Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronsky – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (17. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462048023
ISBN-13: 978-3462048025
Autorin: Alina Bronsky

Die Geschichte:
Baba Dunja ist eine über 80-jährige Frau, die unfreiwillig über Landesgrenzen hinweg zu einer kleinen Berühmtheit wurde – und das nur, weil sie in hohem Alter in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Allerdings muss man erwähnen, dass besagtes Dorf Tschernowo leider sehr nahe an Tschernobyl liegt und damit in der „Todeszone“, die noch immer stark radioaktiv verstrahlt ist.
Im Lauf der Zeit gesellten sich weitere Bewohner zu Baba Dunja und so lebt sie nun mit einer Handvoll Leute in einer etwas seltsamen Dorfgemeinschaft, in der sogar die Verstorbenen noch sehr präsent sind. Man könnte das Ganze fast schon als „Idylle“ bezeichnen, doch dann tauchen zwei Fremde in Tschernowo auf – und Baba Dunjas kleine Welt zerbricht …

Meine Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, denn die Leseprobe auf vorablesen hat mich absolut überzeugt.
Schon nach wenigen Sätzen habe ich mich in den ironisch-witzig-lockeren Schreibstil von Alina Bronsky verliebt. Gleich auf der ersten Seite brachten mich Baba Dunjas Gedanken über den Hahn der Nachbarin zum Schmunzeln:

„Seine innere Uhr ist durcheinander, schon immer gewesen, aber ich glaube nicht, dass es mit der Strahlung zu tun hat. Man kann sie nicht für alles, was blöd zur Welt kommt, verantwortlich machen.“ (Seite 5)

Herrlich skurrile Charaktere machen dieses Buch zu etwas Besonderem, doch vor allem geht es natürlich um Baba Dunja, die uns die Geschichte außerdem aus ihrer Perspektive erzählt. Sie war mir gleich sympathisch, denn sie ist bescheiden, hilfsbereit, klug und hat viel Sinn für schwarzen Humor.
Ihre Nachbarin Marja ist eine tierliebe, schrullige Frau, die gegen jedes Wehwehchen die passende Pille parat hat.
Sie und noch einige andere Figuren habe ich auch sehr schnell ins Herz geschlossen.

Zunächst dreht sich alles um das etwas einsame Leben in Tschernowo und wie es dazu kam. Wir erfahren auch, dass Baba Dunja zwei Kinder hat: ihr Sohn lebt in Amerika und ihre Tochter ist Ärztin in Deutschland. Außerdem hat sie eine Enkelin, die sie allerdings noch nie im Leben gesehen hat.
Die wirklich witzigen Szenen finden sich eher am Anfang des Buches, dann kippt das Ganze etwas ins Tragische und der Ton wird ernster. Mir hat die Story sehr gut gefallen und sie konnte mich so fesseln, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf das Ende: es ist mir viel zu offen und lässt so viele meiner Fragen unbeantwortet. Wer von den Dorfbewohnern ist noch da, wo ist Laura und was ist aus Glascha geworden? Ein kleiner Epilog hätte wenigstens ein wenig Licht ins Dunkel bringen können.

Fazit:
Trotz des offenen Endes eine klare Leseempfehlung: witzig, liebenswert, herzlich und herrlich skurril!

Bewertung:
4pfoten