DAS ENDE DES SCHWEIGENS von CLAUDIA RIKL – Meine Rezension …

Broschiert: 528 Seiten
Verlag: Kindler; Auflage: 1 (13. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3463406853
ISBN-13: 978-3463406855
Autorin: Claudia Rikl

Meine Meinung:
Dieser Krimi nimmt den Leser mit auf eine Reise in die dunkle Vergangenheit der ehemaligen DDR und der NVA. Militärischer Drill und völkischer Gehorsam sorgten für Ordnung und ein geregeltes Dasein. Und wehe, man beugte sich nicht den Regeln und schwamm gegen den Strom.

Auch Kommissar Michael Herzberg hat eine Menge Erinnerungen an diese Zeit, die er gerne für immer vergessen würde. Doch sein aktueller Fall bringt ihn diesbezüglich an seine Grenzen. Er ermittelt im Mordfall an einem ehemaligen NVA-Major.
Die Frau, die den Toten gefunden hat, ist eine psychisch sehr labile Journalistin, die auch einige Probleme mit sich herumschleppt. Trotzdem begibt auch sie sich auf die Spur des Täters und hofft, so an eine große Story zu gelangen.

Der Schreibstil von Claudia Rikl ist sehr schön lesbar, auch die Schauplätze kann man sich prima vorstellen. Ihre Charaktere wirken lebensecht, wenngleich leider nicht sehr sympathisch. Vielleicht ist das Ganze schon wieder zu authentisch, denn im wahren Leben sind Menschen auch selten überwiegend freundlich und umgänglich, aber mir fiel in diesem Krimi oft auf, dass ein sehr harscher Umgangston herrscht. Ein nettes kollegiales Miteinander gibt es in diesem Team eher selten, viel öfters dagegen Sticheleien, offene Anfeindungen, Misstrauen und sogar handfeste Auseinandersetzungen.
Besonders in einer Buchreihe ist es wichtig, dass man einen guten Draht zur Hauptfigur hat, was mir in diesem Fall bis zum Schluss nicht gelungen ist. Michael Herzberg war mir zu kompliziert, seine seltsame Obsession für eine Zeugin ließ ihn in meinen Augen irgendwie inkompetent und schwach wirken, dazu noch die Zwistigkeiten mit seiner ebenso anstrengenden Frau. Alles in allem nicht meine Traumbesetzung. Auch die Journalistin ist eine eher schwierige Person mit ihrer labilen Psyche.

Der Fall an sich ist durchaus spannend zu lesen, allerdings hätte der Text sehr gut um einiges gekürzt werden können. Mir wurde zu viel wiederholt, an manchen Stellen schien man sich im Kreis zu drehen, bis dann endlich das wirklich gut konstruierte Ende nahte. Mir fiel auch auf, dass sehr viel gestolpert und gefallen wurde … das ist nicht wirklich wichtig, aber es blieb mir im Gedächtnis. 🙂

Wer gerne ausführliche Ermittlerkrimis liest und dazu noch etwas über das Leben in der ehemaligen DDR wissen möchte, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist eine Geschichte über Intoleranz, Verrat, Rache und hilfloses Leiden, die bis auf einige Längen fesselnd zu lesen ist.

Bewertung:

DER PREIS DES TODES von HORST ECKERT – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (13. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3805200129
ISBN-13: 978-3805200127
Autor: Horst Eckert

Leseprobe (PDF)

Die Geschichte:
Kommissar Paul Sellin bearbeitet zumeist Vermisstenfälle, so auch das Verschwinden von Johanna Kling, einer jungen Frau, die für eine wohltätige Organisation tätig war. Als Monate später eine weibliche Leiche an einem See entdeckt wird, ahnt Sellin schon Böses. Seine Befürchtung bestätigt sich: Johanna ist tot, sie wurde Opfer eines Mordes.
Leider verfolgt Sellin der Tod auch im Privatleben, denn sein Arzt offenbart ihm eine niederschmetternde Diagnose. Er hat Krebs und wohl nur noch einige Monate zu leben. Sellin stürzt sich in die Arbeit, er will den Mord an Johanna auf jeden Fall noch aufklären.
Sarah Wolf ist Journalistin und Fernsehmoderatorin, die eine eigene Polit-Talkshow im Abendprogramm der ARD produziert. Privat trifft sie sich seit einiger Zeit mit dem Staatssekretär und Bundestagsabgeordneten Christian Wagner, doch ihre Beziehung halten beide noch geheim. Christian steht gerade als angeblicher Lobbyist im Fokus der Medien, denn er hat Verbindungen zu einem großen Krankenhausbetreiber und ist auch ehrenamtlich für eine Hilfsorganisation des Konzerns tätig.
Als Christian kurz darauf tot aufgefunden wird, bricht für Sarah eine Welt zusammen. Sie misstraut der Polizei und verfolgt auf eigene Faust einige Spuren. Ihr Weg führt sie bis nach Kenia in ein riesiges Flüchtlingslager, dort gerät sie selbst in große Gefahr …

Meine Meinung:
Dieses Buch ist einfach grandios: spannend und fesselnd bis zur letzten Seite. Ich habe es beinahe in einem Rutsch durchgelesen und war direkt traurig, als ich mich von Sarah, Paul, Petra und den anderen liebgewonnenen Charakteren verabschieden musste.

Sarah ist ehrgeizig und erscheint zunächst etwas unnahbar und karriereorientiert, doch im Laufe der Geschichte lernen wir eine andere Seite an ihr kennen und sie wurde mir zunehmend sympathischer.
Kommissar Sellin mochte ich sofort sehr gerne, genau wie seine Ex-Frau. Auch die Kollegen von Sarah sind tolle, lebendige Charaktere, die allesamt sehr authentisch und freundlich wirken. Eine rundum gelungene Besetzung, mit der man gerne mitfiebert.

Die Story ist sehr komplex und vielschichtig, sie beginnt scheinbar harmlos und noch sehr politisch geprägt, doch je tiefer man vordringt, desto brisanter, grausamer und erschreckender wird alles. Organisiertes Verbrechen schlimmsten Ausmaßes unter dem Deckmantel wohltätiger Hilfe. Die beschriebenen Zustände in einem Flüchtlingscamp sind sicher genauso nah an der Realität wie die gesamte übrige Geschichte. Man leidet mit den Menschen, denn der Autor schreibt mit so viel Liebe zum Detail und transportiert die Emotionen hautnah zum Leser. Mitreißend, fesselnd und immer wieder überraschend, denn bis zum Schluss bleibt die Dimension des Ganzen undurchschaubar.
So fand ich auch das Ende zwar nicht unbedingt tröstlich, doch im Hinblick auf die Themen absolut stimmig.

Ein Buch, das ich jedem Thrillerfan nur empfehlen kann. Unnötig blutige Szenen benötigt Horst Eckert nicht, um Hochspannung zu erzeugen. Er erlaubt uns einen kleinen Einblick in die Tiefen der menschlichen Seele, in Machtgier und Profitstreben, das keine Grenzen zu kennen scheint. Unbedingt lesen!

Bewertung:

FLÜCHTIGE SEELEN von MADELEINE THIEN – Meine Rezension …

Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: btb Verlag (9. Oktober 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442715768
ISBN-13: 978-3442715763
Originaltitel: Dogs at the Perimeter
Autorin: Madeleine Thien

Meine Meinung:
Mit diesem Buch hatte ich leider einige Probleme, denn ich konnte mich mit dem Schreibstil so gar nicht anfreunden. Er war mir zu sprunghaft, ungeordnet, verworren und stellenweise fast schwer lesbar. Möglicherweise auch zu poetisch-verklärt, ich kann es gar nicht wirklich beschreiben. Auf jeden Fall kam ich nicht in die Geschichte hinein, die Charaktere blieben mir irgendwie fremd und ihr Schicksal hat mich trotz der beschriebenen Schrecken nicht so richtig berühren können.
Es geht um die Neurologin Janie, die in den Siebzigerjahren aus Kambodscha nach Kanada fliehen konnte. Was sie zuvor in den Kriegswirren, in ihrer Zeit als Flüchtling und Zwangsarbeiterin erlebt hat, das drängt sich alles wieder in ihre Erinnerungen, als sie sich auf die Suche nach ihrem Bekannten Hiroji macht. Dieser ist plötzlich spurlos verschwunden und Janie erfährt, dass er zurück nach Kambodscha gereist ist, um dort seinen verschollenen Bruder zu finden.
Das Elend der Bevölkerung während des Krieges wird durchaus eindrücklich beschrieben, aber durch den Schreibstil wirkte alles etwas unzusammenhängend auf mich. Die Sprünge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit machten das nicht besser. Bis zuletzt konnte ich nicht alle Personen sofort einordnen, es war wirklich Konzentration gefragt beim Lesen … keine leichte Kost.

Vielleicht habt ihr mit dem Buch mehr Glück als ich. Der Roman wurde sogar mit einem Literaturpreis ausgezeichnet, aber für mich war es einfach nicht das Richtige.

Bewertung:

ICH BIN DANN MAL OFFLINE von CHRISTOPH KOCH – Meine Rezension …

Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (9. Januar 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442375916
ISBN-13: 978-3442375912
Autor: Christoph Koch

Meine Meinung:
Oft ist es mit Büchern ja so, dass sie ungelesen jahrelang im Regal stehen und plötzlich kommt der Moment, in dem sie einfach goldrichtig sind. So erging es mir auch mit diesem Exemplar, von dem ich schon gar nicht mehr weiß, wie es einst den Weg zu mir gefunden hat. Aber da ich seit einigen Tagen beschlossen habe, eine Zeitlang auf mein Smartphone zu verzichten, hat mich Christoph Kochs Selbstversuch jetzt brennend interessiert.
Natürlich ist es nicht vergleichbar, denn er verzichtet ja konsequent auf die komplette Internet- und Handynutzung. Da ist ja mein Experiment geradezu lächerlich dagegen. Aber trotzdem sind gewisse Parallelen erkennbar, das beginnt schon bei der Reaktion Außenstehender, die gerne die Frage nach dem Sinn stellen.

Eigentlich begann bei Christoph Koch alles mit einer Wette, denn seine Freundin forderte ihn heraus mit der Behauptung, dass er leichter für einen Monat auf sie verzichten könnte als auf die moderne Technik. Diese Challenge nahm er an und hat den Selbstversuch am Ende sogar noch auf 40 Tage ausgedehnt. Chapeau!

In dieser Zeit schrieb er (nur offline natürlich) an seinem Buch, traf zahlreiche Menschen und hat viel recherchiert, was ohne Internet gar nicht so einfach ist, wie er feststellen musste.
So hat er unter anderem herausgefunden, dass die Glaubensgemeinschaft der Amish, die ja bekanntlich fast gänzlich auf die Errungenschaften der Technik verzichtet, gar nicht so „zurückgeblieben“ ist, sondern durchaus aufgeschlossen und freier als man denkt.
Er hat auch mit Menschen gesprochen, die in Suchtambulanzen täglich mit Patienten zu tun haben, die nicht nur Probleme mit (oder besser ohne?) Alkohol oder Drogen haben, sondern auch mit jenen, die sich eingestehen, nicht mehr ohne die ständige Mediennutzung leben zu können. In vielen Fällen sind dies Spielsüchtige, aber auch exzessive Nutzer diverser Datingapps, Social Media-Plattformen oder anderer Angebote im WWW sind unter den Betreuten.

Christoph Koch hat während dieser 40 Tage aber nicht nur unter dem Verzicht gelitten, sondern er hat auch gelernt, dass man seine Aufmerksamkeit wieder verstärkt anderen Dingen zuwenden kann, wie der Familie, der Natur, der Stille und Einkehr.
Ganz abkoppeln von der digitalen Außenwelt sollte man sich natürlich auch nicht, aber eine bewusste und zeitlich begrenzte Nutzung würde uns allen wohl gut tun.

Das Buch fand ich sehr interessant, ich habe daraus einiges gelernt und es gibt viele Impulse zum Nachdenken über den eigenen Onlinekonsum. Außerdem ist es absolut unterhaltsam, da er einen wunderbar locker-humorvollen Schreibstil hat, der einfach Spaß macht.
Natürlich ist es nicht mehr ganz topaktuell, da sich in den letzten Jahren die Situation wohl noch eher verschärft (verschlechtert?) hat, aber die Lektüre lohnt sich allemal!

Bewertung: