Als der Himmel uns gehörte von Charlotte Roth – Meine Rezension …

Taschenbuch: 608 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426516640
ISBN-13: 978-3426516645
Autorin: Charlotte Roth

Die Geschichte:
Jennifer ist eine erfolgreiche Langstreckenläuferin, die jedoch immer wieder unter Panikattacken leidet, die ihr schon so manchen Sieg gekostet haben. Sie träumt von einer Teilnahme an der Olympiade 2012, doch ihr Trainer macht ihr wenig Hoffnungen.
Dann lernt sie eines Tages im Park den Iren Gregory kennen und durch dessen Hartnäckigkeit wird er zu ihrem neuen Trainer. Außerdem stößt er sie auf die Lebensgeschichte ihrer 97-jährigen Großmutter Alberta, über die sie bisher kaum etwas wusste. Schon im Jahr 1936 hatte Alberta selbst an einer Olympiade teilgenommen und auch sonst ist sie eine bemerkenswerte Frau, die viel zu erzählen hat – und das tut sie dann glücklicherweise auch, als Jennifer und Gregory sie besuchen.

Meine Meinung:
Anfangs tat ich mich sehr schwer mit diesem Buch: die Geschichte um Jennifer konnte mich nicht so richtig einfangen, die Begegnung zwischen ihr und Gregory zog sich gefühlt doch sehr in die Länge. Auch ihre Familie, die Feldmans, blieben mir irgendwie fremd. Es dauerte sehr lange, bis mich das Buch wirklich fesseln konnte und ich spielte sogar mit dem Gedanken, es vorzeitig abzubrechen.

Im Nachhinein bin ich extrem froh, dass ich durchgehalten habe. Das Buch ist ja in elf Teile gesplittet, die immer abwechselnd die Geschichte von Jennifer in der Gegenwart und die von Alberta ab dem Jahr 1931 erzählen. Und mit Alberta und deren Familie bzw. Freunden konnte ich mich sehr schnell anfreunden.
Natürlich ist auch gerade die Zeit, in der die Story handelt, sehr aufregend: Hitlers Machtergreifung und die ganzen Veränderungen, die damit einhergingen. Die fortschreitende Diskriminierung einiger Bevölkerungsgruppen und viele Einschränkungen der persönlichen Freiheit kann man am Beispiel von Albertas Familie und Bekannten erschreckend authentisch miterleben. Das berührte mich sehr und die ganze Story fesselte mich zunehmend, so dass ich das Buch irgendwann gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Alberta lebt ein extrem aufregendes Leben: nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Liebe. Mit ihrer Zwillingsschwester Auguste, ihrem Freund Hannes und dem Engländer James erleben sie zu Zeiten der Olympiade 1932 als glückliche Vierergruppe (sehr schön als „Kleeblatt“ bezeichnet) viele Abenteuer, die ihre Zukunft entscheidend prägen.

Je mehr es dann auf die schicksalshafte Kriegszeit zugeht, desto größer werden die Widrigkeiten, mit denen Alberta umgehen muss. In ihrer Familie muss sie oft die Rolle der starken Kämpferin übernehmen, nur bei James kann sie wirklich der Mensch sein, der sie ist. Doch ihr Herz gehört ihrem Hannes, den sie schließlich heiratet. Ein wundervoll angelegtes Spiel mit Gefühlen, das man nur allzu gut nachvollziehen kann und das für viele emotionale Momente sorgt. Am Ende des Buches sollte eine Packung Taschentücher bereitstehen: ihr werdet sie brauchen!
Trotz aller Tränen hat mir der Schluss aber sehr gut gefallen.

Es hat mir sehr viel Freude gemacht, mit Alberta und ihren Gefährten zu leiden, lieben, hoffen und weinen.
Das Buch hat mich sehr berührt und mitgerissen, was sich aber hauptsächlich auf die Geschichte von Alberta bezieht. Mit Jennifer konnte ich mich erst zum Schluss ein wenig anfreunden. Vielleicht lag es daran, dass mir diese extreme Begeisterung für den Laufsport völlig fremd ist oder an der Figur an sich. Das kann ich nicht wirklich greifen, aber ohne sie hätte das Buch die Höchstwertung bekommen.

Fazit:
Nach dem eher zähen Anfang hat mich das Buch total gepackt und mitgerissen. Spannend, erschreckend, emotional und fesselnd … am Ende unbedingt Taschentücher bereithalten!

Bewertung:
4pfoten