Und du bist nicht zurückgekommen von Marceline Loridan-Ivens – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 111 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (6. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3458176608
ISBN-13: 978-3458176602
Originaltitel: Et tu n’es pas revenu
Übersetzerin: Eva Moldenhauer
Autorin: Marceline Loridan-Ivens

HIER findet ihr ein Autorenvideo und HIER eine Leseprobe.

Die Geschichte:
Mit 86 Jahren blickt Marceline zurück auf ihr Leben und wendet sich in diesem Buch noch einmal direkt an ihren im Krieg verschollenen Vater.
Im April 1944 wurden die beiden zusammen deportiert und landeten schließlich in Auschwitz-Birkenau. Was sich wie ein Ort anhört, waren jedoch zwei getrennte Lager: Marceline saß in Birkenau ein, ihr Vater nur etwa drei Kilometer entfernt in Auschwitz. Nur mickrige drei Kilometer, aber diese Distanz konnten sie nur ein einziges Mal überwinden in Gestalt eines kleinen Zettels, den ein Elektriker nach Birkenau hineinschmuggelte.
Marceline erinnert sich nicht mehr an die wenigen Zeilen, nur die Anrede und die Grußformel sind ihr im Gedächtnis geblieben. Immer wieder hadert sie mit sich, zermartert sich in den vielen Jahren danach das Gehirn, aber es will ihr nicht mehr einfallen, was ihr Vater ihr damals als letzte Botschaft geschickt hatte.

Es war notwendig, dass das Gedächtnis zerbrach, sonst hätte ich nicht leben können. (S. 29)

An so vieles andere kann sie sich aber lebhaft erinnern … an das unvorstellbare Leid, das sie im Lager ertragen mussten, an Hunger, Krankheiten, Tod und Hoffnungslosigkeit.
Als sie nach Kriegsende wieder zu ihrer Familie heimkehrt, ist nichts mehr wie es war. Der Vater fehlt einfach überall, lange Zeit noch hoffen sie, dass er wieder auftaucht. Doch schließlich wird er für tot erklärt.
Marceline kann ihr eigenes Überleben nicht immer als Geschenk betrachten, oft kommt es ihr auch wie ein Fluch vor. Und der Verlust des Vaters reißt eine klaffende Wunde in die Familie, die nie mehr heilen kann.

Meine Meinung:
Besonders angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatten finde ich solche Bücher immer sehr wichtig. Leider werden aber die Personen, die es nötig hätten, sich gewisse geschichtliche Geschehnisse wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen, kaum zu solcher Lektüre greifen.

Dieses Buch ist sehr persönlich, denn Marceline schildert ein Einzelschicksal bzw. das Schicksal ihrer Familie und solche Berichte sind immer noch ein bisschen eindrücklicher als allgemeine Informationen über die Gräueltaten der Nazis.
Der Fokus liegt hier auch nicht unbedingt auf den Erlebnissen im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, sondern es geht viel mehr darum, was diese Tragödie aus Marcelines Familie gemacht hat. Sie selbst hat überlebt, aber sie kann das nicht wirklich genießen. Sie wünscht sich sogar oft, sie wäre anstatt des Vaters gestorben.
Andere Familienmitglieder zerbrechen am Verlust des Vaters, schaffen es einfach nicht, das Ganze zu verarbeiten.
Auch die Entscheidungen vor dem Krieg werden angesprochen: hätte man die Tragödie verhindern können, wäre man anderswo sicherer gewesen?

Marceline Loridan-Ivens erzählt auch, was danach aus ihrem Leben geworden ist, wie sie und ob sie die Erlebnisse verarbeitet hat. Was sie mit ihrem zweiten Ehemann Joris Ivens geleistet hat, finde ich sehr beeindruckend: sie filmten in Kriegsgebieten und wollten den Menschen damit helfen.
Für mich ist Marceline eine beeindruckende, starke Frau, die trotz aller Widrigkeiten die Hoffnung niemals aufgegeben hat. Wirklich toll!

Fazit:
Eindrücklich, persönlich und erschreckend … ein wichtiges Buch gegen das Vergessen.

Bewertung:
5pfoten

Bretonischer Stolz von Jean-Luc Bannalec – Meine Rezension …

Broschiert: 384 Seiten
Verlag: KiWi-Paperback (17. Juni 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462048139
ISBN-13: 978-3462048131
Autor: Jean-Luc Bannalec

Die bisherigen Bücher der Reihe:

Die Geschichte:
Alles beginnt mit einem Toten auf einem Parkplatz, der bis zum Eintreffen der Polizei wieder spurlos verschwunden ist. Die einzige Zeugin ist eine alte, etwas wunderliche Frau, der nicht jeder Glauben schenken will. Doch dann taucht etwas später (noch) eine Leiche auf: schlimm zugerichtet und in den Bergen abgestürzt.
Kommissar Dupin glaubt der Zeugin und er findet sogar bald Parallelen zwischen den beiden Fällen. Als dann allerdings verschiedene Spuren nicht nur in die Druidenszene führen, sondern auch noch Dudelsackfans, Sandräuber, Keltenbrüder und Austernzüchter eine Rolle spielen, wird die Sache immer wunderlicher. Da fehlt es Dupin gerade noch, dass er außerdem mal wieder Ärger mit seinem Vorgesetzten bekommt.

Meine Meinung:
Dupin und sein Team mag ich sehr gerne, deshalb habe ich schon einige Teile der Reihe gelesen bzw. als durchaus gelungene Verfilmung im TV genossen. So war ich natürlich auch auf den neuen Fall sehr gespannt …

Wer die Reihe kennt, weiß, dass Infos über Land und Leute nicht zu kurz kommen: eben richtige Regionalkrimis. Das ist für mich als Frankreichfan auch ein wichtiger Grund, warum ich die Bücher so mag.
In diesem Band kam es mir allerdings stellenweise so vor, als wäre der Autor ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Es waren unglaublich viele Infos über alle möglichen Themen, die man liest und eigentlich auch gleich wieder vergisst. Natürlich waren auch ein paar interessante Erklärungen darunter, wie zum Beispiel über die Austernzucht, die auch länger im Gedächtnis bleiben.
Die Häufung der Lobeshymnen auf die Bretonen und ihre Erfindungen und Errungenschaften habe ich auf den Buchtitel zurückgeführt: hier sollte wohl der „bretonische Stolz“ gerechtfertigt werden. Das ist zwar eindrucksvoll gelungen, aber es lenkte doch manchmal von der Krimihandlung ab, so dass insgesamt wenig Spannung aufkam.

Der Fall an sich präsentiert sich zunächst sehr verworren und mit unzähligen möglichen Motiven und Spuren. Ab einem bestimmten Punkt (und etwas zu früh) war die Lösung allerdings leicht vorhersehbar, doch trotzdem hat es der Autor geschafft, mich am Ende noch mit etwas anderem zu überraschen. Aber ich verrate hier natürlich nichts. 🙂

Die Charaktere waren mir ja schon aus früheren Büchern bekannt und es gibt unter ihnen einige sehr sympathische Leute: Dupin natürlich, aber auch seine Freundin, einige seiner Mitarbeiter und die alte Dame, die als wichtige Zeugin eine größere Rolle spielt. Auch der Präfekt, mit dem sich Dupin gerne anlegt, bekommt wieder seine Auftritte – und man kann ihn wirklich leidenschaftlich hassen.

Fazit:
Es war wieder ein Vergnügen, das Buch zu lesen. Allerdings waren mir diesmal die Nebeninformationen einfach zu umfangreich. Die schönen Landschaftsbeschreibungen hingegen habe ich wieder sehr genossen: ein kleiner Urlaub im Alltag! 🙂

Bewertung:
3,5pfoten

Dreikampf von Sabine Fink – Meine Rezension …

Broschiert: 281 Seiten
Verlag: Gmeiner-Verlag; Auflage: 1 (1. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839217350
ISBN-13: 978-3839217351
Autorin: Sabine Fink

Die bisherigen Bücher der Reihe:

Die Geschichte:
Die Kommissarin Maria Ammon nimmt im dritten Teil der Krimireihe als Staffelläuferin an einem Triathlon in Roth teil. Hochkonzentriert auf den eigenen Einsatz nimmt sie einige Vorfälle während der Veranstaltung zunächst nur eher nebenbei wahr: ein Schwimmer stirbt, ein Radfahrer stürzt schwer, ein Läufer wird vergiftet. Doch einen Todesfall erlebt sie hautnah, denn sie ist als eine der ersten am Ort des Geschehens. Der Sohn eines bekannten Sportgeschäftsinhabers wird tot auf einer Toilette gefunden.
Maria fragt sich, ob all diese Fälle irgendwie zusammenhängen, doch sie ahnt noch nicht, dass sie dem Täter damit gefährlich nahe kommt und bald ebenfalls in dessen Visier gerät.

Meine Meinung:
Mit Sport hab ich ja eigentlich so gar nichts am Hut und so hat mich das Cover (obwohl es wunderschön gemacht ist mit aufwändigem Glanzdruck) und der Titel zunächst nicht so angesprochen. Doch dann hab ich gelesen, dass es sich um einen Krimi handelt, der sich praktisch gleich in der Nachbarschaft, nämlich in der Nürnberger Gegend abspielt und schon war mein Interesse geweckt.
Daran sieht man auch gleich, dass ich die Reihe vorher (leider) noch nicht kannte. Trotzdem hab ich mich ganz gut zurechtgefunden mit den Charakteren und ihrer Vorgeschichte. Die Autorin hat einige kleine Rückblicke so geschickt platziert, dass man als Leser unbedingt wissen will, was vorher schon passiert ist: so stehen die beiden Vorgänger natürlich jetzt auf meiner Wunschliste ganz oben. 🙂

Aber nun endlich zum Wesentlichen … zunächst die Charaktere: Maria war mir gleich sympathisch. Sie wirkt so natürlich und umgänglich – im Umgang mit Kollegen genauso wie innerhalb ihrer Familie. Was ihre Beziehungen zu Männern betrifft, ist sie zwar wohl nicht so erfolgreich wie im Lösen ihrer Fälle, aber dazu muss ich noch die Vorgängerbände lesen, die hier etwas Licht ins Dunkel bringen.
Michelle ist Praktikantin und steht Maria immer zur Seite. Auch sie habe ich gleich sehr gemocht, da sie so ungekünstelt, frech, mutig und klug rüberkommt.
Dann gibt es da natürlich noch eine ganze Menge anderer Figuren, die ich mal mehr und mal weniger gut fand. Charakterisiert waren sie alle bestens, auch Nebendarsteller bleiben nicht blass.

Mit der gleichen Liebe zum Detail beschreibt Sabine Fink auch ihre Schauplätze. So kommt es, dass man sich fast fühlt, als stünde man mitten im Trubel des riesigen aufregenden Sportevents. Sie hat die Atmosphäre perfekt eingefangen und auf die Seiten gebannt. Besonders gefreut habe ich mich auch über einige Dialoge, die sehr realitätsgetreu im fränkischen Dialekt geschrieben wurden. Man muss aber auch als Fränkisch-Unkundiger keine Angst haben, denn diese Passagen halten sich doch sehr in Grenzen.

Auch durch das sehr hohe Maß an Spannung, das schon auf den ersten Seiten aufkommt, wirkt die ganze Geschichte nicht wie der typische Regionalkrimi, denn diese sind doch meistens eher unblutig und harmlos.
Hier ist das ganz anders, wobei die Autorin es aber auch nicht nötig hat, zu sehr in blutige Details zu gehen. Viel mehr erzeugt sie eine nervenzerreißende Atmosphäre durch kleine Andeutungen, geschickt platzierte Kapitel aus Tätersicht und die Verwendung beinahe mystischer Elemente.
Was Sabine Fink auch absolut perfekt beherrscht, das ist das „In-die-Irre-führen“ des Lesers, wobei ich mich hier als „geübter“ Krimileser auch nicht ausnehmen kann. Auch ich bin bereitwillig ihren geschickt gelegten falschen Spuren gefolgt, die zwar stellenweise schon etwas durchschaubar waren, aber was die wahre Auflösung betraf, hatte ich trotzdem keinerlei Ahnung. Immer wieder wurde ich überrascht und am Ende fügte sich – trotz vieler Irrwege – alles sauber zusammen.

Wirklich toll geschrieben und so fesselnd, dass ich das Buch fast gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Die Auflösung wird noch unterstützt von einigen Erklärungen und Rückblicken, was der ganzen Geschichte noch mehr Authentizität verleiht. Und man merkte auch, dass die Autorin hier viel recherchiert hat.

Fazit:
Ein Verwirrspiel der Extraklasse … habe schon lange keinen Krimi mehr gelesen, der mich so oft überraschen konnte!

Bewertung:
5pfoten

Amsterdam blutrot von Lena Avanzini – Meine Rezension …

Broschiert: 256 Seiten
Verlag: Emons Verlag (16. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3954516616
ISBN-13: 978-3954516612
Autorin: Lena Avanzini
LESEPROBE

Die Geschichte:
Maxi (39) lebt mit zwei etwas skurrilen Mitbewohnern auf ihrem eigenen Hausboot in Amsterdam. Doch auch sie selbst ist nicht gerade das, was man als „normal“ bezeichnen würde: sie verdient ihr Geld als freiberufliche Klavierlehrerin, in ihrer Freizeit liest sie leidenschaftlich gerne Krimis und sie hat eine besondere Fähigkeit, die ihr manchmal echt zu schaffen macht. Maxi kann Töne als Farben sehen und gehört damit zu den extrem seltenen Synästhetikern.

Als die Mutter eines Klavierschülers brutal ermordet aufgefunden wird, erschwindelt sich Maxi ganz dreist Zugang zum frischen Tatort. Sofort ist ihr kriminelles Gespür geweckt und sie kann sich einfach nicht zurückhalten: sie muss selbst ermitteln. Der zuständige Hoofdinspecteur Cornelius Bontekoe erscheint ihr sowieso vollkommen unfähig zu sein, was ihren Ehrgeiz erst recht anstachelt.
Dank eines Tipps von ihrem Klavierschüler hat Maxi auch bald eine heiße Spur und die führt zu einem noch heißeren Callboy – und geradewegs hinein in ein extrem gefährliches Abenteuer!

Meine Meinung:
Dieser Krimi hat mich auf ganzer Linie überzeugt, denn hier stimmt für meinen Geschmack einfach alles. 🙂

Fangen wir mit den Protagonisten an: Maxi mochte ich gleich sehr gerne, da sie eine toughe ungewöhnliche Frau ist, die allerdings oft etwas über´s Ziel hinausschießt. Sie hat ein großes Herz, das merkt man auch gleich im Umgang mit ihren beiden leicht durchgeknallten Mitbewohnern. Tess ist Medizinstudentin mit einem besonderen Talent für das Zerschnippeln von Leichen und ihr Traumberuf ist Präparatorin für Gunther van Hagens. Rudel ist ein schwäbischer Fotograf und der mieseste Hobbygärtner aller Zeiten.
Und dann wäre da noch der Hoofdinspecteur Cornelius: auch der hat sich bald einen Platz in meinem Leserherz erobert – und daran ist eine gewisse Karin nicht ganz unschuldig. 🙂
Es gibt aber noch mehr liebenswerte Figuren in dieser Story – und alle wirken lebendig und wurden mit viel Liebe charakterisiert.

Dann kommen wir zum Schreibstil, der mir auch sehr gut gefallen hat. Lässt sich super lesen, sehr flüssig und die Dialoge sind lebensnah und glaubhaft. Manche Kapitel werden aus einer besonderen Sichtweise geschildert, doch ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Die Krimihandlung ist super durchdacht und man kann gut miträtseln und mitfiebern, wenn Maxi sich mit Übereifer in ihre Hobbyermittlungen stürzt. Falsche Spuren, einige actionreiche und thrillerwürdige Szenen und ausreichend Tote sorgen für die nötige Spannung. Hab das Buch nur noch ungern aus der Hand gelegt und fast in einem Rutsch durchgelesen bis zum stimmigen Ende.

Der Schluss hat mir gefallen und ich hoffe jetzt, dass ich bald noch mehr von Maxi, Cornelius & Co. lesen darf!
Urlaub in Amsterdam steht sowieso auf unserem Plan und durch diesen Krimi habe ich jetzt schon einmal einen ersten Eindruck von Land und Leuten erhalten. Wobei sich die lokalen Besonderheiten immer prima in die Story einfügen und niemals zu dominant wirken – sehr gut gemacht.

Fazit:
Einfallsreich, humorvoll, super durchdacht, spannend – und dazu noch sympathische Ermittler. Jetzt warte ich auf eine Fortsetzung! 🙂

Bewertung:
5pfoten

Kräuterrosi, ledig, sucht … von Doris Fürk-Hochradl – Meine Rezension …

Broschiert: 304 Seiten
Verlag: Emons Verlag (12. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3954515229
ISBN-13: 978-3954515226
Autorin: Doris Fürk-Hochradl
LESEPROBE

Die Geschichte:
Die „Kräuterrosi“ (62) heißt so, weil sie bei ihren Mitmenschen dafür bekannt ist, für nahezu jedes Wehwehchen das richtige Hausmittel zur Hand zu haben. Auch für allerhand andere Probleme ist sie die erste Anlaufstelle, denn sie ist einfach sympathisch, hilfsbereit und hat immer ein offenes Ohr.
So ist die Rosi natürlich auch gleich Feuer und Flamme, als in ihrem kleinen Dorf ein angeblicher Mord passiert: ein Mann stirbt im Moor und ausgerechnet ihr tierlieber Freund Hias ist der Hauptverdächtige, da er sich am Vortag noch lautstark mit dem Opfer gestritten hat.
Doch das bleibt nicht die einzige Aufregung in Rosis Leben: eine Radio-Datingshow, ein angedrohter Urlaub mit der Schwägerin, das seltsame Liebesleben ihrer Tochter, die Verbrechensvorwürfe gegen ihren Sohn und dann auch noch ein Bordellbetreiber mit besonders delikaten Problemen halten sie extrem auf Trab. Langeweile kommt hier nicht so schnell auf!

Meine Meinung:
Mit Rosi hab ich mich gleich wohlgefühlt, sie ist echt ne ganz Liebe … so eine Nachbarin kann man sich nur wünschen. An ihr hat mich nur gestört, dass sie manchmal sehr unentschlossen war und so einige Dinge unnötig in die Länge gezogen hat. Aber das sei ihr verziehen. 🙂
Auch viele andere Charaktere wirkten gleich sympathisch und liebenswürdig und man fiebert gerne mit ihnen mit, wenn sie gemeinsam diverse Abenteuer bestehen müssen.

Das Buch las sich kurzweilig, humorvoll und durch die verschiedenen Handlungsstränge auch recht abwechslungsreich. Was mich allerdings etwas gestört hat: eine Liebesgeschichte, die etwas zu viel Raum einnahm und zu sehr von der Krimihandlung ablenkte. Von der im Buchrückentext angepriesenen „Hochspannung“ war deshalb für mich als leidenschaftlichen Krimi- und Thrillerleser leider nichts zu spüren, aber die „fröhliche Unterhaltung“ kann ich voll bestätigen! 🙂
Fesselnd war es aber trotzdem und aufgrund fehlender Schockmomente kann ich das Buch auch allen Nicht-Krimilesern guten Gewissens empfehlen. Jedes Kapitel wird außerdem mit nützlichen Tipps eingeleitet: Rosi verrät ihre Hausmittelchen gegen Verstauchungen, Kopfschmerzen und allerhand anderer kleiner Beschwerden des Alltags.

Richtig toll fand ich das Ende der Geschichte, das schlüssig und reichlich positiv daherkommt. Auch fast schon wieder zu nett und lieb für einen Krimi – aber passend zur Rosi! 😉

Fazit:
Unterhaltsame Geschichte mit liebenswerten Charakteren, leider mit etwas viel Ablenkung von der Krimistory, die dadurch leider deutlich an Spannung einbüßt.

Bewertung:
4pfoten

Geheimprojekt Flugscheibe von Sebastian Thiel – Meine Rezension …

Broschiert: 278 Seiten
Verlag: Gmeiner-Verlag; Auflage: 1 (1. Juli 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3839217997
ISBN-13: 978-3839217993
Autor: Sebastian Thiel

Die vorherigen Bände der Reihe:

Die Geschichte:
Im dritten Teil der Reihe (Mitte Februar 1945) ist der ehemalige Polizist Nikolas Brandenburg gerade noch dabei, seine Verletzungen auszukurieren, die er sich bei der letzten Widerstandsaktion zugezogen hat. Noch immer hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, sein kleines Patenkind Marie wieder zu finden, deren Vater von Nikolas‘ Ex-Chef Luger ermordet wurde.
Dann taucht ein amerikanischer Geheimdienstler auf, der Nikolas erzählt, dass Marie noch lebt.
Zur gleichen Zeit wird in der Nähe von Berlin ein seltsames flaches Flugobjekt beobachtet. Hat Hitler wirklich eine Wunderwaffe entwickeln können, die den Ausgang des Krieges noch verändern kann?
Nikolas macht sich mit einigen alten Bekannten auf den Weg zur Wewelsburg, denn dort vermuten sie Hinweise, die sie nicht nur zur geheimnisvollen Flugscheibe führen sollen sondern auch zu Marie.

Meine Meinung:
Sebastian Thiel schafft es einfach grandios, den Leser in die düstere, erschreckende Atmosphäre des Krieges zu entführen. Ausführliche Recherchen und viele interessante zeitgeschichtliche Infos, die er so nebenbei in die Story einstreut, bringen einem die furchtbare Zeit sehr nahe. Das allein erzeugt schon ein hohes Maß an Spannung, aber dann ist da ja auch noch Nikolas und seine sympathische Truppe, die wieder sehr viele heikle Abenteuer bestehen müssen.

Ok, nicht alle im Team wirken auf den ersten Blick liebenswürdig, doch das liegt oft an ihrer schlimmen Vergangenheit. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und seine eigenen Gründe, warum er oder sie sich dem Widerstand angeschlossen haben.
Zwar kann man der Geschichte auch ganz gut folgen, wenn man die Vorgängerbücher nicht kennt. Aber ich würde trotzdem dringend dazu raten, die Reihe komplett zu lesen. So entwickelt man auch eine tiefere Beziehung zu den Charakteren.

Nicht nur an Nikolas kann man sehr gut sehen, was der Krieg mit den Menschen anstellt. Sie werden gezwungen, Dinge zu tun, die sie normalerweise niemals tun würden. Diese „Verrohung“ der Gesellschaft kommt auch an vielen Stellen im Buch sehr gut zur Geltung. Oft kann man sich als Leser fragen, wie weit man selbst gehen würde. Wie wichtig ist Rache, wenn man dadurch selbst zum Täter wird?
Und dann sind da aber auch noch die tröstlichen Momente: das Wiedersehen mit alten Weggefährten und sogar ein bisschen Liebe in Zeiten des Hasses.

Alles in allem wieder ein absolut gelungenes, spannendes, informatives Buch, das mich allerbestens unterhalten hat. Der halbe Stern Abzug liegt einzig daran, dass mir das Ende zu offen war. Es blieben zu viele meiner Fragen unbeantwortet und das mag ich immer gar nicht.

Fazit:
Eine sehr spannende, informative Krimireihe, die ich jedem Spannungsfan nur wärmstens empfehlen kann. Aber lest die Bücher am besten der Reihe nach für den vollen Genuss! 🙂

Bewertung:
4,5pfoten

Ein Leben mehr von Jocelyne Saucier – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (8. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3458176527
ISBN-13: 978-3458176527
Originaltitel: Il pleuvait des oiseaux
Übersetzerin: Sonja Finck
Autorin: Jocelyne Saucier, geboren 1948 in der Provinz New Brunswick, lebt heute in einem Zehn-Seelen-Ort im Wald, im nördlichen Québec. Sie arbeitete lang als Journalistin, bevor sie mit dem literarischen Schreiben begann. Ein Leben mehr ist ihr vierter Roman, der erste in deutscher Sprache.

Die Geschichte:
Eine Naturfotografin entdeckt ihre Leidenschaft für ein neues Motiv: alte Menschen, die in den vielen Jahren ihres Daseins so viel erlebt haben, dass man es an ihren Augen ablesen kann:

Ihre verhärmten Gesichter sind schwer zu entziffern. Von alten Menschen erfährt man nur etwas, wenn man ihnen in die Augen sieht. Die Augen enthalten ihre Lebensgeschichte. (S. 82)

Sie stößt durch die Gespräche mit den alten Menschen auf eine lange zurückliegende Tragödie: große Brände überzogen das Land Anfang des 20. Jahrhunderts. Der große Brand von 1916 hat zahlreiche Opfer gefordert und die Fotografin versucht fortan, noch lebende Augenzeugen des Infernos zu finden und zu interviewen.
Viele Geschichten gleichen sich, überschneiden sich, klingen im ersten Moment erfunden und unglaublich, doch das Meiste scheint doch wahr zu sein. Und immer wieder berichten die Überlebenden von einem Jungen, der bei diesem Brand seine komplette Familie verloren hat und danach tagelang durch die schwelende Landschaft geirrt ist.

Der Fotografin gelingt es, die Spur des mysteriösen Mannes bis in die kanadische Wildnis zu verfolgen, wo er zusammen mit zwei anderen Männern in völliger Abgeschiedenheit in einigen Hütten lebt …

Meine Meinung:
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt: einige Passagen aus Sicht eines wissenden Erzählers und dann wieder Kapitel, in denen verschiedene beteiligte Personen berichten.
So entwickelt sich eine vielschichtige Story, die mich immer mehr fesseln konnte. Zunächst in noch eher ruhigeren Tönen, doch so nach und nach wurde es immer emotionaler, berührender und bewegender.

Unter den Protagonisten gab es für mich keinen besonderen Favoriten: sie wirken alle auf ihre eigene Weise liebenswürdig und besonders. Von einigen erfährt man mehr, von anderen weniger, aber sie wirken alle lebendig und glaubwürdig in ihrer etwas kauzigen Art.

Die Tücken des Alters werden nicht verklärt in dieser Gemeinschaft, in der der Tod ein ständiger Begleiter ist, der sich nie weit von den Kameraden entfernt. Auch das würdige Aus-dem-Leben-Scheiden ist ein Thema, mit dem sich das Buch beschäftigt.
Aber für einige geht es weniger um das Ende, sondern um einen neuen Anfang: ein Leben MEHR, ein neues Leben, das durchaus im hohen Alter noch von vorne beginnen kann.
Und das liest sich einfach wundervoll – und hat einige weniger positive Szenen wieder gutgemacht.

Die Beschreibungen der Landschaft und des einfachen Einsiedlerdaseins waren sehr idyllisch und atmosphärisch, auch wenn es nicht mein bevorzugter Lebensstil wäre, schon allein wegen der grausamen Fallenstellerei, die leider oft erwähnt wird.

Insgesamt ein schönes Buch, das trotz der wenigen Seiten eine sehr bewegende Geschichte erzählt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die Storys mögen, die das Herz berühren!

Fazit:
Entwickelt sich langsam, zieht den Leser immer mehr in seinen Bann und endet mit einem wohligen Seufzen.

Bewertung:
4,5pfoten

Ihr unschuldiges Herz von Richard Hagen – Meine Rezension …

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (17. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442377870
ISBN-13: 978-3442377879
Autor: Richard Hagen

Der zweite Teil der Reihe:

Die Geschichte:
Die Kinderärztin Sieglinde Reichard wird tot in einem Weinberg gefunden, ihr Herz hat der Mörder mitgenommen. Staatsanwältin Inga Jäger und Kriminalhauptkommissar Kai Gebert tappen lange im Dunkeln und haben zunächst nur den Ehemann als Hauptverdächtigen im Visier. Doch dann wird klar, dass es sich nicht um eine Einzeltat handelt, denn es hat in der Vergangenheit weitere tote Frauen gegeben, die auf die gleiche Art und Weise starben. Was steckt wirklich dahinter?
Bei ihren Ermittlungen stößt Inga plötzlich auf Widerstände: ausgerechnet ihr eigener Chef verbietet ihr, eine Spur in die Vergangenheit weiter zu verfolgen. Doch sie lässt sich nicht beirren und bringt unglaubliche Gräueltaten ans Licht, die viele Menschen am liebsten für immer vergessen würden …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich extrem gefesselt und das lag nicht nur an dem erschreckenden Hintergrund, den der Autor für diesen Krimi gewählt hat.

Auch der Schreibstil ist einfach toll: glaubwürdige Dialoge, eine lebendige Atmosphäre und viel Wissenswertes über die Region und deren Besonderheiten.

Die beiden Hauptpersonen Inga und Kai sind ein tolles Team, auch wenn sie sich zu Beginn erst einmal zusammenraufen müssen. Danach ist ihr Umgang miteinander einfach super und wirkt sehr realistisch: kleine Neckereien und zwischendurch auch mal ein paar Konflikte – wie im richtigen Leben! Ich mag die beiden Charaktere sehr gerne und hoffe, dass sie noch ganz viele Fälle gemeinsam lösen werden!
Es waren auch noch einige andere interessante und liebenswürdige Figuren dabei, die teilweise auch im Folgeband wieder eine Rolle spielen.

Der Kriminalfall ist zunächst noch sehr undurchsichtig, dann wird immer deutlicher, dass der Ursprung der Morde in der Zeit des Zweiten Weltkriegs liegt. Gut recherchiert bringt uns der Autor in dieser fiktiven Story erschreckende reale Ereignisse näher, die allein schon für Gänsehaut sorgen. Dazu präsentiert er uns noch einen echten Showdown, der nach der ohnehin schon spannenden Erzählung einen passenden Abschluss bildet. Die Geschichte ist actionreich und mit manchmal auch etwas blutigen Passagen, doch Richard Hagen hat es nicht nötig, bei Ekelszenen unnötig ausführlich zu werden, um damit den nötigen Thrill zu erzeugen.

Fazit:
Ein erschreckendes Hintergrundthema, das super durchdacht in einen spannenden Krimi mit sympathischen Ermittlern gepackt wurde … klare Leseempfehlung!

Bewertung:
5pfoten

Baba Dunjas letzte Liebe von Alina Bronsky – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (17. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462048023
ISBN-13: 978-3462048025
Autorin: Alina Bronsky

Die Geschichte:
Baba Dunja ist eine über 80-jährige Frau, die unfreiwillig über Landesgrenzen hinweg zu einer kleinen Berühmtheit wurde – und das nur, weil sie in hohem Alter in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist. Allerdings muss man erwähnen, dass besagtes Dorf Tschernowo leider sehr nahe an Tschernobyl liegt und damit in der „Todeszone“, die noch immer stark radioaktiv verstrahlt ist.
Im Lauf der Zeit gesellten sich weitere Bewohner zu Baba Dunja und so lebt sie nun mit einer Handvoll Leute in einer etwas seltsamen Dorfgemeinschaft, in der sogar die Verstorbenen noch sehr präsent sind. Man könnte das Ganze fast schon als „Idylle“ bezeichnen, doch dann tauchen zwei Fremde in Tschernowo auf – und Baba Dunjas kleine Welt zerbricht …

Meine Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, denn die Leseprobe auf vorablesen hat mich absolut überzeugt.
Schon nach wenigen Sätzen habe ich mich in den ironisch-witzig-lockeren Schreibstil von Alina Bronsky verliebt. Gleich auf der ersten Seite brachten mich Baba Dunjas Gedanken über den Hahn der Nachbarin zum Schmunzeln:

„Seine innere Uhr ist durcheinander, schon immer gewesen, aber ich glaube nicht, dass es mit der Strahlung zu tun hat. Man kann sie nicht für alles, was blöd zur Welt kommt, verantwortlich machen.“ (Seite 5)

Herrlich skurrile Charaktere machen dieses Buch zu etwas Besonderem, doch vor allem geht es natürlich um Baba Dunja, die uns die Geschichte außerdem aus ihrer Perspektive erzählt. Sie war mir gleich sympathisch, denn sie ist bescheiden, hilfsbereit, klug und hat viel Sinn für schwarzen Humor.
Ihre Nachbarin Marja ist eine tierliebe, schrullige Frau, die gegen jedes Wehwehchen die passende Pille parat hat.
Sie und noch einige andere Figuren habe ich auch sehr schnell ins Herz geschlossen.

Zunächst dreht sich alles um das etwas einsame Leben in Tschernowo und wie es dazu kam. Wir erfahren auch, dass Baba Dunja zwei Kinder hat: ihr Sohn lebt in Amerika und ihre Tochter ist Ärztin in Deutschland. Außerdem hat sie eine Enkelin, die sie allerdings noch nie im Leben gesehen hat.
Die wirklich witzigen Szenen finden sich eher am Anfang des Buches, dann kippt das Ganze etwas ins Tragische und der Ton wird ernster. Mir hat die Story sehr gut gefallen und sie konnte mich so fesseln, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich auf das Ende: es ist mir viel zu offen und lässt so viele meiner Fragen unbeantwortet. Wer von den Dorfbewohnern ist noch da, wo ist Laura und was ist aus Glascha geworden? Ein kleiner Epilog hätte wenigstens ein wenig Licht ins Dunkel bringen können.

Fazit:
Trotz des offenen Endes eine klare Leseempfehlung: witzig, liebenswert, herzlich und herrlich skurril!

Bewertung:
4pfoten