DIE ERFINDUNG VON MITTELERDE von JOHN GARTH – Meine Rezension …

Verlag: wbg Theiss
Erscheinungsdatum: 04. Februar 2021
Hardcover / 208 Seiten, durchgehend farbig bebildert
ISBN-13: 978-3806242607
Originaltitel: The Worlds of J. R. R. Tolkien
Autor: John Garth

Meine Meinung:
Für die zahlreichen Fans der Mittelerde-Sagen „Herr der Ringe“ oder „Hobbit“ gab es in letzter Zeit leider nicht viel Neues zu entdecken. Umso schöner ist es nun, dieses tolle Buch in Händen zu halten.
John Garth hat sich auf eine spannende Spurensuche begeben und er lässt uns teilhaben am Leben und Wirken des großen Tolkien. Geboren wurde dieser 1892 in Afrika, aber bereits im Alter von drei Jahren war er zum ersten Mal in England. Seine Faszination für das Land wurde unter anderem zur Inspiration für seine „Mittelerde“-Welt.

Wir dürfen Tolkien praktisch sein ganzes Leben lang begleiten in diesem Buch und erfahren so auch Stück für Stück welche reellen Vorlagen ihm für seine fiktiven Orte dienten. Dies schildert der Autor sehr ausführlich und vor allem reich bebildert, wodurch das Ganze natürlich noch eindrucksvoller und greifbarer wird.
Es geht in diesem Buch aber bei Weitem nicht nur um Schauplätze, sondern beispielsweise auch um die Einflüsse der Kriege, die Tolkien miterleben musste, auf die Mittelerde-Sagen. Oder um die damalige Industrie und das Handwerk, denn so vieles hat seinen Weg gefunden in die faszinierende Welt seiner Werke. Auch auf die Herkunft von Namen wird eingegangen, es ist wirklich sehr umfangreiches Material, das das Herz jeden Fans höher schlagen lassen dürfte.

Für Fans der Mittelerde-Sagen kann ich das Buch absolut empfehlen, auch als Geschenk ist es sicher prima geeignet.
Toll recherchiert und mit so vielen eindrucksvollen Abbildungen versehen, ist es sowohl als Nachschlagewerk als auch als komplette Lektüre bestens geeignet.

Bewertung:

EPIDEMIE DER WAHRHEIT von OLIVER MEY – Meine Rezension …

Verlag: tredition
Erscheinungsdatum: 1. Edition 18. Dezember 2020
Gebundene Ausgabe: 376 Seiten
ISBN-13: 978-3347216785
Autor: Oliver Mey

Meine Meinung:
Was würde passieren, wenn plötzlich alle Menschen nur noch die Wahrheit aussprechen würden? Was zunächst wie ein wirklich erstrebenswertes Szenario anmutet, offenbart doch schnell seine Tücken. Denn tatsächlich baut unser tägliches Miteinander, unsere gesamte globale Gesellschaft letztendlich doch zu einem nicht unerheblichen Teil auf vielen Lügen auf. Natürlich gehören hierzu zumeist die zahllosen „gut gemeinten“ Lügen, derer sich jeder von uns tagtäglich bedient. Das beginnt schon bei der alltäglichen Frage „Wie geht’s dir?“, auf die der Großteil wohl (ungeachtet des tatsächlichen Befindens) mit einem oberflächlichen „Gut, und selbst?“ antwortet.
Was würde passieren, wenn die Verkäuferin im Bekleidungsgeschäft den Kunden schonungslos mitteilen würde, dass ihnen das anvisierte Teil so absolut gar nicht passt? Und der Friseur zur Begrüßung sagt „Sie wollen aber nicht wieder diese schreckliche Farbe, oder?“
Das wären noch die harmloseren Beispiele, viel interessanter würde es, wenn Politiker plötzlich mal die Wahrheit sagen müssten. So nach dem Motto „naja, dieses giftige Spritzmittel können wir jetzt nicht verbieten, denn die Industrie sitzt uns im Nacken und sie haben uns doch neulich erst so viel Geld gespendet“. Da würde es dann interessant …

Oliver Mey zeichnet in seinem Buch solch ein Szenario, wobei bei Weitem nicht alle Menschen davon betroffen sind, sondern tatsächlich nur ein verschwindend geringer Teil.
Seine Protagonistinnen Cindy und Ulrike sind Freundinnen, die viele Kilometer trennen: die USA und Europa sind jeweils ihre Heimat. Sie stehen per Internet in regem Austausch. So erzählen sie sich natürlich auch, als sie beide erstmals Zeuginnen der „Epidemie der Wahrheit“ werden, wie sie es später nennen. Ein angeblicher Wahrsager outet sich als Scharlatan während einer Livesendung, dies ist nur ein Beispiel von vielen, die die beiden im Lauf der Zeit zusammentragen.
Je länger sie das Phänomen beobachten und je mehr Mitstreiter sie rekrutieren, desto klarer wird, dass die Fälle sich zunehmend häufen. Die Epidemie greift um sich, doch wo ist ihr Ursprung? Wie infizieren sich die Menschen damit? Welche Auswirkungen hat es auf die Betroffenen und ihr Umfeld? Es folgen beispielsweise zahlreiche Verhaftungen und Einweisungen in psychiatrische Anstalten.
Cindy und Ulrike schaffen es, die Öffentlichkeit immer mehr darüber aufzuklären und sind am Ende sogar Gäste in einer Talkshow.

Die Idee an sich finde ich überragend und ich hatte sie tatsächlich in ähnlicher Form auch selbst schon einmal vor einiger Zeit. Doch von der Idee bis zum fertigen Buch ist es eben leider ein langer, steiniger Weg. Oliver Mey hat diesen beschritten und wir dürfen nun als Ergebnis ein hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen in Händen halten.
Leider muss ich sagen, dass ich mit dem Schreibstil nicht wirklich warm wurde. Er war mir einfach irgendwie zu hölzern, altbacken und wenig lebendig, was vor allem in den Dialogen zum Tragen kam. Auch die konsequente Umgehung der harmlosen Nennung diverser Marken oder anderer bekannter Begriffe, wie z. B. „Mokia“ statt „Nokia“ hat mich etwas gestört.
Zum besseren Verständnis über die zeitliche Abfolge hätte ich mir evtl. auch noch einige Datumsangaben gewünscht, denn so erschien manches etwas überstürzt, wie eine plötzliche Schwangerschaft scheinbar aus dem Nichts.

Aber an sich ist es wirklich eine interessante Story, die einiges an guter Leseunterhaltung bietet. Teilweise sehr lustig, aber auch höchst emotional und tragisch – je nachdem, welche Geheimnisse die Betroffenen unbedingt loswerden möchten. Es geht nämlich nicht nur darum, nicht mehr zu lügen, sondern die „Infizierten“ erzählen auch frei heraus ihre dunkelsten, verborgenen Wahrheiten, nach denen sie nicht einmal konkret gefragt wurden.

Ein absolut interessantes Szenario, das nachhaltig zum Nachdenken anregt. Nach dieser Lektüre stand für mich fest, dass ich auch schon sehr betroffen bin von diesem Phänomen, denn es fällt mir zunehmend schwerer, der „guten Sitten halber“ zu lügen oder Dinge zu tun, die ich eigentlich ablehne. Dieses Buch kann also durchaus auch ein bisschen zur Persönlichkeitsfindung beitragen und damit ist es allemal lesenswert!

Bewertung:

SCHULD von PATRICK BUROW – Meine Rezension …

Herausgeber: Independently published
Erscheinungsdatum: 11. Januar 2021
ISBN 979-8592576362
Autor: Patrick Burow
Teil 1 der „Cold-Case-Team“-Reihe

Meine Meinung:
Dieser Thriller liest sich fast von selbst, so fühlt es sich an. Durch die vielen kurz gehaltenen Kapitel und Szenenwechsel fliegt man nur so durch die spannende Story.
Dabei bleibt uns Lesern glücklicherweise ein Absturz erspart, so viel Glück hat Ex-Staatsanwalt Michael Thomforde leider nicht …
Den ersten „Absturz“ erleidet er, als er seinen Posten verliert und zum Leiter einer neu gegründeten Cold-Case-Einheit degradiert wird. In den Keller des Polizeimuseums verbannt, trifft er dort auf sein neues Team: einen ehemaligen SEK-Leiter, der zu schnell geschossen hat, eine IT-Spezialistin, die versehentlich einen Server gelöscht hat und eine Polizeipsychologin, die dank ihrer wenig einfühlsamen Art eine Geiselnahme eskalieren ließ.
Eine albtraumhafte Mannschaft, so erscheint es zunächst, doch sie wachsen mit der Zeit wirklich zusammen.

Den Fall, den sie sich als erstes vornehmen, ist der Mord an einer bekannten Rechtsanwältin, der nach einem Justizirrtum wieder als ungelöst gilt. Die Spurensuche führt die vier Ermittler nicht nur in Hamburger Kiezkreise. Die Schauplätze (Tunnelsysteme, Bunker, etc.) haben mir besonders gut gefallen; der Autor liebt diese Stadt, das merkt man deutlich. Er beschreibt alles sehr lebendig und anschaulich und lässt viele eigene Erfahrungen einfließen, auch beim Thema Fliegen.
Die vier Hauptfiguren sind zunächst nicht unbedingt Sympathieträger, doch sie wachsen einem im Lauf der Geschichte doch immer mehr ans Leserherz. Sie wirken authentisch mit all ihren Fehlern, Ecken und Kanten. Die Emotionen sind nachvollziehbar, genau wie ihre Handlungsweisen, wenngleich dies oft Alleingänge sind.

Durch die kurzen Kapitel und den Wegfall überflüssiger Nebenhandlungen bleibt die Spannungskurve ungebrochen hoch. Einige Überraschungen und persönliche Befindlichkeiten der Protagonisten sorgen zusätzlich für gute Leseunterhaltung. Es wird aber an keiner Stelle zu blutig, so dass dieser Thriller auch prima für Leser geeignet ist, die diesbezüglich etwas zartbesaiteter sind.

Besonders gefallen hat mir an dem Thriller auch, dass die Verstrickungen zwischen Justiz, Politik und Kriminalität etwas angeschnitten wurden, denn oft bleibt die Gerechtigkeit damit leider auf der Strecke. Der Autor ist aber ein Kämpfer für die Wahrheit und das macht ihn extrem sympathisch und seine Bücher generell sehr lesenswert.

Das Cold-Case-Team ist auf jeden Fall eine Truppe, mit der ich gerne wieder einmal auf Verbrecherjagd gehen möchte. Und so freue ich mich bereits auf eine Fortsetzung und empfehle diesen Auftakt gerne weiter!

Bewertung:

DER TEUFEL VOM BROCKEN von EVA-MARIA SILBER – Meine Rezension …

Autor: Eva-Maria Silber
Titel: Der Teufel vom Brocken
Reihe: Kriminalroman, Region: Sachsen-Anhalt
ET: Oktober 2020
ISBN 978-3-7408-0923-2, (i4)_(0923-2)
ebook: 978-3-96041-660-9, (e2)_(660-9)

Broschur
320 Seiten
ISBN 978-3-7408-0923-2
Erscheinungsdatum: 15.10.2020
Autorin: Eva-Maria Silber
LESEPROBE

Meine Meinung:
Schon der Klappentext hat mich bei diesem Buch sehr neugierig gemacht, denn dieser Kriminalroman, der tatsächlich eher ein Thriller ist, greift wahre Begebenheiten auf. Und zwar geht es um einen brisanten Kriminalfall aus dem Jahr 1959, der sich in Russland zugetragen hat und der bis heute nicht wirklich geklärt ist. Inzwischen ist dies als „Unglück am Djatlow-Pass“ bekannt, der Pass wurde nachträglich nach dem Anführer der damals ums Leben gekommenen 9-köpfigen Gruppe benannt. Schon die Berichte darüber zu lesen, ist eine hochspannende Angelegenheit (sollte man aber besser erst nach dem Krimi recherchieren).

Hier hat nun die Autorin Eva-Maria Silber diese Ereignisse in ein nicht minder fesselndes Buch verpackt und bleibt dabei bei vielen Erkenntnissen sehr dicht an der Realität. Es ist ein durchaus blutiges Buch, aber auch für zartbesaitetere Leser wohl noch gut auszuhalten. Die beschriebenen Verletzungen und Todesumstände sind wirklich nicht ohne.

Die Handlung wurde in das Grenzgebiet um den Brocken und außerdem 30 Jahre in die Zukunft verlegt, genau um die Zeit nach dem Fall der Mauer. Eine ohnehin sehr spannende Zeit, in der es reichlich Konfliktpotenzial gab. Diese noch sehr angespannte Stimmung kurz nach der Wende beschreibt die Autorin absolut greifbar mit ihrer Story, zumal sie auch noch Polizisten beider Seiten zusammen arbeiten lässt.

Für mich begann die Geschichte wie eine Folge aus Akte X, irgendwie leicht mystisch, sehr rätselhaft und zudem hochspannend.
Diese Spannung hielt sich tatsächlich auch konstant bis zum Ende des Krimis und ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Am Schluss ging die Handlung dann in eine Richtung, die eine recht schlüssige Variante der damaligen Ereignisse erzählt. Dazu geraten auch die Ermittler noch etwas ins Kreuzfeuer, wie sich das für einen echten Thriller gehört.

Die Figuren wirkten auf mich sehr realitätsnah und durch ihre eigenen Schicksale auch absolut authentisch und oftmals sogar liebenswert. Ich habe jedenfalls mit dem bunt gemixten Ermittlerteam mitgefiebert und ich wünsche mir fast, mit ihnen weitere Fälle lösen zu dürfen – was das Ende durchaus möglich machen würde.

Dieser Thriller ist eine absolut gelungene Mischung aus Zeitgeschichte, Anleihen aus einem wahren Kriminalfall, Emotionen, etwas Humor und extrem viel Spannung. Sehr lesenswert!

Bewertung:

Unerschrockenen Lesern kann ich nur empfehlen, den wahren Fall weiter zu recherchieren, denn das ist wirklich extrem spannend … es gibt dazu auch eine gelungene Doku (zu finden bei Youtube), die auch zahlreiche Originalfotos enthält, sowie die Tagebucheinträge der Gruppe.

DIE FRAU DES PRÄSIDENTEN von JAMES PATTERSON + BRENDAN DuBOIS – Meine Rezension …

Originaltitel: The First Lady
Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN: 9783442491124
Verlag: Goldmann
Autoren: James Patterson + Brendan DuBois
LESEPROBE

Meine Meinung:
Dies ist eine Geschichte über Liebe, Verrat und die Auswirkungen von Macht. Manche Menschen gehen dafür ja bekanntlich sprichwörtlich „über Leichen“, so auch in diesem Buch.

Die Story ist sehr gut konstruiert und lebt von zahlreichen Verstrickungen und Geheimnissen, die so nach und nach gelüftet werden. Trotzdem habe ich es insgesamt als etwas unspektakulär empfunden, also es liest sich zwar sehr fesselnd, aber eher gleichförmig, mit einer konstanten Spannung und ohne großen Höhen und Tiefen. Das ist aber nichts Negatives und kann auch an der Gemütsverfassung des Lesers liegen. Ich habe für das Buch jedenfalls sehr wenig Zeit benötigt, was für fesselnde Unterhaltung spricht.

Der Schreibstil ist lebendig und anschaulich und die Figuren wirken auf mich sehr authentisch mit all ihren Emotionen und Gefühlen. Auch die Dialoge fand ich gelungen. Die Schauplätze sind eher begrenzt und auch stets gut vorstellbar beschrieben.

Es ist eine Geschichte, die einmal mehr zeigt, dass am Ende das Gute gewinnen muss, ohne zu viel zu verraten. Ich fand den Schluss sehr tröstlich und passend. Es gibt zwar einige actionreichere Szenen, aber insgesamt spielt sich der Thrill eher im psychischen Bereich ab, würde ich sagen. Man weiß eben nie, wem man noch trauen kann. Das macht den Reiz der Story aus.

Bewertung:

TRÜMMERMÄDCHEN von LILLY BERNSTEIN – Meine Rezension …

Taschenbuch: 512 Seiten
ISBN: 9783548063416
Erscheinungsdatum: 02.11.2020
Herausgeber: Ullstein Taschenbuch
Autorin: Lilly Bernstein
LESEPROBE

Meine Meinung:
Für dieses Buch hab ich nur einen Tag gebraucht zum Lesen, da ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es ist so extrem eindrücklich, fesselnd, emotional bewegend und auch spannend, was nicht nur am absolut tollen Schreibstil der Autorin liegt.
Sie beschreibt ihre Figuren so lebensecht und authentisch, mit all ihren guten und schlechten Seiten, menschlichen Gefühlen und Emotionen. Wir dürfen die Protagonisten über mehrere Jahre begleiten: es beginnt im Juli 1941 und endet im Januar 1948.
In dieser Zeit wächst die kleine Anna in Köln auf – mitten in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Wir sind als Leser hautnah dabei, wenn sie bei Sirenengeheul in den Schutzbunker flüchten muss, als sie ihre Freundin Ruth und deren Familie vermisst, die plötzlich verschwunden sind und auch, als sie furchtbar unter Kälte und Hunger leidet. Wir stehen Anna bei und weinen mit ihr, als sie eine weitere Freundin verliert und wir halten sie in Gedanken im Arm, weil ihr unaussprechliches Leid zugefügt wird.
Man kann sich diesem Sog der Emotionen nicht entziehen, die beim Lesen unausweichlich entstehen. Es ist eine so mitreißende und authentische Geschichte, die von vielen Tiefen, aber glücklicherweise auch immer wieder von Höhen erzählt. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen mögen, ich wollte mich nicht von den liebgewonnenen Figuren verabschieden.
Am Ende hätte ich mir noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft gewünscht, aber auch so war es gelungen und bildete einen würdigen Abschluss dieser Geschichte. Es wäre sogar noch genug Luft für eine Fortsetzung, die mit Sicherheit in keiner Weise langweilig würde, denn auch in der Nachkriegszeit gab es noch genügend, was sich zu erzählen lohnt.

Ein absolut mitreißendes, hochemotionales Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. Ich habe es geliebt!

Bewertung:

DIE SCHWEIGENDE von ELLEN SANDBERG – Meine Rezension …

Verlag: Penguin Verlag
Broschiert: 544 Seiten
ISBN: 9783328104858
Erscheinungsdatum: 26.10.2020
Autorin: Ellen Sandberg
LESEPROBE

Meine Meinung:
Das Buch habe ich in nur zwei Tagen gelesen und tatsächlich mit Tränen in den Augen geschlossen.
Es ist eine sehr emotionale Geschichte mit vielen Geheimnissen und noch mehr Dramatik, die sich die Autorin hier wieder erdacht hat. Vor allem ist es eine Thematik, die bei jedem Leser wohl etwas unterschiedlich ankommen wird – je nach der eigenen Lebens- und Familiengeschichte. Man zieht unweigerlich Parallelen, wenn man mit Personen aufgewachsen ist, die auch noch sehr geprägt sind von den Nachkriegsjahren und beispielsweise wenig Nähe zulassen können.

Ellen Sandberg erzählt das Drama um eine Frau mit drei längst erwachsenen Töchtern, die ihren Mann kürzlich verloren hat. Karin kommt alleine nicht mehr gut zurecht, sie lässt sich gehen und vernachlässigt Haus und Garten. Doch gleichzeitig fällt es ihr auch unendlich schwer, Hilfe anzunehmen.
Ihre drei Töchter sind extrem unterschiedlich, haben aber eins gemein: sie vermissen ihren Vater sehr, denn dieser hat sich immer viel besser um sie gekümmert als die Mutter es je konnte. Zu Karin haben sie alle kein besonders inniges, warmherziges Verhältnis.
Imke, die Mittlere, war sogar anwesend, als ihr Vater starb und sie erhielt von ihm noch die kryptische Aufgabe, nach einem gewissen Peter zu suchen. Doch Karin will davon nichts wissen, sie behauptet, sie kenne keinen Peter.
So bleibt Imke nichts anderes übrig, als selbst nachzuforschen und was sie aufdeckt, verändert alles …

Wer sich schon einmal mit der Thematik des „inneren Kindes“ beschäftigt hat, der wird seine helle Freude an diesem Buch haben in psychologischer Hinsicht. Es ist wirklich ein Drama, was sich hier innerhalb der Familie abspielt. Der Vater, der alle als ruhender Pol irgendwie zusammengehalten hat, ist leider nicht mehr da und nun ist der Weg offen für allerlei Zwist und Unruhe. Und davon gibt es in diesem Buch wirklich reichlich auf der aktuellen Zeitebene.
Gleichzeitig dürfen wir aber auch einen Blick in die Vergangenheit werfen und Karins Kinderzeit miterleben.

Das Buch ist absolut emotional und konfliktgeladen, es wirkt aufwühlend und mitreißend. Empathische Menschen werden sich der Sogwirkung unmöglich entziehen können, man leidet tatsächlich mit.
Über allem liegt aber auch viel Spannung und es ist so fesselnd, dass man es kaum noch aus der Hand legen mag.
Dank des lebendigen Schreibstils kann man sich alles immer bestens vorstellen. Auch die Figuren wirken sehr lebensecht und authentisch in ihrer Art und sogar in ihren teils extremen Handlungen.
Die Autorin hat sich an einen Missstand gewagt, den man überall auf der Welt antreffen konnte oder sogar bis heute kann: strenge, unmenschliche Erziehungsmethoden für Kinder. Diese Geschichte zeigt sehr anschaulich, was das mit der Psyche eines Menschen machen kann und wie die Folgen noch Generationen später deutlich spürbar sind. Ein bedrückendes Thema, das aber sicher viele Leser sogar selbst betrifft.

Von mir auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für alle Fans spannender und aufwühlender Lektüre, die noch länger nachklingt. Ein tolles Buch!

Noch eine Anmerkung am Rande für alle Haustierbesitzer: die im Buch erwähnte „Rohasche“ ist natürlich kein wirklicher Bestandteil von Katzenfutter, sondern nur ein analytischer. Nach dieser Berechnung würde auch eine echte Maus etwa 11 % Rohasche enthalten. 😉

Bewertung: