Schuld vergeht nicht von Nike Andeer – Meine Rezension …

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (15. September 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442480558
ISBN-13: 978-3442480555
Preis: 9,99 EUR

Der Klappentext:
Mena Reglin, Mitarbeiterin des Instituts für zeitgeschichtliche Forschungen, stößt im Zuge ihrer Recherchen über einen bekannten Politiker immer wieder auf den Namen Uwe Biskop. Das ist umso überraschender, als Mena seit Kurzem anonyme E-Mails erhält, in denen Professor Biskop als Verbrecher verleumdet und bedroht wird. Als in seinem Umfeld zudem mehrere Menschen auf brutale Weise umgebracht werden, ist klar, dass es nicht um Eitelkeiten unter Wissenschaftlern geht. Mena taucht tief in die Vergangenheit von Uwe Biskop ein – und gerät selbst in tödliche Gefahr …

Die Geschichte:
Mena Reglin ist die Hauptperson in dieser Geschichte und gerät durch ihre Arbeit als Datenforscherin in einen wahren Strudel diverser Verbrechen: Verleumdung, Spionage, Erpressung und sogar Mord.
Zunächst erscheint alles noch recht harmlos, als sie mit einer Recherche über einen bekannten Politiker beauftragt wird, doch bald merkt sie, dass mehr dahintersteckt.
Ein Geheimnis aus der Vergangenheit kann einigen Leuten mächtige Probleme bereiten und diese sind nur allzu willig, für die Beseitigung der Beweise über Leichen zu gehen – auch über Menas …

Meine Meinung:
Leider war das so gar nicht mein Buch und wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, so hätte ich es allerspätestens nach der Hälfte abgebrochen.

Man kann hier irgendwie nicht von Handlungssträngen sprechen, viel mehr kam mir das Ganze wie ein Handlungsknäuel vor, das sich aber nicht etwa entsponnen hat, sondern immer verworrener wurde. Fast alle Charaktere haben irgendeinen Berührungspunkt, was mir schon recht konstruiert und unglaubwürdig erscheint.
Die Handlung dreht sich gefühlt im Kreis, man landet immer wieder an den gleichen Orten, hört die selben Dinge immer und immer wieder.
Spätestens in der Mitte des Buches ist die Lösung des Rätsels klar, was sich auch nicht sehr positiv auf die Spannung auswirkt.
Die zweite Hälfte beschäftigt sich dann mit einer Art Rachefeldzug und es wird immer unglaubwürdiger und zudem schleichen sich noch (zeitliche) Logikfehler ein.
Die Antagonisten wachsen über sich hinaus, wirken langsam wie übermächtige Schurken in einem Action-Streifen à la Batman, James Bond & Co. – mit schier übernatürlichen Fähigkeiten und einer ebensolchen technischen Ausstattung.
Ganz schlimm finde ich auch, dass die Polizei fast durchgehend als komplett unfähig dargestellt wird. Eindeutigste Spuren an Tatorten finden sie anscheinend nicht, lassen Morde sofort als Unglücksfälle, natürliche Tode oder gar Selbstmord in die Presse setzen. Und das bei einer Leiche sogar bereits am nächsten Tag, obwohl der Tote entsprechend präpariert war, dass er so schnell nicht gefunden werden sollte bzw. konnte. Als Krönung folgte dann noch der Ausspruch eines Polizisten einen Tag später, dass sich derjenige doch „letztens“ selbst getötet hätte?!

Mit dem Schreibstil konnte ich mich auch nicht so recht anfreunden. Einerseits „schellen“ Telefone und Klingeln, was sich nicht sehr hochdeutsch, sondern eher umgangssprachlich anhört, andererseits wird erwartet, dass den Lesern Begriffe wie „sakrosankt“ geläufig sind. Diese Diskrepanz zwischen ländlicher Sprache und anspruchsvollen Formulierungen fällt an vielen Stellen auf, auch in den Dialogen.
Außerdem gibt es – wie gesagt – viele Wiederholungen, was zu Längen führt. Gefühlt hundertmal drehte sich alles darum, wer in dem etwas seltsam anmutenden Institut, in dem Mena arbeitet, Kaffee kochen oder die Küche aufräumen muss. Irgendwann sind solche Dinge auch überstrapaziert und nerven nur noch.

Die Charaktere fand ich allesamt nicht sehr sympathisch und auch sehr oft unglaubwürdig in ihren Handlungen. Es waren für meinen Geschmack auch zu viele Klischees, derer man sich hier ausführlich bedient hat.
Der chauvinistische Chef, dessen Verhalten ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, zieht einen faulen Typen der fleißigen, erfolgreicheren Kollegin vor? Auch dann noch, als sein Unternehmen mehr oder weniger von der drohenden Pleite bedroht wird.
Dann wäre da noch das hochdotierte und extrem elitäre Pärchen, dem sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde und das nichts Besseres zu tun hat, als ständig übereinander herzufallen (natürlich auch noch nach einschlägigen filmischen Vorlagen). Und die Frau Doktor (ja, Titel sind in diesem Buch extrem wichtig) denkt dann auch beim Besuch der Hauptprotagonistin Mena sofort daran, diese ins eheliche Bett zu zerren und empfängt sie in einem knappen Bikini, der schließlich dramatisch verrutscht. Muss das sein, zumal es für die Handlung nicht von Belang ist? An dieser Stelle hätte ich das Buch auch am liebsten einfach zugeklappt.
Was auch sehr auffällig ist: die Handelnden führen gern und oft Selbstgespräche.

Fazit:
Gerne hätte ich noch etwas höher bewertet als 2,5 Sterne, da es sich schließlich um einen Debütroman handelt, aber die Handlung wurde leider zunehmend unglaubwürdiger. Zu keinem der Charaktere konnte ich eine wirkliche Bindung aufbauen, sie blieben mir irgendwie fremd. Etwas weniger wäre hier manchmal mehr gewesen.

Bewertung:
2pfoten