Durch frühen Morgennebel – Meine Meinung…

Gebundene Ausgabe: 219 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (13. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406659543
ISBN-13: 978-3406659546

Über den Autor:
Manuel Niedermeier, 1984 in Regensburg geboren, hat vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaften in Regensburg und Wien studiert. 2010 hat er bei der on3-Lesereihe des Bayerischen Rundfunks mitgemacht. Seit 2010 ist er jährlicher Teilnehmer bei Poetry in Motion der Regensburger Kurzfilmwoche. 2012 war er Stipendiat der Bayerischen Akademie des Schreibens.
(Quelle: chbeck.de)

Der Klappentext:
Clemens war als Fotograf immer auf der Suche nach den Aufnahmen, die das Wesentliche eines Momentes erfassen und über das Sichtbare hinausgehen. Zuletzt hat er die wohl dramatischsten Bilder seines Lebens gemacht, die ihn allerdings aus der Bahn geworfen haben. Er fotografierte, wie sein Freund John, über Bord gegangen, sofort von der Strömung unter das Eis der Arktis gerissen wurde.
Im Rückblick wird von diesem Moment und den Ereignissen, die zu ihm geführt haben, erzählt. John will seine Forschungen über die Belugawale weitertreiben und ist mit Clemens auf einem Expeditionsschiff durch die Nordostpassage unterwegs. Kurz bevor er an Bord kam, hatte er in Berlin Traumatisches erlebt, worüber er kaum sprechen kann. Er wartet dringend auf eine Nachricht von Laura, der Geigerin, in die er verliebt ist. Wie bei einem Film entstehen die atmosphärisch starken Szenen vor dem inneren Auge des Lesers. Eindringlich, manchmal bis zu Stichpunkten verknappt erzählt Manuel Niedermeier in seinem ersten Roman und lässt sich dabei doch auf schöne Weise Zeit.

Die Geschichte:
Der Fotograf Clemens teilt sich auf einem Expeditionsschiff die Schlafkoje mit dem Biologen John. Das Leben an Bord ist alles andere als einfach. In abwechselnden Schichten müssen alle Mitreisenden auf dem Deck Wache halten und die Entwicklung der Eisbildung beobachten. Die Temperaturen in den subarktischen Gebieten sinken schnell, so dass die Crew Gefahr läuft, im Eis stecken zu bleiben.
John wird immerzu von Alpträumen geplagt und schreckt schreiend aus dem Schlaf hoch. Auch Clemens wird dadurch um seine dringendst benötigten Erholungspausen gebracht. Er stellt John zur Rede, doch dieser blockt zunächst alle Fragen ab. Irgendwann beginnt er doch zu erzählen und läßt Clemens an den bizarren Angstträumen teilhaben, deren Ursprung in einem traumatischen Erlebnis kurz vor der Abreise liegt.
In Rückblenden werden die Erlebnisse von John in Berlin erzählt. Wir erfahren, wie er Laura kennenlernt und was der Auslöser seines Traumas ist.

Meine Meinung:
Manuel Niedermeier erzählt in einer so bildgewaltigen Sprache, dass man den schneidenden Wind im Gesicht und die Schneeflocken auf der Haut beinahe spüren kann. Er legt Wert auf Details, lässt seine Charaktere leben und leiden und die Schauplätze realistisch vor unserem inneren Auge entstehen.
Die Geschichte wird hauptsächlich in zwei Handlungssträngen erzählt: die Kapitel wechseln sich ab zwischen dem Leben an Bord und Johns Vergangenheit in Berlin.
Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen und fand es durchaus fesselnd. Die Schiffsreise wird realistisch und ausführlich beschrieben, aber auch die Vorgeschichte von John wartet mit vielen Details auf. Mit den Protagonisten konnte ich trotz deren guter Ausarbeitung nicht wirklich mitfühlen, sie bleiben mir etwas fremd und ich fühle mich eher wie ein nüchterner Beobachter.
Mit dem Schluss hadere ich leider etwas, denn ich bin kein Freund von offenen Enden – und hier blieben mir zu viele Fragen unbeantwortet. Die Kernaussage des Buches erschließt sich mir nicht so wirklich, wobei man natürlich viel hineininterpretieren kann: geht es um den kurzen Moment, der das Leben nachhaltig verändern kann? Oder sind es die Schuldgefühle, die man empfindet, obwohl man eigentlich unschuldig ist? Und wo beginnt eigentlich „Schuld“? Oder steht die Schiffsfahrt durchs immer dichter werdende Eis für die Ausweglosigkeit, in der man sich manchmal im Leben befindet?
Das wird wohl jeder Leser selbst für sich herausfinden müssen…

Fazit:
Ein bildgewaltiger Roman, der gut unterhält und viel Raum für Interpretationen lässt.

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 31 ab.