ISENGRIM von CHRISTOPH GÖRG – Meine Rezension …

ISBN: 978-3990603055
Hardcover, 392 Seiten
Goldegg Verlag
Erscheinungsdatum: 30.10.2022
Autor: Christoph Görg
Teil 3 der Reihe mit Niki Wolff

Christoph Görg hat sich mit dieser Reihe etwas ganz Besonderes ausgedacht: er schickt einen jungen Mann aus dem Jahr 2017 direkt ins finsterste Mittelalter nach 1193.
Wie genau Niki (Nikolaus) Wolff dort landet, bleibt zwar technisch sein Geheimnis, aber dieser kleine Ausflug in die Science-Fiction oder Fantasy-Ecke macht auch nur einen geringen Teil der Reihe aus. Auch für den Protagonisten selbst ist das „Wie“ und „Warum“ irgendwie nie wirklich ein Thema, er entscheidet sich schnell ganz bewusst für das Leben in der Vergangenheit. In „Isengrim“ finden sich auch keine Szenen mehr aus seinem „modernen Leben“, alles spielt sich im Mittelalter ab.
Während er mit seinen neuen Freunden – und vor allem mit seiner Liebsten Engel(trud) – in den ersten beiden Bänden zahlreiche Abenteuer überstehen muss, findet Niki in Band 3 seine Bestimmung als kriminelle Spürnase.
Im Auftakt „Troubadour“ muss er sich erst einmal in seinem neuen „alten“ Leben zurechtfinden und wird dabei gleich mit niemandem Geringeren als Richard Löwenherz konfrontiert. Im Nachfolgeband „Reliquiae“ müssen Niki und seine Gefährten einen historischen Roadtrip überstehen und im fernen Konstantinopel nach einem außergewöhnlichen Mitbringsel suchen.
Beide Bücher habe ich mit Begeisterung gelesen und würde jedem raten, die Reihenfolge einzuhalten, da sich die Figuren schon sehr weiter entwickeln und man dann mehr Hintergrundwissen mitbringt. Natürlich könnte man aber grundsätzlich auch alle Bände getrennt voneinander verstehen, denn sie enthalten ja immer in sich abgeschlossene Geschichten.

In „Isengrim“ finden wir im Gegensatz zu den Vorgängern ein sehr komprimiertes Setting: wie der Untertitel besagt, spielt sich alles innerhalb von sieben Novembertagen des Jahres 1194 ab. Auch die Schauplätze sind nicht so vielfältig wie wir es von den ersten Bänden kennen.
Dank des sehr lebendigen und atmosphärischen Schreibstils kann man sich die Orte immer bestens vorstellen. Niki zieht auch oft Parallelen zur Gegenwart, so dass man sich die Schauplätze im heutigen Zustand auch selbst ansehen könnte.

Die Figuren sind durchweg vielschichtig und wirken sehr real; vor allem Niki, seine Engel und deren Bruder sind mir bereits sehr ans Leserherz gewachsen. Der Autor schließt alle Bereiche des Lebens mit ein, es gibt kaum Tabus und die Emotionen der Protagonisten machen das Gelesene noch greifbarer und lebendiger. Man kann mit den Figuren lachen, weinen und bangen – eine gelungene Mischung für uns Leser!
Natürlich gibt es auch weniger freundliche Zeitgenossen, die müssen auch sein für eine runde Story.

Das Buch beginnt mit einem grausamen Mord, dem ausgerechnet Engels sehr gute Freundin zum Opfer fällt. Ein Schuldiger ist schnell ausgemacht, doch Niki ist sicher, dass es sich dabei nur um einen Sündenbock handelt, damit die Stadtwache die Sache wieder zu den Akten legen kann. Er beschließt, den wahren Täter ausfindig zu machen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Tatkräftige Unterstützung erhält er dabei von Engels Bruder und einigen anderen lieben Mitstreitern.
Super fand ich, dass Niki als Hauptfigur trotzdem nicht der unfehlbare Über-Held ist, sondern durchaus öfters nur die zweite Geige spielt, wenn es um die wichtigen Schlussfolgerungen bei der Aufklärung des Falles geht.
Die Geschichte ist spannend, fesselnd und geprägt von falschen Fährten und überraschenden Wendungen – eben ein richtiger Krimi. Die Auflösung fand ich sehr gelungen und stimmig. Ein bisschen Action gibt es auch mal zwischendurch, es wird nie langweilig beim Lesen.

Jetzt freue ich mich sehr auf den nächsten Teil, in dem Niki und Engel ganz neue Herausforderungen meistern müssen, aber ich will noch nicht zu viel verraten. Ich mag die Reihe und empfehle die Bücher gern weiter an Leser, die historische Romane und spannende Geschichten lieben.

Meine Bewertung: