GEFÄHRLICHES TERRAIN von Gabriele Stave – Meine Rezension …

Broschiert: 256 Seiten
Verlag: berlin.krimi.verlag im be.bra verlag; Auflage: 1., Aufl. (9. Mai 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3898095207
ISBN-13: 978-3898095204
Über die Autorin: Gabriele Stave, geboren 1948 in Berlin, Journalismusstudium an der Universität Leipzig. Sie arbeitete u. a. für die »Wochenpost«, die »Neue Berliner Illustrierte«, die Satirezeitschrift »Eulenspiegel«, als Autorin für Kinderbücher, Hörfunk und TV sowie für Ausstellungen und Kataloge. Gabriele Stave lebt als freiberufliche Schriftstellerin und Journalistin in der Nähe von Berlin.

Die Geschichte:
Dieser Krimi basiert auf wahren Begebenheiten, das macht für mich das Lesen immer gleich noch einen Tick spannender.
Im Jahr 1923 steckte Deutschland mitten in einer schlimmen Inflation, die gesamte Bevölkerung litt immer noch unter den Folgen des Krieges. Die drei jungen Leute Willi, Luise und Max wollten sich ein bisschen Ablenkung von der täglichen Not verschaffen und auf einem Schützenfest außerhalb Berlins etwas Spaß haben. Doch in dem kleinen Ort Rhunow kam es zu einer folgenschweren Begegnung: Willi traf auf seine Ex-Verlobte Dora und sogleich entbrannte ein Streit mit ihrem neuen Verehrer Johannes.
Kurze Zeit später war Johannes tot, erschossen von einem unbekannten Schützen. Zunächst wurde alles als ein bedauerlicher Unfall abgetan, doch dann landete der Fall auf dem Schreibtisch des kurz vor der Pension stehenden Kriminalrats Eugen Ruben in Berlin. Dieser ging der Sache genauer auf den Grund und fand viele Beweise, die gegen Willi sprachen.
Doch ein Reporter glaubte nicht an diese Version und er recherchierte ebenfalls in Rhunow. Dabei traf er auf eine Mauer des Schweigens – und auf eine seltsame Häufung von Schussverletzungen in der Gegend …

Meine Meinung:
Zunächst musste ich mich ein bisschen an den Schreibstil gewöhnen. Was aber in keiner Weise daran liegt, dass dieser schlecht wäre, eher im Gegenteil: Gabriele Stave liefert in jedem Satz so viele Infos, dass man wirklich konzentriert lesen muss. Außerdem sind die Dialoge meistens sehr authentisch im örtlichen Dialekt verfasst, weshalb auch diese meine ganze Aufmerksamkeit forderten.

Die Autorin hat offensichtlich sehr akribisch recherchiert, denn sie nimmt uns mit auf eine wahre Zeitreise ins Jahr 1923. Nicht nur der Dialekt macht das Ganze so lebendig, sondern auch die verwendeten zeitgemäßen Formulierungen. Dazu erhalten wir noch sehr viele detaillierte Informationen, beispielsweise über Kleidung, Umgangsformen, Einrichtungsgegenstände, Ernährung, Politik oder den Verfall der Währung. So ergibt sich eine Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann: man ist mittendrin im Berlin der Zwanzigerjahre. Interessant fand ich unter anderem, dass unbekannte Leichen in Glaskästen für die Öffentlichkeit ausgestellt wurden, um sie zu identifizieren. In Zeiten des Internets heute nicht mehr vorstellbar, aber natürlich äußerst sinnvoll für damalige Verhältnisse.

Auch ihre Charaktere zeichnet Gabriele Stave mit sehr viel Liebe zum Detail. Der Kriminalrat Eugen Ruben ist eine ganz sympathische Figur, dem seine lebendige Gefühls- und Gedankenwelt ein hohes Maß an Authentizität verleihen. Ebenso glaubwürdig wirken auch die anderen Personen, egal ob gut oder böse.

Das Buch zeigt sehr schön, wie die Ermittlungen damals vonstatten gingen und wie der Stand der Technik so war. Das fand ich sehr interessant und spannend. Manchmal möchte man schier verzweifeln, denn – wie auch heutzutage leider noch oft üblich – bedeutet „Recht haben“ nicht gleichzeitig „Recht bekommen“. So erzählt diese Geschichte auch von Zweifeln, Gewissen, Rache, Schuld und Unschuld – und wirft die Frage auf, ob alle Menschen wirklich gleich behandelt werden.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, da man ganz nebenbei noch einen wunderbaren, lebendigen Einblick in die Vergangenheit bekommt. Das Buch empfehle ich gerne weiter!

Fazit:
Ein akribisch recherchierter Krimi mit viel Wissenswertem über die damalige Zeit. Spannend, fesselnd erzählt und sehr unterhaltsam.

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 46 ab.