DIE SPRINGFLUT von Cilla & Rolf Börjlind – Meine Rezension …

Taschenbuch: 592 Seiten
Verlag: btb Verlag (12. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442748208
ISBN-13: 978-3442748204
Originaltitel: Springfloden
Übersetzer: Paul Berf
Über die Autoren: Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Sie sind unter anderem verantwortlich für zahlreiche Martin-Beck-Folgen sowie für die viel gepriesene Arne-Dahl-Serie. Ihr Markenzeichen sind starke Charaktere und eine stringente Handlung. „Die Springflut“ ist der Start einer Serie um die angehende Polizistin Olivia Rönning.

Die gesamte bisherige Rönning & Stilton – Reihe:

Die Geschichte:
Vor knapp 24 Jahren im Jahr 1987 ereignete sich an einem einsamen Strand auf der kleinen Insel Nordkoster ein unsagbar grausames Verbrechen: eine hochschwangere Frau wurde stehend bis zum Hals im Sand vergraben – und dann kam die Springflut. Der Mord konnte niemals aufgeklärt werden, nicht einmal die Identität der Toten wurde enträtselt.
Damals war auch der inzwischen verstorbene Kommissar Arne Rönning an den Ermittlungen beteiligt.
Dessen Tochter Olivia besucht das dritte Semester der Polizeischule und im Rahmen einer freiwilligen Hausarbeit soll sie sich mit einem alten ungelösten Fall beschäftigen, einem sogenannten „Cold Case“. Sie entscheidet sich für den furchtbaren Mord an der unbekannten Frau auf Nordkoster. Um nähere Informationen zu den damaligen Nachforschungen zu erhalten, versucht sie den Ex-Polizisten Tom Stilton zu finden. Er leitete damals die Ermittlungen, ist aber nach seiner Kündigung wie vom Erdboden verschwunden. Immer tiefer gräbt Olivia bald in der Vergangenheit und legt sich dabei auch mit einflussreichen Leuten an, die ihr nur allzu deutliche Warnungen zukommen lassen.
In Stockholm machen derweil einige gewalttätige Jugendliche Jagd auf Obdachlose und schlagen diese brutal zusammen. Ihre Taten filmen sie mit dem Handy und stellen sie anschließend ins Internet. Die Polizei steht vor einem Rätsel und erst Hilfe von ungewöhnlicher Seite bringt sie schließlich weiter …

Meine Meinung:
Es ist fast etwas deprimierend, wenn ich mir vorstelle, wie viele wahre Schätze wohl noch ungelesen in meinem Bücherregal vor sich hinschlummern, während ich einfach niemals genug Zeit finden werde, sie alle zeitnah zu lesen.
Zu diesen Schätzen gehört auch „Die Springflut“ … hätte ich gewusst, dass dieser Krimi so extrem gut ist, dann hätte ich schon längst zugegriffen. 🙂

Bei diesem Buch stimmt einfach alles und zwar zu 100 %. Es kommt nicht oft vor, dass ich überhaupt nichts auszusetzen habe, aber hier gibt es nichts zu kritisieren. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich die Handlung total in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen.

Leider kann ich nicht wirklich in Worte fassen, wie es die Autoren geschafft haben, dass alle „guten“ Charaktere so lebendig und liebenswürdig erscheinen. Egal ob beispielsweise die Schülerin Olivia, einige Obdachlose oder ein etwas seltsamer Spitzel: sie alle haben ihre Ecken und Kanten, aber trotzdem mochte ich sie irgendwie sofort. Vielleicht liegt es daran, dass man beim Lesen so richtig mittendrin ist in der Geschichte und man gar nicht anders kann, als mitzufühlen. Manche Protagonisten trifft es leider auch recht hart, was mich stellenweise echt traurig gestimmt hat.
In einem Krimi dürfen aber natürlich auch die Gegenspieler nicht fehlen. Auch die wirken authentisch und bei manchen stellt sich erst später heraus, welcher Kategorie sie wirklich angehören.

Der Schreibstil ist absolut grandios und mitreißend. Man merkt, dass die Autoren auch sehr erfolgreiche Drehbuchschreiber sind, denn man fühlt sich wie in einem Actionstreifen. Viele Handlungsstränge sorgen dafür, dass man ständig von einer Szene zur nächsten springt und die daraus resultierenden Cliffhanger machen alles noch fesselnder. Es gelingt trotz der Fülle an Figuren und Schauplätzen aber immer problemlos, den Überblick zu behalten. Und so kann man eindrucksvoll miterleben, wie ein Puzzleteil nach dem nächsten an seinen Platz fällt, die Handlungen greifen ineinander, alles wird zu einem großen Ganzen. Ein genial durchdachter Plot, der sehr komplex ist, aber kein Detail daran ist überflüssig. Es gibt in dieser Story keinerlei Längen, keine überflüssige Zeile – und auch keine Verschnaufpausen. Schlag auf Schlag passieren Dinge, die man manchmal vorhersehen kann, die aber meistens völlig überraschend und unerwartet kommen.

Ein großer Teil der Geschichte ist den persönlichen Lebensumständen und der Vergangenheit der Hauptfiguren gewidmet. Wenn man diese Serie lesen möchte, dann ist man sicher gut beraten, wenn man sich wirklich an die Reihenfolge hält. Man erfährt in diesem ersten Band so vieles über Olivia, Tom und deren Familien und Freunde, dass ich mir nicht vorstellen kann, die Wissenslücken mit wenigen Wiederholungen in den Folgebüchern füllen zu können.

Dieser Krimi ist aber nicht nur wegen seiner vielen wundervollen Charaktere so lesenswert, sondern auch wegen der vielen Themen, die hier aufgegriffen werden. Unter anderem werden sehr viele soziale Probleme angesprochen – und das reicht sogar bis nach Afrika.
Trotz der Fülle der Handlungen wirkt die Geschichte niemals überladen oder unstimmig, sondern einfach nur extrem spannend und sehr atmosphärisch.
Das Ende lässt noch einige Dinge offen im privaten Bereich der Hauptpersonen, so dass ich es kaum noch erwarten kann, die Fortsetzung zu lesen. Die Kriminalfälle indes werden natürlich aufgeklärt und auch hierbei stimmte alles.

Fazit:
Dieser atmosphärisch dichte und hochspannende Krimi hat mich so fasziniert, dass ich kaum angemessene Worte des Lobes dafür finden kann. Einfach nur genial, fesselnd, berührend und mitreißend …

Bewertung:
5pfotenplus

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 55 ab.