Im Dienst der Gräfin von Tereza Vanek – Meine Rezension…

Broschiert: 420 Seiten
Verlag: Drachenmond-Verlag (26. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 393198981X
ISBN-13: 978-3931989811
Auch als eBook erhältlich.

Die Autorin stellt sich vor: (Quelle: Amazon.de)
Ich bin gebürtige Tschechin, in München aufgewachsen und seit 2007 veröffentlichte Autorin. Den Traum vom Schreiben hatte ich schon mit 14, doch musste sehr viel Zeit vergehen, bis er wahr wurde.
Vorher ging ich brav zur Schule, studierte Sprachen, lebte einige Zeit im Ausland und schlug mich mehr oder weniger begeistert mit den verschiedensten Jobs durchs Leben. Doch der Drang zu schreiben ließ mich nicht los, so dass ich mich schließlich doch ernsthaft ans Werk machte – und dann viel schneller einen Verlag fand als angenommen.
Mein besonderes Interesse beim Schreiben gilt historischen Ereignissen, ungewöhnlichen Frauengestalten und der Begegnung von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen.
Ansonsten wohne ich wieder in München mit Mann, Stieftochter, vier Katzen und fünf Papageien.

Der Klappentext:
1606: Durch eine Seuche zur Waise geworden, gelangt die 17-jährige Emilia in die Dienste der Gräfin Elisabeth Bathory, der mächtigsten Frau Ungarns.
Emilia ist glücklich über die Möglichkeit ihrer Berufung zur Gewandschneiderin folgen zu können, doch schon bald überschatten Todesfälle und Misshandlungen das Leben am Hof.
Obwohl Emilia in der Gunst der Gräfin steht, die ihre Fähigkeiten schätzt und ihr vertraut, erkennt sie eine dunkle Seite an ihrer neuen Dienstherrin.
Als sie sich in Istvan verliebt, der ebenfalls schicksalshaft mit Elisabeth verbunden ist, spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu und Emilia gerät in einen lebensgefährlichen Strudel aus seelischen Abgründen und politischen Ränkespielen.

Die Geschichte:
Emilia ist vom Leben nicht gerade begünstigt: sie hat ihre gesamte Familie und ihren Verlobten verloren und lebt seither bei ihrem Onkel, dessen Frau sie nicht besonders gut leiden kann.
So kommt es, dass sie eines Tages in die Obhut eines befreundeten fahrenden Händlers gegeben wird und schließlich auf einem Markt die Sängerin Ilona Hertz kennenlernt. Die Adelige kauft Emilia einige Kleider ab, die diese vorher dank ihrer handwerklichen Fähigkeiten aufgearbeitet hat.
Emilia, deren Vater ein angesehener Schneidermeister war, erhält kurz darauf das verlockende Angebot, für die berühmte Gräfin Elisabeth Bathory zu arbeiten. Sie wagt den Schritt in ein neues Leben und reist mit der Gräfin nach Ungarn.
Anfangs ignoriert Emilia die Anzeichen und Gerüchte über Misshandlungen und sogar Ermordungen von ungehorsamen Dienstmägden, doch bald kann sie die Beweise nicht mehr übersehen. Da sie selbst jedoch bei der Gräfin großes Ansehen genießt und auch deren gute Eigenschaften kennenlernen darf, zweifelt sie zunächst an den Vorwürfen gegen ihre Dienstherrin.
Als Istvan in Emilias Leben tritt, verändert sich allerdings alles und sie geht ein großes Risiko ein, das die beiden ihr Leben kosten könnte…

Meine Meinung:
Tereza Vanek schafft durch ihren wundervollen Schreibstil ein so atmosphärisch dichtes Szenario, dass man sich der Geschichte gar nicht mehr entziehen kann.
Ihre Charaktere sind so realistisch, lebendig und vielschichtig, dass man unweigerlich mit ihnen mitfiebert und gerne an ihren Erlebnissen teilhat.
Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen oft, sowohl in den Geschehnissen als auch bei den Protagonisten.

Emilia ist eine sympathische Protagonistin, die sich durch eine bewundernswerte Stärke und Beharrlichkeit auszeichnet. Manchmal reagiert sie fast etwas naiv, aber das entspringt meist ihrem Glauben an das Gute im Menschen. Leider ist sie damit auch vor Enttäuschungen nicht sicher und so dürfen wir mit ihr viele spannende, aber auch emotionale Abenteuer erleben.

Praktisch von der ersten Seite an war ich von diesem Buch gefesselt, es liest sich wirklich fast wie von selbst und so war ich auch in zwei Tagen damit fertig.
Es ist ein stetes Auf und Ab für Emilia, an dem man als Leser teilhaben darf und oft ist die Spannung beinahe greifbar.
Natürlich darf aber auch eine Romanze nicht fehlen, doch diese ist niemals kitschig, sondern zunächst auch eher von ständiger Furcht überschattet.
Das Ende fand ich sehr gelungen und ein kleiner Ausblick in die Zukunft lässt uns nicht im Ungewissen über den Verbleib der wichtigsten Personen.

Im Anhang findet man ein ausführliches Personenverzeichnis und die historischen Fakten, die die Autorin zu diesem Buch inspiriert haben. Die Gräfin Bathory und die meisten Charaktere in diesem Buch haben wirklich gelebt und viele der Geschehnisse in diesem Buch basieren ebenfalls auf wahren Überlieferungen. Doch der Großteil ist natürlich der Fantasie von Tereza Vanek entsprungen.
Sie hat mit diesem Roman eine wundervolle, spannende Geschichte über Schuld und Unschuld geschaffen. Angesichts der so vielschichtig und realistisch ausgearbeiteten Charaktere fällt es manchmal schwer, eine klare Grenze zwischen Gut und Böse zu ziehen.
Sehr gut gelungen ist auch die Darstellung der damaligen Lebensweise und vor allem das Leben von Frauen niederen Standes. Man mag sich kaum vorstellen, was diese alles ertragen mussten – und das nicht nur in Kriegszeiten, sondern im normalen Alltag.

Fazit:
Unterhaltsam, spannend, mit vielen historischen Fakten und unglaublich lebendigen Charakteren entführt uns dieses Buch in eine längst vergangene Zeit. Der Schreibstil schafft eine realistische Atmosphäre, der man sich nur schwer wieder entziehen kann.

Wertung:
5 von 5 Sterne

Himmelfahrt von Richard Dübell – Meine Rezension…

Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (11. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548284876
ISBN-13: 978-3548284873


Der Autor stellt sich vor: (Quelle: Amazon.de)

Hallo (oder Grüß Gott, wenn Sie von südlich der Donau stammen)!

Mein Name ist Richard Dübell, und wie Sie schon aus meiner Begrüßung erahnt haben, stamme ich selbst aus den Gefilden südlich der Donau – genauer gesagt aus Niederbayern.

Mein Erstveröffentlichungstermin war im Jahr 1962, zunächst noch unter dem Titel „Wie halte ich meine Eltern möglichst lange durch anhaltendes Gebrüll wach?“ Spätere Auflagen erschienen unter weiterführenden Titeln. „Wieso ist auf meiner Schultüte Schneewittchen, wenn die all die anderen Jungs Rennautos drauf haben?“ sei erwähnt (in dieser Version ein Kurzdrama), oder auch „Ihr Junge hat keine Ahnung von Mathe!“ (ein Theaterstück für zwei Eltern und einen Lehrer). Einer der wichtigsten Titel aus der Spätzeit dieser damaligen Periode lautete jedoch: „Herzlichen Glückwunsch zum ersten Preis bei unserem Kurzgeschichtenwettbewerb!“ Er leitete die Eroberung eines völlig neuen Genres ein – das Leben als Autor.

Dieses Leben (und lassen Sie sich gesagt sein, es ist ein sehr schönes!) führe ich seit 1997 mit der Veröffentlichung meines ersten historischen Romans, eines mittelalterlichen Detektivkrimis: DER TUCHHÄNDLER. Er und alle meine anderen Mittelalterkrimis stehen in der Tradition der sogenannten „Schwarzen Serie“, d.h. der Ermittler ist ein Mensch, der sich bei der Lösung des Falls persönlich in ihn verwickelt und aufgrund seiner festen Moralvorstellungen nur schwer mit seinen flexibleren Zeitgenossen zurechtkommt.

Mittlerweile habe ich vierzehn historische Romane geschrieben, die in insgesamt ebensoviele Sprachen auf der ganzen Welt übersetzt worden sind. Meine Geschichten – egal ob Krimis oder Abenteuerromane – orientieren sich sehr stark am filmischen Erzählen; die Story ist rasant und getrieben von der Wechselwirkung zwischen Handlung und Charakter. Was den historischen Aspekt angeht, recherchiere ich sehr eingehend und stets vor Ort, was sich mit meiner nebenberuflichen Leidenschaft, dem Reisen, gut vereinbaren lässt.

Meinen Platz hinter der Tastatur verlasse ich daneben auch sehr gerne für Lesungen und Schreibworkshops, die mich z.T. durch ganz Europa führen. Leider hat noch niemand einen wirklichen guten Begriff gefunden, mit dem man „Lesung“ ersetzen könnte, denn tatsächlich versuche ich viel mehr als nur eine Autorenlesung anzubieten. Ich nehme meine Gäste mit Musik-, Geräusch- und Videoinstallationen mit in die Welt meiner Geschichten, und natürlich trete ich in einem authentisch nachgeschneiderten Kostüm auf. Da meine Romane in allen Epochen zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert spielen, können Sie sich vorstellen, wie viele Kostüme mittlerweile in meinem Schrank hängen.

Es gibt Menschen, die behaupten, sie hätten mich auch schon außerhalb meiner Auftritte historisch gewandet durch die Stadt laufen sehen. Sie haben recht – mehrmals im Jahr biete ich in meiner Heimatstadt Landshut historische Fackelführungen für Erwachsene und Kinder an. Wer mich kennt, weiß, dass es dabei nur am Rand um trockene historische Zahlen geht: die vielen Anekdoten, Legenden und Stories rund um Landshut und seine achthundertjährige Geschichte sind viel spannender als blanke Daten.

Zwei Fortsetzungen gibt es mittlerweile auch von mir; sie laufen unter den Titeln „Sohn Nr. 1“ und „Sohn Nr. 2“ und machen den Herrn Papa sehr stolz. Meine Heimatstadt Landshut hat mir außerdem vor einigen Jahren als erstem Autor den Kulturpreis verliehen und die Jubiläumsfolge der „Landshuter Literaturtage“ gewidmet.

Wenn Sie mich besuchen wollen – meine Bücher und mich finden Sie auch hier: www.duebell.de.

Bis bald!


Über die Reihe:
Hauptkommissar Peter Bernward und seine Kollegin Flora Sander ermitteln bereits zum zweiten Mal, das erste Buch trägt den Titel „Allerheiligen“:

 


 

Der Klappentext:
Kruzifix! Hauptkommissar Peter Bernward hat schlechte Laune: Ganz Landshut steht unter Wasser, und die Polizei ist im Dauereinsatz. Noch schlimmer ist aber, dass seine attraktive Kollegin Flora ihn mal wieder abserviert hat. Als dann auch noch die Leiche eines bekannten Bauunternehmers auftaucht, ist die Stimmung auf ihrem Tiefpunkt. Der Polizeichef greift durch und übergibt Flora den Fall. Aber das lässt ein Peter Bernward natürlich nicht auf sich sitzen. Er ermittelt auf eigene Faust und stößt auf einen alten Skandal, den so mancher Landshuter lieber vergessen hätte…

Die Geschichte:
Ein furchtbares Hochwasser hat die ganze Stadt Landshut fest im Griff: fast alle Einwohner sind damit beschäftigt, ihre Habe zu sichern oder anderen dabei zu helfen. Inmitten dieses Chaos werden Peter Bernward und seine Kollegin Flora Sander zu einem Tatort gerufen: ein Mann wurde brutal ermordet.
Da Peter und Flora nicht nur Kollegen, sondern seit kurzer Zeit auch noch ein Ex-Pärchen sind, sind Spannungen vorprogrammiert. Damit diese Unstimmigkeiten nicht die Ermittlungen gefährden, werden Peter und Flora erstmals nicht gemeinsam eingesetzt: Flora soll den Fall lösen und Peter soll Schreibtischarbeit erledigen. Lange hält es ihn aber nicht im Büro, dann verfolgt er seine eigene Spur, die ihn irgendwann zu einem 10 Jahre zurückliegenden Finanzskandal führt. Halb Landshut scheint damals Geld durch einen windigen Finanzberater verloren zu haben – und einer von ihnen scheint sich nun dafür rächen zu wollen.
Peter kommt der Lösung des Rätsels gefährlich nahe und bald steht ihm buchstäblich das Wasser bis zum Hals…

Meine Meinung:
Ohne das Vorgängerbuch „Allerheiligen“ zu kennen, konnte ich mich gleich sehr gut mit Peter, Flora und den anderen teils recht liebenswürdigen Charakteren anfreunden. Sie wirken realistisch und die Dialoge zwischen ihnen sehr lebensecht.
Viel Wert legt der Autor auch auf eine ausführliche Beschreibung der Schauplätze, so dass man als Ortskundiger sicher vieles wiedererkennt. Man kann sich alles richtig gut vorstellen.
Die Story beginnt ja gleich recht spektakulär mit einem Mord und der Spannungsbogen bleibt auch über weite Teile recht konstant. Langeweile wird man bei diesem Buch jedenfalls an keiner Stelle empfinden. Kurze Kapitel mit vielen Cliffhangern und schnellen Szenewechseln sorgen zusätzlich für ein hohes Tempo.
Actionreiche Szenerien, überraschende Wendungen und die gut geschilderte Gefühlswelt der Protagonisten machen das Buch zu einem echten Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen will.
Ich habe das Buch praktisch in einem Rutsch durchgelesen und war sehr begeistert! Besonders die stellenweise von Ironie und etwas schwarzem Humor geprägten Dialoge haben es mir angetan.
„Allerheiligen“ werde ich auf jeden Fall auch noch lesen und freue mich schon auf einen nächsten Krimi mit Peter und Flora – dann hoffentlich wieder als versöhntes Pärchen! 🙂

Fazit / Bewertung:
Ein spannender, gut durchdachter Krimi mit sympathischen Charakteren, der richtigen Portion Humor und viel Lokalkolorit!

5 von 5 Sterne

Next von Michael Crichton – Meine Meinung…

Audio CD
Verlag: audio media verlag GmbH
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 386804518X
ISBN-13: 978-3868045185

Kurzbeschreibung:
Noch nie war die Zukunft so bedrohlich! Denn es zählt nur noch eins: gutes Gen-Material.
Zahlreiche Gentechnologie-Unternehmen setzen alles daran, sich die Rechte an profitablem Erbgut zu sichern – mit allen Mitteln und um jeden Preis. Das wird auch Frank Burnet zum Verhängnis. Denn die Rechte an seinen Genen hat sich eine Firma gesichert, die nicht nur über seine Zellen, sondern auch über ihn und seine Familie verfügen will…

Meine Meinung:
Diese Ausgabe ist zwar eine ADAC motorwelt Hörbuch-Edition, aber als wir es vor längerer Zeit während einer Autofahrt hören wollten, haben wir nach kurzer Zeit entnervt abgebrochen. Es waren einfach zu viele Handlungsstränge und Personen, mit denen man gleich zu Anfang konfrontiert wurde, so dass wirklich Konzentration beim Hören gefordert war.
Inzwischen habe ich es zu Hause angehört und auch hier war ich manchmal etwas abgelenkt, weshalb ich auch die komplette Geschichte nicht wirklich wiedergeben könnte. Es passiert einfach sehr viel und – wie gesagt – in mehreren Handlungssträngen, so dass man leicht den Überblick verliert.
Zum einen geht es um Frank Burnet, der eine Krebserkrankung überstanden hat und der sein Genmaterial aus Unwissenheit einer Firma zur Verfügung gestellt hat. Was er nicht ahnte: seine Zellen tragen etwas in sich, das ihn von der Krebserkrankung geheilt haben – ein potentielles Milliardengeschäft für das Gentechnologie-Unternehmen.

Dann geht es noch um transgene Lebewesen, in diesem Buch zum Beispiel um einen Schimpansen, der menschliche Gene erhalten hat und deshalb unter anderem sprechen kann. Und auch ein hochintelligenter, sprechender Papagei ist Teil der Handlung.

In einem weiteren Handlungsstrang begleiten wir einen Labormitarbeiter, dessen Bruder versehentlich ein Spray inhaliert, das eigentlich bei Tierversuchen mit Mäusen eingesetzt wird. Der Bruder wird plötzlich von seiner Drogensucht befreit und beginnt ein ganz neues Leben. Es werden erste Überlegungen angestellt, das Mittel zu vermarkten, doch dann stellt sich heraus, dass es furchtbare Spätfolgen gibt.

Insgesamt kann man sagen, dass viele interessante Themen angesprochen werden, über die man sich Gedanken machen sollte (wobei wir kaum an der Entwicklung etwas ändern werden). Vermutlich steckt auch eine ausführliche Recherchearbeit dahinter, als Laie kann ich das allerdings nicht wirklich beurteilen. Es klingt auf jeden Fall sehr realistisch und stellenweise echt erschreckend.
Allerdings hat der Autor einfach zu viele Handlungsstränge und zu viele Personen in dieses Buch gepackt, so dass man manchmal schier etwas überfordert ist.
Stellenweise kommt Spannung auf, aber diese hält sich eher in Grenzen trotz der oft recht actionreichen Szenen.
Die Protagonisten wirken auch eher blass, da man sich mit einzelnen Charakteren nicht so lange beschäftigen kann, sondern gleich wieder zum nächsten Schauplatz gehetzt wird.

Fazit:
Sehr gute Ideen, die leider in zu großer Zahl in ein einziges Buch gequetscht wurden!

3 von 5 Sterne

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 48 ab.

Ganz oben Ganz unten von Christian Wulff – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 259 Seiten
Verlag: C.H.Beck
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406672000
ISBN-13: 978-3406672002

Der Klappentext:
Niemals zuvor haben die Medien unseres Landes einen Politiker so erbarmungslos verfolgt – die Demütigungen reichten noch über den Tag des Freispruchs hinaus. Christian Wulff schildert aus seiner Sicht, wie die Affäre inszeniert wurde, was sich hinter den Kulissen abspielte und wer aus welchen Motiven seinen Sturz betrieben hat. Die Fehler, die er selber zu verantworten hat, werden ebenso offen benannt.
„Ganz oben Ganz unten“ ist das Protokoll einer öffentlichen Vernichtung und ein nachdenklich machendes Stück deutscher Zeitgeschichte.

Meine Meinung:
Sicher hat jeder von uns den großen „Wulff-Skandal“ mehr oder weniger intensiv verfolgt. Selbst wenn man nicht politikinteressiert ist, kam man an den großen Schlagzeilen Ende 2011 / Anfang 2012 kaum vorbei.

Als Christian Wulff schließlich im Februar 2012 von seinem Amt als Bundespräsident zurücktrat, war das noch lange nicht das Ende der Hetzkampagne gegen ihn.
Dass die Presse fast genau zwei Jahre später nicht in gleichem Umfang über den vollständigen Freispruch von Herrn Wulff berichtete, sagt schon vieles.

Als ich anfing, dieses Buch zu lesen, habe ich erst einmal zurückgedacht und versucht, mir in Erinnerung zu rufen, was ich damals ob dieses Skandals empfunden habe. Genau kann ich das nicht mehr rekapitulieren, aber beim Aufkommen solcher Vorwürfe ist meine Meinung zumeist, dass kein Mensch fehlerfrei ist und dass es vielen Anklägern gut zu Gesicht stehen würde, erst einmal vor ihrer eigenen Tür zu kehren. Erst wenn echte (keine konstruierten) Beweise für das Fehlverhalten vorliegen, kann man sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wie die Folgen für den Betreffenden aussehen sollten.
Wenn solche „Skandale“ einen Politiker betreffen, frage ich mich zusätzlich, ob es nicht besser wäre, wenn die Herrschaften ihre Energie in ihre eigentliche Aufgabe investieren würden, für die sie bezahlt werden – und die Aufklärung den zuständigen Stellen überlassen würden.

Im Fall von Christian Wulff lief das alles leider ganz anders und er erläutert in diesem Buch seine Sicht der Dinge.
Er tut dies in einem sehr angenehmen, flüssig zu lesenden Schreibstil und auch Leser, die sich sonst weniger für Politik interessieren, können seinen Ausführungen sehr gut folgen. Zuweilen sorgt eine gewisse Ironie, die man angesichts seiner Erlebnisse fast als „Galgenhumor“ bezeichnen möchte, sogar für etwas Erheiterung in der ansonsten eher ernsten Lektüre.
Übersichtlich und nicht zu ausschweifend werden nicht nur die Amtszeit und die zwei Jahre nach dem Rücktritt beleuchtet, sondern auch einiges aus Christians Wulff Vergangenheit.
Er erläutert sachlich die Hintergründe der medialen Hetzjagd gegen ihn und sucht nach Erklärungen für die persönlichen Beweggründe mancher „Ankläger“. Angenehm fand ich, dass das Geschriebene keinen Beigeschmack von Selbstbeweihräucherung hat und dass Herr Wulff auch eigene Fehler, Versäumnisse oder Fehleinschätzungen ehrlich zugibt.

Was mich sehr beeindruckt hat, das war der Umfang der angestellten Ermittlungen: auf der schier verzweifelten Suche nach irgendeinem verwertbaren Beweis für die Schuld von Herrn Wulff wurden Millionen an Steuergeldern verschwendet und die Kriminalbeamten hätten während der ganzen Zeit sicher in relevanteren Fällen bessere Ergebnisse erzielen können.

Nach dieser Lektüre fragt man sich unweigerlich, welche Pressemeldungen überhaupt noch einen zweiten Blick wert sind oder besser: welchen Medien kann man noch vertrauen? Eine gewisse Skepsis und vor allem die Vermeidung von Vorverurteilungen sollte hier für alle Menschen selbstverständlich sein, damit solche Fälle künftig sachlich und in angemessenem Rahmen geklärt werden.

Fazit:
Sachlich, informativ und durchaus unterhaltsam zeigt dieses Buch die Hintergründe der „Wulff-Affäre“ auf.
Auch Lesern, die nicht so politikinteressiert sind, würde ich nicht abraten, denn stellenweise liest es sich eher wie ein spannender Krimi.
Ein wichtiges Buch, das zum Nachdenken über die Macht der Medien anregt…

Kainsmal von Marcus Hünnebeck – Meine Rezension…

  • Taschenbuch: 174 Seiten
  • Verlag: Amazon Publishing (24. Juni 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 1477825320
  • ISBN-13: 978-1477825327

Über den Autor:
Marcus Hünnebeck wurde 1971 in Bochum geboren und lebt inzwischen als freier Autor im Rheinland. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Wirtschaftswissenschaften. Seit Dezember 2000 ist er Mitglied im SYNDIKAT, der Autorenvereinigung deutschsprachiger Krimischriftsteller.
Im März 2001 erschien mit „Verräterisches Profil“ sein erster Thriller, 2003 und 2004 folgten „Wenn jede Minute zählt“ und „Im Visier des Stalkers“. Dank der Möglichkeiten, die das E-Book-Publishing bietet, brachte er seine alten Thriller im Jahr 2013 als überarbeitete E-Books heraus. „Im Visier des Stalkers“ erhielt aus rechtlichen Gründen den Namen „Die Rache des Stalkers“ und schaffte im Juli 2013 den Sprung in die Top 10 der Amazon-Bestseller-Charts. Dem Roman „Verräterisches Profil“ gelang dies im Dezember 2013. „Wenn jede Minute zählt“ erreichte im Juni 2014 die Spitzenposition der Kindle-Charts. Zeitgleich erschien bei Amazon Publishing sein neuester Thriller „Kainsmal“.
Unter dem Pseudonym Jo C. Parker schreibt er humorvolle Bücher.
Darüber hinaus hat er zahlreiche Kinder- und Jugendbücher unter dem Pseudonym Marc Beck veröffentlicht (Autoren-Homepage: www.marcbeck.eu).
Weitere Informationen finden sich auf der Homepage www.huennebeck.eu und auf Facebook. (Quelle: Amazon.de)

Der Klappentext:
Nach einigen Arbeitsjahren hat sich der erfolgreiche Kriminalpsychologe Christian Moll aus dem Polizeidienst zurückgezogen.
Als zwei Kommissare kurz hintereinander ermordet werden, kommt ein furchtbarer Verdacht auf: Tötet jemand die Ermittler, mit denen Christian Fälle gelöst hat?
Oberkommissarin Katharina Rosenberg versucht mit seiner Unterstützung, den Täter zu fassen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn auch zusammen mit Katharina hat er früher sehr eng an der Aufklärung einer Mordserie gearbeitet…

Meine Meinung:
Stellt euch vor, ihr habt eure Familie verloren. Nur die tägliche Arbeit gibt euch noch Halt im Leben, doch auch hier hält der Schrecken Einzug. Ein Kollege wird ermordet, dunkle Geheimnisse kommen ans Licht und ein alter Bekannter taucht wieder auf, der zusätzlich für Verwirrung sorgt. Willkommen im Leben der Hauptprotagonistin Katharina Rosenberg!

Auf straffen 172 Seiten zieht uns Marcus Hünnebeck mitten hinein in ein spannungsgeladenes Szenario, das für viele Charaktere tödlich endet. Trotz der Konzentration auf das Wesentliche kommen die Hintergründe der wichtigsten Personen und das Zwischenmenschliche nicht zu kurz. Die Protagonisten wirken lebendig und besonders mit Katharina kann man gut mitfühlen.

Kurze Kapitel und realistisch anmutende Dialoge lassen die Seiten nur so dahinfliegen. Der konstant hohe Spannungsbogen, die vielen Cliffhanger und überraschenden Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch praktisch kaum noch aus der Hand legen will.

Wer gerne mitermittelt und Rätsel löst, wird sehr viel Freude an dieser Geschichte haben. Man sollte aber schon konzentriert lesen, um möglichst keinen der versteckten Hinweise zu übersehen. Ein Katz- und Maus-Spiel der besten Art!

Mord- und Folterszenen werden nicht übertrieben effektheischend erzählt, so dass auch weniger hartgesottene Thrillerfans zu diesem Buch greifen können.

Die Story ist trotz der relativ wenigen Seiten recht komplex und bestens durchdacht. Das schlüssige Ende lässt zwar noch Raum für eine Fortsetzung, aber das Rätsel wird vollständig gelöst.

Fazit / Bewertung:
Akute Suchtgefahr: wenn man mit dem Lesen angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören!

5 von 5 Sterne

Marcus Hünnebecks Thriller „Verräterisches Profil“ habe ich ebenfalls mit großer Begeisterung gelesen. HIER findet ihr meine Rezension zum Nachlesen.

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 34 ab.