Alles Licht, das wir nicht sehen von Anthony Doerr – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 3 (12. Dezember 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406667511
ISBN-13: 978-3406667510
Originaltitel: All the Light We Cannot See
Hier könnt ihr eine LESEPROBE als PDF herunterladen.

Autoren-Webseite von Anthony Doerr: www.anthonydoerr.com/

Auf der Abbildung kann man das leider nicht erkennen, aber schon äußerlich ist dieses Buch einfach toll: der Schutzumschlag schillert in allen möglichen Blau- und Grüntönen. Eine kleine Einstimmung auf das im Inneren so wundervoll beschriebene Meer …

Die Geschichte:
Wir begleiten zwei junge Menschen durch die Schrecken des 2. Weltkrieges:
Die blinde Marie-Laure flieht mit ihrem Vater im Jahr 1944 aus dem besetzten Paris zu ihrem Onkel Etienne nach Saint-Malo.
Und der kleine Werner Hausner wird in Deutschland von den Nazis als technisches Talent entdeckt und auf eine Eliteschule geschickt. Später muss er Dienst an der Front leisten und versteckte private Sendeanlagen aufspüren.
Mit diesen beiden Kindern und deren Familien bzw. Freunden erleben wir, wie es war, in dieser Zeit aufzuwachsen. Der Alltag war geprägt von Angst, Todesgefahr, Entbehrungen und großen Verlusten.
Marie Laures Vater ist in einem Museum angestellt und hat dort sämtliche Schlüssel zu verwalten. Vor seiner Flucht vertraut ihm sein Vorgesetzter einen großen Schatz an, auf dem angeblich ein Fluch lasten soll …

Meine Meinung:
Mit wunderschönen, aber auch drastischen Worten zog mich Anthony Doerr sofort in seinen Bann … das Buch liest sich einfach grandios. Kurze Kapitel mit wechselnden Schauplätzen bringen zusätzlich Spannung und Tempo in die Geschichte.
Auch der Wechsel zwischen verschiedenen Zeiten gelingt einwandfrei: wir erfahren nur Bruchstücke und so nach und nach fügt sich alles zusammen und Erklärungen aus der Vergangenheit vervollständigen das Ganze.

„Die Augen zu schließen, sagt dir kaum etwas über das Blindsein. Unter der Welt des Himmels, der Gesichter und Häuser gibt es eine rohere, ältere Wirklichkeit, einen Ort, an dem die Oberflächen zerfallen und die Geräusche in Schwärmen durch die Luft wehen.“ Seite 387

Marie-Laure und Werner sind zwei Protagonisten, die man sofort ganz fest ins Leserherz schließen kann. Aber sie sind nicht die einzigen Sympathieträger in dieser Story, auch zu vielen anderen Figuren baut man schnell eine Verbindung auf und fiebert mit ihnen.
Der Autor zeichnet so feine, authentische Charaktere, die sich im Lauf der Geschichte entwickeln und deren Stärke man nur bewundern kann. Vor allem Marie-Laure, die in früher Kindheit krankheitsbedingt erblindet, wirkt trotz aller Widrigkeiten sehr mutig. Großen Trost in schweren Zeiten findet sie bei ihren Lieblingsgeschöpfen: den Schnecken. Diese faszinierenden Wesen tauchen überall im Buch auf und sind damit fast genauso präsent wie zahlreiche Erwähnungen des titelgebenden Lichts – in allen möglichen Formen.

Das unsichtbare Licht steht wohl nicht nur für Marie-Laures Blindheit, sondern es verkörpert noch so vieles mehr. Auch die Rundfunktechnik ist sehr wichtig in der Story: etwas, das zwar immer da ist, aber unseren Augen verborgen bleibt. Das Unsichtbare können aber auch einfach nur die Geister unserer Vergangenheit sein, die uns nie mehr ganz loslassen. Man findet immer wieder neue Interpretationen beim Lesen und die Gedanken kreisen auch nach dem Zuklappen des Buchdeckels noch weiter …

Trotz der Schrecken des Krieges, die prägend und allgegenwärtig sind in diesem Buch, gibt es auch tröstliche Szenen und wunderschöne Momente. Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen und hat die Story perfekt abgerundet.

Gerne empfehle ich dieses Buch wärmstens weiter, auch älteren Jugendlichen könnte die Geschichte sehr gut gefallen.

Fazit:
Sehr berührend und wundervoll geschrieben. Dieses Buch ist jetzt schon eines meiner Highlights des Lesejahres 2015!

Bewertung:
5pfotenplus