Ihr unschuldiges Herz von Richard Hagen – Meine Rezension …

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (17. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442377870
ISBN-13: 978-3442377879
Autor: Richard Hagen

Der zweite Teil der Reihe:

Die Geschichte:
Die Kinderärztin Sieglinde Reichard wird tot in einem Weinberg gefunden, ihr Herz hat der Mörder mitgenommen. Staatsanwältin Inga Jäger und Kriminalhauptkommissar Kai Gebert tappen lange im Dunkeln und haben zunächst nur den Ehemann als Hauptverdächtigen im Visier. Doch dann wird klar, dass es sich nicht um eine Einzeltat handelt, denn es hat in der Vergangenheit weitere tote Frauen gegeben, die auf die gleiche Art und Weise starben. Was steckt wirklich dahinter?
Bei ihren Ermittlungen stößt Inga plötzlich auf Widerstände: ausgerechnet ihr eigener Chef verbietet ihr, eine Spur in die Vergangenheit weiter zu verfolgen. Doch sie lässt sich nicht beirren und bringt unglaubliche Gräueltaten ans Licht, die viele Menschen am liebsten für immer vergessen würden …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich extrem gefesselt und das lag nicht nur an dem erschreckenden Hintergrund, den der Autor für diesen Krimi gewählt hat.

Auch der Schreibstil ist einfach toll: glaubwürdige Dialoge, eine lebendige Atmosphäre und viel Wissenswertes über die Region und deren Besonderheiten.

Die beiden Hauptpersonen Inga und Kai sind ein tolles Team, auch wenn sie sich zu Beginn erst einmal zusammenraufen müssen. Danach ist ihr Umgang miteinander einfach super und wirkt sehr realistisch: kleine Neckereien und zwischendurch auch mal ein paar Konflikte – wie im richtigen Leben! Ich mag die beiden Charaktere sehr gerne und hoffe, dass sie noch ganz viele Fälle gemeinsam lösen werden!
Es waren auch noch einige andere interessante und liebenswürdige Figuren dabei, die teilweise auch im Folgeband wieder eine Rolle spielen.

Der Kriminalfall ist zunächst noch sehr undurchsichtig, dann wird immer deutlicher, dass der Ursprung der Morde in der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegt. Gut recherchiert bringt uns der Autor in dieser fiktiven Story erschreckende reale Ereignisse näher, die allein schon für Gänsehaut sorgen. Dazu präsentiert er uns noch einen echten Showdown, der nach der ohnehin schon spannenden Erzählung einen passenden Abschluss bildet. Die Geschichte ist actionreich und mit manchmal auch etwas blutigen Passagen, doch Richard Hagen hat es nicht nötig, bei Ekelszenen unnötig ausführlich zu werden, um damit den nötigen Thrill zu erzeugen.

Fazit:
Ein erschreckendes Hintergrundthema, das super durchdacht in einen spannenden Krimi mit sympathischen Ermittlern gepackt wurde … klare Leseempfehlung!

Bewertung:
5pfoten

Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronsky – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (17. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462048023
ISBN-13: 978-3462048025
Autorin: Alina Bronsky

Die Geschichte:
Baba Dunja ist eine über 80-jährige Frau, die unfreiwillig über Landesgrenzen hinweg zu einer kleinen Berühmtheit wurde – und das nur, weil sie in hohem Alter in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Allerdings muss man erwähnen, dass besagtes Dorf Tschernowo leider sehr nahe an Tschernobyl liegt und damit in der „Todeszone“, die noch immer stark radioaktiv verstrahlt ist.
Im Lauf der Zeit gesellten sich weitere Bewohner zu Baba Dunja und so lebt sie nun mit einer Handvoll Leute in einer etwas seltsamen Dorfgemeinschaft, in der sogar die Verstorbenen noch sehr präsent sind. Man könnte das Ganze fast schon als „Idylle“ bezeichnen, doch dann tauchen zwei Fremde in Tschernowo auf – und Baba Dunjas kleine Welt zerbricht …

Meine Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, denn die Leseprobe auf vorablesen hat mich absolut überzeugt.
Schon nach wenigen Sätzen habe ich mich in den ironisch-witzig-lockeren Schreibstil von Alina Bronsky verliebt. Gleich auf der ersten Seite brachten mich Baba Dunjas Gedanken über den Hahn der Nachbarin zum Schmunzeln:

„Seine innere Uhr ist durcheinander, schon immer gewesen, aber ich glaube nicht, dass es mit der Strahlung zu tun hat. Man kann sie nicht für alles, was blöd zur Welt kommt, verantwortlich machen.“ (Seite 5)

Herrlich skurrile Charaktere machen dieses Buch zu etwas Besonderem, doch vor allem geht es natürlich um Baba Dunja, die uns die Geschichte außerdem aus ihrer Perspektive erzählt. Sie war mir gleich sympathisch, denn sie ist bescheiden, hilfsbereit, klug und hat viel Sinn für schwarzen Humor.
Ihre Nachbarin Marja ist eine tierliebe, schrullige Frau, die gegen jedes Wehwehchen die passende Pille parat hat.
Sie und noch einige andere Figuren habe ich auch sehr schnell ins Herz geschlossen.

Zunächst dreht sich alles um das etwas einsame Leben in Tschernowo und wie es dazu kam. Wir erfahren auch, dass Baba Dunja zwei Kinder hat: ihr Sohn lebt in Amerika und ihre Tochter ist Ärztin in Deutschland. Außerdem hat sie eine Enkelin, die sie allerdings noch nie im Leben gesehen hat.
Die wirklich witzigen Szenen finden sich eher am Anfang des Buches, dann kippt das Ganze etwas ins Tragische und der Ton wird ernster. Mir hat die Story sehr gut gefallen und sie konnte mich so fesseln, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf das Ende: es ist mir viel zu offen und lässt so viele meiner Fragen unbeantwortet. Wer von den Dorfbewohnern ist noch da, wo ist Laura und was ist aus Glascha geworden? Ein kleiner Epilog hätte wenigstens ein wenig Licht ins Dunkel bringen können.

Fazit:
Trotz des offenen Endes eine klare Leseempfehlung: witzig, liebenswert, herzlich und herrlich skurril!

Bewertung:
4pfoten