DIE STILLE DER LÄRCHEN von Lenz Koppelstätter – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: KiWi-Taschenbuch (13. Oktober 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462047345
ISBN-13: 978-3462047349
Autor: Lenz Koppelstätter

Die gesamte bisherige „Grauner“-Reihe:

Die Geschichte:
Der zweite Fall, den Commissario Grauner zu lösen hat, sieht zunächst sehr einfach aus: der Architekt Haller gesteht den Mord an der jungen Marie, deren Leiche direkt vor seinem Haus an einer geschichtsträchtigen Lärche lehnend gefunden wurde.
Doch Grauner will an diese Version der Ereignisse nicht glauben, es gibt zu viele Unstimmigkeiten. Die Bewohner des Dorfes sind sich indes einig, dass der Sohn von Haller der wahre Mörder ist. Eine Spur führt in die Vergangenheit des Ortes und sogar zu einem berühmten Schriftsteller …

Meine Meinung:
Südtirol-Fans werden sich schon auf den ersten Seiten fühlen, als wären sie live in ihrer Herzensgegend: Lenz Koppelstätter beschreibt die Schauplätze, regionale Besonderheiten und vor allem die Natur so lebendig, dass man sich alles bestens vorstellen kann.
Er charakterisiert auch die Einwohner sehr gekonnt, schafft urige Figuren mit Ecken und Kanten, die wunderbar in dieses Tal passen.
Commissario Johann Grauner mag ich echt gerne, denn er ist ein ruhiger, intelligenter Mann, der sehr naturverbunden ist. Neben der Polizeiarbeit ist er Landwirt und am liebsten wäre es ihm, wenn er seine Zeit nur mit seinen Kühen verbringen könnte: die morgendliche Stallarbeit genießt er sehr. Aber schließlich muss jemand die Verbrecher in Südtirol jagen – und das macht er mit seinem sympathischen Kollegen Claudio Saltapepe.

Der Fall ist prima durchdacht und durch die Verbindungen in die Vergangenheit noch komplexer und verzwickter. Viele Beteiligte bzw. Verdächtige führen in einige Sackgassen während der Ermittlungen, aber am Ende wird alles stimmig und vollständig aufgelöst.
Die Polizeiarbeit wirkt sehr glaubhaft: es gibt Verhaftungen, Verhöre, Suchaktionen und interessante Einblicke in die Gerichtsmedizin.
Sehr gut hat mir auch gefallen, dass ein versunkenes Dorf und eine Ruine eine große Rolle spielen, denn solche Schauplätze haben ihren ganz eigenen Gänsehautfaktor.
An Spannung fehlt es aber sowieso nicht, dieser Krimi bietet einige Stunden fesselnde Unterhaltung. Dazu sind auch keine allzu blutigen Szenen nötig. Ich freu mich schon sehr auf den nächsten Teil der Reihe!

Fazit:
Ein wundervoll atmosphärischer Regionalkrimi mit sympathischen Ermittlern, die einen sehr verzwickten, interessanten Fall aufklären. Unbedingt lesen!

Bewertung:
5pfoten

CLARA UND DIE GRANNY-NANNYS von Tania Krätschmar – Meine Rezension …

Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (20. Oktober 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442382998
ISBN-13: 978-3442382996
Autorin: Tania Krätschmar

Die Geschichte:
Clara will etwas in ihrem Leben ändern und beschließt, den Schritt in die berufliche Selbständigkeit zu wagen. Sie gründet eine „Granny-Nanny“-Agentur, also quasi die ältere Variante einer Au-pair-Vermittlung, bei der statt Kindermädchen „Leih-Großmütter“ in die Familien geschickt werden.
Ihre ersten drei Kandidatinnen hat sie schnell gefunden: Hanni, Suse und Karen reisen nach Berlin zu ihren Gastfamilien. Was sie dabei so erleben und wie sie sich dadurch verändern, erzählt dieser Roman.

Meine Meinung:
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die „Granny-Nannys“ Hanni Wiesinger (59), Karen Parotat (63) und Suse Hartema (54), drei sehr unterschiedliche Frauen. Während die ehemalige Lehrerin Karen eine eher toughe, geradlinige Person ist und auch Suse recht entscheidungsfreudig wirkt, ist Hanni das absolute Gegenteil. Sie wird als sehr naives Hausfrauchen vom Lande dargestellt. Das fand ich manchmal etwas übertrieben, zumal sie auch noch genau in meiner Heimat lebt und ich die Beschreibungen der Gegend nicht bestätigen kann. Das war also auch ein bisschen persönlich, denn wer wird schon gerne als etwas zurückgebliebenes Landvolk dargestellt?! 🙂
Suses Wurzeln liegen im schönen Ostfriesland und Karen lebt in Hessen im beschaulichen Fischbachtal, doch beide zögern nicht und stürzen sich in das Großstadtgewimmel von Berlin. Hanni ist die Einzige, die von ihrem Sohn zu diesem Schritt mehr oder weniger überredet werden muss.
Die Gastfamilien sind sehr unterschiedlich, aber sie haben gemeinsam, dass die Umstände allesamt etwas übertrieben wirken. Es ist keine einzige Konstellation dabei, die man als halbwegs „normal“ bezeichnen könnte. Hanni landet bei einer erfolgreichen Frau, die ständig beruflich unterwegs ist und deren Zwillingssöhne nichts als Computer, Handy und Pizza im Kopf haben. Suse hat mit ihrem Gastkind kaum Kontakt und wird stattdessen als billige Köchin für ein Restaurant benutzt. Und Karen hat es auch nicht leicht mit ihrer reichen amerikanischen Familie, in der eigentlich so gar nichts richtig läuft.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, wunderbar lesbar und anschaulich, so dass man schnell ein konkretes Bild der Figuren und Schauplätze vor sich hat. Trotz der manchmal etwas überzogenen Situationen fand ich die Story gelungen und die Charaktere ganz sympathisch, vor allem auch einige Nebenfiguren. Am Ende hätte ich mir noch einen kurzen Epilog gewünscht, so dass man weiß, was aus den drei Frauen wird. Aber vielleicht dürfen wir uns ja sogar auf eine Fortsetzung freuen.

Fazit:
Ein unterhaltsames Buch über drei Frauen, die noch einmal ganz neu durchstarten im Leben. Manchmal etwas überzogen, aber insgesamt toll durchdacht und schön zu lesen.

Bewertung:
4pfoten

WER NICHT DAS DUNKEL KENNT von Sabine Klewe – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (15. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442482399
ISBN-13: 978-3442482399
Autorin: Sabine Klewe

Die gesamte bisherige „Louis / Salomon“ – Reihe:

Die Geschichte:
Im dritten Teil der Reihe ermitteln Kriminalhauptkommissarin Lydia Louis und ihr Partner Chris Salomon in einem besonders verzwickten Fall: eine tote Frau, mehrere Verschwundene und eine Spur, die in die Vergangenheit führt halten die Polizisten in Atem.
Irgendwie will zunächst gar nichts zusammenpassen und Lydias Vorgesetzte machen ihr extrem Druck. Dazu kommen noch diverse Querelen im Kollegenkreis, unter denen sie zu leiden hat. Aber das ist unglücklicherweise noch nicht alles: sie ist persönlich sehr in den Fall verstrickt … wird sie trotzdem den Täter finden können?

Meine Meinung:
Schon die ersten beiden Teile der Reihe fand ich sehr gelungen, obwohl ich mit der Hauptfigur Lydia Louis immer so meine Probleme habe. Sie wird von einigen ihrer Kollegen als nervige, ruppige, undurchschaubare Frau empfunden und diesen Eindruck habe ich von ihr auch. Sie kämpft ständig mit ihren inneren Dämonen, verhält sich dabei oft unverständlich und ihre häufigen One-Night-Stands machen sie auch nicht gerade sympathischer. Sie mag gute Gründe dafür haben, aber ich kann sie trotzdem nicht verstehen und wenn es nicht noch ihren Kollegen Chris gäbe, dann würde ich vielleicht eher einen Bogen um die Bücher machen.
Er ist zwar auch kein einfach gestrickter Charakter, aber er wirkt sympathischer.
Unter den anderen Kollegen gibt es noch weitere ziemlich extreme Personen, die mich stellenweise mit ihren (vor allem sexuellen) Obsessionen zunehmend genervt haben. Das war alles etwas zu viel für meinen Geschmack und in dieser Häufigkeit auch nicht mehr sehr glaubwürdig.

Die Verbrechen, die es aufzuklären gilt, sind zunächst sehr verworren und durch die persönlichen Verstrickungen von Lydia scheint man auch immer wieder davon abgelenkt zu werden. Aber so nach und nach kommt Licht ins Dunkel und es kristallisiert sich heraus, dass es sich um eine komplexe und gut durchdachte Geschichte handelt. Trotz der teils etwas nervenden Nebenhandlungen liest sich das Buch wirklich fesselnd und spannend. Manches kann man erraten, anderes kam sehr überraschend für mich.

Insgesamt ein gelungener dritter Teil, der neugierig macht auf die Fortsetzung. Vielleicht fallen dann auch einige der anstrengenden Kollegen weg, ich würde sie nicht vermissen.

Fazit:
Spannend, fesselnd und gut durchdacht, aber auf einige Nebenhandlungen und deren nervende Verursacher hätte ich sehr gut verzichten können.

Bewertung:
4pfoten

SIEBEN MINUS EINS von Arne Dahl – Meine Rezension …

Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Piper (1. September 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492057705
ISBN-13: 978-3492057707
Originaltitel: Utmarker
Übersetzerin: Kerstin Schöps
Autor: Arne Dahl

Die Geschichte:
Im ersten Teil der neuen Reihe von Arne Dahl ermittelt Kriminalkommissar Sam Berger in einem sehr brisanten Fall: sieben 15-jährige Mädchen sind spurlos verschwunden. Er glaubt an einen Serienmörder, doch mit dieser Überzeugung steht er leider alleine da. Sein Chef will davon nichts hören.
Als Sam dann endlich eine heiße Spur hat, die ihn geradewegs zu einer sehr mysteriösen Frau führt, gerät alles aus den Fugen. Er wird gezwungen, seine Ermittlungen auf eigene Faust fortzusetzen, doch bald erhält er Unterstützung aus ganz unerwarteter Richtung …

Meine Meinung:
Alleingänge der Ermittler sind ja in Krimis und vor allem in Thrillern beinahe an der Tagesordnung. Trotzdem schafft es Arne Dahl in diesem Buch immer wieder, den Leser zu überraschen.
Nicht nur bei der Zusammenstellung seiner neuen Hauptfiguren hat er eine Konstellation gewählt, die für viel Zündstoff sorgt und denen so viele Möglichkeiten offen stehen, dass es auch in Zukunft garantiert nie langweilig wird.

Kriminalkommissar Sam Berger fand ich gleich recht sympathisch, obwohl wir auch weniger vorteilhafte Seiten von ihm kennenlernen dürfen. Er ist kein fehlerloser Übermensch, sondern ein Typ mit Ecken und Kanten, der durchaus glaubwürdig und authentisch erscheint. Auch sein Team hat mir gut gefallen und die Art, wie sie miteinander umgehen, ist sehr erfrischend und teilweise eher freundschaftlich.

Der Bösewicht, den sich der Autor ausgedacht hat, ist ebenfalls kein eindimensionaler Charakter, sondern auch jemand, an dem man nicht nur Negatives finden kann. Insgesamt kann man sagen, dass man mit allen Beteiligten gut mitfühlen kann, denn das Geschehen wird sehr atmosphärisch erzählt.

Wir dürfen ausführliche und glaubhafte Ermittlungsarbeit begleiten, aber trotzdem wirkt dieser „Kriminalroman“ in weiten Teilen eher wie ein Thriller auf mich, denn es geht auch stellenweise recht actionreich zur Sache und für Sam und seine Begleiterin wird es oft brenzlig.

Übermäßig blutige oder brutale Szenen erspart uns der Autor, dafür quält er uns am Ende mit einem fiesen Cliffhanger, der extrem neugierig auf eine Fortsetzung macht. Es bleiben einige Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden … ich freue mich schon sehr darauf!

Fazit:
Ein sehr fesselnder, spannender Thriller, in dem man die beiden Hauptpersonen der neuen Reihe gleich sehr persönlich und von ihrer emotionalsten Seite kennenlernt. Prima durchdacht und mit einem Ende, das Lust auf eine Fortsetzung macht!

Bewertung:
5pfoten

WOLFSSPINNE von Horst Eckert – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (26. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3805250991
ISBN-13: 978-3805250993
Autor: Horst Eckert
horsteckertFoto: Kathie Wewer

Die gesamte bisherige Vincent Veih – Reihe:

Die Geschichte:
Melli Franck betreibt ein Restaurant, in dem sich auch Promis die Klinke in die Hand geben. Doch ihre Berühmtheit schützt sie nicht davor, Opfer eines grausamen Verbrechens zu werden: sie wird von Unbekannten misshandelt und ermordet.
Hauptkommissar Vincent Veih soll mit seinem Team die Täter finden, doch davon lenken ihn persönliche Probleme leider sehr ab. Auf einer Demo gerät er zwischen die Fronten und ziert unfreiwillig die Titelblätter der Tageszeitungen. Trotzdem lässt er sich nicht von seiner Arbeit abbringen und ist bald auf einer Spur, die ihn in die Vergangenheit führt … was haben die NSU-Morde mit seinen Ermittlungen zu tun?

Meine Meinung:
Jeder wird sie aus den Medien kennen: die mit dem Unwort des Jahres 2011 betitelten „Döner-Morde“. Eine Verbrechensserie, die sich über mehrere Jahre erstreckte und bei deren Aufklärung viele Ungereimtheiten und Pannen auftraten.
Die wahren Fakten sind an sich schon spannend und mysteriös, aber Horst Eckert macht daraus einen fesselnden Thriller, der die Ereignisse in der Vergangenheit geschickt mit fiktiven Verbrechen der Gegenwart verknüpft.
Sein klarer, mitreißender und atmosphärischer Schreibstil sorgt dafür, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.
Dazu tragen auch die wunderbar gezeichneten, sympathischen Charaktere bei, allen voran Vincent Veih. Er ist eine Hauptfigur, mit der man gerne mitfühlt und der durch seine lebendige Gefühlswelt absolut glaubwürdig und authentisch erscheint. Durch seine besondere Familiengeschichte ist er alles andere als ein gewöhnlicher Polizist: seine Mutter saß im Gefängnis und hält die Identität seines Vaters geheim.

Die Story ist vielschichtig und wird auf mehreren Zeitebenen erzählt. Die Rückblicke beleuchten die NSU-Mordserie aus einem Blickwinkel, der nur zu glaubhaft und plausibel erscheint. Der Autor stellt dabei eine wichtige Figur in den Mittelpunkt und damit auch deren schwierige emotionale Lage. Das macht das Ganze noch spannender und bewegender, so dass man sich als Leser immer mitten im Geschehen fühlt.

„Wolfsspinne“ ist zwar bereits Teil 3 einer Reihe, aber man kann das Buch auch gut ohne Vorkenntnisse lesen, denn es ist ein in sich geschlossener Fall, der hier gelöst wird.

Fazit:
Der spannende und extrem fesselnde Thriller mit einer sehr sympathischen Hauptfigur hat mich bestens unterhalten. Alles scheint nur zu authentisch und damit stellenweise wirklich erschreckend. Eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung:
5pfoten

IRGENDWO IM GLÜCK von Anna McPartlin – Eine Gastrezension von Tina …

Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: 1 (26. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499272237
ISBN-13: 978-3499272233
Originaltitel: Somewhere inside of happy
Autorin: Anna McPartlin

Tinas Meinung zum Buch:

Es war einmal eine starke, mutige, vom Leben geläuterte Frau. So beginnt die Geschichte um Maisie Bean und ihre Familie. Jahrelang von ihrem Ehemann missbraucht und verprügelt, kümmert sie sich nach der Trennung aufopferungsvoll um ihre beiden Kinder Jeremy und Valerie und ihre demente Mutter Bridie.

Dass dabei ihr eigenes Leben auf der Strecke bleibt, merkt sie erst als der charmante Polizist Fred in ihr Leben tritt und alles Dagewesene völlig auf den Kopf stellt. Nun könnte man fast schon zu Beginn des bewegenden und sehr emotionalen Romans ein fulminantes Happy End erwarten, dies wird jedoch jäh überschattet vom Verschwinden ihres 16-jährigem Sohnes Jeremy. Eine nervenaufreibende Suche nimmt ihren Lauf.

Das Buch IRGENDWO IM GLÜCK ist Liebesgeschichte, Lebensbeichte und Jugendroman gleichermaßen. Der Schwerpunkt des Buches liegt ganz klar neben Akzeptanz, Befreiung und dem Altwerden aber auch im Coming Out-Bereich der 90er Jahre.

Besonders bemerkenswert bei Frau McParlin ist der Handlungsaufbau. Inhaltlich geschickt in eine Buchbesprechung verpackt, läuft die eigentliche Handlung innerhalb nur weniger Tage ab. Der Leser taucht aber ganz bewusst mittels eines allwissenden Erzählers Kapitel für Kapitel in die jeweiligen Protagonisten ein und ist damit sehr nah am Geschehen. Dadurch wirkt die Handlung zu keiner Zeit langatmig oder langweilig. Die Seiten fliegen dahin und man leidet und fühlt mit Maisie.

Fazit:
Sehr bewegend, tiefgründig, einfühlsam und hoffnungsvoll. Ganz klare Leseempfehlung. Für 5 Sterne fehlt mir einfach noch der gewisse Wow-Effekt oder etwas völlig Unerwartetes. Deshalb völlig überzeugende 4 Sterne.

DIE LANGEN TAGE VON CASTELLAMARE von Catherine Banner – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: List Hardcover (12. August 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3471351302
ISBN-13: 978-3471351307
Originaltitel: The House at the Edge of Night
Autorin: Catherine Banner

Die Geschichte:
Wir begleiten eine Familie auf einer sehr kleinen Insel vor Sizilien durch drei Generationen ihres Lebens. Alles beginnt mit Amedeo Esposito, einem Waisenkind, der sein Glück als Arzt auf Castellamare zu finden hofft. Es ist nicht leicht, als Außenstehender dort Fuß zu fassen, vor allem, weil er sich auf eine Affäre mit der Frau des mächtigen Conte einlässt. So kommt es, dass in einer schicksalshaften Nacht gleichzeitig zwei Jungen geboren werden: die Söhne von Amedeo … einer ehelich, der andere von seiner Geliebten. Das sorgt für Zündstoff auf der Insel und schließlich verliert er seinen Posten als Arzt.
Er will Castellamare aber nicht mehr verlassen und so beschließen er und seine Frau Pina, eine kleine Bar wieder aufleben zu lassen. Er kauft dazu das „Haus am Rande der Nacht“ und das wird fortan zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte …

Meine Meinung:
Der englische Titel ist eigentlich der Passendere, denn das „Haus am Rande der Nacht“ steht mindestens genauso im Mittelpunkt der Geschichte wie die Familie Esposito.
Wir begleiten die Menschen auf Castellamare von 1914 bis beinahe in die Gegenwart, erleben also hautnah die Entwicklung dreier Generationen.
Die Autorin hat wunderbar lebendige Charaktere gezeichnet, mit denen man sehr gut mitfühlen kann. Alles beginnt mit Amedeo, der als Waisenkind keinen leichten Start ins Leben hatte. Er findet in einem Arzt einen liebenden Ziehvater und studiert schließlich selbst Medizin. Auf der Suche nach einer Anstellung verschlägt es ihn auf die winzige sizilianische Insel „Castellamare“ und diese wird zu seinem Schicksal, denn er kann sie einfach nicht mehr verlassen.
Seine Urenkelin Lena wird das später einmal so empfinden:
„Ein Ort, den man nur mit Mühe lieben konnte, und doch der einzige Ort auf der ganzen Welt, den sie liebte.“ (S. 428)

Das Leben auf so einer Insel ist einerseits idyllisch und beschaulich, aber andererseits auch erdrückend und einengend. Dieser Konflikt kommt immer wieder deutlich zutage, wenn wir die Kinder von Amedeo und später seine Enkel und Urenkel begleiten dürfen. Wir durchleiden mit ihnen Kriege, erleben Verluste, feiern aber auch glückliche Feste und meistern so manches Abenteuer. Ein sehr vielschichtiges, abwechslungsreiches Buch, das viele unterhaltsame Lesestunden verspricht.
Immer wieder eingestreut und ebenso ein wichtiger Bestandteil der Story sind alte Sagen und Geschichten, die Amedeo seit Jugendtagen in einem Notizbuch festhält.

Die wunderschöne Insel mit ihrer üppigen Vegetation und dem rauen Meer kann man sich immer sehr bildlich vorstellen dank des atmosphärischen Schreibstils der Autorin. Da kommt fast unweigerlich Urlaubsstimmung auf, genau das Richtige für die kommenden Herbsttage, an denen sich bestimmt viele den Sommer zurückwünschen.

Fazit:
Ein unterhaltsames, teils auch sehr bewegendes Buch, in dem wir drei Generationen einer Familie durch alle Höhen und Tiefen ihres Lebens begleiten dürfen.

Bewertung:
4,5pfoten

TEUFELSGOLD von Andreas Eschbach – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover) (9. September 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 378572568X
ISBN-13: 978-3785725689
Autor: Andreas Eschbach

Die Geschichte:
Hendrik ist ein ganz normaler Angestellter mit einer Frau und großen Zukunftsplänen: am liebsten möchte er reich werden. Wer will das nicht? Doch macht das wirklich glücklich?
Als Hendrik vertretungsweise ein Seminar leiten darf, nimmt eine Kette von Ereignissen ihren Lauf, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellen … alles beginnt mit einem sehr alten Buch, auf das er zufällig stößt und in dem davon berichtet wird, wie Alchemisten früher Gold herstellten – und zwar mit Hilfe des „Steins der Weisen“. Das Thema fasziniert Hendrik und er begibt sich auf eine gefährliche Suche nach den wahren Hintergründen. Wird er darin sein Glück finden? Oder wird es ihn geradewegs ins Verderben führen?

Meine Meinung:
Als großer Bücherfan habe ich mich natürlich auch schon oft gefragt, wie viel Wahrheit wohl in uralten Sagen und Erzählungen steckt. Oder wie es möglich war, dass beispielsweise die alten Ägypter schon vor Jahrtausenden so viel Wissen erreicht hatten und so unglaubliche Bauwerke konstruierten, die bis heute überdauerten? Hatten sie wirklich Hilfe von Außerirdischen, wie manche argwöhnen – oder waren es nicht doch viel mehr die irdischen Wissenschaftler?
Andreas Eschbach stellt in seinem neuen Thriller (den man vielleicht verlagsseitig besser als „Mystery-“ oder „Fantasythriller“ bezeichnet hätte) die Alchemisten in den Vordergrund. Was waren das für Menschen, was wussten sie und was haben sie wirklich vollbracht? Konnten sie wirklich Gold herstellen?

Hendrik, der im Mittelpunkt der Geschichte steht, fragt sich das auch, nachdem ihm zufällig ein altes Buch in die Hände gefallen ist. Der Gedanke an unermesslichen Reichtum lässt ihn nicht mehr los. Seine Gedanken kreisen unaufhörlich um dieses Thema und es verändert sein Leben.
Leider war mir Hendrik von Anfang an nicht wirklich sympathisch. Dieses ständige Grübeln und Streben nach Höherem ging mir etwas auf die Nerven, vor allem, weil er darüber seine Frau Miriam und später auch seine Tochter Pia irgendwie vernachlässigte bzw. nicht besonders gut behandelte.
Auch sein Bruder spielt eine nicht unwichtige Rolle: Adalbert, der ein sehr erfolgreicher Wissenschaftler im schweizerischen CERN ist. Diese Figur ist auch nicht gerade ein Sympathieträger, aber zumindest ist sein Verhalten kalkulierbarer und nicht so sprunghaft.

Die Story wird sehr interessant erzählt, denn immer wieder sind Passagen aus alten Büchern eingestreut, die meine Neugier geweckt haben. So ergibt sich langsam ein immer deutlicheres Bild der Vergangenheit, das gepaart mit den Nachforschungen in der Gegenwart zu einem mysteriösen Ganzen verschmilzt.

Für einen Thriller hat mir zwar einiges an Spannung gefehlt, trotzdem liest sich das Buch sehr fesselnd. Für den Autor typisch: so nebenbei vermittelt er uns einiges an Wissen, denn er recherchiert für seine Bücher immer sehr gründlich. Hier stehen die Finanzwelt und die Alchemie im Vordergrund, wobei mich ersteres etwas weniger interessiert hat.

Das Buch regt auch zum Nachdenken an: was will ich wirklich erreichen im Leben? Was sind die Ziele, nach denen wir streben sollten? Macht Reichtum tatsächlich glücklich oder sind es nicht viel mehr andere Werte, die unser Dasein lebenswert machen?

Fazit:
Ein unterhaltsames Buch mit einigen kleinen Längen und einer leider nicht so sympathischen Hauptfigur, das aber trotzdem viele fesselnde Lesestunden bietet. Man muss sich auf einige fantastische Elemente einstellen, denn dieser Thriller ist weniger wirklichkeitsnah als andere Bücher des Autors.

Bewertung:
4pfoten