Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); erschienen 16. Juli 2015
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404172299
ISBN-13: 978-3404172290
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
Autor: Veit Etzold
Über die Reihe:
„Der Totenzeichner“ ist das inzwischen vierte Buch über bzw. mit Clara Vidalis. Das sind die vorherigen Teile:
Die Geschichte:
Grausam verstümmelte Leichen, denen die Herzen fehlen und seltsame Zeichen in die Haut geritzt wurden, beschäftigen Clara Vidalis und ihr Team im inzwischen vierten Buch der Reihe. Die Toten sind meist Unterweltgrößen, es könnte sich also um eine Art Bandenkrieg handeln.
Doch dann wird schnell klar, dass der Killer früher in den USA sein Unwesen trieb, weshalb sie bald von einigen Amerikanern bei den Ermittlungen unterstützt werden. Der Täter scheint ein Phantom zu sein, trotz DNA-Spuren kann er nicht ausfindig gemacht werden …
Meine Meinung:
Der Vorgängerband „Todeswächter“ konnte mich nicht mehr so wirklich überzeugen: Logikfehler, ständige Wiederholungen und ausufernde Erklärungen machten das Lesen nicht gerade zum Genuss. Doch Veit Etzold war einmal einer meiner absoluten Lieblingsautoren, ich habe seine Bücher mit größter Begeisterung verschlungen! Deshalb musste ich trotz allem auch das neueste Buch lesen, denn ich wollte ihm noch eine Chance geben.
Langsam merkt man aber auch an den Rezensionen anderer Leser, dass die Bewertungen immer kritischer werden und dass ich absolut nicht alleine bin mit meiner Meinung. Diesen Trend finde ich sehr schade, denn ich wünsche mir wirklich den früheren Etzold zurück, bei dem man das Gefühl hatte, er würde nicht „auf die Schnelle“ ein Buch nach dem anderen auf den Markt bringen, sondern ihm läge wirklich etwas an dem, was er schreibt.
Was hat mich also nun gestört am Totenzeichner und am „neuen Etzold“?
Zunächst die Charaktere: wer die Reihe nicht von Anfang an verfolgt hat, dürfte sich kaum ein Bild der Protagonisten machen können. Auf die Menschen und ihren Background wird einfach so gut wie überhaupt nicht mehr eingegangen. Es sind einfach nur hohle Namen ohne Gesicht, Privat- und Gefühlsleben. Absolut schwach dargestellt und völlig farblos.
Wenn dann mal auf eine Gefühlsregung eingegangen wird, wie beispielsweise in dieser Szene auf Seite 403:
„Clara spürte das Adrenalin, wie vor jedem Zugriff, das Stresshormon Cortisol, das ihr Gehirn in Alarmbereitschaft versetzte und ein Gefühl höchster Wachsamkeit und zugleich höchster Angst weckte, wie der menschliche Körper es nur für Situationen bereithielt, in denen es um Leben oder Tod ging.„,
dann wird sofort wieder eine wissenschaftliche Belehrung daraus gemacht. So kommt keinerlei Mitgefühl mit der Person auf, sondern man ist einfach nur erschlagen von den ständigen Erklärungen von absolut allem.
Das Buch wirkt leider in weiten Teilen wie ein kriminalwissenschaftlicher Vortrag, manchmal kam mir auch das böse Wort „klugscheißerisch“ in den Sinn, denn in der Fülle langweilt es einfach nur noch. Dabei wird nicht nur seitenlang über fallrelevante Themen referiert, sondern es werden auch gerne mal Dinge erklärt, die überhaupt nichts mit den Verbrechen zu tun haben. Man kann das Buch locker großzügig querlesen, ohne irgend etwas Wichtiges zu verpassen.
Ganz schlimm sind auch die ständigen Wiederholungen: wieder und wieder wird dem Leser etwas vorgekaut und man kommt sich vor, als würde man für absolut dumm gehalten.
Eine aufwändig gestrickte Handlung habe ich leider auch vermisst und Spannung kommt durch die ganzen Abhandlungen und Ausschweifungen sowieso keine auf. Da helfen auch keine möglichst ekligen und detailreichen Schilderungen der Morde. Meistens geraten bei Thrillern auch die „Guten“ etwas in Bedrängnis, was etwas für Nervenkitzel sorgen soll, aber solche Szenen fehlen hier auch.
Eigentlich hätte ich schon bei Seite 22 aufhören sollen mit dem Lesen, denn da hat der Mörder bereits den zweiten Hund um die Ecke gebracht. Das geht für mich normalerweise gar nicht. Aber ich wollte meinem ehemaligen Lieblingsautor noch eine Chance geben, die er leider nicht genutzt hat.
Fazit:
Hier stimmt noch der alte Spruch: „Früher war alles besser“! Ich wünsche mir den früheren Etzold zurück, bei dem man nicht den Eindruck hat, es geht beim Schreiben nur darum, geballtes und teilweise unnützes Wissen über alles Mögliche loszuwerden. 🙁