DER SCHNEEGÄNGER von Elisabeth Herrmann – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (26. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442313864
ISBN-13: 978-3442313860
Autorin: Elisabeth Herrmann

Die bisherige Sanela Beara / Lutz Gehring – Reihe:

Die Geschichte:
Sanela Beara drückt nach ihrem letzten spektakulären Fall wieder die Schulbank. Sie leidet immer noch unter den Folgen des Mordversuchs und ist froh, dass sie erst einmal Abstand zu Hauptkommissar Lutz Gehring hat.
Doch dann steht dieser plötzlich vor dem Hörsaal und will sie direkt zu einer Befragung mitnehmen. Sanela erfährt, dass es dabei um den vor vier Jahren entführten Darijo geht, dessen Leiche nun von einem Jäger im Wald gefunden wurde.
Zum Hauptverdächtigen wird schnell der Vater des Jungen, doch Sanela will daran nicht glauben. Sie meldet sich in der Uni krank und schleust sich als angebliche Putzfrau auf eigene Gefahr bei der neuen Familie der inzwischen geschiedenen Mutter von Darijo ein.
Wieder einmal setzt Sanela ihr eigenes Wohlergehen aufs Spiel, um mit ihren ungewöhnlichen Methoden die stockenden Ermittlungen voranzubringen. Ein Netz aus Lügen und undurchsichtigen Allianzen machen ihr diese Aufgabe nicht gerade leicht …

Meine Meinung:
Als großer Fan von Elisabeth Herrmann habe ich mich schon sehr auf die Fortsetzung von „Das Dorf der Mörder“ gefreut. Sanela Beara ist eine ungewöhnliche, kluge Frau, die mit ihren erst 24 Jahren bereits viel mitgemacht hat. Ihre Mutter hat sie früh verloren und musste dann mit ihrem Vater aus einem Kriegsgebiet flüchten. Diese Erfahrungen machen sie einerseits stärker, aber andererseits bieten sie auch Angriffspunkte. Das muss sie auch in diesem Buch wieder schmerzhaft erfahren.

Ihr Kollege Lutz Gehring ist ein eher zwiespältiger Charakter: er kann wirklich sympathisch sein, aber meistens wirkt er eher griesgrämig und überheblich. Durch die Verfilmung von „Das Dorf der Mörder“ habe ich jetzt beim Lesen leider oft den Schauspieler Jürgen Tarrach (geb. 1960) vor Augen, der aber in dieser Rolle etwas fehlbesetzt war, denn im Buch ist Lutz erst Mitte 30.

An Elisabeth Herrmanns Krimis mag ich auch, dass sie immer Themen aufgreift, die ihr wohl selbst sehr am Herzen liegen. Das merkt man nicht nur an der guten Recherchearbeit. In diesem Buch geht es um Kindesmissbrauch und nebenbei auch noch um die Wiederansiedelung von Wölfen in unseren Wäldern.
Auch die gute Balance zwischen ermittlungsrelevanten Fakten und Infos aus dem Privatleben der Protagonisten finde ich immer absolut gut gelungen.

Insgesamt muss ich aber leider schon zugeben, dass „Der Schneegänger“ für mich das bisher schwächste Buch der Autorin ist. Fast wie in einem Thriller wirkten manche Dinge etwas unrealistisch und es wird mit vielen Klischees gearbeitet.
Eigentlich bewegt sich die ganze Handlung auch größtenteils innerhalb einer Familie. Spannend war es trotzdem und ich habe das Buch in nur zwei Tagen komplett gelesen. Die vielen Verstrickungen, undurchsichtigen Beweggründe und widersprüchlichen Aussagen der Verdächtigen erinnerten mich oft an einen Psychothriller. Man weiß nie, wem Sanela trauen sollte und wem besser nicht.

Das Ende hätte für meinen Geschmack noch etwas positiver ausfallen können, aber man kann ja nicht alles haben. Auf den nächsten Fall mit Sanela freue ich mich auf jeden Fall schon jetzt.

Fazit:
Dieser Krimi wirkt größtenteils eher wie ein Psychothriller … trotz kleinerer Schwächen fesselnd und spannend bis zum Ende.

Bewertung:
4pfoten