Blut will reden von Walter Kirn – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (14. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406667686
ISBN-13: 978-3406667688
Originaltitel: Blood will out. The true story of a murder, a mystery, and a masquerade

Weitere Infos zum Buch und eine Leseprobe findet ihr HIER.

Über den Autor:
Walter Kirn, geb. 1962, ist ein amerikanischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist. Sein Roman „Up in the Air“ wurde 2009 mit George Clooney verfilmt.

Die Kurzbeschreibung auf dem Umschlag:
Im Sommer 1998 begibt sich Walter Kirn, ein vielversprechender junger Romanautor, auf eine ungewöhnliche Reise: Er bringt einen behinderten Jagdhund von Montana nach Manhattan – in das Apartment von Clark Rockefeller, der den Hund via Internet adoptiert hat. So beginnt eine fünfzehn Jahre währende Beziehung, die Kirn immer tiefer hineinzieht in den Sog eines reichen Sonderlings, der sich am Ende als Serienbetrüger, Kidnapper und eiskalter Mörder erweist.
Denn Clark Rockefeller ist in Wahrheit weder ein Rockefeller noch ein Freund. Er ist Christian Gerhartsreiter, ein Psychopath, der seine ganze Umgebung, seine eigene Ehefrau und auch sich selbst in einem Netz aus Lügen gefangen hält. Während Kirn eine zweite Reise antritt in die Abgründe der menschlichen Seele, entdeckt er nicht nur einen Mann, den er kaum kannte – einen echten Mr. Ripley, der sich mit Mord und Maskerade seine eigene Realität erschaffen hat. Er entdeckt auch, wer auf der Liste seiner zukünftigen Opfer weit oben stand: Er selbst.

Meine Meinung:
Walter Kirn erzählt in einem angenehm zu lesenden, ruhigen Schreibstil über seine wahren Erlebnisse mit „Clark Rockefeller“. Ausführlich charakterisiert er den Mann, der ihn jahrelang mit seinen Lügen blenden konnte.

„Der Mann war eine Zecke. Er kroch einem ins Haar, bohrte sich in die Kopfhaut und nährte sich von anderer Leute Leben.“
Zitat Seite 205

Zunächst schildert er das erste Kennenlernen, es folgt schließlich die Mordverhandlung gegen „Clark“ und danach analysiert Walter Kirn die Vergangenheit mittels Rückblenden und Gesprächen mit Zeugen und Menschen, die ebenfalls auf den Hochstapler hereingefallen sind. Selbstkritisch nimmt der Autor hier auch sein eigenes Leben unter die Lupe, um zu ergründen, wie es überhaupt zu dieser langjährigen Beziehung kommen konnte.
Schauplätze und Nebendarsteller der Handlung wirken dabei ebenso lebendig wie der Hauptprotagonist.

Die Kurzbeschreibung, der Titel und das Cover, das sehr blutig daherkommt, ließen mich mit hohen Erwartungen zu diesem Tatsachenroman greifen. Tatsächlich fand ich leider nicht so viel Spannung wie erhofft, dafür aber eine ausführlich erzählte, durchaus fesselnde Geschichte über das menschliche Miteinander.
Walter Kirn beschreibt eindrucksvoll, durch welche Mechanismen unser gesunder Menschenverstand außer Kraft gesetzt wird und wie wir viel zu oft bereitwillig Lügen akzeptieren, die uns im Nachhinein so durchschaubar erscheinen.
Man fragt sich unweigerlich, ob man selbst an Walters Stelle auch so gutgläubig gewesen wäre – oder ob man gar im eigenen Bekannten- oder Freundeskreis eine ähnliche Phantasiegestalt beherbergt wie Christian alias „Clark“.

Fazit / Wertung:
Eine fesselnde Geschichte über die ungewöhnliche „Freundschaft“ zweier Männer, über das Wesen der Lüge und einen dreisten Mord, bei dem leider viele Fragen offen bleiben.
4 von 5 Sternen