Sie konnten mich nicht töten von Soraya Alekozei – Meine Rezension …

Broschiert: 272 Seiten
Verlag: Econ (30. September 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3430201748
ISBN-13: 978-3430201742
Preis: 18 EUR

Über die Autorin:
Soraya Alekozei wurde 1955 in Kabul geboren, studierte dort Literaturwissenschaft und lebt seit 1979 mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Deutschland. Sie moderierte für die Deutsche Welle und arbeitete später bei der Deutschen Post. Soraya Alekozei initiierte bereits private Hilfsprojekte in Kabul, bevor sie erstmals 2005 als Leutnant für die Bundeswehr nach Afghanistan ging.

Die Kurzbeschreibung auf der Buchrückseite:
„Habe ich die Schreie meiner Kameraden gehört? Gesehen, wie sie vor mir in Stücke gerissen wurden? Konnte ich spüren, wie ein dreißig Zentimeter langes Kantholz in meinen Kopf eindringt, wie unzählige Splitter meine Haut durchbohren und meine Hände Feuer fangen?“
Bei einem Anschlag in Taloqan wird die Bundeswehr-Soldatin Soraya Alekozei so schwer verletzt, dass sie zunächst als tot gilt. Dabei war die 1979 aus Afghanistan Geflohene gekommen, um ihr Heimatland zu befrieden. Nicht mit Waffen, sondern mit Worten: Sie dolmetscht für die Generäle, kümmert sich um Waisenkinder. Bis zu jenem Schicksalstag im Mai 2011.
Der bewegende Bericht einer ungewöhnlichen Kriegsveteranin, der uns Afghanistan und die menschlichen Dimensionen des Bundeswehreinsatzes neu sehen lässt.

Die Geschichte:
Soraya ist in Kabul geboren, zu einer Zeit, als dort noch niemand an Krieg und Terror dachte. Afghanistan war noch nicht das gefährliche, von Schicksalsschlägen gebeutelte Land, dessen Namen fast jeder nur noch mit den Taliban in Verbindung bringt. Soraya erlebt eine unbeschwerte, wunderschöne Kindheit in einer großen Familie, die sie stets behütet und umsorgt.
Doch dann marschierten die Russen ins Land und die Idylle zerbrach: auch Sorayas Familie gerät in größte Gefahr, manche von ihnen werden sogar verschleppt und brutal gefoltert. Einigen Mitgliedern gelingt die Flucht, Soraya und ihr Mann lassen sich in Deutschland nieder.
Viele Jahre später wird Soraya noch immer von Schuldgefühlen und Heimweh geplagt: sie sehnt sich nach „ihrem alten Kabul“, das es so aber leider nicht mehr gibt. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie geflüchtet ist, während viele Freunde und ein Teil der Familie in Kabul geblieben sind.
Dann erfährt sie von ihrem Vorgesetzten, dass es ihr als Angestellter der Deutschen Post möglich ist, als Reservistin für die Feldpost-Dienststellen in Afghanistan zu arbeiten. Soraya entscheidet sich für den Dienst bei der Bundeswehr und wird schließlich Dolmetscherin. Viele Einsätze folgen und bei jedem Aufenthalt in ihrem Geburtsland ist ihr die direkte Hilfe für die Bevölkerung ganz wichtig: sie organisiert unermüdlich verschiedenste Projekte von Brillenspenden bis hin zum Bau eines Waisenhauses.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen, weil es so fesselnd und unglaublich berührend ist. Soraya ist zwar „nur“ 1,55 m groß, aber ihre wahre menschliche Größe werden (leider) nicht viele erreichen können.
Sie ist so selbstlos, großzügig und handelt einfach, wo andere noch lange diskutieren und überlegen würden. Manche ihrer Projekte waren leider zum Scheitern verurteilt, weil sie davon ausging, dass auch ihre Mitmenschen so denken und fühlen müssten ob des ganzen, doch so offensichtlichen Leides der Bevölkerung. Doch hier wurde sie immer wieder eines Besseren (oder eher Schlechteren) belehrt: die meisten Vertreter unserer Spezies sind einfach nur egoistisch und sind – vor allem wenn es die eigenen Finanzen betrifft – nicht bereit, größere Hilfe zu leisten. Aber sie hat sich von Rückschlägen niemals entmutigen lassen und auch viele Mitstreiter gefunden, mit deren Unterstützung sie bis heute einiges erreicht hat.

Durch Sorayas Geschichte habe ich unheimlich viel gelernt über Afghanistan und die Bundeswehr- bzw. NATO-Einsätze dort. Was man normalerweise meistens nur als Randnotiz in den Abendnachrichten wahrgenommen hat, hat ein Gesicht und reale Namen bekommen. Schicksale und Todesfälle werden lebendig, brennen sich ins Gedächtnis und lassen erahnen, was die Soldaten im Auslandseinsatz leisten und erleiden müssen.
Aber auch das Leben der afghanischen Bevölkerung wird eindrucksvoll skizziert. Dass heute viele Menschen nur noch „Terror“ und „Taliban“ mit diesem wundervollen Land assoziieren, ist einfach nicht hinnehmbar und hoffentlich kann dieses Buch einen Teil dazu beitragen, das zu ändern.

Fazit:
Fesselnd, eindrucksvoll und unglaublich berührend schildert Soraya einen Teil ihres Lebens. Aus dieser Geschichte können wir alle sehr viel lernen: nicht nur Informatives über Afghanistan, sondern vor allem über wahre Menschlichkeit und Hingabe!

Bewertung:
5pfoten