Roter Lavendel von Ralf Nestmeyer – Meine Rezension …

Broschiert: 224 Seiten
Verlag: Emons Verlag (12. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3954515334
ISBN-13: 978-3954515332

Wenn es um Südfrankreich und die Provence geht, dann bin ich sofort dabei! Das ist mein absolutes Lieblingsurlaubsgebiet, das wir mindestens ein Mal jährlich bereisen – und über das ich auch gerne Bücher lese.

So habe ich mich auch sehr auf diesen Krimi gefreut, zumal er auch noch aus der Feder von Ralf Nestmeyer stammt, dessen wundervolle Reiseführer uns in jedem Urlaub begleiten.

Über den Autor:
Ralf Nestmeyer ist Historiker und lebt in Nürnberg. Er gehört zu den renommiertesten deutschen Reisejournalisten. Nach zahlreichen Reiseführern und Sachbüchern – vor allem zu Südfrankreich – erfolgt nun sein Krimidebüt. Schauplatz: selbstverständlich die Provence.
www.nestmeyer.de

Die Geschichte:
Ein Werbefotograf reist in die Provence, um dort Lavendelbilder für einen Kalender aufzunehmen. Auf der Zugfahrt dorthin lernt er einen älteren Mann (Michel) kennen und hilft diesem aus einer Notsituation. Später vertraut ihm Michel einen Stapel Bilder und Dokumente aus der Zeit des 2. Weltkrieges an. Er bittet den Fotografen, die Dinge für ihn aufzubewahren, doch leider verschwindet er kurz darauf spurlos.
Zusammen mit einer Lehrerin begibt sich der Fotograf schließlich auf Spurensuche: welches Geheimnis steckt hinter den Dokumenten? Und wird Michel jemals wieder auftauchen?

Meine Meinung:
Wie erwartet, entpuppte sich das Lesen dieses Krimis als kleiner Kurzurlaub für mich: sehr ausführliche Beschreibungen der Landschaft, der Orte, der regionalen Spezialitäten und der provenzalischen Lebensart ließen mich in lebendigen Erinnerungen schwelgen.
Der Autor hat auch unglaublich viele historische Fakten und Informationen zu berühmten Persönlichkeiten, die in dieser Gegend von Bedeutung sind, in die Handlung eingeflochten.

Jetzt aber zum eher negativen Teil, wenn man bedenkt, dass dieses Buch als „Krimi“ verkauft wird: die vorgenannten Beschreibungen nehmen den Großteil des Buches ein, von einer Krimihandlung ist kaum etwas spürbar. Wirkliche Spannung habe ich leider zu keinem Zeitpunkt empfunden, dafür umso mehr Freude am Wiedererkennen von diversen Schauplätzen.

Was die Personen betrifft: die Handlung wird aus Sicht des Fotografen geschildert, der leider namenlos bleibt. Wirklich gestört hat dieser Umstand zwar nicht, denn man kann sich durchaus ein gutes Bild von ihm machen. Er ist ein Mann, der gerade irgendwie in der sprichwörtlichen „Midlife-Crisis“ steckt: unzufrieden mit allem und etwas planlos, was seine Zukunft betrifft. Die übrigen Protagonisten werden auch recht lebendig charakterisiert, aber große Sympathien konnte ich für niemanden entwickeln.

Es wird auch sehr Wert auf Zwischenmenschliches gelegt: Beziehungsprobleme, Affären, eine aufkeimende Liebesgeschichte und sogar Diskussionen über verschiedene Lebenskonzepte und Kinderlosigkeit nehmen viel Platz in der Geschichte ein. Das gehört für mich in dieser Ausführlichkeit keinesfalls in einen Krimi und stört mich immer enorm, vor allem die Bettszenen.

Interessant waren dagegen die zahlreichen Informationen über die Aktivitäten des französischen Widerstands in der Provence im 2. Weltkrieg. Man merkt doch sehr deutlich, dass der Autor ein Historiker ist.

Was das Ende betrifft: das kam mir etwas zu abrupt und vieles bleibt ungeklärt. Der Mörder ist zwar bekannt, aber ein kurzer Epilog wäre durchaus wünschenswert gewesen.

Fazit:
Provence Krimi? Provence: Ja, absolut! Krimi: Nein, leider kaum als solcher erkennbar. Trotzdem schön zu lesen!

Bewertung:
3,5pfoten