Als auf der Welt das Licht ausging von Tom Demarco – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 652 Seiten
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (6. November 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3446439609
ISBN-13: 978-3446439603
Originaltitel: Andronescu’s Paradox
LESEPROBE (pdf)

Über den Autor:
Der Autor Tom DeMarco hat dreizehn Bücher geschrieben, unter ihnen Romane, Sachbücher und eine Sammlung von Kurzgeschichten. Er begann seine berufliche Laufbahn als Softwareentwickler bei den Bell Telephone Laboratories und arbeitete damals am größten Computer der Welt. Schon bald fing er an, sich dem Schreiben zu widmen. Zu seinen Betätigungsfeldern gehörten auch Organisationsgestaltung, Prozessberatung und auswärtige Angelegenheiten. Eine Zeitlang lehrte er Moralphilosophie an der Universität von Maine. Heute lebt er mit seiner Frau Sally Smyth in Camden im Bundesstaat Maine an der amerikanischen Ostküste.

Der Buchrückentext:
»Der Weltuntergang steht bevor, aber nicht so, wie Sie denken. Dieser Krieg jagt nicht alles in die Luft, sondern schaltet alles ab.«

Atomraketen fliegen auf Großstädte zu – und Sie halten den Apparat in der Hand, mit dem Sie die Explosion der Atomraketen verhindern können …
Doch für diese Rettung müssen Sie einen Preis zahlen, der katastrophale Auswirkungen hat: Drücken Sie den Knopf, kommt es zwar nicht zum nuklearen Massenmord, aber Sie vernichten weltweit die Elektrizität – und somit die Lebensgrundlage der gesamten Zivilisation. Sie retten also Millionen Menschen vor dem atomaren Todeskampf, doch katapultieren Sie gleichzeitig die gesamte Welt ins dunkelste Mittelalter zurück.
Wie würden Sie entscheiden?

Dieses Buch handelt von einer dramatischen Entscheidung und ihren Konsequenzen. Es erzählt eine zutiefst menschliche Geschichte über Fanatismus und Vernunft, über Liebe und Verrat, und der Autor schildert sie auf eine Weise, die den Leser packt und nicht wieder loslässt.

» … ›Als auf der Welt das Licht ausging‹ wird schnell zu einem echten Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen kann.« Tim Lister

Die Geschichte:
Dies ist ein Weltuntergangsszenario der besonderen Art, denn die verheerende Zerstörung durch alle bekannten explosiven Waffensysteme wird hier gerade noch rechtzeitig verhindert. Der Preis dafür ist allerdings sehr hoch: kein Funke kann mehr gezündet werden, elektrischer Strom existiert nicht mehr, Motoren springen nicht mehr an. Die gesamte Menschheit wird von einer Sekunde auf die nächste um Jahrhunderte in der technischen Entwicklung zurückversetzt.
Wir lernen eine Gruppe genialer Wissenschaftler kennen, die auch bis zum Schluss die Hauptfiguren in diesem Buch bleiben werden. Über viele Jahre hinweg dürfen wir verfolgen, wie sie eine neue Welt aufbauen und sich gegen Angriffe verteidigen.

Meine Meinung:
Anfangs lernen wir eine Gruppe von Wissenschaftlern kennen, für deren Charakterisierung der Autor sehr ins Detail geht. Er schafft damit aber lebendig wirkende Protagonisten, die wir bis zum Ende des Buches begleiten dürfen. Einen besonderen Favoriten könnte ich nicht benennen, es gibt mehrere sympathische Personen in dieser Geschichte.

Der Schreibstil von Tom Demarco ist flüssig, detailreich und liest sich sehr angenehm. Man kann sich gut in die Szenen hineinversetzen und auch die wissenschaftlichen Ausführungen sind nicht zu kompliziert.

Für mein Empfinden ist die Bezeichnung „Thriller“ für dieses Buch irgendwie unpassend. Echte Spannung empfand ich an keiner Stelle, es überwogen viel mehr die Szenen, in denen das neue Leben, das sich die Truppe aufbaut, absolut idyllisch wirkt. Natürlich müssen sie ständig auf eine mögliche Bedrohung von außen reagieren, aber das geschieht meist sehr überlegen und geordnet.
Die Beschreibungen der neuen Kolonie, der innovativen Flugtechnik und überhaupt einer neuen Welt ohne Umweltverschmutzung, große Kriegsmächte und mit nur moderatem Einsatz von Technik wirkten auf mich nicht erschreckend. Zusammen mit den gelungenen Landschaftsbeschreibungen entsteht eine eher positive Stimmung.

Was mich persönlich gestört hat (vor allem, weil das Buch als „Thriller“ bezeichnet wurde), das waren die ausführlichen Liebesgeschichten und damit verbundenen Handlungen – auf so etwas kann ich in einer Story, von der ich in erster Linie Spannung erwarte, sehr gut verzichten.

Fazit:
Für einen Thriller fehlte mir leider in weiten Teilen die Spannung. Es war sogar so, dass die Szenerie meist eher idyllisch anmutet.
Trotzdem liest sich das Buch wirklich gut und es vermag auch meistens zu fesseln. Der Autor verleiht der Geschichte durch viele Details eine ungewöhnliche Tiefe. Er erschafft eine lebendige neue Welt mit glaubwürdigen Charakteren, an deren regem Gefühlsleben wir ausführlich teilhaben dürfen.
Eine klare Leseempfehlung für Fans ungewöhnlicher Dystopien und Leser vielschichtiger Romane.

Bewertung:
3,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 57 ab.

Todesquelle von Rudolf Jagusch – Meine Rezension …

Broschiert: 254 Seiten
Verlag: Emons, H J; Auflage: 1. (7. September 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3897057557
ISBN-13: 978-3897057555

Über den Autor:
Rudi Jagusch, Jahrgang 1967, studierte Verwaltungswirtschaft in Köln. 2006 erschien sein erster Krimi, weitere folgten im Jahreszyklus. Inzwischen ist er aus dem Literaturbetrieb nicht mehr wegzudenken. Heute lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller mit seiner Familie im Vorgebirge am Rande der Eifel.
Facebook: https://www.facebook.com/RudolfJagusch
Internet: http://www.krimistory.de

Über die Reihe:
„Todesquelle“ ist bereits der dritte Teil der Krimireihe mit Kommissar Stephan Tries, die komplette Reihe umfasst folgende Bücher:

Der Buchrückentext:
Im Herzen von Bornheim geht die Angst um. Der alteingesessene Besitzer der Felsquelle wird tot aufgefunden. War es ein Unfall – oder Mord? Der Kölner Kommissar Stephan Tries nimmt die Ermittlungen auf und gerät dabei immer mehr in einen Strudel aus kriminellen Machenschaften, Korruption, Leidenschaft und menschlichen Tragödien. In diesem Fall stößt allerdings auch er an seine persönlichen Grenzen …

Die Geschichte:
Nach einem sehr einschneidenden Erlebnis hat sich Kommissar Stephan Tries eigentlich beurlauben lassen, doch seine Lebensgefährtin Charlotte vermittelt ihn an eine Freundin als Privatermittler. Ein Mann ist bei einem Treppensturz gestorben und die Polizei hat den Fall als Unfalltod bereits abgeschlossen. Die Witwe will allerdings an diese Version nicht glauben, sie hat in der betreffenden Nacht etwas Verdächtiges gesehen – trotz grauem Stars.
Die Hinweise auf einen Mord sind extrem dünn, aber Stephan lässt sich trotzdem auf den Auftrag ein und beginnt mit seinen Nachforschungen. Er sticht praktisch in ein ganzes Wespennest aus Korruption, Gier, Eifersucht und brisanten Geheimnissen.

Meine Meinung:
Kommen wir zunächst zu den Protagonisten: Stephan fand ich ganz sympathisch. Er ist ein Mann, der seine Freiheit liebt, der gut und gerne kocht und der auch noch tierlieb ist. So weit ganz gut … was mir nicht so gefallen hat: die häufigen se*uellen Anspielungen, die ihn oft sehr hormongesteuert erscheinen ließen. Das müsste absolut nicht sein, denn ohne diese Szenen würde er noch viel liebenswerter wirken – und auch nicht weniger authentisch.
Zu Charlotte konnte ich irgendwie keine so richtige Beziehung aufbauen. Sie hat es im Buch nicht gerade leicht und reagiert vielleicht deshalb oft übertrieben emotional.
Mir fehlt leider die Vorgeschichte der Protagonisten, da ich die beiden vorherigen Bücher nicht kenne. Hätte ich die Reihe von Anfang an gelesen, dann wäre mein Eindruck von Charlotte wahrscheinlich auch positiver.
Sehr nett fand ich auch Kommissar Richard Engel, mit dem Stephan mehr oder weniger zusammenarbeitet, um den Fall zu lösen. Er ist ein Mann, der keinen sturen Dienst nach Vorschrift leistet. Könnte mir die beiden Männer gut als offizielles Ermittlerteam vorstellen.

Der Schreibstil lässt sich einfach prima lesen, die Dialoge wirken lebendig und die Schauplätze werden mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Da dieses Buch aber bereits als „Vorgebirgskrimi“ bezeichnet wird, war eigentlich klar, dass eine Menge Lokalkolorit die Story abrundet. Nicht nur die ausführliche Beschreibung der Umgebung, auch typische Umgangssprache und Dialekt kommen zum Einsatz – aber insgesamt nicht zu dominant.

Der Kriminalfall an sich beginnt recht spannend mit einer Rückblende, von der wir lange Zeit nicht wissen, zu welcher Person sie gehört. Dann geht es eher ruhig weiter und die Story hat mich ein bisschen an „Inspector Barnaby“ erinnert: solide Ermittlungsarbeit mit vielen Befragungen, Überlegungen und einem langsamen Verknüpfen der losen Fäden. Wenig Action und selbst ein weiterer Mord wirkt nicht so richtig bedrohlich. Aber trotz allem entstehen keine Längen, sondern das Buch weiß zu fesseln.
Zum Ende hin zieht das Tempo dann merklich an, die Ereignisse spitzen sich zu und überraschende Wendungen sorgen für Spannung. Manches in der Geschichte war leider sehr vorhersehbar, anderes dagegen enthüllt sich erst sehr spät.

Das Ende bleibt reihentypisch leider sehr offen, aber nur in Bezug auf Stephans Privatleben, das neben dem Kriminalfall auch eine große Rolle im Buch spielt. Vielleicht dürfen wir uns bald auf eine Fortsetzung freuen?

In diesem Buch findet man keine reißerischen übertrieben blutigen Szenen, sondern es überzeugt durch andere Aspekte. Also ist es auch sehr gut geeignet für Krimi-Einsteiger.

Fazit:
Ein eher ruhiger Ermittlerkrimi mit viel Lokalkolorit und einer sympathischen Hauptfigur.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 27 ab.

Die Berufene von M. R. Carey – Meine Rezension …

Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. Oktober 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342651513X
ISBN-13: 978-3426515136
Originaltitel: The Girl With All the Gifts

Der Buchrückentext:
Großbritannien, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein grauen­hafter Parasit befällt die Menschheit. Millionen sind bereits infiziert und bedrohen die wenigen Gesunden. Alle Hoffnungen ruhen auf einer Schar Kinder, die anders auf den Erreger reagieren. Auf einer ent­legenen Militärbasis halten Wissenschaftler sie gefangen – zu allem entschlossen, um ihnen ihr biologisches Geheimnis zu entreißen. Doch es läuft nicht nach Plan …

Die Geschichte:
Ein Pilz breitete sich auf der Erde aus und infiziert den Großteil der Bevölkerung: die Menschen werden durch den Befall zu willenlosen Zombies, die nur noch den Hunger nach Fleisch kennen. Man nennt sie deshalb in diesem Buch auch sehr passend die „Hungernden“.
Auf einer kleinen Militärbasis werden Dutzende Kinder gefangen gehalten, die zwar offensichtlich befallen sind, die aber noch normale Verhaltensweisen zeigen. Die Wissenschaftlerin Caroline Caldwell will herausfinden, was in den Gehirnen der Kinder anders ist, um ein Heilmittel gegen die Infektion zu finden.
Melanie ist eines dieser besonderen Kinder, sie verfügt über eine sehr hohe Intelligenz – und sie mag ihre „Lehrerin“ Helen Justineau, die eigentlich Psychologin ist. Doch es gelten hohe Sicherheitsvorkehrungen: schließlich sind die anscheinend so harmlosen Kinder immerhin kleine Hungernde, die jederzeit zu blutrünstigen Monstern mutieren können.
Dann wird die Basis angegriffen und einer kleinen Gruppe gelingt die Flucht, darunter auch Melanie …

Meine Meinung:
Es handelt sich um eine „Zombie“-Geschichte und deshalb gebe ich zu, dass ich nicht mit so hohen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Doch schon nach wenigen Seiten konnte ich es kaum noch aus der Hand legen. Es ist ein echter Pageturner!

Der Schreibstil ist einfach wunderbar zu lesen. Eine gute Mischung aus lebendigen Dialogen, anschaulichen Beschreibungen der Schauplätze und einem guten Maß an Humor, so wie hier auf Seite 63:
„Die Infektion breitete sich weiter aus, während der globale Kapitalismus sich selbst auffraß, fast wie die beiden Riesen in dem Dali-Gemälde Autumn Cannibalism. Gegen den Weltuntergang konnte am Ende auch massenweise perfekt inszenierte PR nicht bestehen. Er kletterte einfach über die Barrikaden und amüsierte sich.“

Mit Melanie, der Hauptperson, fühlt man praktisch ab der ersten Seite mit. Sie ist eine sympathische Figur, die ich sofort ins Leserherz geschlossen habe. Man durchleidet mit ihr brenzlige Situationen und kann das Gefühlschaos, das in ihr tobt, gut nachvollziehen.
Es gibt aber weitere Sympathieträger in dieser Geschichte: unter anderem Helen, die entgegen aller Vernunft auf ihre Gefühle hört.

Natürlich gibt es schon viele Zombie-Geschichten, aber diese hier unterscheidet sich schon allein durch die Perspektive: was denkt und fühlt ein kleines Mädchen, das langsam begreift, WAS es eigentlich ist?

Die Story wird sehr spannend erzählt, es ist irgendwie ein Road-Trip der besonderen Art. Natürlich gibt es auch viele blutige Szenen, das bleibt bei dieser Thematik nicht aus. Für mich als Thriller-Leser war es allerdings sehr gut auszuhalten.

Das Buch hat mich wirklich von der ersten bis zur letzten Zeile hervorragend unterhalten. Es gab keine Längen, so dass man gar nicht merkt, dass es über 500 Seiten dick ist. Das Ende hat mir bestens gefallen, es hat gleichzeitig etwas Anklagendes und etwas Tröstliches.

Fazit:
Natürlich gibt es schon viele Zombiegeschichten, aber diese hier ist einfach anders: intelligenter, vielschichtiger, unterhaltender … einfach toll!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 5 ab.

Schwarzweiß von Antonia Fennek – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Egmont LYX (15. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3802595335
ISBN-13: 978-3802595332

Über die Autorin:
Antonia Fennek ist das Pseudonym der Autorin Melanie Metzenthin, die 1969 in Hamburg geboren wurde, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. Als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie hat sie u. a. mehrere Jahre lang mit psychisch kranken Straftätern gearbeitet. Beim Schreiben greift sie gern auf ihre berufliche Erfahrung zurück, um aus ihren fiktiven Charakteren glaubhafte Figuren vor einem möglichst realistischen Hintergrund zu machen.

Der Buchrückentext:
Nach einem abscheulichen Mord wird der psychisch kranke Täter Niklas Rösch in den Maßregelvollzug der Hamburger Psychiatrie eingewiesen – und mit einem Schlag ändert sich alles im Leben der Ärztin Regina Bogner.
Von Anfang an tritt Rösch so auf, als besäße er allein die Kontrolle. Woher kennt er Einzelheiten aus Reginas sorgsam gehüteter Vergangenheit? Und ist der Mord an seiner Nachbarin tatsächlich seine erste Tat? Als Rösch die Flucht aus dem Maßregelvollzug gelingt, schwebt nicht nur Regina in tödlicher Gefahr. Denn ihre Tochter Anabel passt haargenau in Röschs Beuteschema …

Die Geschichte:
Die Psychiaterin Regina Bogner wird mit einem neuen Insassen betraut, der wegen Mordes eingewiesen wurde. Die gestellte Diagnose lautet Schizophrenie, doch bereits nach dem ersten Gespräch mit Niklas Rösch hat Regina größte Zweifel an der Richtigkeit des vorliegenden Gutachtens. Er offenbart ihr, dass er bereits mehrfach getötet hat, doch auch mit diesen Informationen lassen sich Reginas Vorgesetzte nicht davon überzeugen, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun haben. Dann flüchtet Rösch und eine gnadenlose Jagd beginnt.
Regina erhält unerwartete Hilfe aus dem Sudan. In diesem Land ist ihr Mann gestorben und sie und ihre Tochter Anabel haben dort Schreckliches erlebt und gesehen. Niklas erstellt eine Todesliste und alle Menschen in Reginas Umfeld werden plötzlich zur Zielscheibe. Gelingt es ihnen, den hochintelligenten Mörder noch rechtzeitig aufzuhalten?

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Antonia Fennek liest sich einfach prima: flüssig, mit lebendigen Dialogen und ohne ausschweifende Ausschmückungen.

Ihre Personen charakterisiert sie absolut realitätsnah: es gibt normalere, unauffälligere Figuren, aber auch einige extreme Charaktere – wie im richtigen Leben. Aufgrund ihres Berufes kann man davon ausgehen, dass sie auch die Insassen der Psychiatrie sehr authentisch schildert, auch wenn uns Außenstehenden so manches Verhalten skurril erscheinen mag. Ein interessanter Einblick in eine andere Welt.

Die Protagonistin Regina ist eine Frau, die recht furchtlos wirkt. Wenn man ihre Geschichte kennt, fühlt man noch mehr mit ihr. In manchen Situationen machte sie auf mich einen etwas zu abgeklärten Eindruck, aber jeder Mensch reagiert wohl in Extremfällen anders.
Der Antagonist Niklas hat mich anfangs manchmal an Hannibal Lecter erinnert und ich fand es lustig, dass er ihn dann sogar selbst erwähnt. Durch seine Lebens- und Leidensgeschichte erlebt man einen gewissen Zwiespalt beim Lesen: eigentlich möchte man ihn für den absoluten Bösewicht halten, aber das gelingt nicht an allen Stellen.

Es gelingt allerdings vorzüglich während der extrem blutigen, grausamen Szenen, in denen Niklas seine Phantasien auslebt. Für zartbesaitete Leser eher weniger empfehlenswert, wobei ich sagen muss, dass diese Dinge nicht unnötig in die Länge gezogen werden.

Die Geschichte an sich ist gut durchdacht und die Hintergründe werden nur langsam Stück für Stück offenbart. So hält sich die Spannung über weite Strecken auf hohem Niveau und findet ihren Höhepunkt beim großen Showdown.
Am Ende erwartet den Leser noch eine sehr gelungene Überraschung.
Manches war vorhersehbar, aber meistens tappte ich schon eher im Dunkeln, was die Auflösung anging.

In einem Nachwort erläutert die Autorin einige fachliche Details zu den Geschehnissen im Buch und es gibt sogar ein Glossar zu einigen verwendeten Fachbegriffen. Das fand ich sehr interessant.

Fazit:
Realitätsnah, erschreckend, blutig, spannend – alles, was ein guter Thriller braucht!
Könnte mir auch sehr gut vorstellen, noch mehr Bücher über Regina Bogner zu lesen, denn das Ende und die Figuren haben durchaus Potential für Fortsetzungen.

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge 2015 hake ich hiermit Punkt 42 ab.

Das Küstengrab von Eric Berg – Meine Rezension …

Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Limes Verlag (22. September 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3809026417
ISBN-13: 978-3809026419

Über den Autor:
Seit Jahren zählt Eric Berg zu den erfolgreichsten deutschen Autoren. Mit Das Nebelhaus verwirklicht er einen langgehegten schriftstellerischen Traum: das Schreiben eines Kriminalromans. Vor der stimmungsvollen Kulisse der sturmumtosten Ostseeinsel Hiddensee entfaltet Eric Berg eine spannungsgeladene Geschichte, die den Leser mitten hinein führt in die Abgründe menschlichen Handelns. Das Küstengrab ist sein zweiter Kriminalroman.
(Autorenseite bei LIMES)

Die Kurzbeschreibung des Verlags:
Eine abgelegene Insel. Eine verschworene Gemeinschaft. Eine gemeinsame Vergangenheit, die sie verbindet.

Zum ersten Mal nach 23 Jahren kehrt Lea in ihr winziges Heimatdorf auf der Insel Poel zurück. Doch der Besuch endet in einem schrecklichen Unglück. Bei einem rätselhaften Unfall kommt Leas Schwester ums Leben, Lea selbst wird schwer verletzt und leidet seither an Amnesie.

Vier Monate nach dem Unfall reist Lea gegen den ausdrücklichen Rat ihrer Ärztin erneut nach Poel. Sie will herausfinden, was sie im Mai auf die Insel führte und wie es zu dem Unfall kommen konnte. Sie selbst kann sich an diese Zeit auf Poel nicht erinnern und ist auf die Hilfe ihrer alten Freunde angewiesen – doch deren Berichte widersprechen sich. Die Jugendfreunde scheinen ein Geheimnis vor Lea zu verbergen, das weit in ihre gemeinsame Vergangenheit reicht …

Die Geschichte
Lea ist inzwischen ca. 40 Jahre alt und sie hatte vor vier Monaten einen schweren Autounfall, bei dem ihre Schwester tödlich verunglückte. Leider leidet sie seit dem Schicksalsschlag an partieller Amnesie. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus beschließt sie, den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Sie reist in ihr Heimatdorf, um herauszufinden, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Zu ihrer Schwester hatte sie nämlich eigentlich seit Jahrzehnten keinen persönlichen Kontakt mehr.
Vor Ort wird sie zwiespältig aufgenommen von den ehemaligen Jugendfreunden, die fast noch alle im Ort wohnen. Manche scheinen sich zu freuen, andere begegnen ihr mit deutlicher Ablehnung. Und über allem schwebt der Geist von Julian, ihrer Jugendliebe. Er ist damals mit 18 Jahren spurlos verschwunden und sein Vater hat die Suche nie aufgegeben.

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Eric Berg gefällt mir sehr gut, er beschreibt seine Charaktere und Schauplätze sehr ausführlich. Er haucht allem echtes Leben ein, nichts bleibt oberflächlich. Das Miteinander (oder Gegeneinander) in so einem kleinen Dorf wird authentisch geschildert.
Die meisten Figuren fand ich nicht so sympathisch, obwohl niemand nur einseitig als „gut“ oder „böse“ dargestellt wird, sondern immer gut erläutert wurde, wie es dazu kommen konnte, dass jemand sich so entwickeln konnte.
Es gibt auch kaum Personen in der Geschichte, die „normal“ bzw. unspektakulär wären, irgendwie schleppt jeder eine Menge Probleme vielfältigster Art mit sich herum, ob das Alkoholsucht, andere Süchte, tödliche Allergien, Erfolglosigkeit oder ein schwieriges Familienumfeld sind. Mein Lieblingsprotagonist ist eher eine Nebenfigur: der Altenpfleger von Julians Vater.

Was ich ja eigentlich als echt positiv empfunden hatte, war gleichzeitig leider auch ein kleines Problem: der ausführliche Schreibstil. Einerseits ist es wirklich toll, wenn der Autor so eine lebendige Atmosphäre schafft mit vielen Details, andererseits erwarte ich bei einem Kriminalroman mehr Spannung. Und die wollte bei mir nicht so richtig aufkommen, weil sich durch die ausführlichen Erläuterungen manches etwas in die Länge gezogen anfühlte. Eine gekürzte Hörbuchfassung könnte da genau die richtige Lösung sein.

Am Ende kommt dann noch Spannung auf und immer wenn man denkt, das ist jetzt die Lösung, setzt der Autor noch eine überraschende Wendung drauf. Insgesamt war es mir ein klein wenig zu viel am Schluss und ich fand es auch etwas unglaubwürdig.

Fazit:
Der Erzählstil war mir etwas zu detailreich, so dass lange Zeit kaum Spannung aufkam. Ein eher ruhiger Krimi.

Bewertung:
3,5pfoten

Broken Dolls von James Carol – Meine Rezension …

Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. November 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342321550X
ISBN-13: 978-3423215503
Originaltitel: Broken Dolls

Der Buchrückentext:
Eine Tat, grausamer als jeder Mord.
Die Opfer, hinausgestoßen in ein Leben ohne Seele.
Ein Profiler für die brutalsten Verbrechen der Welt:
Der erste Fall für Jefferson Winter.

Vier Frauen sind dem perfiden Täter schon in die Hände gefallen. Er hat ihr Leben grausam vernichtet. Jetzt ist eine fünfte Frau verschwunden, und der Profiler Jefferson Winter – eigenwillig, hochintelligent, von seinen eigenen Dämonen verfolgt – wird alles daransetzen, dass sie nicht zum fünften Opfer wird.

Die Geschichte:
Der Ex-FBI-Agent Jefferson Winter (Sohn eines hingerichteten Serienmörders) arbeitet freiberuflich als Berater für die Polizei, um auf der ganzen Welt bei der Aufklärung besonders schwerer Verbrechen zu helfen.
Sein aktueller Fall führt ihn nach London: dort treibt ein grausamer Serientäter sein Unwesen. Er foltert seine Opfer, tötet sie allerdings nicht, sondern zerstört ihr Gehirn durch eine Lobotomie und lässt sie dann wieder frei.
Bereits die fünfte Frau ist spurlos verschwunden und da sie auch noch die Tochter eines bekannten, einflussreichen Mannes ist, lastet ein großer Druck auf den Ermittlern.

Meine Meinung:
Jefferson Winter ist ein ganz interessanter Charakter, der allerdings oft etwas überheblich wirkt. Er reibt seiner Umwelt recht oft und gerne ein „Ich bin der Beste!“ unter die Nase. Sein Verhalten ist nicht immer realitätsnah und oft wirken seine Aussagen sehr hellseherisch.
Die beiden anderen Hauptpersonen sind der Polizist Hatcher und seine Kollegin Templeton. Sie wirkten etwas authentischer und waren mir ganz sympathisch.
Was den „Bösewicht“ betrifft: der hat mich manchmal ein bisschen an den Killer in „Roter Drache“ erinnert.

Die Story liest sich flüssig, dank der kurzen Kapitel wechseln wir häufig die Perspektive zwischen der Ich-Erzählung von Jefferson und der Beschreibung der Erlebnisse des Opfers. Ich fand es sehr fesselnd und die spannende Grundstimmung hält sich fast durchgehend.

Die Ermittlungsmethoden von Jefferson Winter sind nicht sehr alltäglich, was wohl einerseits den Reiz des Buches ausmachen soll, auf manchen Leser mag es etwas überzogen wirken.
So insgesamt wirkt vieles, als hätte man es bereits in anderen Thrillern gelesen, aber natürlich kann nicht jeder Autor das Genre neu erfinden.
Was die Gewalt- und Folterszenen betrifft: für zartbesaitete Leser würde ich das Buch nicht unbedingt empfehlen. Manche Szenen erinnerten mich fast an einen Horrorfilm.

Am Ende geht es recht schnell und die Ereignisse überstürzen sich fast. Die Auflösung fand ich ganz ok und Jefferson Winter hat sich sofort aufgemacht zu seinem nächsten Fall …

Fazit:
Stellenweise etwas zu übertrieben und wenig realitätsnah, aber durchaus spannend zu lesen.

Bewertung:
4pfoten

Ungeschehen von Tina Seskis – Meine Rezension …

Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: rororo (28. November 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3499269260
ISBN-13: 978-3499269264
Originaltitel: One Step Too Far

Der Buchrückentext:
Die Vergangenheit auslöschen. Von vorn anfangen. Eine neue Stadt, ein neuer Name, ein neues Leben. Aber kannst du vergessen, wen du zurückgelassen hast? Vergessen, was du getan hast?

An einem Sommermorgen wirft Emily Coleman ihren Ehering in den Müll, kauft ein Zugticket nach London und verschwindet ohne ein Wort. Niemand soll sie finden. Ab jetzt ist sie eine andere.
Anfangs bringt die Sehnsucht sie fast um den Verstand: nach Ben, ihrem Ehemann, nach ihrem kleinen Sohn. Doch mit der Zeit verblasst, wovor sie davonläuft. Bis etwas sie zwingt, sich den Ereignissen zu stellen …

Die Geschichte:
Eine tragisch-dramatische Familiengeschichte über ein sehr unterschiedliches Zwillingspärchen: Emily, eher ruhig und besonnen, von Beruf Rechtsanwältin und Caroline, die Flippig-Extreme, die immer wieder in allerhand Schwierigkeiten gerät.
Eigentlich würde man die Geschichte also eher Caroline zutrauen, doch es ist Emily, die plötzlich aus ihrem Leben ausbricht und spurlos verschwindet. Was hat sie zu diesem Schritt getrieben? Keiner aus der Familie oder ihrem Freundeskreis weiß etwas über ihren Aufenthaltsort.
Emily ist nach London geflüchtet, in die anonyme Großstadt, in der sie ihr altes Ich einfach hinter sich lassen will. Sie lernt Angel kennen, eine Frau, die ebenfalls ein etwas verkorkstes Leben führt. Durch sie kommt sie mit Drogen in Berührung und wird langsam wirklich zu einem anderen Menschen.
Doch dann passiert etwas Tragisches und Emily wird gezwungen, ihr Geheimnis zu lüften …

Meine Meinung:
Den Anfang des Buches fand ich noch recht interessant. Was treibt eine Frau dazu, einfach aus ihrem scheinbar perfekten Leben auszubrechen und alles hinter sich zu lassen?
Dann richtet sich Emily so langsam in ihrem neuen Leben ein, in dem sie sich „Cat“ nennt. Sie lernt Angel kennen, eine Frau mit verkorkster Kindheit, die sie zu allerhand Straftaten (Drogen, Diebstahl) motiviert.
Mit den Protagonisten konnte ich mich eigentlich an keiner Stelle so richtig identifizieren. Die Handlungen, vor allem von Emily, wirken wenig realistisch.
In wechselnden Kapiteln, die manchmal zeitlich etwas wirr durcheinander laufen, erfahren wir alles über Emilys Vergangenheit, ihre Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Caroline, ihren Eltern und ihrem Ehemann Ben. Aber auch die Ereignisse, die sich parallel zu ihrem neuen Leben abspielen.
Und natürlich erfahren wir recht ausführlich, wie „Cat“ sich entwickelt und was sie so erlebt.
Schon recht früh, also noch in der ersten Hälfte des Buches, hatte ich das Gefühl, dass die Story nicht so richtig vorwärts kommt. Es war mir vieles zu detailliert und ich kam mir irgendwie „hingehalten“ vor. Das zog sich dann sehr lange, bis endlich wieder etwas Wichtiges passierte.
Ab diesem Zeitpunkt ist es dann vorbei mit Langeweile, es geht eher verwirrend weiter und manchmal fast im Zeitraffertempo. Die Ereignisse scheinen sich förmlich zu überschlagen, es gibt größere Zeitsprünge in die Zukunft.
Die Autorin spielt gern mit dem Ungesagten, mit der Phantasie des Lesers. Wir füllen bewusste Lücken mit unserer Version der Dinge, um kurz darauf eine völlig andere Realität vorgesetzt zu bekommen. Es mangelt also im Schlussteil nicht an Überraschungen und Wendungen.
Den Schreibstil fand ich sehr angenehm zu lesen, nur eben oft etwas zu ausschweifend.
Die Story wirkte leider recht konstruiert, auch wenn mir das Ende gut gefallen hat.

Fazit:
Leider empfand ich die Story streckenweise als zu langatmig und insgesamt war mir alles etwas zu sehr konstruiert.

Bewertung:
3pfoten

Waidwund von Max Stadler – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: ars vivendi verlag (30. September 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3869134747
ISBN-13: 978-3869134741

Über den Autor:
Max Stadler, Jahrgang 1981, studierte Sinologie, Geschichte und Skandinavistik in Berlin, Straßburg und Stockholm und arbeitet seit 2005 als literarischer Übersetzer. Er hat über 50 Bücher aus dem Englischen, Französischen und Schwedischen übertragen und veröffentlichte die gemeinsam mit Lucille Clauss verfassten Oberpfalzkrimis „Monatsend“ (2008) und „Waldverein“ (2010).

Der Buchrückentext:
Es dauerte einen Moment, bis die Synapsen in seinem Gehirn die richtigen Verknüpfungen herstellten. Vor ihm lag kein Reh, sondern etwas, das Klamotten anhatte. Vorsichtig, als wollte er es unbewusst vermeiden, auf verstreute Körperteile zu treten, umrundete er den rechten Flügel des Mähwerks. Mit der Hand stützte er sich auf der grünen Abdeckhaube ab, holte kurz Luft und blickte darunter. „Scheiße“, murmelte er.

Ein bayerischer Krimi, der die Grenzen des Regionalen sprengt: über Rache und Gerechtigkeitssinn, Neid und Selbstjustiz, Mitläufertum und Widerstand, die Oberpfalz und die ganze Welt.

Die Geschichte:
Ein wohlhabender, einflussreicher Landwirt wird grausam ermordet und ausgerechnet sein eigener Sohn findet einige Tage später die Leiche. An Verdächtigen mangelt es kaum, denn der Verstorbene war nicht gerade sehr beliebt. Die möglichen Motive reichen von Neid bis hin zu Vergeltung für diverse Umweltvergehen, die ihm vorgeworfen werden.
Der Polizist Leitner soll den Fall aufklären, aber auch er war nicht gerade ein Freund des Mordopfers, sondern steht auf der Seite der Umweltschützer. Es beginnt eine wilde Jagd, die nicht nur in den Wäldern der Oberpfalz stattfindet, sondern bis in die Weiten Afrikas reicht.
Es bleibt nicht bei einem Mord, denn der Racheengel hat eine größere Mission zu erfüllen …

Meine Meinung:
Da ich bekanntermaßen ein sehr tierlieber Mensch bin, war das Buch nicht immer einfach zu lesen. Aber das implizierte bereits der Titel: „Waidwund“ nennt man es, wenn ein Tier bei der Jagd nicht sofort getötet wird, sondern noch eine Weile verletzt überlebt. Das war aber nicht alles, was man an „Jägerlatein“ lernen kann in diesem Krimi.
Einen ausgleichenden Gegenpol zu den schießwütigen Jägern bilden allerdings die Umweltschützer, die auch oft zu Wort kommen.
Überhaupt findet sich sehr viel Kritik an den unterschiedlichsten Missständen in diesem Buch: das reicht vom Subventionswahnsinn der EU über angeblich so umweltfreundliche neue Energiekonzepte bis hin zur Flüchtlingspolitik. Aber auch Themen, die weit ab unserer bayerischen Heimat brisant sind, werden angeschnitten: zum Beispiel die grausame rituelle Beschneidung junger Mädchen in Afrika.
Die Geschichte greift auch extrem viele Klischees und Vorurteile auf, die manchem Leser reichlich übertrieben vorkommen könnten. Da muss ich allerdings widersprechen, denn wenn man in einem kleinen bayerischen Dorf aufgewachsen ist, dann weiß man, dass das leider traurige Realität ist. Oft steht hier einfach noch Misstrauen und Abneigung über jeglicher Toleranz, die man eigentlich für seine Mitmenschen aufbringen sollte.

Kommen wir zu den handelnden Personen, die – wie ich finde – sehr gut charakterisiert wurden. Da wäre natürlich als Hauptperson und Ermittler der Polizist Leitner: ein etwas zwiespältiger Mensch und eher ein Einzelgänger, für den es nicht nur Gut oder Böse gibt, sondern der auch gerne mal ein Auge zudrückt. Kein Beamter, der Dienst nach Vorschrift absolviert, sondern ein Mensch wie du und ich, der sich oft von seinen Gefühlen leiten lässt. Mir war er sehr sympathisch und ich würde mich freuen, wenn es weitere Bücher mit ihm geben würde.
Auch zu vielen der anderen Protagonisten kann man schnell eine Beziehung aufbauen – und nicht mal die „Bösen“ wirken uneingeschränkt unsympathisch … die Grenzen sind oft fließend, so dass man auch für manche Straftaten noch Verständnis aufbringen kann.

Max Stadlers Schreibstil hat mir sofort bestens gefallen. Er schafft eine lebendige Atmosphäre, egal ob in den heimischen bayerischen Gefilden oder im fernen exotischen Afrika.
Es steckt auch ein bisschen Ironie und Humor in der Geschichte und so mancher Dialog sorgt für ein Schmunzeln:
„Schau, unser Dorfarzt. Geht auch auf die Jagd. Drüben beim Hurler. Macht einen auf Politiker. Seine Tochter heißt Priscilla! Sag mal, wer nennt denn sein Kind Priscilla? Wenn du Pferde züchtest, und es kommt ein Einhorn raus, dann kannst du es Priscilla nennen!“ (Seite 61)

Anfänglich gibt es drei Handlungsstränge, die bald immer mehr miteinander verstrickt werden bis zum großen Finale. Einige grausame Szenen sind natürlich auch Bestandteil der Handlung, aber es geht nicht unnötig reißerisch ins Detail. Eine gewisse Spannung wird bereits anfangs mit dem Leichenfund aufgebaut und diese hält sich auch in Form einer sehr fesselnden Grundstimmung bis zum Schluss. Zwischendurch wirkt die Handlung mal etwas ruhiger, aber dann sorgt so manche Überraschung wieder für Wendungen, die auch für mich als erfahrenen Krimileser nicht vorhersehbar waren.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit authentischen Charakteren und Schauplätzen, der mich mit einer gut durchdachten Story und viel Gesellschaftskritik bestens unterhalten hat!

Bewertung:
4,5 Pfoten – ein halbe Pfote muss ich leider abziehen für „Troll“ … die Punker hätten ihn bestimmt gerne aufgenommen gegen eine entsprechende Spende! 🙂
4,5pfoten

Österreichische Küche RELOADED von Bernie Rieder – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 440 Seiten
Verlag: Braumüller Verlag (3. November 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3991001276
ISBN-13: 978-3991001270

Über den Autor:
Bernie Rieder, geboren im Burgenland, lernte bei den Spitzenköchen Reinhard Gerer in Wien sowie Roland Trettl und Eckart Witzigmann im Salzburger Hangar-7. Seine erste Stelle als Chefkoch trat er mit 21 in der Eselmühl in St. Margarethen (Burgenland) an. In Wien kochte er im Graf Hunyady und von 2006-2009 im Das Turm, aktuell im Restaurant Österreicher im MAK. Zuletzt erschienen: Oma.Koch.Buch
(Braumüller 2011)

Der Buchrückentext:
TRADITION RELOADED
Bernie Rieder interpretiert die österreichische Küche vom perfekten Schweinsbraten bis zum Backhendl im Basilikum-Holunderteig, vom Feuerfleck mit Erdäpfeln und Eierschwammerln bis zum Regenbogenforellen-Dim-Sum, vom klassischen Kaspressknödel bis zum Kipferlschmarrn mit Lemon Curd.
Innovativ, peppig, kreativ – so soll Kochen sein!

Meine Meinung:
Beginnen wir mal mit den Äußerlichkeiten, die hier auch recht bemerkenswert sind: fast 1,6 kg Gewicht bringt das dicke Buch auf die Waage. 440 Seiten, die durchgehend farbig bedruckt und mit zahlreichen Fotos versehen sind.
Das Cover ist in schlichtem Schwarz gehalten, keine Glanzeffekte, kein Prägedruck, kein Firlefanz. Schön einfach.
Was ich an den vielen Bildern sehr außergewöhnlich finde: es sind keine „auf perfekt getrimmten“ Fotografien, bei denen man hinterher immer etwas verzweifelt bemerkt, dass die eigenen Ergebnisse nie so schön aussehen. Es sind authentische Bilder, auf denen auch mal ein leicht verkohltes Backpapier zu sehen ist oder ein paar eingebrannte Flecken in der Auflaufform.
Auch toll finde ich die privaten Fotos von Bernie Rieder, teilweise mit seiner Familie. Das schafft irgendwie Nähe und Sympathie und lässt alles noch authentischer wirken.
Was ich nicht so schön fand: normalerweise riechen neue Bücher immer sehr gut. Echte Bücherfreaks wissen, wovon ich spreche! 🙂 Hier ist es leider eher so, dass das Buch (wohl durch die vielen verwendeten Druckfarben) eher unangenehm gerochen hat.

Dann zum Inhaltsverzeichnis: es erstreckt sich über sieben Seiten und eine Sparte enthält tatsächlich nur Schmarrn! 🙂
Ok, war Spaß … aber es stimmt sogar: in der Kategorie „SÜSSES“ findet man nur Schmarrn-Rezepte, die Liebhaber eher herzhafteren Essens werden dagegen fündig bei „GEMÜSE“, „KNÖDEL“, „NOCKERL & NUDELN“, „FISCH & CO“, „HENDL“, „REIS & CO“, „SCHWEIN“, „RIND“ oder „ERDÄPFEL“.

Schon an diesem Inhaltsverzeichnis erkennt man leichte Unterschiede zwischen deutschem und österreichischem Sprachgebrauch: bei uns heißen die „Erdäpfel“ natürlich Kartoffeln und das „Hendl“ meistens Hähnchen. Aber auch hier gibt es keine Probleme, denn alle Unklarheiten beseitigt das Glossar Österreichisch-Deutsch am Ende des Buches.

Für mich als Vegetarier sind auch relativ viele brauchbare Rezepte enthalten, aber insgesamt ist es doch eher ein Kochbuch für „Allesfresser“. Manches kann man auch etwas abwandeln, so dass es vegetariertauglich wird. Veganern dagegen würde ich vom Kauf eher abraten.

Die verwendeten Zutaten sind meistens im normalen Haushalt vorhanden oder leicht zu beschaffen. Es sind alltagstaugliche Rezepte ohne großen „Schnickschnack“, aber trotzdem raffiniert. Sehr viele Gerichte sind einfach und schnell zuzubereiten. Sehr schön finde ich auch die vielen Grundrezepte, die man dann nach Belieben verfeinern und dem eigenen Geschmack anpassen kann.

Fazit:
Ein Kochbuch mit einer sehr großen Auswahl an Gerichten, für Vegetarier fallen einige Kategorien leider aus. Aber der Rest bietet noch genug gute Rezepte, die alltagstauglich und oft auch sehr schnell zuzubereiten sind.

Bewertung:
4pfoten