DREI KLEINE WORTE von Petra Röder – Meine Rezension …

Taschenbuch: 262 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (20. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1507628943
ISBN-13: 978-1507628942
Autorin: Petra Röder

Die „Kleine Worte“-Reihe:

Die Geschichte:
Olivia Bennett hat zunehmend die Nase voll von ihrem oberflächlichen Luxusleben, das sie als Tochter eines reichen Vaters in New York führt. Sie sehnt sich nach Normalität und mehr Herzenswärme, so wie sie es in ihrer Kindheit erleben durfte – bevor die Familie über so viel Geld verfügte. Sie fliegt nach London zu ihrer Tante, bei der sie ein Jahr ohne besonderen Luxus verbringen will. Außerdem soll die Reise ihr helfen, eine belastende Ex-Beziehung zu vergessen.
Begleitet wird Liv von ihrer besten Freundin Claudia, die ebenfalls eine Tochter aus reichem Hause ist. Diese ist allerdings wenig begeistert von Livs neuem Sparkurs, dafür umso angetaner von Ewan, den sie in London kennenlernt.
Olivia kann sich nach der letzten Enttäuschung nicht so schnell auf einen Mann einlassen. Und derjenige, für den ihr Herz schlägt, verhält sich sowieso höchst seltsam.
Doch das soll nicht Olivias einziges Problem bleiben, denn London scheint ihr zunächst nicht wirklich Glück zu bringen …

Meine Meinung:
Das Buch ist wirklich wunderschön anzusehen, dafür schon einmal ein Kompliment an die Autorin, die auch für die Gestaltung verantwortlich war.
Wenn man die Beiträge hier etwas verfolgt, dann weiß man schon, dass Liebesromane nicht unbedingt zu meiner meistgelesenen Lektüre zählen. Aber zwischendurch lese ich gerne auch mal etwas anderes als Krimi, Thriller oder Fantasy.

Zunächst möchte ich den flüssigen, schön zu lesenden Schreibstil von Petra Röder loben. Die große Schrift fand ich zusätzlich sehr angenehm. So fliegen die Seiten nur so dahin.
Ihre Charaktere werden zwar jetzt nicht bis ins Detail ausgearbeitet, aber doch so gut beschrieben, dass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. So richtig ans Herz ist mir aber trotzdem keiner der Protagonisten gewachsen, irgendwie fehlten mir dazu noch einige Emotionen. Viele Verhaltensweisen waren auch sehr klischeehaft und wenig sympathisch.

Die Story war für mich sehr vorhersehbar und wenig spannend oder gar überraschend. Die Liebesgeschichte, die mit einem üblichen Hin und Her der Gefühle und mit einigem gegenseitigen Rumgezicke begann, stellte da auch keine Ausnahme dar.
Erfrischend fand ich die Freundschaft zwischen Olivia und Claudia, denn diese beiden sagen sich doch immer recht deutlich ihre Meinung. Das war ein kleiner Lichtblick in der Geschichte.
Kurz vor Schluss folgten dann noch einige sexuelle Überinformationen, auf die ich auch gut hätte verzichten können. Das wird wohl einfach doch nicht mein bevorzugtes Genre, so leid es mir für die Autorin auch tut.

Da das Ganze als Zweiteiler angelegt ist, endet das Buch recht abrupt. Für mich war es leider sowieso nicht wirklich das Richtige, so dass ich auch gut damit leben kann, nicht zu erfahren, wie es mit Liv & Co. weitergeht.

Fazit:
Leider nicht mein Genre und die Geschichte war mir viel zu vorhersehbar. Fans von Liebesromanen sollten sich aber nicht abhalten lassen, ist schließlich alles Geschmackssache!

Bewertung:
3pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 16 ab.

BULLET SCHACH von Ben Bauhaus – Meine Rezension …

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Egmont LYX; Auflage: 1 (5. Juni 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3802595874
ISBN-13: 978-3802595875
Über den Autor: Ben Bauhaus wurde 1973 in Berlin geboren und ist in Niedersachsen aufgewachsen. Nach einem Studium der Amerikanistik an der FU Berlin arbeitet Bauhaus derzeit als Game-Designer. Er hat drei Kinder und wohnt mit seiner Familie in Berlin.

Die gesamte bisherige „Johannes Thiebeck“-Reihe:

Die Geschichte:
Der Ex-Hauptkommissar Johannes „Johnny“ Thiebeck wurde vom Dienst suspendiert, nachdem ein Serienmörder bei der Festnahme unter ungeklärten Umständen zu Tode kam. Seitdem hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und verbringt viel Zeit mit seinem Hobby: dem Schachboxen.
Als sein Auto gestohlen wird und einige Tage später seine frühere Partnerin Jana mit ihrem Kollegen Mirko Densch vor der Tür steht, ahnt Johnny nichts Gutes. Man hat den Wagen gefunden und darin den toten Sohn seines Box-Coaches … der Mörder hat ihn in Lack ertränkt. Bald taucht das nächste Opfer auf und mit ihm wird ein Muster ersichtlich: der Killer hat es auf Johnny abgesehen. Er spielt mit ihm online ein tödliches Schachspiel, bei dem jede geschlagene Figur einen neuen Mord bedeutet …

Meine Meinung:
Und schon wieder habe ich eine neue Thrillerreihe für mich entdeckt, die künftig zum Pflichtprogramm gehören wird. Mit Ben Bauhaus lernen wir die tödliche Seite von Berlin kennen und mitten im Geschehen steht der Ex-Polizist Johannes Thiebeck.
In seiner Dienstzeit galt er als egozentrischer Draufgänger, der sich nicht immer an die Vorschriften gehalten hat. Ihn verband eine sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seiner jüngeren Kollegin Jana. Jetzt hat diese einen neuen Partner: Mirko Densch, den Johnny überhaupt nicht leiden kann.

Die Charaktere sind allesamt wunderbar ausgearbeitet, wirken lebendig und sehr glaubwürdig. Johnny und Jana mochte ich gleich sehr gerne, genau wie einige andere Figuren aus dem Boxclub, außerdem Johnnys Familie und Freundin Tamina.
Hier bekommt man einfach alles, was man sich von einem tollen Thriller wünschen kann: Emotionen und eine fesselnde Geschichte. Denn ohne Protagonisten, mit denen man mitfühlen kann, ist ein Krimi oder Thriller doch nur ein seelenloser Spannungsroman. Doch Ben Bauhaus hat das grandios gemacht und seine Geschichte hat mich so in den Bann gezogen, dass ich das Buch nur noch ungern aus der Hand legen wollte.
Auch die Schauplätze kann man sich immer bestens visualisieren und Berliner werden sich bestimmt heimisch fühlen beim Lesen.

Von der Sportart „Schachboxen“ hatte ich vorher zwar noch nichts gehört und es klingt schon etwas seltsam, aber durchaus nach einer interessanten Herausforderung. Dafür kannte ich bereits die Substanz „DMSO“, die der Täter als Hilfsmittel für seine Betäubung verwendet: das Zeug ist gut gegen Schmerzen und künftig werde ich bei der Benutzung wohl immer an dieses Buch denken müssen.
Insgesamt fand ich die ganze Story super durchdacht und an keiner Stelle besonders unglaubwürdig, wie das bei Thrillern ja doch häufig der Fall ist. Es gibt sowohl actionreiche Szenen als auch emotionale Momente. Am Ende wird alles gut aufgeklärt und es bleiben keine offenen Fragen. Außer vielleicht, wie es mit Johnny beruflich weitergeht. Aber das werde ich vielleicht in „Killerverse“ lesen, auf das ich mich schon sehr freue.

Sehr gefallen hat mir auch die Tatsache, dass der Autor es nicht nötig hat, bei den Morden zu sehr ins Detail zu gehen. Es wird zwar auch mal blutig, aber das hält sich alles in Grenzen und die Leser werden nicht mit seitenlangen Berichten aus der Gerichtsmedizin zugetextet, um einen möglichst hohen Ekelfaktor zu erzielen.

Fazit:
Schon wieder eine geniale Thrillerreihe entdeckt, die künftig einen festen Platz in meinem Bücherregal haben wird! Ben Bauhaus überzeugt mit sympathischen Charakteren, einer sehr spannenden Story und einer glaubwürdigen Atmosphäre. Kann ich nur empfehlen!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 32 ab.

TOCHTER DER ANGST von Alex Berg – Meine Rezension …

Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426513196
ISBN-13: 978-3426513194
Autorin: Alex Berg

Die Geschichte:
Die 48-jährige Ärztin Marion will sich auf ein großes Abenteuer begeben: sie verlässt Hamburg, um im Kongo für „Ärzte ohne Grenzen“ zu arbeiten. In ihrer Ehe kriselt es seit Längerem und ihre beiden Töchter sind bereits erwachsen, also kann sie endlich ihre eigenen Träume verwirklichen.
Zunächst führt sie ihr Weg allerdings nach Paris, denn dort soll sie auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet werden. Sie wohnt bei alten Freunden (Louise und Greg), bei denen sie schon während ihrer Kindheit oft Urlaub gemacht hat. Bald taucht ein weiterer Besucher auf: Louises Neffe Jean verbringt einige Tage in Paris und bringt das kleine syrische Flüchtlingsmädchen Zahra mit in die Familie. Das Kind ist sehr traumatisiert und spricht kein Wort, doch in Marions Gesellschaft taut sie zusehends auf und fasst Vertrauen.
Jean verschwindet indes spurlos und taucht erst Tage später in Südfrankreich wieder auf. Was hat er mit einem Attentat auf den Innenminister zu tun? Er hat sich mit den falschen Leuten angelegt und schwebt in größter Gefahr. Und alle Menschen, die ihm helfen, sind ebenfalls nicht mehr sicher …

Meine Meinung:
Alex Berg liegen aktuelle Themen sehr am Herzen und so hat sie in „Tochter der Angst“ das Schicksal von Flüchtlingen in den Mittelpunkt gestellt. Was bedeutet der Verlust der Heimat für Betroffene, wer verdient am Leid der Vertriebenen, wo finden sie wirklich Hilfe? Dies und noch viel mehr hat die Autorin in eine spannende Story verpackt.
Dazu kommen noch Verstrickungen von einflussreichen Organisationen, Politik und Geheimdienst, so dass am Ende viele Parteien involviert sind.

Hauptpersonen sind die Ärztin Marion und die kleine Zahra. Genau wie auch die anderen Figuren wirken sie sehr authentisch und glaubwürdig. Es war schön zu lesen, wie sich die beiden annähern und Vertrauen zueinander fassen. Zahra leidet unter der Trennung von ihrer Mutter und ist ganz alleine in der Ferne. Marion sorgt sich um die Kleine und wird nebenbei noch mit einem großen Familiengeheimnis konfrontiert, das ihr ganzes Leben ändert.
Marion war mir durchaus sympathisch und ich habe mit ihr mitgefiebert und mich über jeden Fortschritt gefreut, den sie mit Zahra gemacht hat.

Sehr gut beschrieben werden auch die Schauplätze, die Autorin schafft eine tolle Atmosphäre, die vor allem Frankreichfans wie mir gefallen dürfte. Dabei geht es von der Bretagne bis in den Süden nach Marseille praktisch durch das ganze Land.

Die Geschichte wird spannend erzählt und birgt viele Geheimnisse und auch so manche Überraschung. Manches ist früh durchschaubar, anderes hingegen bleibt sogar am Ende noch weitgehend ungeklärt. Der Schluss ist dann leider auch der Grund für einen Punktabzug, denn hier ging mir alles etwas zu schnell und es wirkte ein bisschen, als sollte noch eine Fortsetzung folgen angesichts der vielen offen Fragen.

Fazit:
Eine spannende, abwechslungsreiche Story, die allerdings am Ende zu viele offene Fragen hinterlässt.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 34 ab.

DIE NACHTWÄCHTER von Terry Pratchett – Meine Rezension …

Audio CD
Verlag: Random House Audio in Verlagsgruppe Random House GmbH (18. September 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3898306089
ISBN-13: 978-3898306089
Autor: Terry Pratchett

Die Geschichte:
In Ankh-Morpork, der ältesten Stadt der Scheibenwelt, kommt es bei einer Verfolgungsjagd zu einem seltsamen Ereignis. Sam Mumm, der Kommandeur der Stadtwache, wird mit dem heimtückischen Verbrecher Carcer in die Vergangenheit geschickt. Dort sitzen die beiden nun fest und Mumm wird unter anderem mit seinem 30 Jahre jüngeren Selbst konfrontiert. Das alles ist sehr verwirrend, doch es wird noch schlimmer. Zu dieser Zeit war die Stadtwache noch ein unfähiger, korrupter Haufen und jenseits von Disziplin und Ordnung. So kommt es, dass Mumm kurzerhand die Identität eines anderen Mannes annimmt, um die Zustände zu ändern.
Das kommt auch gerade rechtzeitig, denn die Stadt befindet sich in einer Art Bürgerkrieg, bei dem es darum geht, welcher Patrizier künftig über Ankh-Morpork herrschen soll. Mumm kann erst in sein altes Leben zurückkehren, wenn er in der Vergangenheit die richtigen Weichen stellt … gar keine leichte Aufgabe!

Meine Meinung:
Dieses Hörbuch zu genießen, war gleichzeitig auch irgendwie traurig: sowohl der wundervolle Autor Terry Pratchett als auch der geniale Sprecher Peer Augustinski sind inzwischen leider verstorben. Peer verleiht den verschiedensten Charakteren so lebendige, individuelle Stimmen, dass es wirklich eine Freude ist, ihm zuzuhören.

Wer die Scheibenwelt von Terry Pratchett nicht kennt und gerne fantastische Geschichten liest, der hat bisher wirklich etwas verpasst. In zahlreichen Romanen dürfen wir die skurrilen Charaktere bei ihren Abenteuern begleiten, ob beispielsweise Hexen, Zwerge, Zauberer, Zombies, sprechende Tiere oder normale Leute: auf der Scheibenwelt findet man einfach alles. Dazu kommen noch lustige Straßen- und Ortsnamen, wie die „Teekuchenstraße“ oder die „Sentimentale Brücke“, die an sich schon für Erheiterung sorgen. Die Scheibenwelt ist einfach Kult und ich liebe die Bücher sehr.

„Die Nachtwächter“ habe ich beim Autofahren gehört und manchmal habe ich leider ein bisschen den Überblick verloren. Mitten in den Aufständen zwischen Stadtwache und Rebellen fiel es mir oft schwer, die Parteien auseinanderzuhalten und den Sinn ihres Tuns komplett zu erfassen. Das wäre mir sicher beim Lesen leichter gefallen.
Trotzdem hat mich auch diese Story von der Scheibenwelt bestens unterhalten, wenn auch so manch liebgewonnene Figur (wie z. B. der Gevatter Tod) hierin nicht vorkommen.

Terry Pratchett hat sich eine tolle Zeitreisegeschichte ausgedacht, die neben Spannung natürlich hauptsächlich humorvolle Szenen zu bieten hat. Manchmal wird es auch etwas blutig, aber das hält sich in Grenzen.
Schade, dass dieser grandiose Autor viel zu früh von uns gehen musste, denn er hatte noch so viele Ideen für neue Scheibenweltabenteuer in petto. Sein letzter Roman „Die Krone des Schäfers“ erschien bei uns im November 2015.

Fazit:
Als Hörbuch manchmal etwas verwirrend, aber sehr fantasievoll und lustig.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 58 ab.

MORD IM HERBST von Henning Mankell – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: Paul Zsolnay Verlag; Auflage: 11 (4. November 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3552056424
ISBN-13: 978-3552056428
Autor: Henning Mankell

Die Geschichte:
Kommissar Kurt Wallander besichtigt ein altes Haus, das er vielleicht kaufen möchte. Dabei stolpert er im Garten über eine skelettierte Hand. Schnell wird klar, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein Mordopfer handelt, das dort schon seit mindestens fünfzig Jahren begraben liegt. Kurt und seine Kollegen machen sich auf eine schwierige Spurensuche, die für ihn am Ende noch sehr gefährlich endet.

Meine Meinung:
Bisher habe ich die Wallander-Reihe hauptsächlich als Verfilmungen genossen. Ich mag die ruhige Stimmung und die trotzdem meistens sehr spannenden Fälle, die Kurt und seine Kollegen zu lösen haben.
Auch hier in Buchform kommt diese ruhige Atmosphäre sehr gut rüber, auch die allgemein etwas getrübte Herbstlaune ist oft spürbar.

Kurt Wallander ist ein sehr guter Polizist, aber privat ist er eher unzufrieden. Er lebt zusammen mit seiner Tochter in einer Stadtwohnung, aber viel lieber möchte er aufs Land ziehen in ein eigenes Häuschen mit Hund. Ob er seinen Traum wohl bald verwirklichen kann? Man wünscht es ihm jedenfalls von Herzen, denn er wirkt sehr sympathisch – und leider auch sehr deprimiert. Auch von seinen Kollegen kann man sich ein ganz gutes Bild machen, denn Henning Mankell beschrieb seine Figuren immer sehr lebendig und authentisch.

Der Fall, den sie in dieser eher kurzen Geschichte zu lösen haben, führt zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Es war sehr unterhaltsam, die Ermittlungen zu verfolgen und die Auflösung fand ich auch sehr gelungen.

Verfilmt wurde dieser Krimi übrigens im Jahr 2012 mit Kenneth Branagh. Das Buch ist der 10. Teil der „Wallander“-Reihe.

Fazit:
Ein eher ruhiger, aber fesselnder Ermittlerkrimi, bei dem ein altes Geheimnis aufgedeckt wird.

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 20 ab.

MIT AXT, CHARME UND MELONE von Colin Cotterill – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (20. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442482607
ISBN-13: 978-3442482603
Originaltitel: The Axe Factor. A Jimm Juree Mystery (03)
Übersetzer: Jörn Ingwersen
Autor: Colin Cotterill

Die gesamte bisherige „Jimm Juree“-Reihe:

Die Geschichte:
Der Mann, der im dritten Teil der Krimireihe mit Axt, Charme und Melone in Jimm Jurees Leben tritt, ist der englische Krimiautor Conrad Coralbank, der nach Thailand ausgewandert ist. Er hat für seine Bücher schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen und sieht auch noch blendend aus. Wer die Vita von Colin Cotterill kennt, der dürfte jetzt bereits ein Grinsen im Gesicht haben … und der wird sich nicht wundern, dass Conrad Coralbank natürlich auch eine Granate im Bett ist! 🙂 Aber wie immer gilt natürlich: Romanfiguren sind nur Fiktion und jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist reiner Zufall.
So kommt es also, dass Jimm den Auftrag erhält, ein Interview mit dem berühmten Krimiautor zu führen. Zunächst erfüllt sie die Aussicht auf diesen Job mit wenig Begeisterung, doch dann beginnt sie sich schnell für den geheimnisvollen Mann zu interessieren, der in seiner Freizeit mit Äxten auf Melonen wirft – selbstverständlich nur zu Recherchezwecken. Er lebt seit Kurzem getrennt von seiner Frau, die ihn angeblich für einen Anderen verlassen hat. Seinen Haushalt führt eine Birmanin, die sehr seltsam auf Jimm wirkt und die ihr sogar unterschwellig droht. Ob sie wohl eifersüchtig ist, weil sie es selbst auf den Krimiautor abgesehen hat?
Als Jimm ihrer tierlieben Mutter bei einer Katzenrettungsaktion beisteht, erntet sie als Dank einige böse Kratzer, wegen der sie sich in der örtlichen Krankenstation behandeln lässt. Dabei erfährt sie von der Krankenschwester, dass die zuständige Ärztin Dr. Somluk seit einigen Tagen spurlos verschwunden ist. Das weckt natürlich sofort Jimms Spürsinn und mit der Unterstützung ihrer lustigen Familie macht sie sich auf die Suche nach der Vermissten.

Meine Meinung:
Schon die ersten beiden Teile der Reihe habe ich total geliebt, aber Colin Cotterill hat es tatsächlich geschafft, sich beim dritten Band selbst zu übertreffen! Die Idee, den berühmten Krimiautor Conrad Coralbank in den Mittelpunkt zu stellen, fand ich absolut genial. Aber natürlich hat diese Figur rein gar nichts mit Colin Cotterill zu tun, schließlich mag dieser Hunde sehr gern, Conrad allerdings überhaupt nicht. Was die übrigen Eigenschaften betrifft: darüber kann man wohl nur spekulieren … 🙂

Der Autor hat sich jedenfalls wieder eine Wahnsinnsgeschichte ausgedacht, die nicht nur spannend, sondern vor allem auch wieder unglaublich witzig ist. Jimms Familie bietet eben einfach beste Voraussetzungen für humorvolle Szenen, so wie beispielsweise Mairs Salzkartoffelanbau am Strand: Kartoffeln brauchen Wasser zum Wachsen und ohne Salz schmecken sie nicht, also pflanzt man sie direkt im Sand am Meer. Ist doch ganz logisch, zumindest in der Welt von Jimms Mutter, die leider unter Alzheimer leidet. Auch Opa Jah, Bruder Arny und Schwester Sissi (früher Bruder Somkiet) sind wieder mit von der Partie – und auch vom lange verschollenen Vater gibt es Neues.
Die Figuren habe ich schon so fest in mein Leserherz geschlossen, dass ich hoffe, dass die Reihe noch ganz lange weitergehen wird. Mit all ihren Schrullen und Macken muss man Jimm & Co. einfach liebgewinnen.

Sehr eindrucksvoll bringt uns der Autor wieder ganz nebenbei viele Besonderheiten der Umgebung, der Mentalität der Bevölkerung und Informationen über Politik und andere Dinge näher, die ihm wohl am Herzen liegen. In seinen Büchern verarbeitet er auch immer viele kritische Themen, die mir echt authentisch und gut recherchiert erscheinen. Hier geht es beispielsweise um die Werbefeldzüge großer Konzerne und wie sie die Menschen davon überzeugen wollen, dass ihre Produkte besser sind als das, was uns Mutter Natur zu bieten hat.

Die Ereignisse schließen ja lückenlos an „Ein Kopf macht noch keine Leiche“ an, deshalb präsentiert sich auch das Wetter mit starkem Monsunregen und Stürmen immer noch sehr ungemütlich. Im „Gulf Bay Lovely Resort“ sind keine Gäste mehr zu betreuen, so dass sich die Familie um andere Dinge kümmern kann. Für Jimm ist das ein echter Segen, denn sie hat wieder einmal jegliche Hilfe nötig: sie hat einfach ein Talent dafür, sich mit den falschen Typen anzulegen und am Ende in Lebensgefahr zu geraten.
Unterbrochen wird die spannende Geschichte mit lustigen Neuigkeiten über den E-Mail-Verkehr zwischen Jimm, Sissi und Clint Eastwood. Ja, DER Clint Eastwood … Jimm ist ein großer Fan von ihm und schickt ihm regelmäßig bahnbrechende Ideen für künftige Hollywoodblockbuster.

Dieses Buch hat mich allerbestens unterhalten, die vielen Überraschungen und humorvollen Szenen machen die Story wirklich besonders und platzieren sie weit oberhalb normaler 08/15-Krimis. Sehr unerwartet traf mich das Ende, das mich schon wieder total neugierig auf die Fortsetzung macht. Hoffentlich gibt es sehr bald Neues von Jimm und ihrer liebenswerten Familie.

Fazit:
Alles andere als ein 08/15-Krimi: spannend, fesselnd, witzig, ungewöhnlich, mit liebenswürdigen Charakteren und einer super durchdachten Story! Unbedingt lesen – aber bitte unbedingt der Reihe nach!

Bewertung:
5pfotenplus

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 11 ab.

EIN KOPF MACHT NOCH KEINE LEICHE von Colin Cotterill – Meine Rezension …

Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (21. April 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442481279
ISBN-13: 978-3442481279
Originaltitel: Grandad, There’s a Head on the Beach
Autor: Colin Cotterill

Die gesamte bisherige „Jimm Juree“-Reihe:

Die Geschichte:
Eine etwas skurrile kleine Familie hat es in eine abgelegene Gegend von Thailand verschlagen, in der gerade auch noch der Monsun tobt. Hauptperson ist die 34-jährige Jimm Juree, eine inzwischen freiberufliche Kriminalreporterin, die gerne ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen – zumindest nach Meinung der „Bösen“. Sie wird bei ihren privaten Nachforschungen tatkräftig unterstützt von ihrem Opa Jah (Ex-Polizist), ihrem Bruder Arny (ein Bodybuilder mit einem weichen Herz: „Jumbojet mit dem Gemüt einer Taube“), ihrer leider meist etwas verwirrten und sehr tierlieben Mutter Jitmanat (genannt „Mair“) und ihrem zweiten Bruder Somkiet, der inzwischen zu ihrer Schwester Sissi wurde.
Im zweiten Band der Reihe bekommt es Jimm gleich mit zwei spannenden Fällen zu tun. Erst einmal findet sie einen abgetrennten Kopf, der am Strand angespült wurde. Und dann fragt sie sich außerdem noch, welches Geheimnis die beiden seltsamen Frauen verbergen, die momentan ihre einzigen Gäste im „Gulf Bay Lovely Resort“ (der heruntergekommenen Ferienanlage, die Mair in Band 1 überraschend gekauft hat) sind.
Der einsame Kopf führt Jimm auf eine Spur, die nicht nur zu einem einzigen Verbrechen führt, sondern zu einer ganzen Reihe davon – und alles hat mit illegalen Arbeitern aus dem benachbarten Birma zu tun. Leider stecken auch einige Uniformträger ganz tief in der Sache drin und es wird wieder einmal richtig gefährlich für Jimm …

Meine Meinung:
Diese Reihe gehört zu meinen Favoriten, weil hier einfach alles stimmt: die perfekte Mischung aus Spannung, Herz, Humor und Insiderwissen. Der Autor lebt selbst in der Gegend, über die er hier schreibt – und das merkt man auch sehr oft. Er spricht ganz nebenbei Probleme an, die in der Region herrschen, wie z. B. die vielen herrenlosen Hunde und wie mit ihnen meist umgegangen wird. Aber manche Dinge macht er auch zum Hauptthema, wie in diesem Buch die furchtbaren Bedingungen, unter denen (illegale) Einwanderer aus dem Nachbarland Birma leiden müssen. Außerdem spielt auch der Monsun und seine Folgen eine nicht unerhebliche Rolle.
All das erzählt uns Colin Cotterill sehr eindrucksvoll und anschaulich, so dass man den stinkenden Müll am Strand beinahe riechen kann.

Jimm und ihre Familie sind mir schon im ersten Band total ans Herz gewachsen. Sie sind allesamt etwas schräg drauf, aber dabei absolut liebenswürdig und einzigartig. Mair vergrößert wieder ihre Schar der geretteten Tiere – notfalls auch mittels Diebstahl, wenn es nötig ist. Jimm wächst fast über sich hinaus und begibt sich auf eine extrem gefährliche Mission, die zu allem Überfluss auch noch auf dem Meer ihren Höhepunkt findet. Arny wird von schlimmen Selbstzweifeln geplagt und auch er mutiert zum Helden, wenn auch nicht ganz uneigennützig. Opa Jah springt über seinen Schatten und kooperiert mit Menschen, die er eigentlich nicht mag (was praktisch fast auf jeden zutrifft, der nicht zur Familie gehört). Und sogar Sissi verlässt endlich den heimischen Computer, um gemeinsam mit ihren Lieben für die gute Sache zu kämpfen. Natürlich ist auch Lieutenant Chompu wieder mit von der Partie, für mich gehört er praktisch schon fast zur Familie.

Die Story ist super durchdacht und bietet fesselnde Spannung und beste Unterhaltung bis zur letzten Seite. Beide Fälle werden gelöst und mit viel Einfallsreichtum und ungewöhnlichen Methoden zu einem stimmigen Abschluss gebracht. Am Ende wird noch ein anderes, großes Geheimnis gelüftet, was ich persönlich sehr lustig fand.
Jetzt freue ich mich schon sehr auf Band 3, der schon lesebereit liegt.

Fazit:
Eine geniale Krimireihe mit sympathisch-skurrilen Charakteren, viel Humor, Herz und Verstand! Unbedingt lesen!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 4 ab.

DER HUT DES PRÄSIDENTEN von Antoine Laurain – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Atlantik (18. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3455650228
ISBN-13: 978-3455650228
Originaltitel: Le chapeau de Mitterrand
Übersetzerin: Claudia Kalscheuer
Über den Autor: Antoine Laurain arbeitete als Drehbuchautor und Antiquitätenhändler in Paris. Er ist in Frankreich ein gefeierter Bestsellerautor. Mit Liebe mit zwei Unbekannten (Atlantik Verlag, 2015) gelang ihm der internationale Durchbruch. Der Hut des Präsidenten wird derzeit fürs Kino verfilmt.

Die Geschichte:
Der Buchhalter Daniel gönnt sich während der Abwesenheit seiner Frau und seines Sohnes ein gutes Essen in einer Brasserie, als neben ihm niemand geringerer als François Mitterrand am Nebentisch mit einigen Begleitern Platz nimmt. Als der Präsident das Lokal wieder verlässt, bemerkt Daniel nach einiger Zeit, dass dieser seinen Hut vergessen hat. Aus einer Laune heraus beschließt Daniel, den Fund nicht zu melden, sondern den Hut einfach mit nach Hause zu nehmen.
Ab diesem Zeitpunkt ändert sich sein Leben: wenn er den Hut trägt, ist er selbstbewusster und schafft Dinge, von denen er bisher nur träumen konnte. Es scheint wie Magie, doch das Ganze findet ein jähes Ende, denn Daniel vergisst den Hut eines Tages im Zug.
Dort findet ihn schließlich Fanny Marquant, die die im Hut eingeprägten Initialen „FM“ als Wink des Schicksals erkennt: auch sie nimmt den Glücksbringer mit und erlebt Bewegendes.
Die Reihe setzt sich fort, der Hut des Präsidenten reist weiter und bringt viele Veränderungen. Bis er schließlich zum spannenden Finale in Venedig landet …

Meine Meinung:
Im letzten Jahr durfte ich bereits den ersten Roman von Antoine Laurain genießen: Liebe mit zwei Unbekannten. So war meine Freude groß, als ich in den Neuerscheinungen des Atlantik Verlages „Der Hut des Präsidenten“ entdeckte und noch viel begeisterter war ich, als mich im Dezember Überraschungspost erreichte: das Buch zum Vorablesen!

Antoine Laurain hat sich eine wundervolle Geschichte ausgedacht, die er sehr abwechslungsreich und vielschichtig zu erzählen weiß. Immer wieder ergeben sich Berührungspunkte zwischen den einzelnen Hutträgern, aus vielen Einzelschicksalen wird ein perfekt verwobenes Gesamtkunstwerk.

Jeder der Träger war mir sympathisch, angefangen mit Daniel. Der Autor zeichnet lebendige, glaubwürdige Charaktere, die man sich gut vorstellen kann.
Fast noch mehr Sorgfalt und Detailliebe investiert er in die Beschreibung der Schauplätze und bezeichnender Ereignisse des Jahres 1986: Zeitgeschehen, aktuelle Musik im Radio, Kunst, Politik, den Stand der Technik und vieles mehr.

So wird dieses Buch wirklich zu einer echten, kleinen Zeitreise in die Mitte der Achtzigerjahre. An einiges konnte ich mich selbst erinnern, doch für das Meiste bin ich entweder noch einen Tick zu jung und vor allem dreht sich natürlich alles um Frankreich. So kam ich mir bei manchen Passagen, in denen es um französische Persönlichkeiten oder ähnliches ging, leider etwas ausgeschlossen vor. Und diese Abschnitte konnten mich dann mit ihren vielen Details auch nicht so richtig fesseln.

Insgesamt liest sich das Buch aber wirklich ganz spannend und dadurch, dass der Hut stetig weiter wandert, dürfen wir auch oft neue Menschen und deren Leben kennenlernen.
Der stete Wandel und die Notwendigkeit, Veränderungen aufgeschlossen zu begegnen, kommt in dieser Geschichte sehr schön zum Ausdruck. Gekrönt wird das Ganze mit einem absolut stimmigen und überraschenden Ende.
Das Buch hat mich bestens unterhalten und ich empfehle es gerne weiter, vor allem an Frankreichfans ab 40.

Fazit:
Eine Zeitreise ins Frankreich der Achtzigerjahre, eine kleine Hommage an Präsident Mitterand und ein Hoch auf die Kraft und Notwendigkeit von Veränderungen. Emotional, spannend und bewegend!

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 12 ab.

GEFÄHRLICHES TERRAIN von Gabriele Stave – Meine Rezension …

Broschiert: 256 Seiten
Verlag: berlin.krimi.verlag im be.bra verlag; Auflage: 1., Aufl. (9. Mai 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3898095207
ISBN-13: 978-3898095204
Über die Autorin: Gabriele Stave, geboren 1948 in Berlin, Journalismusstudium an der Universität Leipzig. Sie arbeitete u. a. für die »Wochenpost«, die »Neue Berliner Illustrierte«, die Satirezeitschrift »Eulenspiegel«, als Autorin für Kinderbücher, Hörfunk und TV sowie für Ausstellungen und Kataloge. Gabriele Stave lebt als freiberufliche Schriftstellerin und Journalistin in der Nähe von Berlin.

Die Geschichte:
Dieser Krimi basiert auf wahren Begebenheiten, das macht für mich das Lesen immer gleich noch einen Tick spannender.
Im Jahr 1923 steckte Deutschland mitten in einer schlimmen Inflation, die gesamte Bevölkerung litt immer noch unter den Folgen des Krieges. Die drei jungen Leute Willi, Luise und Max wollten sich ein bisschen Ablenkung von der täglichen Not verschaffen und auf einem Schützenfest außerhalb Berlins etwas Spaß haben. Doch in dem kleinen Ort Rhunow kam es zu einer folgenschweren Begegnung: Willi traf auf seine Ex-Verlobte Dora und sogleich entbrannte ein Streit mit ihrem neuen Verehrer Johannes.
Kurze Zeit später war Johannes tot, erschossen von einem unbekannten Schützen. Zunächst wurde alles als ein bedauerlicher Unfall abgetan, doch dann landete der Fall auf dem Schreibtisch des kurz vor der Pension stehenden Kriminalrats Eugen Ruben in Berlin. Dieser ging der Sache genauer auf den Grund und fand viele Beweise, die gegen Willi sprachen.
Doch ein Reporter glaubte nicht an diese Version und er recherchierte ebenfalls in Rhunow. Dabei traf er auf eine Mauer des Schweigens – und auf eine seltsame Häufung von Schussverletzungen in der Gegend …

Meine Meinung:
Zunächst musste ich mich ein bisschen an den Schreibstil gewöhnen. Was aber in keiner Weise daran liegt, dass dieser schlecht wäre, eher im Gegenteil: Gabriele Stave liefert in jedem Satz so viele Infos, dass man wirklich konzentriert lesen muss. Außerdem sind die Dialoge meistens sehr authentisch im örtlichen Dialekt verfasst, weshalb auch diese meine ganze Aufmerksamkeit forderten.

Die Autorin hat offensichtlich sehr akribisch recherchiert, denn sie nimmt uns mit auf eine wahre Zeitreise ins Jahr 1923. Nicht nur der Dialekt macht das Ganze so lebendig, sondern auch die verwendeten zeitgemäßen Formulierungen. Dazu erhalten wir noch sehr viele detaillierte Informationen, beispielsweise über Kleidung, Umgangsformen, Einrichtungsgegenstände, Ernährung, Politik oder den Verfall der Währung. So ergibt sich eine Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann: man ist mittendrin im Berlin der Zwanzigerjahre. Interessant fand ich unter anderem, dass unbekannte Leichen in Glaskästen für die Öffentlichkeit ausgestellt wurden, um sie zu identifizieren. In Zeiten des Internets heute nicht mehr vorstellbar, aber natürlich äußerst sinnvoll für damalige Verhältnisse.

Auch ihre Charaktere zeichnet Gabriele Stave mit sehr viel Liebe zum Detail. Der Kriminalrat Eugen Ruben ist eine ganz sympathische Figur, dem seine lebendige Gefühls- und Gedankenwelt ein hohes Maß an Authentizität verleihen. Ebenso glaubwürdig wirken auch die anderen Personen, egal ob gut oder böse.

Das Buch zeigt sehr schön, wie die Ermittlungen damals vonstatten gingen und wie der Stand der Technik so war. Das fand ich sehr interessant und spannend. Manchmal möchte man schier verzweifeln, denn – wie auch heutzutage leider noch oft üblich – bedeutet „Recht haben“ nicht gleichzeitig „Recht bekommen“. So erzählt diese Geschichte auch von Zweifeln, Gewissen, Rache, Schuld und Unschuld – und wirft die Frage auf, ob alle Menschen wirklich gleich behandelt werden.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen, da man ganz nebenbei noch einen wunderbaren, lebendigen Einblick in die Vergangenheit bekommt. Das Buch empfehle ich gerne weiter!

Fazit:
Ein akribisch recherchierter Krimi mit viel Wissenswertem über die damalige Zeit. Spannend, fesselnd erzählt und sehr unterhaltsam.

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 46 ab.

GEDENKE MEIN von Inge Löhnig – Meine Rezension …

Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: List Taschenbuch (15. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548612288
ISBN-13: 978-3548612287
Autorin: Inge Löhnig

Die gesamte Reihe bisher:

Die Geschichte:
Kommissar Dühnfort macht in diesem Buch den Platz frei für seine Verlobte Gina: dies ist ihr erster Fall und sie steht damit im Mittelpunkt. Aber Fans von Tino müssen keine Bedenken haben, denn er ist auch ebenfalls ständig präsent, so dass die Veränderung kaum auffällt.
Gina bearbeitet ja sogenannte „Cold Cases“, also alte Fälle, die eigentlich als „ausermittelt“ gelten, aber niemals abgeschlossen werden konnten. Durch ihren Fleiß und ihre Hartnäckigkeit kann sie nach 28 Jahren einen ungeklärten Mordfall lösen und den Täter festnehmen. Der anschließende Presserummel führt Petra Weber nach München: sie sucht seit zehn Jahren nach ihrer verschwundenen Tochter Marie und setzt nun all ihre Hoffnungen in Gina.
Die Kripo in Rosenheim hat den Fall damals für einen erweiterten Selbstmord gehalten, da der Vater des Mädchens tot aufgefunden wurde – neben ihm ein Abschiedsbrief mit seinem Geständnis, Marie ermordet zu haben.
Doch Petra glaubt nicht an den Tod ihrer Tochter und Gina kann den Fall tatsächlich noch einmal neu aufrollen. Was sie bei ihren Ermittlungen erfährt, lässt sie fast verzweifeln: haufenweise Versäumnisse ihrer Rosenheimer Kollegen machen ihre Arbeit extrem schwer. Trotzdem haben sie bald einen Verdächtigen …
Doch über allem steht natürlich noch etwas sehr Wichtiges für Tino und Gina: sie ist ja endlich schwanger, doch bisher weiß es noch kaum jemand – und das sorgt für einigen Zündstoff zwischen den beiden. Er möchte, dass sie sich schont und sie möchte nicht im Büro versauern, denn Schwangere dürfen eigentlich nur noch Innendienst verrichten.
Hinzu kommen noch die Hochzeitsvorbereitungen, die ebenfalls für etwas Ablenkung sorgen.

Meine Meinung:
Als großer Fan von Tino und Gina habe ich mich schon sehr auf diese Fortsetzung der Reihe gefreut. Dass nun Gina zunächst im Focus steht, fiel mir eigentlich gar nicht so sehr auf, da Dühnfort ja ebenfalls ständig präsent ist.
Ihr Privatleben mit Schwangerschaft und bevorstehender Trauung fügt sich dabei so perfekt und harmonisch in die übrige Geschichte ein, dass es in keiner Weise wie eine Nebenhandlung wirkt.

Für mich war „Gedenke mein“ natürlich ein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Charakteren, die ich im Laufe der Jahre schon sehr fest ins Leserherz geschlossen habe. Aber ich denke, dass auch Neuleser sich ein gutes Bild von Gina, Tino & Co. machen können, denn Inge Löhnig beschreibt ihre Figuren sehr lebendig und anschaulich.
Ebenso authentisch wirken die Schauplätze, denn der atmosphärische Schreibstil lässt den Leser alles wie live miterleben.

Die Thematik des Kriminalfalls bringt es mit sich, dass ich die Grundstimmung irgendwie als recht tragisch empfunden habe. Eine tröstliche Wendung am Ende hat mich aber wieder versöhnt … das fand ich so emotional und wundervoll.
Sehr spannend und recht ausführlich werden die Ermittlungen geschildert, die natürlich mit allerhand Überraschungen und falschen Spuren aufwarten. Einiges konnte ich schon erraten, aber das meiste kam doch unerwartet. Das Buch fand ich so fesselnd, dass ich es praktisch an einem Stück gelesen habe. Einfach toll geschrieben!
Über den Schluss kann ich natürlich nichts verraten, aber es war alles stimmig und es blieben keine Fragen offen.

Fazit:
Eine wundervolle Fortsetzung der Dühnfort-/Angelucci-Reihe, die mich grandios unterhalten hat. Der Krimi ist spannend, super durchdacht und bei aller Tragik gibt es auch viele versöhnliche, emotionale und tröstliche Momente.
Unbedingt lesen!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 1 ab.