Tante Poldi und die sizilianischen Löwen von Mario Giordano – Meine Rezension …

Broschiert: 368 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); erschienen am 12. März 2015
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3431039146
ISBN-13: 978-3431039146
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
Autor: Mario Giordano

Die Geschichte:
Die 60-jährige Isolde, Tochter eines Kriminalkommissars und von allen nur „Poldi“ genannt, zieht zu ihrer Verwandtschaft nach Sizilien, um dort ihren Depressionen freien Lauf zu lassen und ihren Plan von einem perfekten Tod zu verwirklichen: sich mit Meerblick gepflegt ins Grab trinken.
Doch leider wird erst mal nichts aus ihrem Vorhaben, denn Valentino steht vorher auf der Liste von Gevatter Tod (mit dem sie sich auch zuweilen recht lebhaft austauscht). Der junge Mann war ein Gelegenheitsarbeiter und hat nicht nur Poldi ab und zu im Haushalt und Garten geholfen: er war bei allen Leuten sehr beliebt. Warum musste er dann so grausam sterben durch einen Schuss ins Gesicht? Steckt am Ende sogar die Mafia dahinter?
Tante Poldi ermittelt auf eigene Faust – und ihr Neffe erzählt uns das alles ganz ausführlich!

Meine Meinung:
Auf dieses Buch war ich echt gespannt, denn ich liebe humorvolle Krimis ja sehr. Vor allem, wenn es sich um ironischen, schwarzen oder unterschwelligen Humor handelt – oder wenn der Autor durch lustige Wortschöpfungen oder Formulierungen überzeugen kann. Was das betrifft wurde ich hier nicht enttäuscht.
Mario Giordano schreibt wirklich toll und sehr abwechslungsreich. Es sind nicht nur die deftigen bairischen Sprüche von Tante Poldi, die mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben („Jaleckmiamarsch!“), sondern auch die Szenen, in denen Dinge zum scheinbaren Leben erweckt werden, wie zum Beispiel ein flüchtiger Gedanke, der sich manifestiert in Gestalt eines Hundes. Oder aber auch witzige Situationen, in denen sich manche Personen verhalten wie in einer Polizeikomödie. Es gibt viele humorige Szenen, die so vielfältig und bunt sind wie das gelungene Cover.

Tante Poldi ist zwar nicht gerade ein einfacher Mensch, aber sie war mir trotzdem gleich sympathisch. Sie begegnet ihrer Umwelt meistens mit einem Lächeln im Gesicht und einem „Namaste“ auf den Lippen, ihre zerstörerischen Züge wendet sie nur gegen böse Menschen – oder leider gelegentlich gegen sich selbst. Ihre depressiven Phasen sind meist sehr gut nachvollziehbar und das Ganze macht sie irgendwie sehr menschlich und authentisch.
Ihr Neffe ist ja der Erzähler des Buches, aber ansonsten spielt er eher eine untergeordnete Rolle. Für mich blieb er als Person eher blass und irgendwie nicht so greifbar.
Wesentlich lebendiger dagegen: der Commissario Vito Montana, der Poldi den Kopf verdreht und ihr so manche Standpauke halten muss. Von ihm würde ich gerne auch noch mehr lesen, wenn es hoffentlich bald eine Fortsetzung gibt.

Der Kriminalfall ist wirklich gut durchdacht und man kann sehr lange miträtseln und mit Poldi die vielen Spuren verfolgen. Verdächtige gibt es viele, doch erst ganz am Ende verknüpfen sich die Fäden und es folgt eine schlüssige Auflösung. Von absoluter Hochspannung kann man zwar nicht sprechen, aber das erwarte ich auch nicht von einem Krimi, der mit viel Humor überzeugen kann. Trotzdem liest sich das Ganze sehr fesselnd und das Verhältnis zwischen Privatem und Krimihandlung stimmt absolut für meinen Geschmack. Von gewissen „Stellen“ (wie Tante Poldi es im Buch nennt) blieb ich auch verschont – trotz der obligatorischen Liebesgeschichte, ohne die es meistens ja einfach nicht geht. 🙂

Auch lobend erwähnen muss ich noch die atmosphärische Beschreibung der Schauplätze und vieler landestypischer Eigenheiten. Das versetzt den Leser direkt in Urlaubslaune – und an vielen Stellen knurrt leider auch der Magen bei der Erwähnung diverser kulinarischer Köstlichkeiten.

Einen halben Punkt Abzug gibt es von mir eigentlich nur für die ständige Formulierung „die Poldi“, die mir einfach zunehmend auf die Nerven ging. Nur der Name hätte mir auch gereicht, zumindest für den Großteil der Geschichte.

Fazit:
Unterhaltsam, witzig, fesselnd – und es macht Lust auf Urlaub im Süden!
Hoffentlich gibt es bald mehr von Poldi!

Bewertung:
4,5pfoten