Der Klang der Lüge von Liv Winterberg – Meine Rezension…

Broschiert: 496 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423260181
ISBN-13: 978-34232601834
Auch als eBook erhältlich.

Über die Autorin:
Liv Winterberg, 1971 geboren, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Sie arbeitet als Journalistin, Drehbuchautorin und Rechercheurin und lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Ihr Debütroman ‚Vom anderen Ende der Welt‘ wurde auf Anhieb ein Besteller. 2013 ist Liv Winterbergs zweiter historischer Roman „Sehet die Sünder“ erschienen.

Der Klappentext:
Liebe in Zeiten der Lüge
Sériol, 1308. In dem idyllischen Pyrenäendorf findet die junge Alissende, eine Vertriebene, einen Platz im Leben und ihre große Liebe. Dass fast alle Dorfbewohner der Religionsgemeinschaft der Katharer angehören, kümmert sie nicht. Ein voller Bauch ist ihr wichtiger. In dieses Paradies bricht jäh das Entsetzen, als die Männer des Bischofs alle „Ketzer“ festnehmen. Zurück bleiben die Kinder und Alissende, die sich nicht länger heraushalten kann und will…

Die Geschichte:
Alissende flieht mit den beiden Brüdern ihrer Ziehmutter vor der Judenverfolgung aus Paris. Heimatlos, ausgehungert und verzweifelt erreichen sie schließlich das kleine Bergdörfchen Sériol und werden wider Erwarten herzlich empfangen.
Die Brüder dürfen bei der Feldarbeit helfen und erhalten dafür sogar einen Lohn, Alissende darf im Haushalt der relativ wohlhabenden Familie Richard die Stelle der Magd übernehmen, da diese kürzlich geheiratet und den Hof verlassen hat.
Alissende sieht sich am Ziel ihrer Träume: sie ist glücklich, fühlt sich von der Familie angenommen und im Dorf heimisch. Und dann trifft sie auch noch auf den Schäfer Simon und verliebt sich Hals über Kopf.
Doch über der Idylle liegt ein grausamer Schatten: die meisten Familien im Dorf gehören der Glaubensgruppe der „Guten Menschen“ an, der Katharer. Doch der Bischof von Pamiers verfolgt diese sog. „Ketzer“ und durch einen gemeinen Verrat wird er schließlich auf die Bewohner von Sériol aufmerksam.
Es folgen viele Verhaftungen und nur die kleineren Kinder werden zurückgelassen. Aber auch Alissende und ein paar ältere Kinder können den Häschern entkommen.
Sie hält im Dorf die Stellung, verteilt verschiedene Aufgaben an die Kinder und gibt ihnen Halt und Hoffnung. Doch werden die Bewohner zurückkehren können oder wird das fast verlassene Dorf gar von Plünderern heimgesucht? Und wo ist Simon, der auch eine wichtige Rolle in diesem Komplott spielt?

Meine Meinung:
Liv Winterbergs wundervollem Schreibstil kann man sich kaum entziehen. Die Landschaften werden vor dem inneren Auge lebendig, ihre Charaktere scheinen zu atmen und zu fühlen. Alissende ist eine sympathische, vielschichtige Figur, die man schnell liebgewinnt. Trotz ihrer nicht immer leichten Vergangenheit ist sie kein bisschen egoistisch, sie hat das Herz einer Löwin – und oft auch deren Appetit. 🙂
Auch die anderen Bewohner von Sériol wirken realistisch in ihren Handlungen und Gefühlsregungen.
Die Entbehrungen und Umstände des damaligen Lebens kann man sehr gut nachfühlen und die Läuse, die Alissende von so manchen Kinderköpfen zupft, verursachen echten Juckreiz beim Lesen.

Die Geschichte ist angelehnt an echte Verhörprotokolle, die aus dieser Zeit erhalten sind. Das Dorf hieß zwar anders, aber die detaillierten Aussagen der damaligen Augenzeugen lassen ein so lebendiges Bild entstehen, das Liv Winterberg in ihre fiktive Story einfließen ließ.
So entstand ein Roman, der realitätsnah und mit so vielen Emotionen, aber auch viel Spannung für viele schöne Lesestunden sorgt.

Mit Alissende, den Kindern und vielen anderen Personen habe ich mitgefiebert, mich über ihre Erfolge gefreut, mit ihnen um ihre Liebsten gezittert. Den Ausflug in die längst vergangene Zeit habe ich trotz Ungezieferbefalls und Strohmatratzen sehr genossen.
Es gab viel Spannendes, überraschende Wendungen, aber auch oft humorvolle Szenen zum Schmunzeln. Und das Ende ist ein Ende, mit dem ich sehr zufrieden bin, auch wenn die Geschichte nicht für alle Beteiligten gut ausgehen kann.

Fazit:
Ein wunderschönes Buch über Liebe, Zusammenhalt, Freundschaft, aber auch über bitteren Verrat und allerhand Lügen. Sympathische lebendige Charaktere zum Gernhaben und eine realistische Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann, machen es zu einem echten Lesevergnügen!

Bewertung:
5pfoten

Die Achse meiner Welt von Dani Atkins – Meine Rezension…

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426515393
ISBN-13: 978-3426515396
Originaltitel: Fractured

Über die Autorin:
Dani Atkins wurde 1958 in London geboren. „Die Achse meiner Welt“ ist ihr Debütroman und wurde in dreizehn Sprachen übersetzt. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Herfordshire.
Sehr berührend fand ich ihre Worte am Ende des Buches, in dem sie erklärt, wie es überhaupt dazu kam, dass sie diesen Roman geschrieben hat.

Der Klappentext:
Was würdest du tun, wenn dir das Leben eine zweite Chance gäbe?

Stell dir vor, du erwachst in einer perfekten Version deines Lebens.
Greifst du zu und lebst diesen Traum bedingungslos weiter?
Oder fragst du dich, wann deine Welt aus dem Gleichgewicht geriet und was mit deinem alten Leben geschehen ist?

Eine mitreißende Geschichte über Liebe, Familie und Identität – mit einem packenden Ende.

Die Geschichte:
Rachel ist 18 und trifft sich mit ihrer Clique zu einem letzten gemeinsamen Abendessen, bevor sie sich alle an verschiedene Orte aufmachen, um zu studieren. Doch mitten in die ausgelassene Stimmung schleicht sich der Tod: ein außer Kontrolle geratenes Fahrzeug rast in das Restaurant.
Fünf Jahre später reist Rachel zurück in ihren Heimatort, um die Hochzeit ihrer besten Freundin Sarah zu feiern. Sie ist gezeichnet von den Folgen des Unfalls, aber schlimmer als die sichtbaren Narben wiegt immer noch der Verlust ihres besten Freundes Jimmy.
Trotzdem versucht Rachel, Stärke zu zeigen und trifft sich am Abend vor der Hochzeit mit ihrer alten Clique und deren Partnern.
Als sie nach dem Treffen von extremen Kopfschmerzen geplagt wird, bricht sie an Jimmys Grab ohnmächtig zusammen.
Sie erwacht im Krankenhaus und plötzlich steht ihr Leben Kopf: nichts ist mehr so, wie sie es in Erinnerung hatte. Ihre Narbe ist verschwunden, dafür ist Jimmy wieder da!
Verzweifelt kämpft Rachel zunächst gegen die neue Realität an, doch dann erkennt sie, dass ihr „zweites Leben“ eigentlich gar nicht so schlecht ist…

Meine Meinung:
Zunächst fühlte ich mich an einen Jugendroman erinnert. Rachel und ihre Freunde auf der Schwelle zum Erwachsensein mit all den Gefühlen und Schwierigkeiten, die diese Zeit beinhaltet.
Doch dann zerstört der schreckliche Unfall alles und es folgt ein Zeitsprung von 5 Jahren.

Rachel erzählt ihre Geschichte selbst in der Ich-Form und da der erste Teil eher einen Rückblick darstellt, lernen wir sie nur als traumatisierte, junge Frau kennen, die das Unglück nie richtig verarbeiten konnte. Die Art und Weise wie sie sich quasi selbst bestraft für etwas, wofür sie nichts konnte, machte sie für mich zu einem etwas anstrengenden Charakter. Ich hätte sie am liebsten fest gedrückt und auch ein bisschen geschüttelt, um ihr klar zu machen, dass sie ihr Leben doch endlich genießen und das Beste daraus machen soll.

Das wurde auch noch nicht besser, als sich die Achse ihrer Welt praktisch verschoben hat und sie in einer völlig anderen Realität erwacht. Sehr verbissen versucht sie, ihre Umgebung davon zu überzeugen, dass alles nur ein Traum ist – wenn auch ein recht schöner. Doch das weiß sie erst sehr spät zu schätzen – und dann folgt auch schon das höchst berührende Ende.

Dani Atkins schreibt ungeheuer fesselnd und ich ertappte mich dabei, dass ich regelrecht ungeduldig war beim Lesen. Dabei ist es nicht so, dass es irgendwo zu störenden Längen kommen würde, eher im Gegenteil: Rachels geheimnisvolle Spurensuche, geschickt eingestreute mysteriöse Wahrnehmungen und Alpträume halten die Spannung konstant hoch.
Ein großes Thema sind neben der Liebe auch Freundschaften und Familie. Rachels Vater ist ein unglaublich fürsorglicher Mann, der sich rührend um seine Tochter kümmert.

Während einer (seltenen) Lesepause dachte ich genauer über die Geschichte nach und stellte Vermutungen an. Dass ich damit richtig lag, erfuhr ich erst auf den letzten Seiten und trotzdem hat mich die Auflösung extrem berührt. Das Ende lässt im Rückblick vieles klarer erscheinen, man versteht die Zusammenhänge – und Rachel hat noch viel Sympathie gewonnen.

Auch Leser, die sich nicht viel aus Liebesgeschichten machen, können beruhigt zu diesem Buch greifen: es ist an keiner Stelle zu emotional und ausführliche Bettszenen bleiben auch aus.
Es ist einfach eine stimmige Story mit viel Spannung, Herz und einem berührenden Schluss, der auch ein bisschen zum Nachdenken anregt. Wie würden wir uns an Rachels Stelle verhalten?

Fazit:
Sehr fesselnde, mysteriöse Geschichte mit überraschendem, berührendem Ende. Tipp: Taschentücher bereithalten!

Bewertung:
4 von 5 Sterne

Lauren, vermisst von Sophie McKenzie – Meine Rezension…

Ab 12 Jahren
Boje Verlag
Hardcover, 286 Seiten
Ersterscheinung: 17.05.2013
ISBN: 978-3-414-82343-4

Die Autorin:
Sophie McKenzie wuchs in London auf, wo sie auch heute noch lebt. Sie hat jahrelang als Journalistin gearbeitet. An das Schreiben von Geschichten wagte sie sich erst, als sie arbeitslos wurde.
Gleich ihr Debüt war in Großbritannien ein Bestseller-Erfolg, dem viele weitere Bücher folgten. „Lauren, vermisst“ ist das erste Buch der Autorin, das ins Deutsche übersetzt wurde, und der erste Titel von Sophie McKenzie im Boje Verlag.

Der Klappentext:
„Ich wurde adoptiert, als ich drei war. Ich habe keine Ahnung, wo ich herkomme.“
Inzwischen ist Lauren vierzehn – und sie will endlich mehr über ihre Herkunft erfahren! Ihre Mutter weigert sich allerdings, ihr irgendetwas darüber zu erzählen. Also fängt Lauren heimlich an, im Internet zu recherchieren. Bei ihrer Suche stößt sie auf ein Mädchen, das verschwunden ist, kurz bevor Lauren adoptiert wurde. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mädchen und Laurens Kinderfotos ist verblüffend. In Lauren wächst ein schrecklicher Verdacht: Kann es sein, dass man sie als kleines Kind entführt hat?

Die Geschichte:
Ausgerechnet eine lästige Hausaufgabe veranlasst Lauren dazu, sich näher mit ihrer Vergangenheit zu befassen. „Wer bin ich“ war die Frage, die sie in einem Aufsatz beantworten sollte, doch wie soll sie diese Frage beantworten, wenn sie als Adoptivkind gar nichts über ihre richtigen Eltern weiß? Oder ist am Ende die biologische Herkunft gar nicht das, was uns als Mensch wirklich ausmacht?
Lauren stößt im Internet auf eine Seite mit vermissten Kindern und staunt nicht schlecht, als sie das Foto und die Daten der verschwundenen Martha Lauren Purditt entdeckt. Die Gemeinsamkeiten zwischen ihr und dem Profil des Mädchens sind einfach zu auffällig und sie beschließt, ihre Vergangenheit aufzudecken.
Von ihren Adoptiveltern kann sie jedoch keinerlei Hilfe erwarten, ihre Mutter reagiert äußerst ungehalten auf die Fragen. Schließlich vertraut sich Lauren ihrem besten Freund Jam an und heckt mit ihm einen kühnen Plan aus: während einer Familienreise in die USA will sie dort vor Ort auf Spurensuche gehen. Dabei geraten die beiden Jugendlichen in höchste Gefahr…

Meine Meinung:
Wir durften dieses Buch freundlicherweise testlesen für die Buchhandlung Meister. Mein Patenkind (14), die eigentlich genau die Zielgruppe für dieses Buch repräsentiert, hat es allerdings nach dem ersten Drittel abgebrochen: vieles wirkte auf sie einfach konstruiert und sehr unrealistisch.

Anschließend habe ich das Buch gelesen und muss mich ihrer Kritik leider anschließen: für ein 14-jähriges Mädchen handelt Lauren manchmal schon sehr tollkühn, aber auch die Geschichte an sich wirkt oft sehr „zurechtgebogen“ und unrealistisch. Zu viele Zufälle machen die Handlung erst möglich und manches ging mir auch ein bisschen zu schnell.

Was die Charaktere betrifft: diese waren gut ausgearbeitet, wirkten lebendig – und einige auch recht nett. Doch ausgerechnet Lauren, die Hauptperson, konnte mich nicht überzeugen. Natürlich befindet sie sich in einer schwierigen Situation, aber sie wirkt trotzdem in weiten Teilen einfach egoistisch und damit leicht unsympathisch. Dass ihr dieses Verhalten sogar von ihrem Umfeld an vielen Stellen vorgeworfen wird, lässt vermuten, dass es Absicht der Autorin war, ihre Hauptfigur so darzustellen.

Trotz der oft etwas konstruiert wirkenden Handlung ist das Buch durchaus fesselnd und spannend. Überraschende Wendungen tragen zusätzlich zur guten Unterhaltung bei.
Der sehr gut lesbare, schnörkellose Schreibstil hat mir prima gefallen. Die Dialoge wirken lebendig und die Schauplätze kann man sich auch super vorstellen.

Die heikle Thematik wird besonders im 2. Teil des Buches sehr gut herausgearbeitet. Leider kann ich hierzu nichts Genaueres schreiben, da ich sonst zu viel verraten müsste. Die Gefühlswelt der Charaktere wird jedenfalls gut beleuchtet und Konflikte glaubwürdig herausgearbeitet.

Fazit:
Wenn man bereit ist, über einige unrealistisch wirkende Szenen hinwegzusehen, kann man mit diesem Buch spannende Lesestunden erleben.

Bewertung:
3pfoten

Die Brücke der Gezeiten – Am Ende des Friedens von David Hair – Meine Rezension…

Broschiert: 544 Seiten
Verlag: Penhaligon Verlag (23. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3764531266
ISBN-13: 978-3764531263
Originaltitel: Mage’s Blood (The Moontide-Quartet 1) Part Two

Über die Reihe:
Dies ist bereits der 2. Teil der Saga, bereits erschienen ist folgendes Buch:

Der Klappentext:
Die Mondflut wirft ihre Schatten voraus, als drei Menschen verzweifelt mit ihrem Schicksal ringen: Ein gescheiterter Magier auf der Suche nach der Wahrheit, eine junge Frau, die sich zwischen ihren mächtigen Ehemann und ihren Liebhaber stellt, und eine einstige Attentäterin, die ihr Leben riskiert, als sie sich gegen ihren Auftraggeber wendet. Ohne es zu wissen, lenken diese drei Menschen die Geschicke ihrer Welt. Und als sich die Mondflutbrücke schließlich aus den Fluten erhebt, wird ihr Leben nie mehr sein wie zuvor…

Die Geschichte:
Bei diesem Buch ist es auf jeden Fall unerlässlich, zuerst einmal Teil 1 zu lesen, falls man diesen noch nicht kennt. In „Ein Sturm zieht auf“ lernt der Leser nämlich erst einmal die wichtigsten Personen, die Umgebung, die ganzen Verstrickungen der Völker und die Fehden untereinander kennen.
Hier im 2. Teil ist man sofort wieder mitten in der Story. Zunächst dreht sich alles um Ramita, die mit dem mächtigsten Magus verheiratet wurde und ihm viele Kinder gebären soll. Ihr Ex-Verlobter Kazim gibt noch nicht auf und will seine Geliebte zurückerobern – um jeden Preis.
Viele neue Figuren werden in diesem Buch nicht mehr vorgestellt, doch ein Mann kommt ins Spiel, der sehr viel Mysteriöses und Spannendes mit sich bringt.
Auch die Situation um Elena, die ehemalige Attentäterin und Spionin spitzt sich extrem zu, es wird immer schwerer, zu entscheiden, wem man Vertrauen schenken kann und wem nicht.
Am Ende des Buches ist es endlich so weit: die Brücke erhebt sich aus den Fluten des Meeres und kann passiert werden…

Meine Meinung:
Auf diese Fortsetzung habe ich mich sehr gefreut, auch wenn ich den ersten Band der Saga nicht uneingeschränkt gut gefunden hatte. Trotzdem ist die Geschichte insgesamt so spannend und fesselnd, dass man einfach wissen will, wie es mit den Protagonisten weiter geht. Viele dieser Charaktere sind auch so sympathisch, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Leider überlebten nicht alle meiner Favoriten diesen Band, was ich sehr schade finde. Aber man kann nicht immer ein totales Happy End haben.
Was mich bereits im ersten Teil gestört hat und sich hier natürlich fortsetzt: es ist insgesamt zu wenig Fantasy und stattdessen einfach vieles aus der realen Welt übernommen, nur mit leicht veränderten Begriffen. Beispiel: die „Erde“ heißt „Urte“ und auch in diesem Buch wird der alte Irrglaube erwähnt, dass es sich nicht um eine „Urtekugel“, sondern um eine Scheibe handeln würde. Solche Sachen hätte man sich meines Erachtens nach einfach sparen können.
Was mich allerdings noch mehr gestört hat: zu viele Sexszenen, die ich überhaupt nicht lesen mag, schon gar nicht in ausführlicherer Form.
Die tollen Charaktere und die stellenweise recht spannende, actionreiche Handlung überzeugen aber insgesamt und so konnte mich das Buch bestens unterhalten und ich habe es sehr gerne gelesen!

Fazit:
Durchaus spannend und fesselnd, mit vielen liebenswürdigen Charakteren, doch auf die Liebesszenen könnte ich gut verzichten! Knappe 4 Sterne würde ich dafür vergeben – und ich freue mich schon auf eine Fortsetzung!

Bewertung:
4pfoten

Doctor Sleep von Stephen King – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 704 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (28. Oktober 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453268555
ISBN-13: 978-3453268555
Originaltitel: Doctor Sleep

Über den Autor:
„Carrie“, „The Shining“, „Misery“ – es gibt wohl nur wenige Leser oder Kinogänger, die nicht zumindest eine dieser drei Horrorgeschichten von Stephen King kennen. Einen internationalen Bestseller nach dem anderen legt der 1947 in Maine geborene Autor vor. Und nicht wenige davon wurden auch erfolgreich verfilmt. So spektakulär die Geschichten sind, so bürgerlich klingt Kings Werdegang. Nach Schule, Universität und früher Heirat arbeitete er zunächst als Englischlehrer. Seiner Passion fürs Schreiben ging er abends und am Wochenende nach, bis ihm der Erfolg seiner ersten großen Geschichte, „Carrie“, erlaubte, ausschließlich als Schriftsteller zu leben. Der Rest ist Legende. King hat drei Kinder und bereits mehrere Enkelkinder und lebt mit seiner Frau Tabitha in Maine und Florida.
Quelle: Amazon.de

Über das Buch:
Wer „Das Shining“ bereits kennt, darf sich hier quasi über eine Fortsetzung dieser weltbekannten Geschichte freuen: „Doctor Sleep“ erzählt den weiteren Werdegang von Danny Torrance. Und wer möchte nicht gerne erfahren, was aus dem Jungen geworden ist?

Der Klappentext:
Eine mörderische Sekte hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu einem seiner berühmtesten Romane zurück: Der kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist nun erwachsen. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los. Auch das Mädchen Abra hat das Shining. Kann er sie retten?

Meine Meinung:
Knapp 20 Jahre ist es nun schon her, dass ich massenweise die Romane von Stephen King verschlungen habe. Dann folgte ein langer Zeitraum, in dem ich fast gar nicht gelesen habe (im Nachhinein beinahe unbegreiflich für mich) und schließlich entdeckte ich meine Vorliebe für Krimi- und Thriller-Hörbücher. Mittlerweile stehen wieder massenweise „normale“ Bücher in meinem Regal, doch das Horror-Genre und damit auch Stephen King waren für mich seitdem irgendwie kein Thema mehr.
Doch meine Freundin hat mir freundlicherweise „Doctor Sleep“ ausgeliehen und so habe ich mich gestern endlich mal wieder „an einen King“ herangewagt – und war begeistert! Trotz der ca. 700 Seiten habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen und bin begeistert.

Wie ein spannender Film, bei dem man ungern auf „Pause“ drückt (höchstens für nötige Toilettenpausen 🙂 ), hat mich dieses Buch gefesselt. Die lebendigen Charaktere, die alle ihre Problemchen, Ängste und Sorgen haben, begleitet man einfach gern durch diese Story.

Es ist eine fast beruhigend einfache Gut-gegen-Böse-Geschichte, bei der man stets weiß, welcher Seite die Protagonisten angehören. Trotzdem erwarten uns einige Überraschungen, die so nicht vorhersehbar sind.
Die „Sekte“ ist eine Ansammlung skurriler Charaktere, deren Geschichte, Lebensweise und Ziele sehr gut ausgearbeitet sind und die bei aller Boshaftigkeit trotzdem nicht nur negativ wirken.

Ein paar eklige Szenen dürfen natürlich in diesem Roman nicht fehlen, schließlich ist es „King“, aber es hielt sich sehr in Grenzen. Und wenn ich mir manchmal Rezensionen über andere Bücher durchlese, die heutzutage im „Horror“-Genre verkauft werden, dann finde ich das einfach nur noch widerlich: brutalste Sexszenen, Sodomie und andere Dinge, die meines Erachtens nichts mehr mit Niveau zu tun haben, scheinen da an der Tagesordnung zu sein. Dagegen liest sich dieses Buch hier wie ein Gute-Nacht-Märchen für Schulkinder.

Sehr beeindruckend fand ich auch, dass Stephen King in diesem Roman wohl auch viele Erfahrungen aus seinem eigenen Leben einfließen ließ: auch er ist ein Mitglied der AA (Anonymen Alkoholiker), wobei man das „anonym“ bei ihm wohl streichen könnte. Er steht zu dieser Vergangenheit und die Alkoholsucht ist hier ein dominanter Teil der Geschichte, der auch entsprechend authentisch wirkt.

Dass am Ende natürlich das Gute über das Böse siegt, ist tröstlich und hat mich einfach total gefreut, denn ich mag keine offenen oder negativen Schlussszenen in Büchern. Wenn schon im „normalen Leben“ nicht immer alles so läuft, wie es sollte, möchte ich wenigstens beim Lesen in dieser Hinsicht nicht enttäuscht werden.

Fazit:
Ein spannendes Abenteuer, in dem realitätsnahe Charaktere nicht nur mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, sondern auch noch das „große Böse“ besiegen müssen. Toll zu lesen und das Ende fand ich einfach super.

Bewertung:
5pfoten

Das Rachespiel von Arno Strobel – Meine Rezension…

Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596196949
ISBN-13: 978-3596196944

Über den Autor:
Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, studierte Informationstechnologie und arbeitet heute bei einer großen deutschen Bank in Luxemburg, mittlerweile in Teilzeit. Im Alter von fast vierzig Jahren begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die er in Internetforen veröffentlichte, bevor er sich an seinen ersten Roman heranwagte. Als der nach fast drei Jahren, einer Recherchereise nach Rom und vielen Hochs und Tiefs fertig war, schickte er eine Leseprobe an etwa zwanzig Verlage, bekam aber von allen eine Absage. Also gründete er mit zwei Freunden einen Verlag und brachte das Buch selbst heraus.
„Magus – Die Bruderschaft“ erschien in einer Startauflage von 1.000 Exemplaren, die nach drei Wochen durch Mund-zu-Mund-Propaganda in der Region Trier zur Hälfte, und nach weiteren 4 Wochen komplett verkauft war, so dass eine zweite Auflage gedruckt werden konnte. Kurze Zeit später zog MAGUS die Aufmerksamkeit einer der größten Buchhandelsketten Deutschlands auf sich. Dem Seniorchef gefiel das Buch so gut, dass er Empfehlungsschreiben an einige der größeren Verlage sandte. Parallel dazu entdeckte ein Vertreter des dtv den MAGUS in einer Trierer Buchhandlung und nahm ihn mit. Zwei Wochen später ging die Lizenz dann an den dtv, der „MAGUS – Die Bruderschaft“ im Herbst 2007 herausbrachte und in 7 Länder verkaufte.
Auf der Buchmesse in Frankfurt lernte Arno Strobel im gleichen Jahr Joachim Jessen von der Agentur Schlück kennen, der ihn seitdem als Agent vertritt.
Im September 2009 erschien beim dtv noch Castello Cristo, im April 2010 ging es dann mit dem Psychothriller „Der Trakt“ im Fischer Taschenbuchverlag weiter, der auf Anhieb eine gute Platzierung in der Spiegel Bestsellerliste erreichte. Es folgten „Das Wesen“ im November 2009, „Das Skript“ im Januar 2011 und „Der Sarg“ im Januar 2013.
Arno Strobel lebt mit seiner Familie in der Nähe von Trier.
(Quelle: Amazon.de)

HIER geht es zur Facebook-Seite von Arno Strobel – oder HIER zur Webseite.

Der Klappentext:
Frank Geissler glaubt an einen Scherz, als er die Website aufruft: Ein Mann, nackt, am Boden festgekettet, in Todesangst. Daneben ein Käfig voller Ratten, unruhig, ausgehungert.
Frank kann den Mann retten, heißt es. Aber nur wenn er Teil des »Spiels« wird und seine erste Aufgabe erfüllt. Angewidert schließt er die Website, doch kurz darauf ist der Mann tot. Und Frank schon mittendrin. Mittendrin in einem Spiel, bei dem es um Leben und Tod geht – für Frank, für seine Frau. Und für seine Tochter…

Meine Meinung:

Zunächst hatte ich sehr oft so ein Déjà-vu-Gefühl: vieles schien schon zu oft dagewesen, ob in Filmen oder Büchern.
Doch im Laufe der Geschichte will man trotzdem wissen, wie es weitergeht und ob die Vermutungen stimmen, die man in der Zwischenzeit angestellt hat. Was mich betrifft: ich lag richtig, wobei ein Teil der Auflösung natürlich schon noch etwas überraschend war.

Arno Strobel schafft ein beklemmendes Szenario, das mit unseren Urängsten spielt. Ob Dunkelheit, Eingesperrt- und Ausgeliefertsein oder die ständige Ungewissheit, wem man vertrauen kann und wem nicht – alles kommt hier zum Einsatz.

Die Protagonisten waren mir allesamt nicht besonders sympathisch, was sich wohl auch mit der Situation erklären lässt, in der sie stecken bzw. ihrer Rolle, die sie dabei einnehmen.

Insgesamt fand ich die Story und die Schlussszene nicht ganz glaubwürdig, aber trotzdem recht unterhaltsam.

Fazit:
Die Ideen sind nicht wirklich neu, aber trotzdem liest sich das Buch ganz spannend und durchaus fesselnd.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 29 ab.

Die Rache des Chamäleons von Åke Edwardson – Meine Rezension…

Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: List Taschenbuch (11. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548611141
ISBN-13: 978-3548611143
Originaltitel: Möt mig i Estepona

Über den Autor:
Åke Edwardson, geboren 1953, lebt mit seiner Frau in Göteborg. Einige Monate im Jahr verbringt das Ehepaar im Süden Spaniens, in Marbella. Bevor Edwardson einer der weltweit erfolgreichsten Autoren von Kriminalliteratur wurde, arbeitete er als Journalist u. a. im Auftrag der UNO im Nahen Osten, schrieb Sachbücher und unterrichtete an der Universität Creative Writing.
(Quelle: Amazon.de)

Der Klappentext:
Gestern ein TERRORIST. Heute ein liebender FAMILIENVATER. Und morgen ein KILLER?
Dein Mann liebt dich. Eure Kinder. Er ist erfolgreich, und ihr habt ein schönes Leben. Doch eine Nachricht verändert alles. Ein alter Freund glaubt, dass dein Mann ihm noch etwas schuldet. Und das fordert er jetzt ein. Weil du ihn liebst, gehst du mit ihm auf diese tödliche Mission. Doch wer ist der Mann an deiner Seite?

Die Geschichte:
Peter ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern glücklich in Schweden. Doch alles ändert sich an dem Tag, als er einen mysteriösen Umschlag mit Fotos erhält. Er erinnert sich an sein früheres Leben – und diese Erinnerungen sind kaum als positiv zu bezeichnen.
Als dann auch noch Flugtickets nach Spanien für ihn und seine Frau zu ihm nach Hause geschickt werden, ist für ihn alles klar. Seine Vergangenheit hat ihn eingeholt, jemand will eine alte Rechnung begleichen – und seine Frau soll dabei sein…

Meine Meinung:
Anfangs war ich fast etwas schockiert: der Prolog war ohne Kommas geschrieben, als hätte ihn jemand verfasst, der kaum Zeit zum Atemholen hatte.
Glücklicherweise war der weitere Text nicht so satzzeichenlos, aber dennoch hat mir auch hier der Schreibstil nicht zugesagt. Das Gelesene blieb irgendwie nichtssagend, wie ein nüchterner, schneller Bericht. Die Sätze bestanden oft nur aus wenigen Wörtern, absichtlich verknappt, irgendwie stakkatohaft. Genauso die Dialoge, die mir nicht real vorkamen, sondern irgendwie hölzern. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch die Eigenart von Peter, das Gesagte seines Gegenübers noch einmal zu wiederholen.

Die Charaktere blieben mir auch irgendwie fremd und wirkten beinahe kalt. Niemand – abgesehen vom alten Familienhund und den beiden Kindern vielleicht – war mir richtig sympathisch, so dass ich groß mitgefiebert hätte, was wohl passieren wird.

Die Story an sich baute sich langsam auf, wirkte zunächst auch recht durchschaubar. Latente Spannung ist vorhanden, aber durch den distanzierten Schreibstil blieb ich als Leser eher der unbeteiligte Beobachter.
Es folgten einige unvorhergesehene Wendungen, die mich zuerst noch etwas begeistern konnten, doch dann wurde es irgendwie zu viel des Guten und das Ende blieb mir zu offen.

Leider hatte ich mir von diesem Buch deutlich mehr erwartet, aber knappe 3 Sternchen kann man schon vergeben.

Fazit:
Der Schreibstil ließ mich irgendwie außen vor, alles wirkte ein bisschen bruchstückhaft und konnte mich nicht so richtig mitreißen.

Bewertung:
3pfoten

Hipsterfreie Zone von Tobias Kunow – Meine Rezension…

HIER geht´s zur Verlagsseite mit Leseprobe, weiteren Infos zum Buch – und einem prima Hipster-Foto des Autors! 🙂

Der Verlag jiffy stories ist ein junger Ableger des Residenz Verlags.
„jiffy stories“ steht für moderne, hippe, unterhaltsame Literatur in digitaler Form. Hier steht nicht der Ernst des Lebens im Vordergrund, sondern der Spaß am Lesen! Schaut doch mal rein und stöbert im Shop. Zum Reinschnuppern gibt es auch einige Gratis-eBooks!

Über den Autor:
Herr Kunow wuchs glücklich und behütet im Schatten bayerischer Berge auf. Nach dem Abitur entschied er sich nach seinen preußischen Wurzeln zu forschen und studierte in Potsdam Literatur, Geschichte und irgendwas mit Medien. Am Ende sogar mit Abschluss. In der Folgezeit beteiligt er sich an der Publikation historischer Quellen, ist Kinomiteigentümer, wird Vorsitzender eines Vereins der Völkerverständigung und publiziert einen Reiseführer zu Potsdam. Weil in seinem Leben viel passiert, muss es auch festgehalten werden. Deswegen schreibt Herr Kunow von Zeit zu Zeit. Erst Gedichte, später Emails, dann Beipackzettel und jetzt einen Serienroman. Heute lebt Herr Kunow im schönen Berliner Arbeiterbezirk Wedding und träumt von einem Weingut in Südfrankreich, Südafrika oder Südamerika. Falls es mit dem Wein am Ende nicht klappen sollte, bleibt Herr Kunow eben beim Bier.

Die Kurzbeschreibung:
Neukölln trifft auf Wedding. Das neue Zukunftsprojekt von Herrn Wernig und Frau Paul ist der Besuch des Yogakurses in Berlin Mitte, doch eines Tages verschwindet die Yoga-Lehrerin Vasaa. Was war geschehen? Ist die Weddinger Untergrund Fraktion an diesem mysteriösen Verschwinden beteiligt? Und was soll eine Hipsterfreie Zone sein?
Auf amüsante, ironische und spannende Weise verstricken sich zwei junge Berliner auf der Suche nach der richtigen Lebensform, ihrer Yogalehrerin und Antworten in immer neue Abenteuer und Kneipentouren.
Der Nord-Süd-Konflikt neu gedacht: ein ultimativer Lesespaß!

Die Geschichte:
Herr Wernig und Frau Paul (ja, das klingt jetzt vielleicht komisch, aber man kann sich auch nach Jahren noch so ansprechen, wenn man denn möchte) müssen hier nicht die Welt retten, aber einen kleinen Teil davon: nämlich Wedding!
„Wedding“ ist keinesfalls nur eine englische Hochzeit (obwohl auch diese eine Rolle spielt in diesem Buch, nur eher deutsch als englisch), sondern natürlich ein Stadtteil von Berlin. Und wer mehr darüber erfahren will, der ist hier genau richtig.
Herr Wernig wird Opfer einer rücksichtslosen Entführung und steht plötzlich vor einem weltbekannten Bösewicht der Filmgeschichte. Eingeschüchtert von dessen Drohungen hält er zunächst wenig davon, die ehrgeizigen Pläne zu vereiteln. Doch angestachelt von Frau Paul – und getarnt durch eine neue Frisur – kann eigentlich fast nichts mehr schief gehen und so heißt die Mission: Freiheit für Wedding!
Und so ganz nebenbei versuchen die beiden Powernapping-Praktizierer natürlich auch noch das Rätsel um die verschwundene Yoga-Lehrerin Vasaa zu lösen…

Meine Meinung:

Nach dieser Lektüre weiß ich praktisch alles, was man über „Wedding“ und vor allem über „Hipster“ nur wissen kann – und wahrscheinlich sogar Dinge, die diese Leute noch nicht einmal selbst über sich wissen. Schließlich war ich Zeuge ihrer Hauptversammlung…

In einem etwas ungewöhnlichen, irgendwie distanzierten Schreibstil erzählt Tobias Kunow eine skurrile Geschichte, die ich mit nichts vergleichen kann, das ich bisher gelesen habe.
Diese gefühlte Distanz entsteht wohl auch durch die Eigenart, die beiden Hauptprotagonisten als „Frau Paul“ und „Herrn Wernig“ zu bezeichnen – und sich gegenseitig auch meistens mit einem förmlichen „Sie“ anreden zu lassen, obwohl sie sich seit langer Zeit kennen.

Die eigentliche Krimihandlung wird immer wieder durchbrochen von lexikonartigen Passagen über die Hipsterszene und von reiseführertauglichen Infos über Berlin, insbesondere Wedding und angrenzende Bezirke.
Echte Spannung konnte ich beim Lesen zwar nicht verspüren, dazu war das Ganze einfach zu humorvoll und durch die Unterbrechungen aufgelockert. Aber trotzdem ist die Story durchaus fesselnd und sehr unterhaltsam.

Frau Paul und Herr Wernig sind sehr sympathische, ungewöhnliche Charaktere, die man schnell ins Herz schließt. Mit ihren ganz normalen Alltagssorgen wirken sie manchmal fast realistisch – aber nur „fast“, denn sonst wären sie in dieser Geschichte wohl fehl am Platz und würden auffallen wie ein Hipster in einem Café ohne WLAN!

Fazit:
Ein ungewöhnliches Buch, das sich mit nichts vergleichen lässt, was ich bisher gelesen habe. Die abenteuerliche Mischung aus Krimi, Lexikon und Stadtführer hat mich bestens unterhalten und mich oft zum Lachen gebracht!

Bewertung:
4pfoten

Übrigens: Die „Hipsterfreie Zone“ hat auch eine eigene Facebook-Fanseite!

Treibland von Till Raether – Meine Rezension…

Broschiert: 496 Seiten
Verlag: rororo (1. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 349926708X
ISBN-13: 978-3499267086
Auch als eBook erhältlich.

Über den Autor:
Till Raether, geboren 1969 in Koblenz, arbeitet als freier Journalist in Hamburg, unter anderem für Brigitte, Brigitte Woman und das SZ-Magazin. Er wuchs in Berlin auf, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München, studierte Amerikanistik und Geschichte in Berlin und New Orleans und war stellvertretender Chefredakteur von Brigitte. Till Raether ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Mehr von ihm unter www.tillraether.de

Der Klappentext:
Im Hamburger Hafen läuft das Kreuzfahrtschiff «Große Freiheit» ein. An Bord: ein toter Passagier – verstorben an einem geheimnisvollen Virus. Bald herrscht Panik in der Stadt.
Kriminalkommissar Adam Danowski, der eigentlich am liebsten am Schreibtisch ermittelt, wird an den Schauplatz beordert. Er kommt einem Verbrechen auf die Spur, das noch unzählige Tote zu fordern droht. Doch das unter Quarantäne gestellte «Pestschiff» darf keiner verlassen, selbst Kommissare nicht, und Danowskis Gegner sorgen mit aller Macht dafür, dass dies so bleibt…

Die Geschichte:
Adam Danowski ist kein gewöhnlicher Polizist, denn er „leidet“ an Hypersensibilität, was bedeutet, dass sämtliche Sinneseindrücke auf ihn mit besonderer Intensität einprasseln. Doch seine sprichwörtliche „Spürnase“ erweist ihm beim Lösen dieses Falles auch oft unschätzbare Dienste.
Ein Kreuzfahrtschiff wird unter Quarantäne gestellt, da an Bord ein Toter entdeckt wurde, der durch einen mysteriösen Virus qualvoll sterben musste. Kommissar Danowski ist wenig begeistert, als er zur Untersuchung der Todesumstände auf das kontaminierte Schiff geschickt wird. Und als dann auch noch sein Schutzanzug beschädigt wird, wird er selbst zum Teil der glücklosen „Gefangenen“ an Bord.
Nach einer kurzen Phase der Resignation erwacht der Spürsinn in Danowski und er begibt sich auf eine gefährliche Spurensuche, die Unglaubliches zu Tage fördert – und ihn in tödliche Bedrängnis bringt…

Meine Meinung:

Das Buch hat mich bestens unterhalten. Till Raethers Schreibstil ist einerseits fesselnd und spannend, andererseits durch die frechen Dialoge und den fast permanenten ironischen Unterton so witzig, dass auch einige Lacher vorprogrammiert sind.
Seine Charaktere wirken lebendig und realistisch. Besonders Adam Danowski war mir schnell sympathisch, denn man erfährt sehr viel über ihn: über sein Familienleben, seinen Gesundheitszustand, seine Gedanken und Träume…

Einige Szenen verursachen beim Lesen fast spürbaren Schmerz, wenn man ein mitfühlender Mensch ist, aber größtenteils ist das Buch auch für zartere Gemüter geeignet und allzu ausführliche blutige Szenen bleiben aus.
Was dagegen für Nervenkitzel sorgt: man kann die bedrückende Stimmung an Bord sehr gut nachvollziehen, das Eingesperrt- und Ausgeliefertsein… wirklich gruselig und sehr anschaulich geschildert.

Die Story an sich ist super durchdacht und bietet alles, was man sich als anspruchsvoller Krimileser wünschen kann: unerwartete Wendungen, gut ausgearbeitete „Bösewichte“, falsche Spuren und ein schlüssiges Ende. Obendrein noch einige wissenschaftliche Fakten und Denkanstöße, die ich sehr interessant fand.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit viel schwarzem Humor, der mich bestens unterhalten hat! Es wird ein weiteres Buch mit Danowski & Co. geben und ich freue mich schon sehr darauf!

Wertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge 2014 hake ich hiermit Punkt 44 ab.
Nachdem ich bei vorablesen die Leseprobe verschlungen und dann dummerweise kein Glück bei der Verlosung hatte, konnte ich es gar nicht erwarten, das Buch endlich in der Buchhandlung zu kaufen! 🙂

Blut will reden von Walter Kirn – Meine Rezension…

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (14. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406667686
ISBN-13: 978-3406667688
Originaltitel: Blood will out. The true story of a murder, a mystery, and a masquerade

Weitere Infos zum Buch und eine Leseprobe findet ihr HIER.

Über den Autor:
Walter Kirn, geb. 1962, ist ein amerikanischer Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist. Sein Roman „Up in the Air“ wurde 2009 mit George Clooney verfilmt.

Die Kurzbeschreibung auf dem Umschlag:
Im Sommer 1998 begibt sich Walter Kirn, ein vielversprechender junger Romanautor, auf eine ungewöhnliche Reise: Er bringt einen behinderten Jagdhund von Montana nach Manhattan – in das Apartment von Clark Rockefeller, der den Hund via Internet adoptiert hat. So beginnt eine fünfzehn Jahre währende Beziehung, die Kirn immer tiefer hineinzieht in den Sog eines reichen Sonderlings, der sich am Ende als Serienbetrüger, Kidnapper und eiskalter Mörder erweist.
Denn Clark Rockefeller ist in Wahrheit weder ein Rockefeller noch ein Freund. Er ist Christian Gerhartsreiter, ein Psychopath, der seine ganze Umgebung, seine eigene Ehefrau und auch sich selbst in einem Netz aus Lügen gefangen hält. Während Kirn eine zweite Reise antritt in die Abgründe der menschlichen Seele, entdeckt er nicht nur einen Mann, den er kaum kannte – einen echten Mr. Ripley, der sich mit Mord und Maskerade seine eigene Realität erschaffen hat. Er entdeckt auch, wer auf der Liste seiner zukünftigen Opfer weit oben stand: Er selbst.

Meine Meinung:
Walter Kirn erzählt in einem angenehm zu lesenden, ruhigen Schreibstil über seine wahren Erlebnisse mit „Clark Rockefeller“. Ausführlich charakterisiert er den Mann, der ihn jahrelang mit seinen Lügen blenden konnte.

„Der Mann war eine Zecke. Er kroch einem ins Haar, bohrte sich in die Kopfhaut und nährte sich von anderer Leute Leben.“
Zitat Seite 205

Zunächst schildert er das erste Kennenlernen, es folgt schließlich die Mordverhandlung gegen „Clark“ und danach analysiert Walter Kirn die Vergangenheit mittels Rückblenden und Gesprächen mit Zeugen und Menschen, die ebenfalls auf den Hochstapler hereingefallen sind. Selbstkritisch nimmt der Autor hier auch sein eigenes Leben unter die Lupe, um zu ergründen, wie es überhaupt zu dieser langjährigen Beziehung kommen konnte.
Schauplätze und Nebendarsteller der Handlung wirken dabei ebenso lebendig wie der Hauptprotagonist.

Die Kurzbeschreibung, der Titel und das Cover, das sehr blutig daherkommt, ließen mich mit hohen Erwartungen zu diesem Tatsachenroman greifen. Tatsächlich fand ich leider nicht so viel Spannung wie erhofft, dafür aber eine ausführlich erzählte, durchaus fesselnde Geschichte über das menschliche Miteinander.
Walter Kirn beschreibt eindrucksvoll, durch welche Mechanismen unser gesunder Menschenverstand außer Kraft gesetzt wird und wie wir viel zu oft bereitwillig Lügen akzeptieren, die uns im Nachhinein so durchschaubar erscheinen.
Man fragt sich unweigerlich, ob man selbst an Walters Stelle auch so gutgläubig gewesen wäre – oder ob man gar im eigenen Bekannten- oder Freundeskreis eine ähnliche Phantasiegestalt beherbergt wie Christian alias „Clark“.

Fazit / Wertung:
Eine fesselnde Geschichte über die ungewöhnliche „Freundschaft“ zweier Männer, über das Wesen der Lüge und einen dreisten Mord, bei dem leider viele Fragen offen bleiben.
4 von 5 Sternen