FINSTERAU von Andrea Maria Schenkel – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH; Auflage: 1. Auflage, (29. Februar 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3455403816
ISBN-13: 978-3455403817
Autorin: Andrea Maria Schenkel

Die Geschichte:
Finsterau ist ein kleines Dorf im Bayerischen Wald und dort wird 1947 der ärmliche Hof der Zauners zu einem schrecklichen Tatort. Die 24-jährige Afra und ihr kleiner Sohn wurden mit Messerstichen und Beilhieben getötet, als Hauptverdächtiger wird Johann Zauner verhaftet. Seine Aussagen sind wirr und widersprüchlich, aber vieles spricht gegen ihn und er wird verurteilt.
Erst viele Jahre später bricht ein anderer Mann sein Schweigen und plötzlich erscheint alles in einem anderen Licht …

Meine Meinung:
Dieser (Kurz-)Krimi lässt sich problemlos am Stück lesen und er weiß auch durchaus zu fesseln, aber mir fehlte trotzdem etwas.
Grundlage ist ja ein reales Verbrechen, dessen Eckdaten wir aber auch in einem Nachwort nicht erfahren. Es bleibt also nur die Erzählung und diese wird in kurzen Kapiteln aus Sicht verschiedener Beteiligter geschildert. Dabei lässt die Autorin viele örtlich und zeitlich typische Begriffe einfließen und ihre Dialoge wirken durch den Dialekt auch sehr glaubhaft. Sie stellt die Lebensbedingungen der Familie recht anschaulich dar.

Mir fehlten trotzdem die Emotionen, die Distanz zu den Charakteren konnte ich einfach nicht überwinden. Der berichtsähnliche Stil und die Beschränkung auf das Nötigste lassen das irgendwie nicht zu.
Die Story zeigt aber schön, wie kleine Details zu großen Missverständnissen führen können und zu welchen Ergebnissen ein Schweigen an der falschen Stelle führen kann.

Das Ende wird dann relativ schnell abgehandelt und vieles bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Hier hätte ich mir schon gewünscht, dass man noch etwas mehr erfährt.

Fazit:
Eine eher im Berichtsstil erzählte Kriminalgeschichte, die sich zwar gut lesen lässt, aber aufgrund der fehlenden Emotionen nicht lange im Gedächtnis haften bleibt.

Bewertung:
3pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 36 ab.

TOTENGEBET von Elisabeth Herrmann – Meine Rezension …

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (15. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442482496
ISBN-13: 978-3442482498
Autorin: Elisabeth Herrmann

Die gesamte bisherige „Joachim Vernau“-Reihe:

Die Geschichte:
Der Berliner Anwalt Joachim Vernau kommt nach einer Schlägerei im Krankenhaus zu sich und leidet unter einer vorübergehenden Amnesie. Nur bruchstückhaft kommen die Erinnerungen an die Ereignisse wieder zurück, doch diese sorgen eher noch für mehr Verwirrung.
Eine junge Frau hat ihn aufgesucht, die ihm nur allzu vertraut vorkam. Doch nicht deshalb, weil er sie wirklich kannte, sondern weil er mit deren Mutter Rebecca zusammen im Jahr 1987 für wenige Monate in einem Kibbuz in Israel gelebt und gearbeitet hat. Sie stellte sich als Rachel vor und erzählte ihm vom tragischen Tod ihrer Mutter, den sie nun aufzuklären gedachte.
Doch was hat Rachel mit der Schlägerei zu tun, bei der Vernau angeblich seinen jüdischen Bekannten Rudolph Scholl angegriffen haben soll? Und warum ist die junge Frau plötzlich spurlos verschwunden?
Kurz darauf kommt es noch schlimmer: Scholl stürzt von seinem eigenen Balkon in den Tod und Vernau war dessen letzter Besucher. Marie-Luise übernimmt seine anwaltliche Vertretung, doch ausgerechnet Joachim hat wenig Vertrauen in die Justiz und beschließt, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Er reist nach Tel Aviv und begibt sich auf Spurensuche in seiner eigenen Vergangenheit – und vor allem muss er Rachel finden.
Dabei öffnet er alte Wunden bei einigen Menschen, die diese Einmischung nicht so einfach hinnehmen wollen. Joachim stolpert von einer gefährlichen Situation in die nächste – und Rachels Rolle in der Geschichte ist auch alles andere als klar.

Meine Meinung:
Zunächst möchte ich mich gleich einmal in aller Form bei Elisabeth Herrmann entschuldigen. Bestimmt nicht, weil ich das Buch gleich schlecht bewerten werte, sondern eher im Gegenteil. Sie hat viel Herzblut in diese Geschichte gesteckt, ausgiebig recherchiert und bestimmt viele Monate daran geschrieben – … und ich? Lese dieses wundervolle Buch einfach mal so an einem Tag und warte jetzt schon wieder sehnsüchtig auf Nachschub. Aber ein bisschen hat sie natürlich auch selbst Schuld: wäre es nicht so fesselnd gewesen, müsste ich jetzt sicher nicht die ganze Hausarbeit morgen machen! 🙂

Im inzwischen fünften Teil der Reihe muss Joachim wirklich kräftig einstecken. Das tat mir wirklich leid, denn er ist doch so ein sympathischer, liebenswürdiger Charakter. Durch seine Hilfsbereitschaft manövriert er sich aber immer wieder in Situationen, die alles andere als gut für ihn sind.
Glücklicherweise ist er nicht alleine: seine Ex-Kanzleipartnerin Marie-Luise steht ihm mit Rat und Tat zur Seite, wenn auch dieses Mal meistens räumlich sehr weit voneinander getrennt.
Und natürlich dürfen sich die Stammleser auch über ein Wiedersehen mit Vernaus Mutter Ingeborg und ihrer Freundin Hüthchen freuen, die zwischendurch wieder für einige Schmunzelszenen sorgen.

Einige aufmunternde Momente sind auch nötig in der atemlosen, spannenden Story, in der Joachim oft nicht mehr weiß, wer Freund oder Feind ist. Je mehr er in der Vergangenheit stochert, desto undurchsichtiger wird die Sache. Und es veranlasst den immer noch ledigen Anwalt auch dazu, sich Gedanken über sein Leben zu machen. Wie würde seine Gegenwart aussehen, wenn damals in Israel einiges anders gelaufen wäre?

Wer die Bücher von Elisabeth Herrmann bereits kennt, der weiß, dass sie immer gerne Themen aufgreift, die ihr persönlich am Herzen liegen. Sie verbindet beispielsweise Geschichtliches aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges mit ihren fiktiven Stories. So auch hier in Totengebet und das fand ich wieder ungemein interessant.
Joachim Vernau besucht eine Seniorin im Altenheim und bei dieser Gelegenheit wird etwas angesprochen, was bei genauerem Überlegen nur allzu logisch ist. Viele Holocaust-Überlebende, die damals aus Deutschland flüchten konnten und ihr weiteres Leben im Ausland verbrachten, werden im Alter wieder von den Schrecken ihrer Vergangenheit heimgesucht und verfallen sogar wieder zurück in ihre alte Muttersprache. Man kann das ja oft bei sehr alten Menschen beobachten: das Kurzzeitgedächtnis wird unzuverlässig, aber an lange zurückliegende Ereignisse können sie sich plötzlich wieder lebhaft erinnern. Eine grausame Vorstellung …

Über fehlende Action in dieser Geschichte kann man sich ebenso wenig beklagen wie über einen Mangel an Verdächtigen, die kräftig für Verwirrung, falsche Spuren und einige Überraschungen sorgen. Fast möchte ich diesen „Kriminalroman“ eher als handfesten „Thriller“ bezeichnen, denn er hat alles, was man sich davon erwarten würde: Hochspannung von Anfang bis zum Ende und einen Protagonisten, der mehr als einmal in Todesgefahr gerät. Für Joachim wünsche ich mir, dass er im nächsten Teil wieder etwas schonender behandelt wird. 🙂

Durch Vernaus Reise nach Israel lernen wir auch noch einiges über dieses interessante Land und dürfen mit ihm am Strand spazieren gehen, aufregende Städte erkunden und im Kibbuz nach den Spuren der Vergangenheit suchen. Ständig hatte ich eine lebendige Vorstellung der Schauplätze im Kopf und konnte die heiße Sonne beinahe auf der Haut spüren. Elisabeth Herrmanns wundervoller, atmosphärischer Schreibstil macht es leicht, mit Haut und Haar in die Geschichte einzutauchen und alles andere vorübergehend auszublenden.

Fazit:
Eine spannende Geschichte mit vielen Irrwegen und Verstrickungen, die so zu fesseln vermag, dass ich sie in einem Rutsch lesen musste. Jetzt bleibt mir nur das Warten auf das nächste Buch mit Joachim Vernau, auf das ich mich schon sehr freue!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 7 ab.

NEVER SAY ANYTHING von Michael Lüders – Meine Rezension …

Taschenbuch: 367 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (8. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406688926
ISBN-13: 978-3406688928
Autor: Michael Lüders

DOWNLOAD der Leseprobe (PDF)

Die Geschichte:
Die deutsche Journalistin Sophie Schelling reist nach Marokko, um dort in einem entlegenen Bergdorf ein außergewöhnliches Bauwerk zu dokumentieren. Ein Mann hat dort eine freistehende „Himmelstreppe“ gebaut. Sophie und ihr Begleiter Hassan werden von den Einwohnern freundlich aufgenommen und kurze Zeit später Zeugen eines ungeheuren Anschlags.
Nur mit enormem Glück und der Hilfe von Verbündeten überlebt Sophie den Angriff und kann später ihren Kollegen in Berlin davon berichten. Doch sie stößt auf sehr geteilte Reaktionen: Ablehnung, Misstrauen, Angst und Unverständnis überwiegen leider das positive Feedback. Sie wird in der Redaktion zunehmend ausgegrenzt und gemieden.
Doch Sophie lässt sich davon zunächst nicht beeindrucken: sie veröffentlicht ihre Informationen auf eigene Faust und tritt damit eine wahre Lawine los. Eine Hetzjagd auf sie beginnt, bei der sie nie weiß, aus welcher Richtung der nächste Schlag gegen sie kommt.
Glücklicherweise findet sie auch in dieser schier ausweglosen Situation gegen übermächtige Gegner wertvolle Verbündete: ihre Nachbarin Helga, ihr Bruder Wolfgang und einige andere Menschen stehen ihr bei. Doch deren Ratschläge fallen sehr unterschiedlich aus: einige raten ihr zum Weitermachen, andere sehen darin ihren baldigen Tod. Wie wird sich Sophie entscheiden?

Meine Meinung:
Dieses Buch liest sich beinahe von selbst, so kommt es einem zumindest vor: man merkt kaum, wie schnell man die Seiten umblättert. Die Story ist so fesselnd und spannend, dass man nicht aufhören möchte mit dem Lesen.

Sehr deutlich merkt man, dass der Autor über ein umfangreiches Hintergrundwissen verfügt, denn alles wirkt leider nur allzu realistisch. Er hat bereits einige Sachbücher verfasst und man ist geneigt, ihm auch das Geschehen in diesem fiktiven Thriller in weiten Teilen zu glauben. Welche Interessen stecken wirklich hinter dem weltweiten Kampf gegen den Terror? Und warum sind unschuldige zivile Opfer nichts als unwichtiger Kollateralschaden in den Augen der Kriegstreiber?

„Macht und Lüge verhielten sich zueinander wie Geschwister, aber es kam selten vor, sie in flagranti beim Inzest zu erwischen.“ Seite 265

Die Themen, die hier aufgegriffen werden, sind erschreckend und nur allzu real. Beispielsweise die Überwachung der Bevölkerung, die einerseits natürlich auch guten Zwecken dienen kann (z. B. der Verbrechensbekämpfung), kann genauso gut auch für gegensätzliche Zwecke missbraucht werden. In unserer inzwischen global vernetzten Welt ist es für Profis leicht, elektronische Geräte zu manipulieren und sie gegen uns einzusetzen: Handys, Computer oder sogar die Bordelektronik neuerer Fahrzeuge können gehackt werden.
Dem Terror mit Bomben, Schusswaffen und Selbstmordattentaten steht eine andere Art von Terror gegenüber: der moderne Cyberkrieg mit Satellitenüberwachung, Drohnenangriffen und umfassender Überwachung, um möglichen Tätern auf die Spur zu kommen. Nur eines ist dabei sicher: die Verlierer sind meist unschuldige Menschen, die mit beiden Seiten gar nichts zu tun haben.

So ist auch Sophie zum Opfer geworden und sie schlägt sich wirklich tapfer, wenn man bedenkt, was sie erlebt hat. Auf mich wirkte sie sehr authentisch und sympathisch, sie ist eine Protagonistin, mit der man wirklich mitfühlt. Auch unter ihren Mitstreitern sind einige liebenswürdige Charaktere, die ebenso lebendig beschrieben werden wie Sophie.
Die gleiche Liebe zum Detail zeigt der Autor auch bei der Schilderung der Schauplätze. Alles ist wunderbar vorstellbar: von der Wüste in Marokko über prächtige Häuser im In- und Ausland bis hin zu verschneiten Landschaften in Norwegen.

Die Geschichte ist spannend vom Anfang bis zum Ende, wobei die Spannung nicht nur einigen actionreichen Szenen zu verdanken ist, sondern es ist vielmehr die ständige Unsicherheit, wem man trauen kann und wem nicht. Sophie erlebt Angriffe ganz verschiedener Art, teilweise nur sehr lästige, aber zunehmend auch lebensgefährliche. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem unbedingten Wunsch, die Wahrheit ans Licht zu bringen und der Sehnsucht nach ihrem früheren, sicheren Leben. Dieser Zwiespalt ist sehr gut spürbar und nachvollziehbar für den Leser und man fragt sich unweigerlich, wie man sich selbst entscheiden würde …

Fazit:
Ein sehr packender, spannender Thriller mit leider nur allzu aktuellem Hintergrund, den ich gerne weiterempfehle!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 13 ab.

DIE KRONE DES SCHÄFERS von Terry Pratchett – Meine Rezension …

MP3 CD
Verlag: der Hörverlag; Auflage: Ungekürzte Lesung (9. November 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3844520627
ISBN-13: 978-3844520620
Übersetzerin: Regina Rawlinson
Autor: Terry Pratchett

Die gesamte „Tiffany Weh“-Reihe:

Die Geschichte:
Die junge Hexe Tiffany Weh hat es alles andere als leicht im Leben. Im Kreideland ist sie schwer beschäftigt mit ihren täglichen Aufgaben, bei denen sie unter anderem in die Rolle von Hebamme, Ärztin, Köchin, Krankenpflegerin, Seelsorgerin oder Tierärztin schlüpft. Ständig bewacht und begleitet wird sie dabei von ihren Freunden, den „Wir sind die Größten!“: kleine, blaue, kilttragende Kobolde.
Als Tiffany aufgrund eines Todesfalles auch noch ein zweites Hexenrevier übernehmen muss, steht sie am Rande des Zusammenbruchs. Doch damit nicht genug: hinter den leider etwas durchlässig gewordenen Grenzen zwischen den Welten braut sich etwas zusammen. Grausam, gnadenlos, blutdürstig und voller Niedertracht wartet dort ein ganzes Volk darauf, die Menschen zu vernichten.
Kann Tiffany die Invasion aufhalten und wird sie als Junghexe von den alten Kolleginnen akzeptiert?

Meine Meinung:
Leider ist dies ja das letzte Buch von Terry Pratchett, der viel zu früh mit nur 66 Jahren im März 2015 verstorben ist.
Wahrscheinlich liest bzw. hört man dieses Buch irgendwie anders, so ging es zumindest mir: es ist ein Abschluss, der eigentlich noch keiner hätte sein sollen. Und dieses Gefühl hat mir die Geschichte an extrem vielen Stellen vermittelt.
Den Grundtenor empfand ich eher als melancholisch, problembeladen und manchmal fast schon deprimierend. Keine Spur von heiterer Leichtigkeit und zum Lachen gab es sehr wenig.

Tiffany ist inzwischen zwar erwachsen geworden, aber die meisten Menschen und die übrigen Hexen betrachten sie immer noch als „Mädchen“, was sie doch oft nervt. Leistet sie doch extrem gute Dienste als vollwertige Hexe – und diese Aufgaben werden sehr ausführlich geschildert. Ob das nun Hilfe bei Altersgebrechen ist, das Schneiden von knallharten Zehennägeln, Geburten und die folgende Sorge um die Kleinen inkl. Nachhilfe in Erziehungsdingen für unfähige Eltern oder das Heilen aller möglicher Wehwehchen bei Mensch und Tier: alles erledigt Tiffany zuverlässig und ohne Klagen, fast bis zur Selbstaufgabe.
Das war mir an einigen Stellen leider schon zu viel des Guten, denn Tiffany ist immerhin eine Hexe und könnte sich mit etwas Magie das Leben deutlich erleichtern. In unserer Welt würde man sagen, dass sie die Schwelle zum „Burnout“ praktisch schon überschritten hat, trotzdem will sie fast zwanghaft alles alleine schaffen und wirkt damit oft ziemlich verbissen. Manchmal war diese Selbstverleugnung echt zu heftig und ich hätte mir für Tiffany viel mehr Liebe, Freizeit und Freude am Leben gewünscht.

Die Geschichte ist auch ein Wiedersehen mit vielen anderen liebgewonnenen Figuren der Scheibenwelt: Oma Wetterwachs, Nanny Ogg, TOD, die Katze „Du“, die Hunde „Donner“ und „Blitz“, Tiffanys Familie, die „Größten“ und viele mehr tauchen darin auf.
Toll fand ich den jungen Gottfried, der aus hohem Haus stammt, aber so ganz anders ist, als ihn sich sein Vater gewünscht hat. Er ist Vegetarier, lehnt die Jagd ab und zieht einen kleinen Ziegenbock groß, der sonst keine Chance gehabt hätte zu überleben. Ein wundervoller Charakter, der in dieser eher traurigen Story oft ein Lichtblick für mich war. Von ihm stammt auch die geniale Erfindung des „Männerschuppens“: ein Rückzugsort für junge und alte Männer, an dem sie ihren Interessen nachgehen und ihren Ehefrauen aus dem Weg gehen können.

Zunächst geht es um das Hexenhandwerk und einen großen Abschied, doch dann dreht sich alles um die bevorstehende Gefahr, die auf die Menschen lauert. Es bilden sich ungewöhnliche Allianzen, neue Waffen werden erfunden und überhaupt befindet sich die Scheibenwelt im Wandel. Die Technisierung nimmt ihren Lauf und neuerdings durchziehen Eisenbahnschienen das Land. Der Abschied von Altem, Gewohntem ist genauso Thema wie die Überlegungen, was nach dem Tod auf uns warten mag.

Fazit:
Trotz aller Sentimentalitäten und Melancholie hat mich auch das letzte Buch von Terry Pratchett gut unterhalten. Man merkt wohl, dass er sicher noch vieles ergänzt und an einigem gefeilt hätte, wenn ihm die Zeit dazu geblieben wäre, aber es ist auch toll, so wie es ist.

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 14 ab.

THE WIDOW von Fiona Barton – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Bantam Press (14. Januar 2016)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0593076214
ISBN-13: 978-0593076217
Autorin: Fiona Barton

Die Geschichte:
Vor mehr als drei Jahren verschwand die kleine Bella spurlos aus dem heimischen Garten, während ihre Mutter mit Hausarbeiten beschäftigt war. Die Ermittlungen von Detective Bob Sparkes liefen zunächst ins Leere, es vergingen viele Wochen ohne Ergebnis. Doch dann erhielt die Polizei einen Hinweis, der sie zu Glen Taylor führte. Er hielt sich mit seinem Lieferwagen zum Tatzeitpunkt in der Gegend auf und seine Aussage wirkte wenig glaubhaft. Doch seine Frau Jean bestätigte sein Alibi und Bob und sein Team suchten verzweifelt nach Beweisen für Glens Schuld. Eine Medienhetzjagd auf Glen und seine Familie begann und sollte noch lange anhalten.
Fast vier Jahre später wird Bella immer noch vermisst und Glen ist tot: von einem Bus überfahren. Seine Witwe Jean wird von Reportern belagert, doch nur eine dringt zu ihr durch: Kate Waters kann Jean zu einem Exklusivinterview überreden. Wird die Witwe jetzt ihr Schweigen brechen? Was weiß sie über Bellas Verschwinden?

Meine Meinung:
Dieses Buch wird auf dem Titel als „The ultimate psychological thriller“ angekündigt, zitiert wird dabei Lisa Gardner, deren Thriller ich immer absolut toll finde. Meine Erwartungen waren also schon sehr hoch … und leider konnte das Buch sie letztendlich nicht erfüllen.

Der Aufbau des Thrillers sagt schon sehr viel darüber aus, was hier wohl im Fokus stehen soll. Die relativ kurzen Kapitel sind jeweils mit bestimmten Personen überschrieben: z. B. „The Widow“, „The Reporter“ oder „The Detective“. Die Kapitel über die Witwe Jean werden außerdem aus ihrer Sicht erzählt. Das Datum ist ebenso Teil der Überschrift, da die Erzählung oft zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt.
Es stehen also die involvierten Personen im Vordergrund der Story, ihre Gefühle und ihre Gedanken.
Der verzweifelte Detective Bob, der den Fall „Bella“ schnell zu einer persönlichen Sache erklärt und nicht eher ruhen kann, bis er die Wahrheit herausgefunden hat. Dabei nimmt er vieles in Kauf, ermittelt sogar heimlich und kann auch im Privatleben niemals abschalten.
Die forsche Reporterin Kate, bei der man nie so genau weiß, ob sie wirklich Mitgefühl empfindet für ihre Interviewpartner, oder ob es ihr nur um eine gute Story geht mit möglichst viel Publicity.
Die trauernde und niemals aufgebende Mutter von Bella, die versucht, die Presse für ihre Zwecke zu nutzen.
Der Verdächtige Glen, der von Anfang an wenig sympathisch wirkt und der seine Frau Jean sehr gut „unter Kontrolle“ hat.
Und natürlich die titelgebende Hauptperson: Jean, die Witwe. Sie ist ein sehr undurchsichtiger Charakter: einerseits die devote Ehefrau, aber andererseits wirkt sie auch wieder recht stark und selbständig.

Wenn die agierenden Personen so im Vordergrund stehen, dann wäre es hilfreich, wenn man wenigstens zu einer Figur eine nähere Beziehung aufbauen könnte. Leider gelang mir das nicht wirklich, es gab niemanden, der mir uneingeschränkt sympathisch gewesen wäre. Am ehesten noch Detective Sparkes – und natürlich die arme kleine Bella.

Neben den Einblicken in das Leben dieser Menschen spielen die Ermittlungsarbeiten eine große Rolle in dieser Geschichte. Sehr ausführlich begleiten wir Detective Sparkes und sein Team dabei, wie sie versuchen, einen Schuldigen für Bellas Verschwinden zu finden. Manchmal war mir das alles zu ausführlich, ich hatte das Gefühl, irgendwie nicht vorwärts zu kommen. Aber das mag durchaus beabsichtigt sein, denn es spiegelt auch den Erfolg der polizeilichen Bemühungen wider.
Auch recht ausführlich wird die Arbeit der Medien geschildert. Hier merkt man, dass die Autorin vom Fach ist.

Insgesamt fehlte mir einfach die Spannung in der Geschichte. Es war zwar niemals langweilig, aber ich hatte irgendwelche Überraschungen und Wendungen erwartet, die nicht vorhersehbar waren. Und das kam leider bis zum Schluss nicht, dafür ging dann plötzlich alles recht schnell auf den letzten Seiten. Mir blieb zu vieles offen und ich hätte mir einen Epilog gewünscht, der noch einmal etwas über das weitere Leben der so ausführlich charakterisierten Personen aussagt.

Fazit:
Fesselnd, aber nicht so richtig spannend. Außerdem wenig Überraschendes und das Ende wurde mir zu schnell abgehandelt. Für Fans von ruhigeren Psychothrillern sicher ein Lesetipp, für Thrillerleser, die Gänsehautmomente und Action erwarten, möglicherweise eher enttäuschend.

Bewertung:
3pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 49 ab (Geschenk des Verlags für eine Leserunde)

ALLEIN KANN JA JEDER von Jutta Profijt – Meine Rezension …

Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft; Auflage: EA, (1. Juni 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423260602
ISBN-13: 978-3423260602
Autorin: Jutta Profijt

Die Geschichte:
Die 71-jährige Rosa freut sich schon auf den bevorstehenden Umzug in ein neues Zuhause, zusammen mit ihrem Nachbarn und Partner Robert, doch dann findet sie diesen ermordet auf. Der nächste Schlag trifft sie, als sie erfährt, dass ihre neue Wohnung noch gar nicht gebaut wurde: sie wurde Opfer eines Betrügers und wird demnächst obdachlos sein.
Auch Rosas Tochter Ellen (46) hat ähnliche Probleme: ihr Ex-Mann setzt sie mit ihrer 13-jährigen Tochter Kim einfach auf die Straße, weil er das gemeinsame Haus dringend verkaufen will.
Am Ende landen sie alle in einer alten Villa, die sie sich mit einigen anderen Bewohnern teilen, die ebenfalls Betrugsopfer geworden sind und nun ohne Bleibe und Geld dastehen. Wie typische gesetzesbrüchige Hausbesetzer wirken sie allerdings nicht, eher im Gegenteil. Die ungewöhnliche Truppe hält trotz einiger Unstimmigkeiten fest zusammen, sie kochen und essen gemeinsam und versuchen, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Dabei hat fast jeder der Mitbewohner ein Geheimnis und nur einige davon kommen ans Licht. Derweil läuft auch noch die Suche nach Roberts Mörder auf Hochtouren und bald taucht leider eine weitere Leiche auf …

Meine Meinung:
Eigentlich hatte ich ein sehr humorvolles Buch erwartet, aber es war dann doch eher eine wunderbare Mischung aus allem Möglichem, die mich super unterhalten hat: Spannung, Emotionen, Humor und viele Geheimnisse, die auch am Ende noch nicht alle gelüftet wurden.

Die Charaktere fand ich zwar nicht alle uneingeschränkt sympathisch, aber Ellen und „Schmittchen“ führen die Rangliste auf jeden Fall an. Ellen ist für mich auch die glaubwürdigste Figur, ihre Handlungen konnte ich am ehesten nachvollziehen. Ihre Mutter Rosa ist oft sehr anstrengend und mir etwas zu egoistisch. Kim ist eben ein typischer Teenager, aber sie hat auch ein großes Herz, was sich schön im Umgang mit dem obdachlosen Mardi zeigt.
Dann gibt es noch einige Männer in der Story, die alle sehr geheimnisvoll wirken, aber durchaus auch nicht unsympathisch. Der bereits erwähnte Konrad Schmitt ist so was wie die gute Seele des Hauses: er kauft ein, ergreift die Initiative beim Kochen, kümmert sich um alles Mögliche und steht immer für Harmonie ein. Doch auch er verbirgt etwas, genau wie Hans, der sich bestens mit Computertechnik auskennt und damit für allerhand Überraschungen sorgt.

Ein bisschen liest sich das Buch ja wie ein Krimi, obwohl es nicht diesem Genre zugeordnet wurde. Es hat mir sehr gefallen, dass so viele Geheimnisse in der Story stecken, über die man sich als Leser ständig Gedanken machen kann. Leider fehlen Hinweise, so dass man einfach auf die Auflösung warten muss und die gibt es am Ende nicht für alle offenen Fragen. Doch die Autorin schreibt bereits an einer Fortsetzung, die hoffentlich noch dieses Jahr erscheinen wird.
Die Story ist gut durchdacht und konnte mich wirklich fesseln. Es passiert ziemlich viel, hauptsächlich geht es dabei um die Erlebnisse von Ellen, Rosa und Kim. Aber die anderen Protagonisten werden sicher auch im nächsten Teil noch eine größere Rolle spielen, wenn es an ihre Geheimnisse geht. Besonders auf die Hintergründe von Mardi bin ich gespannt.

Fazit:
Ein spannendes, emotionales und unterhaltsames Buch mit vielen ungewöhnlichen Charakteren und vielen Geheimnissen, das ich in kürzester Zeit verschlungen habe. Jetzt warte ich ungeduldig auf die Fortsetzung!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 56 ab (482 g).

ICH BIN VOLLER HASS – UND DAS LIEBE ICH von Joachim Gaertner – Meine Rezension …

Verlag: Goldmann Verlag, 2010
ISBN 10: 3442473888
ISBN 13: 9783442473885
Über den Autor (Zitat aus dem Buch): Joachim Gaertner wurde 1957 in München geboren. Er studierte Literaturwissenschaft, Linguistik, Indologie, Theologie und Kunstgeschichte in München und wurde danach Fernseh- und Hörspielautor. Er machte Filme für ARD, ARTE und 3sat, u. a. über Straßengangs in Los Angeles, die CIA, die Todesstrafe in den USA, Ernest Hemingway, Pier Paolo Pasolini und Ryszard Kapuscinski.

Viele von euch werden sich an den schrecklichen Amoklauf an der Columbine Highschool in Littleton am 20.04.1999 noch erinnern können. Die traurige Bilanz: 13 Tote, 24 Verletzte und ein anschließender Selbstmord der beiden Täter Dylan Klebold (17) und Eric Harris (18).
Dieses Buch ist ein dokumentarischer Roman, der ausschließlich aus Original-Dokumenten besteht, die die Polizei dem Autor überlassen hat. Vor Herausgabe dieser Akten wurden die Eltern der Opfer darum gebeten, darüber abzustimmen, ob sie diese Veröffentlichung befürworten. Die Mehrheit sprach sich dafür aus, da sie der Meinung waren, es könnte anderen Eltern, Lehrern etc. vielleicht helfen, ähnliche Verhaltensweisen bei ihren Kindern, Schülern oder Freunden frühzeitig zu erkennen. Sie hatten die Hoffnung, andere Attentate dieser Art damit verhindern zu können.

Wie wir inzwischen wissen, ist dies nicht ganz gelungen: es gab seither zahlreiche Amokläufe an weiteren Schulen, 2009 sogar in meiner Heimatstadt (allerdings glücklicherweise ohne Todesopfer). Viele der späteren Täter bezogen sich explizit auf Klebold und Harris, nannten sie als Vorbilder oder wollten sie noch übertrumpfen.
Was viele vielleicht nicht wissen: damals hatten alle Beteiligten noch sehr viel Glück im Unglück, denn zwei Propangasbomben mit Zeitzünder sind nicht wie geplant explodiert. Hätten die Täter hier keinen Fehler gemacht, wäre die Opferzahl in der Columbine Highschool wohl in einen dreistelligen Bereich gestiegen.

Der Autor veröffentlicht in diesem Buch natürlich nicht alle Dokumente, sondern er verwendet verschiedene Ausschnitte und kombiniert spätere Zeugenaussagen mit Auszügen aus Notizbüchern, Kalendereinträgen, Schulaufsätzen, Projektarbeiten, Briefen, Chatprotokollen, Videomitschnitten, Websiteinhalten und vielem mehr. So entsteht ein lebendiges Bild der beiden späteren Amokläufer Eric und Dylan.
Manche denken vielleicht, die beiden Jugendlichen stammten aus unterprivilegierten Familien, wären etwas dumm gewesen und hätten sich von stupiden Ballerspielen oder anderen Dingen inspirieren lassen. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus: Eric und Dylan waren sehr intelligent, konnten sich sprachlich überaus gut ausdrücken und sie quälten in ihrer Freizeit auch keine Tiere. Im Gegenteil: sie liebten Tiere und die Natur und betrachteten viel mehr die Menschen als Plage auf diesem Planeten, vor allem die Dummen und Fremdbestimmten – wie sie oft in ihren Aufzeichnungen schrieben.
Es war auch mitnichten so, dass sie sich den Folgen ihrer Tat nicht bewusst gewesen wären: sie haben sich im Vorfeld per Videobotschaft sogar dafür entschuldigt, vor allem bei ihren Eltern. Eric und Dylan waren keine gefühllosen Soziopathen, sondern in vielen Dingen ganz normale Teenager mit entsprechenden Problemen. Sie planten ihre Tat viele Monate vorher, haben sogar manchmal darauf hingewiesen, aber niemand konnte die Zeichen im Vorfeld deuten.

Mir wurde beim Lesen dieses eindrucksvollen Buches bewusst, dass wir ähnliche Taten wohl niemals wirklich verhindern werden können. Menschen sind so unterschiedlich, manche können ihre Gefühle nach außen hin perfekt verbergen. Und wir werden niemals Mobbing oder Ausgrenzung abschaffen können, nicht einmal zu echter Gleichberechtigung werden wir Menschen es jemals bringen. Das ist traurig, aber es scheint nicht grundsätzlich in der Natur der Menschen zu liegen. Und so wird es auch immer wieder Leute geben, bei denen eines Tages die Toleranzgrenze überschritten wird. Die dann nicht in Depressionen verfallen oder sich selbst etwas antun, sondern die ihren Hass auf diejenigen richten, die ihrer Meinung nach daran Schuld haben.

Fazit:
Ein sehr eindrückliches Buch, das gleichermaßen interessant und bewegend ist. Man erlebt das Auf und Ab der Gefühle von Dylan und Eric, wie es für Teenager eigentlich normal ist, allerdings gepaart mit deutlichen Tendenzen in eine gefährliche, tödliche Richtung. Der Autor bewertet und kommentiert nicht, er äußert sich erst in einem Nachwort und schildert uns seine eigenen Eindrücke, die meinen nicht unähnlich waren.

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 15 ab.

DER TOD GREIFT NICHT DANEBEN von Jörg Maurer – Meine Rezension …

Broschiert: 448 Seiten
Verlag: FISCHER Scherz 19.02.2015
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 365102234X
ISBN-13: 978-3651022348
Autor: Jörg Maurer

Die gesamte bisherige „Jennerwein“-Reihe:

Die Geschichte:
Im idyllischen Garmisch-Partenkirchen gibt es neben den Einheimischen auch viele Zugereiste, die sich dort aus den verschiedensten Gründen niedergelassen haben. Zwei dieser Zugezogenen sind Bertil Carlsson und seine Frau Grit, ein ehemaliger Nobelpreis-Juror und eine Pianistin aus Schweden. Sie haben sich als „Bartl“ und „Gretl“ praktisch schon vollständig in die Gemeinschaft integriert, sind in allen möglichen Vereinen aktiv und kennen sich aus mit Dialekt und Besonderheiten der Eingeborenen.
Umso größer ist die Bestürzung in der Gegend, als Bartl bei seiner geliebten Gartenarbeit Opfer der eigenen riesigen Häckselmaschine wird. Ein Fremdverschulden kann nicht festgestellt werden und so findet es die Staatsanwältin auch nicht besonders sinnvoll, dass Kommissar Hubertus Jennerwein trotzdem weiter ermittelt. Sein berühmtes Bauchgefühl sagt ihm, dass an der Sache irgendwas faul ist.
Derweil sitzt eine junge Frau auf einer einsamen Berghütte in Rumänien fest. Bei ihrer Suche nach Brennholz stößt sie auf mysteriöse Notizhefte, in denen von frankensteinverdächtigen Versuchen die Rede ist. Ein ehemaliger Psychiatriepatient hat die Aufzeichnungen vor langer Zeit dort hinterlassen.
Und in Garmisch-Partenkirchen sitzt die Gerichtsmedizinerin und vier fleißige Helfer an einem Puzzlespiel der besonderen Art: die geschredderten Überreste von Bertil Carlsson müssen wieder zusammengesetzt werden. Dabei fällt schließlich auf, dass die linke Hand fehlt. Wurde sie vor dem Tod im Häcksler entfernt oder wurde sie davongeschleudert und ein Tier hat sie mitgenommen?
Viele offene Fragen warten auf Jennerwein und sein Team. Und am Ende gerät Hubertus auch noch in Lebensgefahr …

Meine Meinung:
Das war für mich der erste Teil dieser wundervollen Krimireihe, den ich selbst gelesen habe. Die vorangegangenen sechs Teile habe ich mir immer in Hörbuchform vom Autor höchstpersönlich vorlesen lassen. Die wenigsten Autoren sind auch richtig gute Sprecher, aber Jörg Maurer beherrscht beides in Perfektion! Es ist eine wahre Freude, ihm zuzuhören. Aber auch das Selbstlesen hat mir viel Spaß gemacht, denn ich habe seine Stimme schon so im Kopf, dass ich mir lebhaft vorstellen kann, wie er den verschiedenen Charakteren ihre individuellen Stimmen leiht.

Für Stammleser der Reihe ist der inzwischen schon siebte Teil ein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen alten Bekannten: allen voran natürlich Hubertus und sein sympathisches Team. Aber auch die Graseggers sind wieder mit von der Partie, was mich besonders gefreut hat. Das Ex-Bestatterunternehmerpärchen, das früher Leichen für die Mafia entsorgt hat, gehört für mich praktisch schon zur Stammbesetzung.
Aber es tauchen natürlich auch allerhand neue Figuren auf, die sich Jörg Maurer wieder mit seiner üblichen Liebe zum Detail und zu skurrilen Eigenschaften prima ausgedacht hat. Ein löffelschnitzender Taxifahrer mit sogenanntem Hund, die grünhaarige Undercoverermittlerin, der harmlos aussehende Cracker oder die allwissenden Nachbarn aus der fernen Oberpfalz – leider erleben nicht alle von ihnen das Ende des Buches.

Mit viel Wortwitz und beinahe schon liebevollen Beschreibungen der idyllischen Umgebung liest sich dieser Krimi wieder absolut wunderbar. Die Seiten fliegen nur so dahin und die manchmal recht kurzen Kapitel, in denen wir auch oft von einem Schauplatz zum nächsten wechseln bringen zusätzlich Tempo in die Geschichte. Langeweile kommt hier garantiert niemals auf.
Auch einige Rückblicke in die Vergangenheit mit fast schon gruselig anmutendem Inhalt sorgen für Spannung und anfangs auch für ein bisschen Verwirrung. Doch so nach und nach kristallisieren sich die Zusammenhänge heraus, die Puzzleteile fallen an ihren Platz und die Auflösung ist stimmig und überraschend.

Lustig fand ich, dass ein Fleischersatz, den ich selbst schon gegessen habe, eine große Rolle spielt in der Story: „Quorn“. Schätze, das wird künftig nicht mehr auf meinem Speiseplan stehen, denn jetzt habe ich immer abgetrennte Hände vor Augen, wenn ich das sehe. 🙂

Apropos Hände: wer das „eiskalte Händchen“ der Addams Family immer sehr amüsant fand, der wird an diesem Krimi sehr viel Freude haben. Aber warum genau, das verrate ich noch nicht, denn Selberlesen lohnt sich auf jeden Fall!

Für zusätzliche Lacher sorgen auch noch die Urlaubsgrüße der Graseggers, die sich gerade auf weltweiter Friedhofsbesichtigungstour befinden. Natürlich müssen sie sich vor Ort immer bei der Polizei melden, denn sie sind ja schließlich waschechte Verbrecher, aber was für sympathische!

Mir hat auch der siebte Teil der Reihe wieder extrem gut gefallen und ich freu mich schon auf die Fortsetzung, die bereits Ende April erscheinen wird!

Fazit:
Ein toll durchdachter, spannender Krimi mit sehr viel Wortwitz, wunderbaren Charakteren und schönen Beschreibungen der bergischen Idylle von Garmisch-Partenkirchen. Unbedingt lesen!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 40 ab.

HINTEN SIND REZEPTE DRIN von Katrin Bauerfeind – Eine Gastrezension von Tina …

Broschiert: 224 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (21. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596033969
ISBN-13: 978-3596033966

Tinas Meinung zum Buch:

HINTEN SIND REZEPTE DRIN ist ein Buch für alle. Sie, liebe Leser, müssen nun aber ganz stark sein: hinten sind nämlich KEINE Rezepte drin. In ihrer gewohnt offenen und schlagfertigen Art schwadroniert Katrin Bauerfeind in ihrem neuen Buch unter anderem über die Frauenquote in Führungspositionen der katholischen Kirche, darüber wie man 2016 hip sein will ohne einen eigenen Shitstorm heraufzubeschwören, über Tim Mälzer und den Umgang mit vernünftigen Küchenmessern oder die immer wieder anwendbaren, zeitlosen Ratschläge der Oma.

Geschichten, die das Leben schreibt, manchmal ironisch, manchmal sehr überspitzt aber auch ernsthaft und nachdenklich. Jeder Leser wird sich hier und da mit Sicherheit wiederfinden. Dadurch, dass es weder Ratgeber noch Autobiografie im Speziellen ist, wirkt das Buch sehr leicht und locker.

Etwas zum Lachen für Zwischendurch ohne zu bewerten oder zu verurteilen. Ich mag Katrin Bauerfeind ohne ihre Themen immer komplett teilen zu wollen. Man sollte sicher nicht alles bierernst nehmen, auf seine Intuition hören und auch nicht jedem neuen Trend hinterher jagen. Manko des Buches ist leider, dass die Anekdoten nicht wirklich lange im Gedächtnis haften bleiben und dadurch keinen dauerhaften Eindruck hinterlassen.

Fazit: Eine sarkastische und trotzdem ernstzunehmende Persiflage.

Lieblingszitat: „Liebe ist wie Schokolade, immer eine feine Sache. Egal in welcher Geschmacksrichtung.“

Bewertung: 4 von 5 Sterne

SIEBEN STUNDEN IM APRIL von Susanne Preusker – Meine Rezension …

Taschenbuch: 192 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (18. März 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 344215748X
ISBN-13: 978-3442157488
Autorin: Susanne Preusker

Auf die wahre Schicksalsgeschichte von Susanne Preusker bin ich eigentlich über einen „Umweg“ aufmerksam geworden: Martin Rütter besuchte in „Der Hundeprofi unterwegs“ verschiedenste Menschen, denen ihre Hunde Kraft und Hoffnung geben. Susanne Preusker hat sogar schon ein Buch über ihr Zusammenleben mit „Emmi“ geschrieben, die seit 2010 zur Familie gehört:

Die wahre Geschichte:
Susanne Preusker war die Leiterin einer sozialtherapeutischen Abteilung für Sexualstraftäter. Am 07. April 2009 führte sie kurz vor Feierabend noch ein Gespräch mit einem Insassen, den sie seit einigen Jahren therapierte. Plötzlich überwältigte sie der Mann, er verbarrikadierte die Tür, fesselte und knebelte Susanne. Was dann folgte, waren die wohl schlimmsten 7 Stunden ihres Lebens …
Wie hat sie diesen Angriff überlebt und wie ging es ihr danach? Das erzählt sie uns in diesem ehrlichen Buch.

Meine Meinung:
Susanne Preusker hat einen schönen Schreibstil, den sie trotz aller Tragik des Themas an vielen Stellen sogar noch mit etwas Humor würzt. Einfach wunderbar zu lesen.
Ihre Geschichte schildert sie sehr eindrücklich und emotional. Man muss dazusagen, dass sie dem Tathergang nur verhältnismäßig wenige Seiten widmet, das fand ich sehr gut. Sie will mit ihren Schilderungen nicht die Sensationsgier befriedigen, sondern vielmehr die Folgen eines solchen Verbrechens in den Vordergrund stellen.

Das tut sie, in dem sie uns in kurzen Kapiteln von verschiedenen Menschen und Erlebnissen erzählt, die ihr in ihrem „neuen Leben“ geholfen haben, wieder Kontrolle über ihre Ängste, Panikattacken und andere Spätfolgen zu erlangen. Sie berichtet von Rückschlägen, von Fortschritten und ihren Erkenntnissen. Sie ist dabei immer sehr bescheiden, denn sie weiß, dass es keine Patentrezepte gibt. Aber ich glaube schon, dass ihre Zeilen anderen betroffenen Frauen durchaus eine gute Hilfestellung sein können.
Sie schildert das Ganze immer sehr lebendig und lässt uns an ihren manchmal quälenden Gedankengängen teilhaben, denen sie in der Zeit nach dem Angriff nicht entkommen konnte. Auch als Mensch, der selbst glücklicherweise noch nie Opfer von Gewalt wurde, kann man viel Nützliches und Sinnvolles aus ihrer Geschichte mitnehmen. Und damit meine ich nicht nur die Rezepte (ja, tatsächlich: Rezepte!) am Ende des Buches.

Fazit:
Das Buch fand ich sehr interessant und es hat mich emotional wirklich berührt. Es ist bei aller Ernsthaftigkeit des Themas auch noch echt unterhaltsam und ich empfehle es gerne weiter!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 43 ab.