Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker von Renate Bergmann – Meine Rezension…

Audio CD
Verlag: Der Audio Verlag (1. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3862314545
ISBN-13: 978-3862314546

Wer die Facebookseite von Renate Bergmann witzig findet, kann sich ruhigen Gewissens auch das (Hör)Buch kaufen. Kuckt doch mal rein!

Über die Autorin / den Autor:
Renate Bergmann, geb. Strelemann, wohnhaft in Berlin. Trümmerfrau, Reichsbahnerin, Haushaltsprofi und vierfach verwitwet: Seit Anfang 2013 erobert sie Twitter mit ihren absolut treffsicheren An- und Einsichten – und mit diesem Buch jetzt die ganze analoge Welt.

Torsten Rohde, Jahrgang 1974, hat in Brandenburg/Havel Betriebswirtschaft studiert und als Controller gearbeitet. Sein Twitter-Account @RenateBergmann, der vom Leben einer Online-Omi erzählt, entwickelte sich zum Internet-Phänomen. „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“ unter dem Pseudonym Renate Bergmann ist seine erste Buch-Veröffentlichung.
Quelle: Amazon.de

Die Kurzbeschreibung:
Renate Bergmann ist 82, fährt Rollator und hat „den Krieg nicht überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen“. Sie ist vierfach verwitwet und fährt im Sommer quer durch die Stadt, um alle Gräber zu pflegen. Die restliche Zeit verbringt sie mit ihrer besten Freundin Ilse und deren Ehemann Kurt. Zusammen jagen sie Schnäppchen, mischen den Berliner Verkehr auf und futtern sich bei fremden Beerdigungen durch. Seit ihr Neffe Stefan ihr sein altes Handy geschenkt hat, lässt Renate auch den Rest der Welt an ihrem Leben teilhaben: Auf Twitter und Facebook unterhält sie tausende Fans mit ihren Weisheiten rund um Häkeldeckchen und Buttercremetorte. Ein urkomisches Hörvergnügen, gelesen von Marie Gruber.

Meine Meinung:
Erst mal der löbliche Teil: Marie Gruber hat ihre Sache wirklich super gemacht, man nimmt ihr die alte Dame absolut ab. Alles klingt sehr authentisch und wirklich nach einer Seniorin! Prima gesprochen!

Dann zum weniger löblichen Teil: Renate Bergmann nervt! Leider muss ich das so sagen, denn wirklich erfreuen konnte ich mich nicht an ihren „Gags“. Wie andere Leser / Hörer bei diesem Buch ständig laut lachen können? Ich kann es echt nicht nachvollziehen…

Mit „Online“ oder „Twitter“ hat das Buch auch nicht viel zu tun. Es wird zwar anfangs erklärt, wie sie das alte Handy des Neffen bekommen hat und er ihr dann nach einigen Querelen eigene Accounts bei Facebook und Twitter einrichtet, aber danach folgen eigentlich nur noch Geschichten aus ihrem Leben, die sie ausführlich erzählt.
Die eigentlichen „Tweets“ sind in der Hörbuchversion schlecht erkennbar.

Tja, warum fand ich das nicht lustig? Weil Renate mir schon mal ziemlich unsympathisch ist! Sie ist so eine nervige alte Frau, die ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen, die an der Kasse absichtlich lange nach Kleingeld sucht, die skrupellos bei Beerdigungen Essen stiehlt, die kein gutes Haar an ihrer Tochter lässt und die den Nachbarn auf den Geist geht mit ihrer Aufdringlichkeit. Renate und ich würden auch im echten Leben keine Freunde, denn für sie wäre ich sicher eine „liederliche Person“… das Wort „liederlich“ konnte ich irgendwann schon nicht mehr hören.

Es gab wenig wirklich lustige Passagen, dafür viele Uralt-Witze (wie z. B. über die Körpergröße von Philipp Lahm) und schon tausendmal gehörte Dinge, wie das typische „Ins-Taschentuch-spucken-und-dem-Kind-den-Mund-abwischen“.
Dann gab es auch noch Sachen, die so an den Haaren herbeigezogen waren, dass es schon fast weh tat: auf einer Kreuzfahrt beim Landgang Tupperdosen kaufen, um anschließend das Buffet zu plündern und die Wurst per Post nach Hause zu schicken?!? Naja…
Die Gags wurden einem irgendwie so ins Gesicht geschleudert, ich mag da eher den feinen, ironischen Humor, der nicht mit dem Holzhammer daherkommt.

Was ich allerdings nicht verstehen kann: viele Leser regen sich darüber auf, dass „Renate Bergmann“ ein fiktiver Charakter ist. Über so etwas habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, denn ich bin niemals davon ausgegangen, dass hier wirklich eine Ü80-Frau am Werk ist. Dafür stecken viel zu viele Widersprüche in diesem Buch: einerseits will Renate ja ernst genommen werden und betont ständig, was sie doch für ein korrekter, toller Mensch ist, andererseits macht sie sich ständig lächerlich mit diversen Aktionen. Ganz abgesehen von den vielen krampfhaft falsch ausgesprochenen Begriffen, was sowieso keiner ernst nehmen kann: auch in diesem Alter kennt man sicher eine „Jeans“ oder den „ADAC“ und kennt Wörter, wie „Toyota“, „Rosamunde Pilcher“, „Internet“ oder „CD-Spieler“.

Positiv sind noch einige Passagen anzumerken, die mich an meine eigene Kindheit erinnert haben, obwohl ich nicht mal halb so alt bin wie Renate: die Erzählungen über „die gute Stube“ zum Beispiel. Außerdem konnte Renate am Ende noch etwas an Sympathie gewinnen, als sie von ihren Tierheimkatzen berichtet.

Fazit:
Meistens leider sehr alte Gags, die dem Leser / Hörer mit wenig Feingefühl präsentiert werden. Vieles war auch sehr weit hergeholt und insgesamt wirkt Renate nicht besonders authentisch. Sympathie konnte ich für die Frau Bergmann leider auch wenig entwickeln.

Bewertung:
2,5 Pfoten
3pfoten