland trifft er auf den Anhalter Rainer und nimmt ihn mit nach Schweden.
Den Empfang in Gödseltorp hat er sich allerdings anders vorgestellt: irgendwie scheint sich die ganze Dorfgemeinschaft gegen ihn verschworen zu haben. Doch so schnell gibt Torsten nicht auf…

Meine Meinung:
Der einfache, unverschnörkelte Schreibstil von Lars Simon gefällt mir sehr gut, lässt sich schön flüssig lesen.
Seine Charaktere sind herrlich skurril und durchgeknallt, aber dabei trotzdem meistens irgendwie liebenswürdig.
Torsten, der Hauptprotagonist, wirkt größtenteils recht sympathisch, sein Freund Rainer nervt mit der Zeit manchmal ein bisschen durch seine sprachlichen Eigenheiten.

Die Story ist ganz gut durchdacht und endet in einem actionreichen Finale. Leider waren viele der Gags doch sehr vorhersehbar und wirkten deshalb nicht mehr so lustig.
Der Autor wirft mit Klischees und Vorurteilen nur so um sich, aber es handelt sich hier schließlich auch um ein „Comedy-Buch“ und nicht um einen bierernsten Roman.

Mich hat die Geschichte jedenfalls gut unterhalten und ich bin gespannt, wie es mit Torsten, Rainer & Co. weitergeht. Man darf kein Werk der Hochliteratur erwarten, dann wird man von diesem Buch bestimmt nicht enttäuscht werden. Es ist einfache Unterhaltung mit viel Schwedenflair für Zwischendurch!

Fazit:
Humorvolle, leichte Unterhaltung mit skurrilen Charakteren. Die Gags sind manchmal leider recht vorhersehbar, aber ich freue mich trotzdem auf die Fortsetzung, die im November erscheint.

Bewertung:
3,5 Pfoten
4pfoten

Rubinrotes Herz, eisblaue See von Morgan Callan Rogers – Meine Rezension…

Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. Dezember 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426509563
ISBN-13: 978-3426509562

Über die Autorin:
Morgan Callan Rogers, Jahrgang 1952, wuchs an der Küste von Maine auf, wo auch ihre Geschichten spielen. Heute lebt sie in Maine und in South Dakota.

Über die Reihe:
Die Geschichte von Florine wird in zwei Büchern erzählt:

Der Klappentext:
Ein Fischerdorf an der Küste Maines, am nordöstlichsten Zipfel der USA. Dicht an dicht schmiegen die Häuser sich an die Granitfelsen.
Florine lebt geborgen bei ihren Eltern und ihrer Großmutter inmitten der Gemeinschaft der Familien, die hier seit Generationen auf Hummerfang gehen. Die kleinen Reibereien zwischen ihrer lebenshungrigen Mutter Carlie und dem bodenständigen Vater können das Leben der Elfjährigen nicht ernsthaft erschüttern.
Bis Carlie eines Tages spurlos verschwindet. Alle Nachforschungen scheinen ins Leere zu laufen. Die Frage, ob ihre Mutter Opfer eines Verbrechens wurde oder freiwillig ging, wird Florine in den folgenden Jahren ständig begleiten. Sie kann nicht fassen, dass der Alltag um sie herum weitergeht, und gibt das Warten auf Carlies Rückkehr nicht auf. Doch langsam, fast unbemerkt, holt das Leben auch Florine wieder ein, mit all seinen Rückschlägen und all seinen Verheißungen – und schließlich mit voller Wucht.

Meine Meinung:
Das Buch stand schon lange in meinem Bücherregal und hin und wieder habe ich das wunderschöne Cover bewundert, aber gelesen habe ich es nie. Doch jetzt darf ich bald an einer Leserunde zu „Eisblaue See, endloser Himmel“ teilnehmen und da war es natürlich klar, dass ich vorher noch schnell Teil 1 der Reihe lesen musste.
Und jetzt frage ich mich wirklich, warum ich es nicht schon viel früher gelesen habe: es ist so ein tolles Buch!

Florine, ihre Familie und ihre Freunde sind so liebenswürdige, wundervoll gestaltete Charaktere, die man als Leser einfach gernhaben muss.
Wir dürfen an Florines Leben teilhaben bis zur Schwelle zum Erwachsensein. Es sind lustige, tragische, emotionsgeladene, spannende, aber auch alltägliche Momente, die die Protagonisten erleben. Man hat als Leser immer das Gefühl, ein Teil des Ganzen zu sein und bleibt nicht außen vor. Mich hat die Geschichte sehr gefesselt und ich habe das Buch praktisch an einem Stück gelesen.
Florine ist ein aufgewecktes, liebenswürdiges Mädchen, das durch das plötzliche Verschwinden ihrer Mutter grausam aus ihrem sorglosen Dasein gerissen wird. Dadurch entwickelt sie eine gewisse Härte und ein großes Durchsetzungsvermögen, das sie auch braucht, um die weiteren Jahre zu bestehen.
Wir dürfen an Kinderstreichen teilhaben, später die widersprüchlichen Gefühle der Pubertät mit Florine und ihren Freunden teilen und schließlich die aufregende erste Liebe erleben.
Der Schreibstil der Autorin ist einfach toll: manchmal fast etwas poetisch, stellenweise so witzig, dass man einfach lachen muss.

„Der Frühling stieß gegen den Sommer, entschuldigte sich und eilte weiter. Wir sahen zu, wie der erste Mensch auf dem Mond landete, staunten über dieses Wunder, und dann war es vorbei, und wir alle landeten wieder auf der Erde.“
Zitat Seite 264

Fazit:
Diese Geschichte hat einfach alles, was man sich von einem guten Buch wünscht: etwas Spannung, sympathische Charaktere, viel Gefühl und eine fesselnde Story. Jetzt freue ich mich sehr auf die Fortsetzung!

Bewertung:
5pfoten

Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker von Renate Bergmann – Meine Rezension…

Audio CD
Verlag: Der Audio Verlag (1. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3862314545
ISBN-13: 978-3862314546

Wer die Facebookseite von Renate Bergmann witzig findet, kann sich ruhigen Gewissens auch das (Hör)Buch kaufen. Kuckt doch mal rein!

Über die Autorin / den Autor:
Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin. Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet: Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit diesem Buch jetzt die ganze analoge Welt.

Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann, der vom Leben einer Online-Omi erzählt, entwickelte sich zum Internet-Phänomen. „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“ unter dem Pseudonym Renate Bergmann ist seine erste Buch-Veröffentlichung.
Quelle: Amazon.de

Die Kurzbeschreibung:
Renate Bergmann ist 82, fährt Rollator und hat „den Krieg nicht überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen“. Sie ist vierfach verwitwet und fährt im Sommer quer durch die Stadt, um alle Gräber zu pflegen. Die restliche Zeit verbringt sie mit ihrer besten Freundin Ilse und deren Ehemann Kurt. Zusammen jagen sie Schnäppchen, mischen den Berliner Verkehr auf und futtern sich bei fremden Beerdigungen durch. Seit ihr Neffe Stefan ihr sein altes Handy geschenkt hat, lässt Renate auch den Rest der Welt an ihrem Leben teilhaben: Auf Twitter und Facebook unterhält sie tausende Fans mit ihren Weisheiten rund um Häkeldeckchen und Buttercremetorte. Ein urkomisches Hörvergnügen, gelesen von Marie Gruber.

Meine Meinung:
Erst mal der löbliche Teil: Marie Gruber hat ihre Sache wirklich super gemacht, man nimmt ihr die alte Dame absolut ab. Alles klingt sehr authentisch und wirklich nach einer Seniorin! Prima gesprochen!

Dann zum weniger löblichen Teil: Renate Bergmann nervt! Leider muss ich das so sagen, denn wirklich erfreuen konnte ich mich nicht an ihren „Gags“. Wie andere Leser / Hörer bei diesem Buch ständig laut lachen können? Ich kann es echt nicht nachvollziehen…

Mit „Online“ oder „Twitter“ hat das Buch auch nicht viel zu tun. Es wird zwar anfangs erklärt, wie sie das alte Handy des Neffen bekommen hat und er ihr dann nach einigen Querelen eigene Accounts bei Facebook und Twitter einrichtet, aber danach folgen eigentlich nur noch Geschichten aus ihrem Leben, die sie ausführlich erzählt.
Die eigentlichen „Tweets“ sind in der Hörbuchversion schlecht erkennbar.

Tja, warum fand ich das nicht lustig? Weil Renate mir schon mal ziemlich unsympathisch ist! Sie ist so eine nervige alte Frau, die ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen, die an der Kasse absichtlich lange nach Kleingeld sucht, die skrupellos bei Beerdigungen Essen stiehlt, die kein gutes Haar an ihrer Tochter lässt und die den Nachbarn auf den Geist geht mit ihrer Aufdringlichkeit. Renate und ich würden auch im echten Leben keine Freunde, denn für sie wäre ich sicher eine „liederliche Person“… das Wort „liederlich“ konnte ich irgendwann schon nicht mehr hören.

Es gab wenig wirklich lustige Passagen, dafür viele Uralt-Witze (wie z. B. über die Körpergröße von Philipp Lahm) und schon tausendmal gehörte Dinge, wie das typische „Ins-Taschentuch-spucken-und-dem-Kind-den-Mund-abwischen“.
Dann gab es auch noch Sachen, die so an den Haaren herbeigezogen waren, dass es schon fast weh tat: auf einer Kreuzfahrt beim Landgang Tupperdosen kaufen, um anschließend das Buffet zu plündern und die Wurst per Post nach Hause zu schicken?!? Naja…
Die Gags wurden einem irgendwie so ins Gesicht geschleudert, ich mag da eher den feinen, ironischen Humor, der nicht mit dem Holzhammer daherkommt.

Was ich allerdings nicht verstehen kann: viele Leser regen sich darüber auf, dass „Renate Bergmann“ ein fiktiver Charakter ist. Über so etwas habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, denn ich bin niemals davon ausgegangen, dass hier wirklich eine Ü80-Frau am Werk ist. Dafür stecken viel zu viele Widersprüche in diesem Buch: einerseits will Renate ja ernst genommen werden und betont ständig, was sie doch für ein korrekter, toller Mensch ist, andererseits macht sie sich ständig lächerlich mit diversen Aktionen. Ganz abgesehen von den vielen krampfhaft falsch ausgesprochenen Begriffen, was sowieso keiner ernst nehmen kann: auch in diesem Alter kennt man sicher eine „Jeans“ oder den „ADAC“ und kennt Wörter, wie „Toyota“, „Rosamunde Pilcher“, „Internet“ oder „CD-Spieler“.

Positiv sind noch einige Passagen anzumerken, die mich an meine eigene Kindheit erinnert haben, obwohl ich nicht mal halb so alt bin wie Renate: die Erzählungen über „die gute Stube“ zum Beispiel. Außerdem konnte Renate am Ende noch etwas an Sympathie gewinnen, als sie von ihren Tierheimkatzen berichtet.

Fazit:
Meistens leider sehr alte Gags, die dem Leser / Hörer mit wenig Feingefühl präsentiert werden. Vieles war auch sehr weit hergeholt und insgesamt wirkt Renate nicht besonders authentisch. Sympathie konnte ich für die Frau Bergmann leider auch wenig entwickeln.

Bewertung:
2,5 Pfoten
3pfoten