Tanz der Tarantel von Kirsten Wulf – Meine Rezension…

Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: KiWi-Taschenbuch (18. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462046446
ISBN-13: 978-3462046441

Über die Autorin:
Kirsten Wulf, geboren 1963 in Hamburg, arbeitete als Journalistin in Mittel- und Südamerika, Portugal und Israel. Seit 2003 lebt und schreibt sie in Italien.

Über die Reihe:
Zunächst dachte ich, das wäre der Anfang einer Reihe, da auf der Buchrückseite „der erste Fall für Commissario Cozzoli und Elena von Eschenburg“ steht, aber während des Lesens wurde immer wieder auf die Vergangenheit verwiesen und alles schien so, als hätten die Protagonisten schon einiges gemeinsam erlebt.
Es gibt tatsächlich bereits ein Buch, das allerdings nicht als „Krimi“ betitelt wurde, aber die Vorgeschichte zu „Tanz der Tarantel“ beinhaltet:

Der Klappentext:
Am ersten Abend des Festes Santo Paolo feiert Nicola Capone, der erfolgreichste junge Pizzica-Musiker Apuliens, noch einen furiosen Auftritt in der kleinen Stadt Galatina. Am Morgen des dritten Tages liegt er ermordet in einer Kapelle.
Commissario Cozzoli, der vor Kurzem erst aus Mailand in den Süden versetzt wurde, beginnt zu ermitteln – gemeinsam mit der Hamburger Journalistin Elena von Eschenburg. Sie hatte den Musiker für eine Reportage tagelang begleitet. Das ungewöhnliche Ermittlerpaar erkennt schnell, dass in Apulien nichts so ist, wie es scheint – und dass manche Wahrheiten nur die Musik erzählen kann.

Die Geschichte:
Elena lebt nach ihrer Scheidung mit Sohn Ben bei ihrem Onkel Gigi in Apulien. Sie wohnt noch nicht lange in Italien und lernt erst so nach und nach die Bräuche der Gegend kennen. So auch die Tradition der „Pizzica“-Musik, die früher angeblich die Wirkung hatte, besessene Frauen (die sog. „tarantate“) zu heilen, die von einer Tarantel gebissen wurden und deshalb unter einer Art Fluch oder Wahn zu leiden schienen.
Elena lernt den Musiker Nicola kennen, der mit dieser Musik und seiner Band sogar bis über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Sie begleitet den Mann und seine bunte Truppe einige Tage lang, um Material und Fotos für eine Reportage zu sammeln.
Es steht ein großes Fest bevor zu Ehren der alten Bräuche und der Auftritt von Nicola und seiner Band wird einer der Höhepunkte sein.
Am Morgen des dritten Festtages erhält Elena frühmorgens eine mysteriöse SMS von Nicola, der sie in einer kleinen Kapelle sehen will. Sie packt ihre Kamera ein und fährt trotz einiger Bedenken zum Treffpunkt. Doch dort wartet nicht Nicola auf sie, sondern nur seine sterblichen Überreste – und die Polizei, die sie sofort als Mordverdächtige verhaftet.
Kommissar Cozzoli sitzt derweil noch in Mailand fest, um seine Aussagen bei einem Mafia-Prozess zu machen. Während seiner Abwesenheit beginnt Elena auf eigene Faust mit den Ermittlungen und gerät dabei selbst in Gefahr…

Meine Meinung:
Kirsten Wulfs Schreibstil gefällt mir sehr gut, ihre Charaktere wirken lebendig und authentisch. Großen Wert legt sie auf ausführliche Beschreibungen der Schauplätze und Besonderheiten der Umgebung. Bei so viel Lokalkolorit kann man sich dem literarischen Ausflug nach Süditalien kaum entziehen, man wird unweigerlich in Urlaubsstimmung versetzt.
Die Story an sich ist gut durchdacht, beinhaltet einige unerwartete Wendungen und findet ein schlüssiges Ende.
Leider hat mir die Spannung gefehlt, die trotz des klugen Plots bei mir nicht aufkommen wollte. Vielleicht lag es daran, dass Nebenhandlungen und die Sache mit den Bräuchen sehr viel Raum einnahmen. So wirkte das ganze Buch irgendwie sehr ruhig, ohne besondere Höhen und Tiefen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber es hat mich leider beim Lesen gestört: Elenas Chefin heißt „Angela M. Brunkhorst“ und diese wurde dann meistens (nicht immer) mit „Angela M.“ abgekürzt. Das „M.“ hätte wirklich nicht sein müssen und wirkte irgendwie deplatziert.
Insgesamt hat mich das Buch aber ganz gut unterhalten und ich wäre nicht abgeneigt, auch weitere Fälle von Elena und Kommissar Cozzoli zu lesen.

Fazit:
Ein eher ruhiger, solider Krimi mit sehr viel Lokalkolorit, dem es ein bisschen an Spannung fehlt.

Wertung:
3 von 5 Sterne
Wäre das Buch nicht als „Krimi“ sondern als „Roman“ betitelt worden, hätte ich 4 Sterne vergeben.

Die verrückte Ballonfahrt von Neil Gaiman – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Arena (3. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3401600133
ISBN-13: 978-3401600130
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 9 – 11 Jahre

Audio CD
Verlag: Silberfisch (21. Februar 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3867427151
ISBN-13: 978-3867427159
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 – 10 Jahre

Über den Autor:
Neil Gaiman, 1960 in Portland (England) geboren, arbeitete zunächst in London als Journalist und wurde durch seine Comic-Serie „Der Sandmann“ bekannt. Im „Dictionary of Literary Biography“ wird er als einer der wichtigsten lebenden Autoren der Postmoderne aufgeführt – in England und den USA ist Neil Gaiman längst ein Superstar. Seine Romane und Comics sind mit zahlreichen Awards ausgezeichnet worden, u.a. mit dem World Fantasy Award und der Newbery Medal. Er lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in den USA. (Quelle: Amazon.de)

Über den Illustrator:
Chris Riddell (* 1962 in Südafrika) ist ein britischer Zeichner und Buch-Illustrator. Nach einem Studium der Illustration im englischen Brighton, in dem er noch heute lebt, verzierte er zahlreiche literarische Werke, darunter auch mehrere Bücher von Terry Pratchett, mit seinen charakterisierenden Zeichnungen. (Quelle: Wikipedia)

Über den Sprecher:
Andreas Fröhlich, 1965 in Berlin geboren, wurde vor allem als Sprecher von Bob Andrews aus der legendären Hörspielreihe Die drei ??? bekannt. Heute arbeitet er als Schauspieler und Synchronsprecher, so ist er beispielsweise die deutsche Stimme von Hollywoodgrößen wie Edward Norton, John Cusack und Ethan Hawke. Andreas Fröhlich wurde 2010 in der Kategorie „Bester Interpret“ mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. (Quelle: Amazon.de)

Dieses fantasievolle, wunderschöne, lustige Buch habe ich parallel gehört und gelesen und es ist wirklich extrem schwer, euch jetzt nur eine der beiden Möglichkeiten zu empfehlen.

Das gebundene Buch ist schon äußerlich eine Augenweide: ein knallbuntes Cover, das noch dazu in allen Farben des Regenbogens schillert. Und dann erst der Inhalt… Chris Riddell hat die Geschichte so treffend und grandios illustriert, dass man es gerne wieder und wieder durchblättert und immer neue Details entdeckt. Am Ende des Buches hat er noch einmal verschiedenen Figuren einige Seiten gewidmet und ihnen sogar noch Namen gegeben, die in der Erzählung gar nicht erwähnt wurden. Das fand ich sehr schön und es zeigt mir, dass er an seiner Arbeit richtig viel Spaß hat, was man am Ergebnis auch deutlich sehen kann.

Und dann wäre da noch die Hörbuchausgabe, die zwar etwas weniger schillernd daherkommt, aber dafür umso stimmgewaltiger. Andreas Fröhlich übernimmt den Sprecherpart des Vaters, die Kinder werden von Levi Schultze und Amélie Versch vertont.
Die Stimme von Andreas Fröhlich passt einfach super zu dieser Geschichte, er liest sie mit tollen Betonungen und man hört einfach gerne zu.

Aber worum geht es eigentlich?

Die Geschichte:
Die Mutter lässt ihren Mann mit den beiden Kindern allein zu Hause, da sie beruflich einen Vortrag halten muss. Bevor sie geht, erinnert sie den Vater noch daran, dass er neue Milch kaufen muss. Leider vergisst er das zunächst, so dass am nächsten Morgen die Kinder vor ihren trockenen Knusperringen hocken. Sofort macht der Papa sich auf den Weg zum Laden an der nächsten Ecke, um eine Tüte Milch zu holen – und kommt eeeeewig nicht zurück.
Als er dann endlich wieder auftaucht, erzählt er den beiden Kindern von seinen Erlebnissen: Außerirdische hätten ihn entführt, er ist auf einem Piratenschiff gelandet, wurde von einem Dinosaurier in einem Heißluftballon gerettet und löste gefährliche Vampire in Rauch auf.
Die Kinder glauben ihm kein Wort, doch zum Beweis hält er die Tüte Milch in seinen Händen…

Meine Meinung:
Es ist eine so fantasievolle und lustige Geschichte, der man gerne zuhört bzw. die sich sehr schön lesen lässt.
Neil Gaiman hat herrlich skurrile und stellenweise recht liebenswerte Charaktere geschaffen, mit denen dieses Abenteuer einfach großen Spaß macht.
Auch die „Bösen“ wirken natürlich nicht wirklich bedrohlich, so dass keine Alpträume bei der eigentlichen Zielgruppe der 8- bis 11-Jährigen zu befürchten sind.
Da während der wilden „Durch-die-Zeit-Reise“ auch einige Überschneidungen zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit vorkommen, kann es sein, dass man der Handlung in gedruckter und illustrierter Form manchmal besser folgen kann als in der Hörbuchversion. Aber das ist nur eine Vermutung – und Kinder hören die Hörbücher sowieso mehrmals.
Was mir in der Buchversion besser gefallen hat, das war das Ende: Chris Riddell hat in der Zeichnung der Schlussszene noch ein Detail eingebaut, das den Wahrheitsgehalt der Geschichte noch einmal unterstreichen soll. Im Text wird dies allerdings nicht erwähnt und somit leider auch im Hörbuch nicht.

Fazit:
Für Kinder eine wunderschöne, fantasievolle Geschichte mit lebendigen Charakteren, die zum „Weiterspinnen“ einlädt. Für ältere Leser / Hörer ebenfalls eine schöne Unterhaltung und Anregung fürs eigene Geschichtenerzählen!

Wertung:
5 von 5 Sterne

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 23 ab.

Aktueller Leseturm und ein geheimnisvoller Bücherstapel…

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Das ist mein aktueller Lesestapel für die nächsten Tage (oder eher Wochen? 🙂 ). Als erstes ist „Tanz der Tarantel“ dran, das heißt ich mache heute Urlaub in Italien! *freu*
Danach werde ich wahrscheinlich den 2. Teil von „Die Brücke der Gezeiten“ lesen – und vier andere Bücher habe ich auch schon angefangen bzw. fast beendet: Crescendo, 13 Tage, Versunkene Gräber und Treibland. Ja, ich bin ein Parallelleser, ich geb´s zu! 😉

Außerdem möchte ich euch heute noch einen anderen Bücherstapel vorstellen:

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Meine Facebookseite hat inzwischen 70 Likes, aber ich würde gerne die 100er-Marke überschreiten. Aus diesem Grund wird es demnächst ein tolles Gewinnspiel geben, bei dem der ganze Bücherberg verlost wird. Und zwar nicht einzeln, sondern zwei glückliche Gewinner dürfen sich über je ein Lesepaket á 5 Bücher freuen!

Große Ärsche auf kleinen Stühlen von Benni-Mama – Meine Rezension…

Audio CD
Verlag: Argon Verlag; Auflage: 4 (4. Oktober 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 383981281X
ISBN-13: 978-3839812815

Über die Autorin:
Seit ihr Sohn einen Kindergarten besucht, hat sie keinen Namen mehr, keinen Beruf, keine Hobbys. Sie ist nur noch »Benni-Mama«, also die Mutter von Ben. Zumindest für die anderen Eltern… In ihrem Leben außerhalb des Kindergartens ist Benni-Mama freie Journalistin und Autorin.

Über die Sprecherin:
Mirja Boes ist seit der Sketchcomedy „Die dreisten Drei“ aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken und erhielt gleich dreimal den Deutschen Comedypreis. Als zweifache Mutter ist sie mittendrin im Kita-Kampf.

Die Kurzbeschreibung:
»Elternabend oder Darmspiegelung? Vor die Wahl gestellt würde ich lieber zum Arzt gehen!« Benni-Mama weiß, wovon sie spricht: Intrigen und Korruption, Mobbing und Machtspiele kommen nicht nur unter Managern vor.
Wo sich Jungs- und Mädchenmütter, Erzieher der alten Schule und Kuschelpädagogen, Kümmermamas und Karrieredaddys auf kleinen Stühlen zum Elternabend treffen, um einen Laternenumzug zu organisieren oder den Speiseplan zu erörtern, fliegen die Fetzen. Benni-Mama packt aus!

Meine Meinung:
„Benni-Mama“ packt wirklich schonungslos aus in diesem herrlich unterhaltsamen Buch. Voller Ironie und mit scharfem Blick auf die Dinge rechnet sie ab mit dem Alltag von Müttern (aber auch Vätern), die ihre Sprösslinge in einer Kita unterbringen wollen oder müssen.
Es wird nichts ausgelassen, beginnend von der demütigenden Suche nach einem freien Platz bis hin zur Organisation der gesellschaftlich wichtigsten Veranstaltung überhaupt: dem Kindergeburtstag!
„Benni-Mama“ zeigt uns eine ganz eigene Welt: der Mikrokosmos der Kitas… hier gelten harte Gesetze, hier wird geschleimt, bestochen und gemobbt was das Zeug hält.
Es wäre interessant zu erfahren, ob Kinderlose oder selbst Betroffene sich mehr über dieses Buch amüsieren können. Mir hat es jedenfalls bestens gefallen und ich bin froh, diese Erfahrungen nicht selbst machen zu müssen.

Mirja Boes ist als Sprecherin eine grandiose Wahl: man hört ihr einfach gern zu und es wirkt ein bisschen wie einer ihrer Comedyauftritte – einfach stimmig!

Fazit:
Ein eindrucksvoller, schonungsloser, ironisch-bissiger Einblick in die „ganz normale“ Welt der Kitas! Wenn ihr Nachwuchs plant, dann gehört dieses Buch zur Pflichtlektüre… und nicht vergessen: mit der Suche nach einem freien Platz beginnt man schon VOR der Geburt! 🙂

Wertung:
5 von 5 Sternen

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 43 ab.

Herrliche Zeiten von Norbert Leithold – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt (3. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3421046204
ISBN-13: 978-3421046208

HIER findet ihr ein Interview mit dem Autor auf der Verlagsseite.

Über den Autor:
Norbert Leithold, geboren 1957 in Schwerin, begann seine literarische Karriere Ende der 1980er Jahre unter dem Autorennamen Norbert Bleisch mit „Kontrollverlust“ (1988), „Lord Müll“ (1989) und „Viertes Deutschland“ (1992). Er wurde für sein literarisches Werk vielfach ausgezeichnet, u.a. 1991 mit dem Alfred-Döblin-Förderpreis. Seit 2000 erforscht er die friderizianische Zeit und veröffentlichte von der Kritik gelobte Sachbücher zum Thema. Mit „Herrliche Zeiten“ legt er nun seinen vierten Roman vor; er hat ein Jahrzehnt daran gearbeitet.

Der Klappentext:
Mit der Wucht eines antiken Dramas erzählt Norbert Leithold vom Aufstieg einer Berliner Unternehmerfamilie im „Dritten Reich“. Die Kypscholls dienen sich den Mächtigen an, sind Täter, werden aber auch Opfer der Ideologien und ihrer eigenen Machtspiele – und kommen trotzdem immer wieder auf die Beine. Auch die nächste Generation lebt in herrlichen Zeiten, bis das Jahr 1967 die Zäsur bringt.
An drei Generationen spiegelt Norbert Leithold die Wirren des 20. Jahrhunderts – ein monumentaler Roman über Anpassung und Rebellion.

Die Geschichte:
Zunächst lernen wir die Familie Kypscholl kennen und einige Personen aus dem Bekanntenkreis. Der 2. Weltkrieg steht vor der Tür und Hermann Kypscholl unterstützt die Pläne und ist bereit, seinen Beitrag zu leisten – und damit nebenbei gut zu verdienen. Auch die Tochter Anna findet ihren Platz und setzt sich begeistert für die Errichtung von sog. „Lebensbornheimen“ ein, in denen die arische Rasse herangezüchtet werden soll.
Nur Otto, der seinen Vater Hermann leidenschaftlich hasst, will lieber Maler werden und landet schließlich gezwungenermaßen in der Wehrmacht. Doch dort macht er dank seines Kunstverstandes überraschend schnell Karriere und lernt sogar sein Idol Göring persönlich kennen.
Wir begleiten zunächst Anna und Otto auf ihrem Weg, erleben mit ihnen diverse Höhen und Tiefen im Krieg, persönliche Schicksalsschläge und die Bedeutung wahrer Freundschaften oder Gefälligkeiten, die lebensrettend sein können.
Später dreht sich die Geschichte dann eher um deren Kinder: Regina ist die Tochter von Anna, Otto hat einen Sohn namens Karl, der ihn ebenso leidenschaftlich hasst wie Otto einst seinen eigenen Vater – so schließt sich der Kreis, aber das ist nur ein kleine Parallele von vielen, die Eindruck hinterlassen.

Meine Meinung:
Der Schreibstil hat mir zunächst einiges an Konzentration und Durchhaltevermögen abverlangt, erst ab der Hälfte des Buches hatte ich mich daran gewöhnt und konnte das Gelesene richtig genießen. Es gibt in diesen Sätzen keine hervorgehobene wörtliche Rede, alles wirkt irgendwie gleichförmig ohne besondere Höhen oder Tiefen. Dramatische Szenen, wie ein tödlicher Autounfall, folgen ansatzlos auf Banalitäten, man wird nicht vorgewarnt – wie im richtigen Leben.

„Als Oberscharführer Otto Kypscholl im Frühjahr 45 in die elterliche Villa am Wannsee zurückkehrt, fragt er als Erstes seine Mutter, Mein Gott, Junge, da bist du, nach Elias Finkel, dann nach dem Totenhochtreiber.“
Zitat Seite 203

Die Geschichte ist temporeich, die Schauplätze wechseln manchmal fast ansatzlos und auch größere Zeitsprünge erfolgen ohne Ankündigung.
Die Sprache ist deutlich und den jeweiligen Charakteren angepasst, zuweilen sehr direkt und manchmal etwas vulgär, aber immer passend.
Unter den Protagonisten gibt es nicht viele, die man wirklich uneingeschränkt sympathisch finden kann. Alle Figuren haben ihre Ecken und Kanten, handeln oft egoistisch und manche sind wohl auch als ernsthaft psychisch gestört zu bezeichnen. Ihre Gefühlswelt wird nicht bewusst beleuchtet, es sind eher ihre Taten, die sie lebendig erscheinen lassen.
Norbert Leithold hat für dieses Buch intensiv recherchiert und vermittelt dem Leser in unterhaltsamer Form auch einiges an geschichtlichem Wissen, das sehr interessant und teils erschreckend ist.
Er zeichnet ein lebendiges und realistisches Bild einer Familiengeschichte, die fesselnd und vielschichtig ist.

Nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat mich das Buch richtig in seinen Bann gezogen. Speziell die zweite Hälfte hat mir gefallen. Es war schön zu lesen, wie sich die Lebenswege verschiedener Personen immer wieder kreuzen, wie alte Beziehungen sich auf die Zukunft auswirken.

Am Ende erwartet den Leser ein sehr temporeiches Finale, das mir persönlich leider etwas zu abrupt endete. Ich hätte mir noch einen kurzen Epilog gewünscht, um zu erfahren, was aus den Protagonisten wurde.

Fazit:
Trotz des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils ist das Buch fesselnd, facettenreich und interessant. Es überzeugt durch ungewöhnliche Charaktere und eine grandiose, klug durchdachte Story.

Wertung:
3,5 von 5 Sternen

Sie ging nie zurück von Emma Brockes – Meine Rezension…

Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423260165
ISBN-13: 978-3423260169
Originaltitel: She Left Me The Gun

Über die Autorin:
Emma Brockes schreibt für den ‚Guardian‘, die ‚New York Times‘, ‚Vogue‘, ‚Harper’s Bazaar‘ u.a. Sie wurde mit mehreren journalistischen Preisen ausgezeichnet und lebt in New York. Das vorliegende Buch ist die wahre Geschichte ihrer Familie.

Der Klappentext:
SIE HINTERLIESS MIR IHRE WAFFE
Eine Frau auf der Suche nach der wahren Geschichte ihrer Mutter
Ihr Leben lang hat Emmas Mutter Paula über ihre Kindheit und Jugend in Südafrika geschwiegen. Nach dem Tod ihrer Mutter will Emma Licht in die Familiengeschichte bringen. Sie reist nach Johannesburg und deckt ein schreckliches Geheimnis auf…

Die Geschichte:
Emma Brockes erzählt in ihrem Buch die wahre Geschichte ihrer eigenen Familie, was sicher einigen Mut erfordert hat. Zunächst erzählt sie über die letzte Zeit, die sie noch mit ihrer Mutter verbringen durfte und wie nach ihrem Tod langsam die Entscheidung reifte, nach Südafrika zu reisen, um die noch lebenden Verwandten aufzusuchen.
Sie begegnet auf ihrer Reise nicht nur vielen Halbgeschwistern ihrer Mutter, sondern auch anderen Menschen, die sie gekannt haben. Sie forscht auch im Internet und in diversen Archiven und setzt langsam Stück für Stück des Puzzles zusammen. Am Ende versteht sie, warum ihre Mutter über die Vergangenheit besser geschwiegen hat.

Meine Meinung:
Mit sehr hohen Erwartungen habe ich angefangen, dieses Buch zu lesen. Vom Schreibstil wurde ich nicht enttäuscht: dieser ist leicht lesbar und stellenweise mit etwas Humor gespickt. Die Landschaften und Schauplätze werden auch eindrucksvoll geschildert, so dass man sich alles bestens vorstellen kann. Man erfährt auch einiges über landestypische Gepflogenheiten bzw. über die Situation von Einwanderern usw. in Südafrika.
Da es ja um die Aufarbeitung einer Familiengeschichte geht, wäre es schön gewesen, wenn neben einigen Familienfotos auch der Stammbaum (den die Autorin sogar erwähnt) irgendwo abgedruckt worden wäre. Stellenweise spielen nämlich sogar noch die Urururgroßeltern eine Rolle und da wurde es für mich als Leser bei den vielen Namen schon mal schwer, den Überblick zu behalten.
Erzählt wird das Ganze etwas wirr durcheinander, was auch an der Reihenfolge der aufgesuchten Gesprächspartner liegt. Leider konnte ich irgendwie nicht so mitfühlen, wie es angesichts der Geschichte vielleicht zu erwarten wäre. Es wirkt alles ein bisschen emotionslos, was vielleicht daran liegt, dass man nie lange mit einer Person beschäftigt ist, sondern ständig neue Leute kennenlernen und verarbeiten muss. Dazu kommt auch noch, dass die Geheimnisse so nach und nach enthüllt werden, verpackt zwischen Alltäglichem und Nebensächlichem. So kam auch die erwartete Spannung bei mir nicht auf.

Fazit:
Leider hatte ich mir etwas mehr von diesem Buch erwartet, es war nicht so emotional und spannend wie der Klappentext vermuten ließ.

Wertung:
3 von 5 Sternen

Alles Liebe oder Watt? von Marie Matisek – Meine Rezension…

Audio CD: 4 Seiten
Verlag: audio media verlag GmbH; Auflage: 1. (9. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3868048154
ISBN-13: 978-3868048155

Über die Autorin:
Marie Matisek liebt
Ihre Kinder – aber nicht immer die Begleiterscheinungen (Mittelohrentzündung, Turnschuhe von männlichen Pubertierenden, die SMS-Chat-Telefonsucht von weiblichen Pubertierenden, Lehrergespräche).
Ihren Gatten – aber nicht die ewig gleichen Auseinandersetzungen (Warum ist die Bremse am Fahrrad der Tochter nicht repariert? Wer bringt dem Sohn schonend bei, dass vor der Mathe-Schulaufgabe die Computerzeit gestrichen ist? Wieso ist der Grill nicht gereinigt, obwohl in einer halben Stunde die Gäste kommen?)
Ihren Garten (nicht zu verwechseln mit Gatten) – aber nicht die darin befindlichen, sich unnatürlich vermehrenden Schädlinge (Wer setzt sich schon gerne damit auseinander, ob man die spanische Wegschnecke lieber mit der Gartenschere zerschneidet, sie schock-gefriert oder ihr den Garten zur totalen Zerstörung überlässt?)
Ihren Hund – aber nicht seine Freundfeinde Rocco, Bruno, Harro und deren Besitzer.
Ihren Kater – aber nicht dessen Zwang, alles und jeden zu markieren, das/der nicht bei drei auf dem Baum ist.
(Quelle: Amazon.de)

Die Kurzbeschreibung:
Nichts regt eine Frau so auf wie ein Mann, der alles besser weiß. Auf dem Weg zu ihrer neuen Heimat Sylt stößt Silke mit so einem Exemplar zusammen. Er ist arrogant, gelackt und ein Klugscheißer vor dem Herrn. Dabei ist Silke als Pastorin auch nicht auf den Mund gefallen. Nur gut, dass sie sich vorgenommen hat, nach ihrer Scheidung die Finger von Männern zu lassen. Aber dann gerät Silkes Vorsatz ins Wanken…

Die Geschichte:
Silke zieht mit ihrer Tochter und dem jüngeren Sohn nach Sylt, um dort eine frei gewordene Pfarrstelle zu übernehmen. Ihr Vorgänger hat ihr seine Haushälterin überlassen, dafür aber ein brisantes Geheimnis mit ins Grab genommen.
Schon bei der Anreise lernt Silke durch ein Missgeschick ihres Sohnes einen Herrn kennen, mit dem sie in Zukunft mehr zu tun hat, als ihr lieb ist.
Angekommen auf der wunderschönen Insel merkt sie schnell, dass dort nicht alles so idyllisch ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es herrscht Krieg in dem beschaulichen Örtchen… ob Silke die Wogen glätten und wieder Frieden nach Horssum bringen kann?

Meine Meinung:
Liebenswürdige Charaktere und schöne Landschaftsbeschreibungen machen das Lesen bzw. Zuhören sehr leicht. Es kommt Urlaubsstimmung auf und man kann herrlich entspannen.
In der Geschichte geht es zwar oft um die titelgebende „Liebe“, aber kitschige Szenen muss man nicht befürchten. In einer heiter-beschaulichen Weise erzählt uns die Autorin die Story über Beziehungswirren, alte Geheimnisse, neue Lügen und das ganz normale Familienleben einer Alleinerziehenden.
Silke ist eine Protagonistin, die recht sympathisch und authentisch wirkt, aber auch die anderen Personen sind gut gezeichnet. Es gibt einige verschrobene Charaktere, die man einfach gern haben muss.
Die Geschichte selbst ist gut durchdacht und findet zu einem schönen Ende. Es ist kein Spannungsroman, aber die Story ist durchaus fesselnd und hat mich gut unterhalten.

Fazit:
Locker, leicht und unterhaltsam… mit wenig Tiefgang und viel Urlaubsfeeling!

Wertung:
4 von 5 Sternen

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 14 ab.

Dreimal schwarzer Kater von Philippe Georget – Meine Rezension…

Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (9. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548286143
ISBN-13: 978-3548286143
Originaltitel: L’été tous le chats s’ennuient

Über den Autor:
Philippe Georget wurde 1963 geboren. Nach mehreren Jahren als Journalist für Rundfunk und Fernsehen hat er 2001 seine Familie in einen Campingbus gepackt, um einmal mit ihr das Mittelmeer zu umrunden. Seit seiner Rückkehr lebt er als Autor mit Frau und Kindern in der Nähe von Perpignan und läuft leidenschaftlich gern Marathon. Für seine Krimis hat er in Frankreich verschiedene Preise gewonnen.

Der Klappentext:
Mordshitze im Roussillon
Inspecteur Gilles Sebag befindet sich in der schönsten Sommerlethargie. Bis zwei rätselhafte Vermisstenfälle und eine Leiche ihn aus der Idylle mit seiner Frau Claire reißen. Bald findet Gilles sich in Ermittlungen ungeahnten Ausmaßes wieder. Denn der Inspecteur muss sich nun auch noch mit einem extra eingeflogenen profilneurotischen Kollegen aus Paris herumschlagen. Die gemütlichen Abende mit kühlem Wein sind genauso dahin wie die Harmonie mit Claire. Und im sommerlich ausgestorbenen Perpignan ist jede Form der Ermittlung einfach nur schweißtreibend – und gefährlich!

Die Geschichte:
Eine tote und sehr übel zugerichtete holländische Urlauberin wird von einem Rentner auf einem Campingplatz gefunden, doch das ist nicht der einzige Fall, den der Polizist Gilles aufklären muss. Eigentlich steht ihm der Sinn eher nach Ferien mit seiner Familie, aber daraus wird vorerst nichts.
Als schließlich eine weitere Holländerin spurlos verschwindet, sind sogar noch Überstunden angesagt. Gilles besitzt einen guten Spürsinn und das weiß anscheinend auch der Kidnapper zu schätzen, denn dieser beginnt ein seltsames Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern. Immer wieder platziert er Hinweise und fordert Gilles zu mysteriösen Schnitzeljagden heraus, doch die Entführte bleibt weiterhin verschwunden. Ob Gilles sie noch retten kann?

Meine Meinung:
Es handelt sich ja um einen „Roussillon-Krimi“ und so ist es nicht verwunderlich, dass ausführliche Beschreibungen der Landschaft und viel Lokalkolorit in diesem Buch stecken. Da kommt stellenweise schon fast Urlaubsfeeling auf.
Die Charaktere wirken authentisch und viele auch sympathisch. Wenn man sich den Lebenslauf des Autors durchliest, könnte man denken, dass einiges von ihm selbst in seiner Figur „Gilles“ steckt.
Das ganz normale Leben des Inspecteurs nimmt sehr viel Raum ein in diesem Krimi. Bei Buchreihen ist das meistens so und ich finde es recht angenehm und stellenweise auch ganz interessant. Das lässt die Personen menschlicher wirken und man lernt sie besser kennen.
Die Ermittlungsarbeiten werden recht ausführlich thematisiert und auch die Reibereien unter Kollegen kommen gut rüber. Das wirkt alles recht glaubwürdig. Was den Kriminalfall an sich betrifft: da konnte ich manches nicht ganz so nachvollziehen und die Beweggründe des Täters hätte man noch etwas deutlicher hervorbringen können.
Es war zwar nicht langweilig, aber es las sich alles eher ruhig, der Spannungsbogen war also eher flach. Zwar fesselnd, aber nicht hochspannend.

Fazit:
Ein ausführlicher Krimi mit gut gezeichneten Charakteren und viel Raum für das Privatleben des Ermittlers.

Wertung:
3,5 von 5 Sternen

Zur Hölle mit Seniorentellern! von Ellen Berg – Meine Rezension…

Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 2 (16. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3746629802
ISBN-13: 978-3746629803

Über die Autorin:
Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als Reiseleiterin und in der Gastronomie. Sie lebt mit ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu.
Angst vorm Alter hat sie nicht, denn sie hofft, dereinst so unerschrocken zu sein wie ihre gewitzte Greisen-Gang.
Im Aufbau Taschenbuch liegen bisher ihre Romane „Du mich auch. Ein Rache-Roman“, „Das bisschen Kuchen. (K)ein Diät-Roman“, „Den lass ich gleich an. (K)ein Single-Roman“, „Ich koch dich tot. (K)ein Liebes-Roman“ und „Gib’s mir Schatz. (K)ein Fessel-Roman“ vor.
Quelle: Aufbau Verlag

Der Klappentext:
Jetzt erst rächt!
Seniorenteller und Rentnerbingo, das ist doch öde.
Elisabeth und ihre schrägen Freunde im Altersheim haben da ganz andere Pläne: raus aus dem Heim und rein ins Leben. Nur woher kriegen sie das nötige Kleingeld für ihre Fluchtaktion?
Legal, illegal – total egal! Mit Witz, Charme und einer ordentlichen Portion krimineller Energie beginnt ein irrer Trip in die Freiheit.

Elisabeth ist siebzig und eigentlich noch ganz fit. Doch das Leben scheint gelaufen, als ihre Töchter sie gegen ihren Willen in ein Altersheim stecken. Endstation? Aber doch nicht mit Elisabeth! Bald schon schmiedet sie Fluchtpläne, zusammen mit einigen skurrilen Mitbewohnern. Einer von ihnen ist ein rasend attraktiver älterer Herr, der ihr Herz im Sturm erobert. Die eigenwilligen Senioren träumen vom goldenen Herbst im sonnigen Süden. Fragt sich nur, wie sie an genügend Geld für ihre Flucht kommen. Wild entschlossen hecken sie einen kriminellen Plan aus.

Meine Meinung:
Ellen Berg hat viele sympathische, skurrile, kauzige Charaktere erschaffen, die man einfach lieben muss. Aber auch einige echte Ätztypen findet man in diesem Buch, die die „Besetzung“ prima vervollständigen.
Elisabeth, die Hauptprotagonistin, muss einiges aushalten und man fühlt und bangt mit ihr.

Bei allem Humor (der sich bei mir im oberen Schmunzelbereich bewegt, keine lauten Lacher) ist das Thema des Buches durchaus ernst. So kam es auch, dass ich beim Lesen oft ins Grübeln kam und mir über die eigene Situation bzw. die eigene Familie Gedanken machte.

Vieles wirkt natürlich wenig realistisch, aber das ist auch nicht Sinn des Buches. Anderes wirkt umso realistischer und erschreckender… die Gesellschaftskritik ist deutlich und kommt an.

Es geht stellenweise rasant zur Sache: Verfolgungsjagden, Maskeraden, verschworene Treffen, Autodiebstähle und vieles mehr hat mich bestens unterhalten. Die Story ist gut durchdacht und wartet mit vielen Überraschungen auf.

Am Ende bleibt noch einiges offen und vielleicht wird es irgendwann eine Fortsetzung geben, doch erst mal werden wir mit dem gewohnten Happy End belohnt. Das mag ich u. a. so an diesen Büchern… auch der kurze Blick in die Zukunft im Epilog war toll.

Fazit:
Beste Unterhaltung mit skurrilen Charakteren, aber trotz allen Humors auch stellenweise eine sehr ernste und tragische Geschichte.

Wertung:
4,5 von 5 Sternen