WER SCHATTEN KÜSST von Marc Levy – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (23. April 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3764504307
ISBN-13: 978-3764504304
Originaltitel: Le voleur d’ombres
Autor: Marc Levy

Die Geschichte:
Wir begleiten einen Jungen auf dem Weg zum Erwachsensein und dürfen mit ihm die Höhen und Tiefen des Lebens mitfühlen. Das Besondere an ihm ist eine ungewöhnliche Begabung: er kann sich mit den Schatten anderer Personen unterhalten und erfährt so einige Geheimnisse, die die Menschen normalerweise mit niemandem teilen möchten.
Es ist also irgendwie auch ein bisschen Fantasy, was uns Marc Levy hier präsentiert. Aber vor allem ist es eine Geschichte mit viel Herz und unheimlich schönen Momenten …

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Marc Levy lässt sich super und flüssig lesen. Er haucht seinen Charakteren sehr viel Leben ein und sie wachsen einem nach nur wenigen Seiten ans Leserherz. Das gilt nicht nur für die Hauptperson: den in der Ich-Form erzählenden Jungen bzw. Mann, von dem wir nicht einmal den Namen erfahren, wenn ich jetzt so drüber nachdenke. Seine Mutter, sein Freund Luc und viele weitere Personen, oft nur in Nebenrollen, wirken so lebendig und liebenswürdig, dass man sich am Ende des Buches wünscht, man könnte noch mehr Zeit mit ihnen verbringen.
Die Schauplätze sind auch wundervoll gewählt, denn auch das Meer spielt eine Rolle.

Im ersten Teil der Geschichte erzählt uns der Junge aus seiner Schulzeit und wir teilen mit ihm die schweren Momente, als sein Vater die Familie verlässt. Man kann beim Lesen durchaus eine Packung Taschentücher bereithalten.

Dann machen wir einen Zeitsprung und begleiten den inzwischen erwachsenen Jungen bei seiner Ausbildung zum Arzt. Wir treffen auf alte Bekannte aus der Schulzeit und der Kreis schließt sich.
Es geht nicht nur um die Bewältigung familiärer und persönlicher Schicksalsschläge, sondern vor allem darum, dass jeder Mensch selbst entscheiden kann, was er sich für seine Zukunft wünscht – um dann entsprechend handeln zu können. Beugen wir uns nicht viel zu oft den äußeren Umständen oder scheinbaren Zwängen? Dabei wäre es manchmal ganz leicht, einen anderen Weg einzuschlagen, auch auf die Gefahr hin, dass wir später erkennen, dass es eine Sackgasse war. Erfahrungen sind da, um gemacht zu werden …

Einen halben Punkt Abzug gibt es nur für das Ende, das mir mal wieder zu offen war. Ich hätte mir noch einen kleinen Epilog gewünscht, bei dem wir noch einige Jahre in die Zukunft sehen dürfen.

Fazit:
Ein sehr berührendes, emotionales, aber auch humorvolles und leicht fantastisches Buch, das ich jedem Leser wärmstens empfehlen kann. Kein Kitsch, sondern einfach wunderschöne Momente und viele Sätze, die man sich ins Poesiealbum schreiben möchte.

Bewertung:

DER FREMDE BRETONE von Emmanuel Grand – Meine Rezension …

Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (14. November 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3746632374
ISBN-13: 978-3746632377
Originaltitel: Terminus Belz
Autor: Emmanuel Grand

Die Geschichte:
Vier Ukrainer machen sich auf den Weg in ein besseres Leben, so hoffen sie zumindest anfangs. Doch schon auf der Fahrt nach Europa gibt es einen tragischen Zwischenfall mit den Schleusern, der mit einem gestohlenen LKW und einer Leiche endet. Den vier Flüchtlingen ist klar, dass sie sich nun gut verstecken müssen, denn die rumänische Mafia ist ihnen auf den Fersen.
Marko entscheidet sich für eine kleine bretonische Insel, auf der er Arbeit als Fischer findet – und das, obwohl er seekrank ist. Doch nicht nur dieser offensichtliche Umstand macht ihn sofort zum Objekt von Hass und Spott: die Einwohner misstrauen dem Fremden und verstehen auch nicht, warum keiner der ihren den Job bekommen hat.
Keine guten Voraussetzungen für Marko, vor allem, als auch noch ein Mann brutal ermordet wird …

Meine Meinung:
Erst einmal möchte ich den lebendigen Schreibstil von Emmanuel Grand loben, der sich flüssig und sehr atmosphärisch liest. Schon nach wenigen Seiten hatte mich die Story gepackt und gefesselt.
Das ist nicht nur den gut ausgearbeiteten Charakteren geschuldet, sondern auch dem actionreichen Einstieg. Es treten gleich allerhand zwielichtige Gestalten auf, die nicht gerade zimperlich sind, aber das ist auch kein Wunder, wenn man es mit der Mafia zu tun bekommt. Diese Szenen wirkten stellenweise wie aus einem Tarantino-Film – so unnötig blutig und brutal, dass es schon wieder gut ist.
Als Marko, den ich als Protagonisten sehr gern mochte, dann schließlich auf seiner kleinen Insel ankommt, geht die Geschichte weniger actionreich weiter. Es überwiegen plötzlich Schilderungen über Glauben, Aberglauben, Hexen und den Satan. Hier flachte für mich das Buch leider kurzzeitig etwas ab, denn das wurde mir etwas zu viel in der Ausführlichkeit. Ich habe mir an diesen Stellen endlich wieder einen Schwenk zum zweiten Handlungsstrang gewünscht, in dem wir den Mafiakiller auf seinem blutigen Weg begleiten dürfen.
Trotzdem konnte mich das Ende wieder überzeugen, wenngleich es etwas unrealistisch rüberkam. Einige humorvolle Stellen finden sich übrigens auch in der Geschichte, wenn auch ziemlich schwarzer Art.
Das Gesamtpaket hat mich auf jeden Fall prima unterhalten und für einen ersten Roman ist das Buch echt toll gelungen!

Fazit:
Ein sehr unterhaltsames Buch mit vielen actionreichen Szenen, aber auch mit viel Aberglauben und fast mystischen Elementen … absolut gelungenes Debüt!

Bewertung:
4,5pfoten