DER ZEITDIEB von Terry Pratchett – Meine Rezension …

Audio CD
Verlag: Random House Audio in Verlagsgruppe Random House GmbH (7. Oktober 2002)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3898304191
ISBN-13: 978-3898304191
Originaltitel: The Thief of Time
Übersetzer: Andreas Brandhorst
Autor: Terry Pratchett
Sprecher: Dirk Bach

Die Geschichte:
Schon einmal in der Geschichte Ankh-Morporks haben die gefährlichen Revisoren die Zeit angehalten und damit eine Menge Chaos veranstaltet. Geschichtsmönche mussten die Vergangenheit neu schreiben, es wurde viel geflickt und zusammengeschustert. Doch noch einmal wäre so ein Desaster nicht mehr zu reparieren. Doch genau dieses Szenario droht der Scheibenwelt nun. Die Revisoren sind zurück und haben eine neue Uhr in Auftrag gegeben, mit der sie die Zeit anhalten werden, um endlich Ordnung in das Chaos zu bringen.
TOD schickt den Rattentod zu seiner Enkelin Susanne, um ihr von der bevorstehenden Gefahr zu berichten. Sie soll die Revisoren aufhalten. Der Kehrer Mönch „Lu-Tze“, sein Schüler Lobsang und einige andere Scheibenweltbewohner stehen ihr bei. Doch auch TOD ist nicht untätig: er aktiviert seine Reiter der Apokalypse. Hilfe kommt auch noch von unerwarteter Seite – und wer hätte außerdem gedacht, dass Pralinen so eine wirksame Waffe sind?

Meine Meinung:
Anfangs war die Geschichte etwas verwirrend, was aber auch daran liegen kann, dass ich sie nicht selbst gelesen habe, sondern der wunderbaren Stimmenvielfalt von Dirk Bach gelauscht habe.
Im Laufe der Zeit fügt sich aber alles zusammen und ergibt Sinn bis zum gelungenen Ende.

Wer die Geschichten des leider bereits verstorbenen Terry Pratchett noch nicht kennt, der hat wirklich etwas verpasst. Er schreibt sehr ironisch-humorvoll, hat sich eine wunderbar skurrile Welt mit noch durchgeknallteren Bewohnern ausgedacht. Viele der Figuren (wie den TOD und seine Enkelin) habe ich schon länger ins Leserherz geschlossen, aber es tauchen auch immer wieder neue, sympathische Charaktere auf. Nur der „Baby-Abt“ hat mich etwas genervt mit seinem Gebrabbel. 🙂

Wie immer steckt auch etwas Kluges und Sinnhaftes hinter den phantastischen Geschichten von Terry Pratchett. Hier fand ich die Revisoren sehr interessant, die ja eigentlich eher so etwas sind wie seelenlose Maschinen, die nur ihre Regeln und ihre Ordnung kennen. Doch eine von ihnen bricht aus und verändert sich. Das wurde sehr gut dargestellt und ich fand sie total liebenswürdig.

Fazit:
Die Story ist witzig, klug und auch ein bisschen spannend. Mich hat das Hörbuch – vor allem auch wegen Dirk Bachs Sprecherleistung – prima unterhalten.

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 52 ab.

UNERBITTLICH von James Patterson – Meine Rezension …

Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (15. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 344248345X
ISBN-13: 978-3442483457
Originaltitel: Mistress
Übersetzer: Helmut Splinter
Autor(en): James Patterson / David Ellis

Die Geschichte:
Benjamin Casper ist Chef einer Onlinezeitung und außerdem ein sehr vermögender Technikfreak. So wundert er sich nicht, als ihn seine Bekannte Diana darum bittet, in ihrer Wohnung einige Überwachungskameras anzubringen. Kaum hat er diesen Auftrag erledigt und das Haus heimlich über die Feuertreppe verlassen, sieht er, wie Diana von ihrem Balkon in den Tod stürzt. Sie muss kurz nach seinem Verschwinden nach Hause gekommen sein, aber ihm kommt die Sache sehr komisch vor.
Als er später noch einmal die Wohnung betritt, sind seine Kameras plötzlich verschwunden. Ein Bekannter bei der Polizei teilt ihm mit, dass die CIA die Ermittlungen im Todesfall „Diana Hotchkiss“ an sich gerissen hat. Alles wird zunehmend mysteriöser. Und dann versuchen Unbekannte auch noch, Benjamin zu töten. Zunächst soll alles wie ein Unfall aussehen, doch als dieser Anschlag misslingt, greifen seine Gegner zu drastischeren Maßnahmen.
Benjamin wird zum Gejagten und er begreift immer mehr, dass einflussreiche und unerbittliche Mächte hinter ihm her sind. Doch warum?

Meine Meinung:
Fast alles in dieser Geschichte dreht sich um Hauptperson und Erzähler Ben Casper.
Ben hatte keine leichte Kindheit: mit nur acht Jahren verlor er unter mysteriösen Umständen seine Mutter und zu seinem Vater hatte er keine besonders liebevolle Beziehung.
In Stresssituationen neigen seine Gedanken dazu, sich irgendwie zu verselbständigen: alle möglichen Filmzitate und -szenen kommen ihm in den Sinn, zwischendurch auch gerne mal einige Songs oder Gedichte. Und vor allem die amerikanischen Präsidenten und deren Geschichten haben es ihm angetan. An diese ständigen Exkursionen, die natürlich immer an den Stellen auftauchten, an denen es für Ben brenzlig und für den Leser spannend wurde, musste ich mich erst gewöhnen. Sie bewirken schon einen gewissen Bruch im Lesefluss und irgendwann bin ich dazu übergegangen, sie auch mal großzügig zu überspringen.

Es handelt sich ja hier um einen Thriller und somit klammere ich mal die Frage nach der absoluten Glaubwürdigkeit aus, denn darum geht es in solch einem Buch nicht wirklich. Solange es keine echten Logikfehler gibt, darf es hier schon einmal etwas utopisch und übertrieben zugehen. Wichtig ist, dass die Story spannend und actionreich ist – und das ist sie absolut.
Am Anfang geht es noch recht gemächlich zu, aber bald steckt Ben in einer atemlosen Katz- und Maus-Jagd, die mich so fesselte, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Die kurzen Kapitel, die meistens nur 2 – 3 Seiten umfassen, sorgen zusätzlich für Tempo, obwohl nicht einmal die Schauplätze wechseln. Wir bleiben eigentlich immer bei Ben, andere Sichtweisen auf die Geschichte gibt es nicht, aber das fehlte mir auch nie.

Viele Überraschungen und Wendungen machen diesen Thriller zu einem echten Pageturner. Ben wurde mir auch bald recht sympathisch, wenn man sich erst einmal an seine Macken gewöhnt hat. Auch einige seiner Bekannten fand ich sehr nett und ich habe mit allen mitgefiebert und ihnen ein gutes Ende gewünscht. Leider war das nicht in allen Fällen mit Erfolg gekrönt. Aber trotz einiger Opfer geht es niemals unnötig blutig zur Sache.
Die Spannung entsteht viel mehr aus der permanent angespannten Verfolgungssituation, der Benjamin ausgesetzt ist. Und natürlich aus der Übermacht der Gegner, die über Möglichkeiten verfügen, die einem wirklich den Angstschweiß auf die Stirn treiben können. Und das, obwohl Ben ja selbst nicht gerade ein „normaler“ Kerl ist: er hat ein enormes finanzielles Polster, viele Kontakte und sogar ein eigenes Flugzeug. Doch all das nutzt ihm wenig, denn er hat sich – entgegen aller Warnungen und Drohungen – dazu entschlossen, eine Verschwörung von internationaler Tragweite aufzudecken.

Fazit:
Ein atemloses, actionreiches Katz- und Mausspiel zwischen einem einzelnen Mann und übermächtigen Gegnern – spannend und fesselnd bis zur letzten Seite.

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 59 ab.

APRIKOSENKÜSSE von Claudia Winter – Meine Rezension …

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (15. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442483905
ISBN-13: 978-3442483907
Autorin: Claudia Winter

Die Geschichte:
Die Restaurantkritikerin Hanna lebt nur für ihre Arbeit und so ist es nicht verwunderlich, dass sie sogar während ihres Italienurlaubs mehr Zeit an ihrem Laptop verbringt als in der schönen Natur. Ein Essen in einem eigentlich sehr schönen toskanischen Gutshof ist ihr dabei in besonders schlechter Erinnerung geblieben und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Ausgerechnet im Berliner Wartezimmer eines Herzspezialisten liest Fabrizio seiner Großmutter Giuseppa die vernichtende Kritik über ihr Restaurant vor – mit tödlichen Folgen. Auch für Hanna hat die Sache ein Nachspiel: Fabrizio reicht Klage ein und will ihren Kopf rollen sehen.
Als Hanna dann auch noch versehentlich die Urne mit Giuseppas Asche stielt, ist die Angelegenheit klar: sie muss persönlich nach Italien reisen und die Sache in Ordnung bringen. Doch mit dem, was sie in der wunderschönen Toskana erwartet, hat sie nicht gerechnet … bald steht sie im Mittelpunkt des ganzen Dorfes und alles versinkt im (Gefühls-)Chaos …

Meine Meinung:
Als kleine Abwechslung zwischen blutrünstigen Thrillern und Krimis lese ich ganz gerne auch einmal Lektüre, die zu Herzen geht. Wichtig ist dabei, dass es niemals zu schnulzig wird und dass Bettszenen angenehm kurz abgehandelt werden. Das alles hat Claudia Winters Roman perfekt erfüllt.

Hanna ist eine Protagonistin, die man nicht sofort sympathisch finden muss, denn ihre Entwicklung ist ja ein wichtiger Bestandteil der Story. Im Laufe der Zeit wirkt sie aber immer liebenswürdiger und steht damit schnell auf einer Stufe mit vielen anderen Figuren, die ich trotz oder wegen ihrer leicht verrückten Art gleich mochte: Lucia (Fabrizios Schwägerin), einige andere Gutshofbewohner, Claire (Hannas Freundin) und noch eine Menge weiterer Charaktere, die Claudia Winter mit viel Liebe zum Detail und mit einem hohen Maß an Authentizität gezeichnet hat.

Gleichermaßen liebevoll und geradezu atmosphärisch beschreibt die Autorin die Schauplätze der Handlung, die meist in der schönen Toskana zu finden sind. Zirpende Zikaden, duftende Aprikosen an den Bäumen, traumhafte Sonnenaufgänge über sanften, grünen Hügeln – und mittendrin ein Gutshof mit langer Tradition und frechen Hühnern.

Natürlich ist die Geschichte vorhersehbar, aber trotzdem habe ich oft mitgezittert, wenn durch eine weitere Wendung das Happy End wieder in weite Ferne rückte. Es ist kein leichter Weg dahin, sondern ein mit Geheimnissen, Intrigen und vielen seltsamen Zufällen gespickter Hürdenlauf, den Hanna und Fabrizio hier zu absolvieren haben.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen und der lebendige, humorvolle Schreibstil macht es schwer, es wieder aus der Hand zu legen. Dieses Auf und Ab der Gefühle mit vielen „Dolce Vita“-Momenten empfehle ich gerne weiter!

Fazit:
Urlaubsfeeling und Lust auf gutes Essen sind nur zwei Folgen dieses unterhaltsamen Romans, tatsächlich bietet er aber auch noch sympathische Charaktere, ein bisschen Spannung und viele Emotionen. Genau das Richtige für ein gemütliches Kuschel-Lesewochenende.

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 26 ab.

ÜBER ARBEITEN UND FERTIGSEIN von Marc-Uwe Kling, Sebastian Lehmann, Julius Fischer & Maik Martschinkowsky – Meine Rezension …

Broschiert: 144 Seiten
Verlag: Verlag Voland & Quist; Auflage: 1 (1. Dezember 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 386391113X
ISBN-13: 978-3863911133
Autoren: Marc-Uwe Kling, Sebastian Lehmann, Julius Fischer & Maik Martschinkowsky

Beschreibung (Buchrückentext):
Dieses Buch vereint einige der folgenreichsten Texte des real existierenden Humors. Mit Geschichten von Marc-Uwe Kling, Julius Fischer, Sebastian Lehmann und Maik Martschinkowsky.
Ausgewählt und überarbeitet von Marc-Uwe Kling, Julius Fischer, Sebastian Lehmann und Maik Martschinkowsky.
Ein Buch nicht nur für Handwerker, Kängurus, Heldinnen, Eltern, Arbeitslose, Touristinnen, Vegetarier, Punks, Fahrkartenkontrolleure und Piccoloflötistinnen.

Meine Meinung:
Ok, ich gebe es zu: das Buch habe ich vornehmlich gekauft, weil ich auf Känguru-Entzug war. Als Fan des großmäuligen Beuteltiers hoffe ich, dass Marc-Uwe der Trilogie endlich einen vierten Teil anfügt – das ist unlogisch … und genau deshalb wäre es so passend!

Aber nach dem Genuss dieses Büchleins muss ich sagen, dass ich jetzt noch drei weitere Autoren kennengelernt habe, deren weitere „Werke“ ich auf jeden Fall auch noch lesen bzw. hören will. Jeder ist auf seine Art und Weise sehr humorvoll, wenn auch die einzelnen Geschichten natürlich nicht immer gleichermaßen witzig waren. Das ist aber wohl bei jeder Kurzgeschichtensammlung so: nicht jeder Leser kann alles lustig finden, aber die gute Mischung macht´s.

Alle vier nehmen ihre individuellen Rollen ein: Marc-Uwe ist der Star der Truppe, der kleine Sebastian ist der Kindliche, Maik ist der körperbewusste Vegetarier und Julius wird als der unscheinbare Dicke beschrieben. Klingt jetzt nicht so freundlich, aber die überspitzten Charakterisierungen ziehen sich durch sämtliche Geschichten und sorgen allein schon für einige Lacher.

Alle möglichen Themen des täglichen Lebens werden einbezogen und auch der Blick in die Vergangenheit darf nicht fehlen. Sehr lustig sind auch immer die Begegnungen mit den eigenen Eltern, die Sebastian sehr genial beschreibt.
Das Känguru kommt natürlich auch zu Wort und erfreut uns wieder mit neuen Geschäftsideen, bringt Priester zum Weinen und diskutiert mit Marc-Uwe über die Welt.

Fazit:
Viel Schönes dabei! 🙂
Vier humorvolle Autoren bieten beste Unterhaltung mit verschiedenen Kurzgeschichten, die im Durchschnitt sehr witzig sind. Außerdem gibt es Neues vom Känguru!

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 5 ab.

SKARGAT – DER PFAD DES SCHWARZEN LICHTS von Daniel Illger – Meine Rezension …

Broschiert: 568 Seiten
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1 (21. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 360894642X
ISBN-13: 978-3608946420
Über den Autor: Daniel Illger, geboren 1977, hat an der Freien Universität Berlin promoviert und arbeitet als Film- und Literaturwissenschaftler. »Skargat« ist sein Debütroman.

Die Geschichte:
Der junge Mykar wird von allen nur „Skargat-Kind“ genannt, was so viel bedeutet wie bei uns früher ein „Wechselbalg“: ein Kind, das angeblich verflucht sein soll und deshalb von der Gesellschaft ausgeschlossen wird.
Nur ganz wenige Menschen halten noch zu Mykar, unter anderem auch Cay und dessen Vater. Als eines Tages ein furchtbarer Mord geschieht, sind sich alle einig: das Skargat-Kind hat das Mädchen umgebracht und dafür rächen sie sich grausam an ihm.
Von allen seit Jahren für tot gehalten, taucht Mykar allerdings später wieder auf. Es gab wieder einen folgenschweren Mord und diesmal ist es Cay, der deshalb angeklagt wird. Mykar will alles unternehmen, um seinem Freund zu helfen. Auf seiner Mission begegnet er der skurrilen Magd Scara und deren Herrn Justinius. Das Trio zieht schließlich gemeinsam weiter und legt sich mit allen möglichen und unmöglichen Geschöpfen an …

Meine Meinung:
Das Buch ist der erste Teil einer Reihe, was auch das sehr offene Ende erklärt. Aber wenn einem das vorher schon bewusst ist, dann ist man hinterher nicht so enttäuscht. Für Nachschub soll auch bald gesorgt sein: voraussichtlich wird der zweite Teil im Herbstprogramm vorgestellt.

Daniel Illger hat hier eine Fantasywelt erschaffen, die mir so bisher noch nirgends begegnet ist. Manchmal hat es mich mich eher an einen Horrorroman erinnert, denn ein wesentlicher Bestandteil ist die Geisterwelt. Es gibt also eine Welt der Lebenden und die Welt der Toten – und es gibt die „Schatten“, die zwischen beidem liegen. Etwas verwirrend war dabei manchmal, dass selbst normale Menschen sich in der Geisterwelt bewegen können. Wobei aber noch nicht ganz sicher ist, ob Mykars Gefährten überhaupt „normale“ Menschen sind: über Scara gibt es Gerüchte, dass sie eine Hexe sein könnte. Die später zur Truppe stoßende Vanice ist auch ein sehr geheimnisvoller und sympathischer Charakter, die noch viele Geheimnisse birgt, die wohl erst im nächsten Teil näher beleuchtet werden.
Justinius ist ein schwieriger Typ: einerseits hat er ein großes Herz, andererseits ist manchmal ein echter Faulpelz und Sprücheklopfer. Auf jeden Fall ist er ziemlich amüsant, besonders im Umgang mit Scara.
Sehr sympathisch ist außerdem eine weitere wichtige Figur: Schlappi, der Esel.
Aber kommen wir endlich zur Hauptfigur: Mykar. Auch nach Beendigung des ersten Bandes kann ich ihn noch immer nicht richtig einschätzen. Grundsätzlich ist er aber auch ein sehr liebenswürdiger Charakter, der viel für seine Lieben riskiert. Es ist nicht wirklich klar, welcher Welt er angehört, er wandelt eher in den Schatten, also zwischen den Lebenden und den Toten.

Sehr beeindruckend fand ich stellenweise die Schauplätze, vor allem die Welt der Leichenfresser. Ansonsten kommt die Welt der Menschen eher unspektakulär daher und unterscheidet sich nicht sehr von denen in anderen Fantasyromanen. Man reitet auf Pferden, bekriegt sich mit Schwertern und lebt auch sonst wie bei uns etwa im Mittelalter.
An fantastischen Geschöpfen begegnen uns beispielsweise Hexen, Dämonen, Zombies, Geister und Gespenster.

Der Schreibstil ist gut zu lesen, an manchen Stellen aber etwas zu ausführlich. Es kam zu leichten Längen, die in der zweiten Buchhälfte nicht mehr so spürbar waren als noch zu Anfang. Mir hat der Humor sehr gut gefallen, der vor allem zutage tritt, wenn es um Justinius und Scara geht. Die Dialoge zwischen den beiden wirken manchmal einfach nur absurd. Was mich allerdings etwas gestört hat, das war die stellenweise sehr unflätige Ausdrucksweise von Justinius, der mit wenig altertümlichen Schimpfworten um sich wirft, die für mich nicht zum ganzen Szenario passen wollten.

Insgesamt hat mich das Buch aber bestens unterhalten und sehr neugierig gemacht auf den nächsten Teil, der hoffentlich einige offene Fragen und Rätsel lösen wird.

Fazit:
Ein humorvolles Fantasybuch ohne Elfen und Zwerge, dafür mit vielen Geistern und einigen skurril-sympathischen Protagonisten, mit denen man gerne mitfiebert.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 25 ab.

MACHT von Karen Duve – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Galiani-Berlin (18. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 386971008X
ISBN-13: 978-3869710082
Autorin: Karen Duve

Die Geschichte:
Wie sieht es wohl in Hamburg im Jahr 2031 aus? Karen Duve zeigt uns ein mögliches Szenario, in dem sie die Probleme von heute konsequent auf die Spitze treibt. Die Klimaerwärmung sorgt für ständige Rekordtemperaturen, in der Natur setzen sich genmanipulierte Pflanzen durch, die Menschheit verdummt langsam und dank einer Verjüngungspille sind die „Alten“ wieder top in Form und laufen dem dämlichen Nachwuchs den Rang ab. Naja, immerhin so lange bis der Krebs zuschlägt, denn die Wunderpille hat natürlich ordentlich Nebenwirkungen.
Mitten in dieser ohnehin nicht so schönen Vision lernen wir Sebastian Bürger kennen, der eigentlich Ende 60, aber dank der Pille eher in seinen Dreißigern ist. Seine beiden Kinder schiebt er meist zur Oma ab, denn am liebsten ist er doch unbeobachtet zu Hause, schließlich hält er seit ein paar Jahren seine Frau im Keller gefangen.
Als Ich-Erzähler lässt er uns an seinen nicht sehr konsequenten Gedankengängen teilhaben und wir dürfen ihn für einige Wochen im Alltag begleiten …

Meine Meinung:
Dieses Buch hinterlässt sehr zwiespältige Gefühle bei mir. Einerseits kann ich die Kritikpunkte, die Karen Duve hier eingebracht hat, zum Großteil bestens nachvollziehen, aber andererseits gefällt mir die Art und Weise, wie sie das vermittelt hat, leider überhaupt nicht.

Auf mich wirkte das Ganze wie eine extrem dünne Story, die mit sehr viel Kritik, Sex- und Gewaltszenen zu einem ganzen Buch aufgeblasen wurde. Es geht eigentlich „nur“ um Sebastian, der bei einem Klassentreffen seine Jugendliebe wieder trifft, während er in seinem Keller seine Frau misshandelt. Ohne das Ende verraten zu wollen, ist das im Groben die ganze Geschichte, die noch mit ein bis zwei Sätzen vervollständigt werden kann.
Drumherum erfahren wir unter anderem viel über technische Errungenschaften, den medizinischen Fortschritt (wenn man ihn als solchen bezeichnen möchte), die politische Lage im In- und Ausland und den Zustand der Natur. Manches wiederholt sich und oft überschreitet die Autorin für meinen Geschmack die Grenze zur Übertreibung. So beschreibt sie beispielsweise seitenlang Tierquälereien und ich habe mich wirklich gefragt, wem das nützen soll. Wer Tiere töten und essen will, der wird sich damit nicht davon abbringen lassen. Für mich (schon seit Jahren Vegetarier und sich des weltweiten Tierleids absolut bewusst) waren diese Gewalt- und Ekelorgien einfach nur überflüssig und total widerlich.
Genau so überflüssig fand ich auch die Szenen, die man annähernd als „Gewaltporno“ beschreiben könnte. Eigentlich wollte ich nach so einem Kapitel das Buch bereits abbrechen, aber ich habe dann doch bis zum Ende durchgehalten, um mir eine abschließende Meinung bilden zu können.
Gelohnt hat sich das Durchhalten eigentlich nur, weil eine überraschende Wendung wenigstens noch etwas Versöhnliches zum Vorschein brachte. Und auch das Ende kam irgendwie beinahe „weichgespült“ daher, wenn man die vorangehenden Seiten voller Gewalt und Widerlichkeiten bedenkt.

Die titelgebende Macht findet sich natürlich häufig im Buch wieder. Leider zu viel davon in Sebastians Leben, das doch größtenteils sehr austauschbar ist mit den Biografien anderer irrer Typen, die Menschen verschleppen und gefangen halten. Aus den durchaus berechtigten Kritikpunkten hätte man wohl mehr machen können. Es ist aber meiner Meinung nach nur ein männerverachtender Roman mit zu viel Gewalt und Sex draus geworden.
Humorvolle Stellen musste ich mit der Lupe suchen, denn der unsympathische Protagonist sorgte dafür, dass auch vermeintlich ironisch-witzige Szenen nicht so gut ankamen.

Das war leider so gar nicht mein Buch, aber Geschmäcker sind ja glücklicherweise verschieden. Da ich die Kritikpunkte aber fast allesamt gut nachvollziehen kann, vergebe ich noch gute 3 Sterne.

Fazit:
Wer sich an überspitzten Gewaltdarstellungen nicht stört, kann das Buch gerne lesen. So richtig empfehlen kann ich es aber leider nicht.

Bewertung:
3pfoten

BITTERSWEET von Miranda Beverly-Whittemore – Meine Rezension …

Taschenbuch: 418 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (7. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3458360700
ISBN-13: 978-3458360704
Originaltitel: Bittersweet
Übersetzerin: Anke Caroline Burger
Autorin: Miranda Beverly-Whittemore

Die Geschichte:
Wenn sie sich nicht auf dem College ein Zimmer teilen müssten, dann wären sich Mabel und Genevra (Ev) wohl niemals begegnet. Mabel stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen, ihre Eltern betreiben eine chemische Reinigung. Ev dagegen ist eine „Winslow“ und ihre Familie kann man getrost als reich bezeichnen.
Man kann die beiden Mädchen nicht wirklich als Freundinnen bezeichnen, aber sie verstehen sich ganz gut. Umso überraschender kommt es für Mabel, dass Ev sie einlädt, in den Sommerferien mit ihr auf dem Landsitz ihrer Familie zu wohnen.
Ev bekommt dort zur Volljährigkeit ihr eigenes kleines Häuschen, das den Namen „Bittersweet“ trägt. In Vermont verbringen die Mädchen unbeschwerte Stunden am Strand, feiern mit der Familie und natürlich gibt es auch mehr oder weniger positive Begegnungen mit diversen Jungs. Doch Mabel lernt auch die dunkle Seite kennen: Streitigkeiten innerhalb der Familie, die ihren Ursprung anscheinend weit in der Vergangenheit haben. Die etwas exzentrische Tante Indo bittet Mabel, sich alten Dokumenten zu widmen und das Geheimnis der Winslows zu lüften.
Was wird sie wohl finden und ist sie bereit, ihr Wissen preiszugeben?

Meine Meinung:
Zunächst beginnt alles noch recht ruhig mit einem Einblick in den Schulalltag von Mabel und Ev, doch spätestens mit der Ankunft in Winloch, dem Landsitz der Winslows, wird es spannend.
Eine gewisse fesselnde Grundstimmung besteht sowieso von Anfang bis Ende, denn immer wieder werden gewisse Dinge angedeutet, die neugierig machen.

Sehr schön fand ich die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, die durchaus für Urlaubsstimmung beim Lesen sorgen können. Die Autorin schafft eine lebendige Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Man spürt die Sonne auf der Haut, die Kieselsteine unter den Füßen, das schaukelnde Wasser beim Bootfahren, man hört die bellenden Hunde, die zwitschernden Vögel und den heulenden Wind während eines Sturms.

Die Charaktere wirken ebenso authentisch wie die Schauplätze: mit sehr viel Liebe zum Detail beschreibt die Autorin die Familienmitglieder und deren jeweilige Wohnsituation, die gewisse Eigenschaften der Figuren noch unterstreicht.
Mabel ist kein uneingeschränkt sympathischer Charakter, denn man spürt immer, dass sie irgendetwas verbirgt. Doch am Ende mochte ich sie schon, denn dann wird so einiges klar.
Ev ist noch schwieriger, denn bei ihr merkt man häufig, dass sie einfach ein verwöhntes, reiches Mädchen ist. Ihr Umgang mit anderen Menschen ist nicht immer sehr freundlich und deshalb war sie auch nicht mein Favorit.
Am liebsten mochte ich John und seine Hündin Abby, außerdem noch Evs jüngere Schwester Luvinia und deren stillen Freund. Es gibt also durchaus echte Sympathieträger in der Story und das ist auch nötig, um richtig mitfühlen zu können.

Mir hat die Geschichte wirklich sehr gut gefallen, denn besonders in der zweiten Buchhälfte sorgen überraschende Wendungen immer wieder für echte Spannung. Bestens durchdacht wird uns hier ein altes Geheimnis präsentiert und am Ende bleibt nur noch die Frage, was die Beteiligten daraus machen.
Die letzten Seiten fand ich super gelungen, man erhält sogar noch einen Einblick in die Zukunft der Figuren. Ein sehr stimmiger Abschluss für eine fesselnde Familiengeschichte.

Fazit:
Eine spannende Geschichte mit vielen Wendungen und Überraschungen, deren Ende mich vollends überzeugt hat.

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 38 ab.

HOLLYWOOD STATION von Joseph Wambaugh – Meine Rezension …

Audio CD
Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Audio); Auflage: 1. Auflage (13. Mai 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3785734476
ISBN-13: 978-3785734476
Autor: Joseph Wambaugh
Sprecher: Simon Jäger

Die gesamte „Hollywood“-Reihe:

Die Geschichte:
Wir begleiten eine ganze Polizeitruppe in Los Angeles bei ihrer Arbeit, genauer gesagt die Mitarbeiter der Hollywood Station. In der Gegend der Reichen und Schönen geht es alles andere als harmlos zur Sache: Raubüberfälle, Prostitution, Diebstähle, Mord und Betrügereien sind an der Tagesordnung.
Ein Obdachloser beobachtet ein paar Junkies dabei, wie sie Post stehlen. An anderer Stelle wird ein Juwelier überfallen und wertvolle Diamanten geraubt. Dann bekommen es die Hollywood-Cops auch noch mit einem Überfall auf einen Geldtransporter zu tun. Die Spuren führen unter anderem zur Russenmafia, doch bis zur Aufklärung der Verbrechen ist es noch ein langer Weg …

Meine Meinung:
Bisher hatte ich noch nichts von Joseph Wambaugh gehört oder gelesen und so habe ich mich erst einmal etwas informiert über diesen Autor. Er war früher selbst Polizist und er schreibt beeindruckend reale Krimis, in denen sich fast alles um den Arbeitsalltag der Cops dreht.

So geht es auch in „Hollywood Station“ hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit, bei der wir die verschiedenen Charaktere begleiten dürfen.
Die Figuren wirken sehr authentisch und interessant. Ihre Eigenheiten und die zwischenmenschlichen Aspekte machen das Ganze noch realistischer. Einige Charaktere mochte ich lieber als andere, besonders zwei Frauen außerhalb der Polizei fand ich sympathisch. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die Story für die beiden ein sehr schönes Ende nahm.

Fast so ausführlich wie die Polizisten lernen wir auch die übrigen Mitwirkenden kennen: Zivilisten, Obdachlose und Gauner jeglicher Größenordnung. Die Flucht vor bissigen Hunden, die tägliche Jagd nach Drogen, Erpressung und gegenseitiges Misstrauen – das sind nur einige der Probleme, die sie bewältigen müssen.
Alles wird sehr lebensnah und immer mit einem gewissen Maß an Spannung erzählt. Stellenweise wird es auch etwas actionreicher, aber meistens geht es eher ruhig zu.

Das Hörbuch hat mich gut unterhalten. Simon Jäger hat den verschiedenen Charakteren individuelle Stimmen geliehen. Das Ende war gleichzeitig traurig und tröstlich, wirklich sehr gut geschrieben!

Fazit:
Ein unterhaltsamer, spannender Krimi, der den Polizeialltag sehr lebensnah und ausführlich schildert.

Bewertung:4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 3 ab.

DIE DRITTE STIMME von Cilla & Rolf Börjlind – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: btb Verlag (10. November 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442753945
ISBN-13: 978-3442753949
Originaltitel: Den tredje rösten
Übersetzerin: Christel Hildebrandt
Über die Autoren: Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Sie sind unter anderem verantwortlich für zahlreiche Martin-Beck-Folgen sowie für die viel gepriesene Arne-Dahl-Serie. Ihr Markenzeichen sind starke Charaktere und eine stringente Handlung. „Die Springflut“ ist der Start einer Serie um die angehende Polizistin Olivia Rönning.

Die gesamte bisherige Rönning & Stilton – Reihe:

Die Geschichte:
Eine blinde Frau wird in Frankreich brutal ermordet und ihre zerstückelte Leiche in einem Waldstück vergraben. Niemand sollte sie je finden, doch der Wunsch des Täters geht nicht in Erfüllung …
In Schweden liest Abbas in einer französischen Tageszeitung etwas über den Mord und erkennt die Frau wieder. Er reist mit Ex-Kommissar Tom Stilton nach Marseille, um selbst Nachforschungen anzustellen.
Währenddessen ist auch Olivia, die inzwischen ausgebildete Polizistin ist, wieder einmal auf Spurensuche. Ein Nachbar ihrer Mutter hat sich erhängt und ausgerechnet seine Tochter Sandra hat die Leiche gefunden. Das nun elternlose Mädchen ist schwer geschockt und Olivia erkennt viele Parallelen zu ihrem eigenen Schicksal.
Als Olivia noch einmal das Haus betritt, in dem der Selbstmord geschah, kommt ihr einiges komisch vor. Unter anderem fehlt ein Laptop, den sie eigentlich für Sandra hätte holen sollen.
Bald geht die Polizei von einem Tötungsdelikt aus und möglicherweise hat die Arbeit des Opfers etwas damit zu tun: er hat in der Zollbehörde intern wegen eines Drogendiebstahls ermittelt.

Meine Meinung:
Vom ersten Teil der Reihe war ich ja extrem begeistert und so ging ich natürlich mit hohen Erwartungen an den Folgeband. Komischerweise konnte mich dieser leider nicht so überzeugen und ich frage mich, warum das so ist.
Der Schreibstil erschien mir irgendwie anders, nicht mehr so gut wie vorher. Viele Rezensenten drücken ja häufig ihren Unmut über ungelungene Übersetzungen aus, die den Lesespass an manchen Büchern schmälern würden. Darüber hatte ich mir vorher noch niemals so wirklich Gedanken gemacht, aber in diesem Fall hier wäre es eine mögliche Erklärung, denn Band 1 hatte einen anderen Übersetzer.
Jedenfalls sind mir häufige Wortwiederholungen aufgefallen, die so manche Abschnitte fast etwas plump wirken lassen. Mit ein paar Synonymen hätte man da sprachlich vieles retten können. Ein Beispiel aus einem Dialog:
„Nein. Aber er hätte mich nicht in dieser Form angerufen, wenn es sich nicht um etwas Ernstes gehandelt hätte. Außerdem schien er unter Druck zu stehen. Ich habe ihn gefragt, ob er unter Druck stehe, und das hat er mir bestätigt.“ Seite 160

Auch die Charaktere wirkten im Allgemeinen auf mich nicht mehr ganz so liebenswürdig wie noch im Vorgängerbuch. Die Stammbesetzung hat sich natürlich schon einen festen Platz im Leserherz erobert und es kam noch eine weitere Person hinzu, die ich gern mag: Luna, die neue Vermieterin von Tom. Aber ansonsten konnte mich das Geschehen emotional nicht so mitreißen wie gewohnt.

Die Story wird wieder in vielen Handlungssträngen mit häufigen Szenenwechseln erzählt. Das sorgt dafür, dass keine Längen aufkommen und die Spannung immer präsent ist. Man kann auch allem sehr gut folgen und bald erste Zusammenhänge erkennen. Einiges kam sehr überraschend, besonders am Ende passierte etwas, womit ich so nicht gerechnet hätte. Die Fälle werden schlüssig aufgeklärt, man erfährt aber über die Folgen oder weiteren Schritte nicht mehr viel. Genauso offen bleibt auch der Ausgang des persönlichen Rachefeldzugs von Tom.

In die Handlung wurden auch wieder einige sozial- und gesellschaftskritische Themen eingeflochten. Das fand ich ganz gut. Wir erfahren aber auch vieles aus Toms und Abbas‘ Vergangenheit – und auch von Olivia gibt es Neues. Sie hat sich eine Auszeit genommen und war in dieser Zeit im Ausland auf den Spuren ihrer Eltern unterwegs.

Für Fans der Serie gehört das Buch natürlich zum Pflichtprogramm. Für Neuleser stelle ich mir das Ganze sehr schwer vor, denn die Erlebnisse in Band 1 sind doch extrem wichtig für das Verständnis vieler Dinge. Daher rate ich allen Interessierten: unbedingt der Reihe nach lesen! Trotz kleinerer Enttäuschungen freue ich mich schon auf die Fortsetzung und das Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Figuren.

Fazit:
Leider nicht ganz so überzeugend wie Band 1 der Reihe, aber durchaus spannend, unterhaltsam und lesenswert!

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 35 ab.

DIE SPRINGFLUT von Cilla & Rolf Börjlind – Meine Rezension …

Taschenbuch: 592 Seiten
Verlag: btb Verlag (12. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442748208
ISBN-13: 978-3442748204
Originaltitel: Springfloden
Übersetzer: Paul Berf
Über die Autoren: Cilla und Rolf Börjlind gelten als Schwedens wichtigste und bekannteste Drehbuchschreiber für Kino und Fernsehen. Sie sind unter anderem verantwortlich für zahlreiche Martin-Beck-Folgen sowie für die viel gepriesene Arne-Dahl-Serie. Ihr Markenzeichen sind starke Charaktere und eine stringente Handlung. „Die Springflut“ ist der Start einer Serie um die angehende Polizistin Olivia Rönning.

Die gesamte bisherige Rönning & Stilton – Reihe:

Die Geschichte:
Vor knapp 24 Jahren im Jahr 1987 ereignete sich an einem einsamen Strand auf der kleinen Insel Nordkoster ein unsagbar grausames Verbrechen: eine hochschwangere Frau wurde stehend bis zum Hals im Sand vergraben – und dann kam die Springflut. Der Mord konnte niemals aufgeklärt werden, nicht einmal die Identität der Toten wurde enträtselt.
Damals war auch der inzwischen verstorbene Kommissar Arne Rönning an den Ermittlungen beteiligt.
Dessen Tochter Olivia besucht das dritte Semester der Polizeischule und im Rahmen einer freiwilligen Hausarbeit soll sie sich mit einem alten ungelösten Fall beschäftigen, einem sogenannten „Cold Case“. Sie entscheidet sich für den furchtbaren Mord an der unbekannten Frau auf Nordkoster. Um nähere Informationen zu den damaligen Nachforschungen zu erhalten, versucht sie den Ex-Polizisten Tom Stilton zu finden. Er leitete damals die Ermittlungen, ist aber nach seiner Kündigung wie vom Erdboden verschwunden. Immer tiefer gräbt Olivia bald in der Vergangenheit und legt sich dabei auch mit einflussreichen Leuten an, die ihr nur allzu deutliche Warnungen zukommen lassen.
In Stockholm machen derweil einige gewalttätige Jugendliche Jagd auf Obdachlose und schlagen diese brutal zusammen. Ihre Taten filmen sie mit dem Handy und stellen sie anschließend ins Internet. Die Polizei steht vor einem Rätsel und erst Hilfe von ungewöhnlicher Seite bringt sie schließlich weiter …

Meine Meinung:
Es ist fast etwas deprimierend, wenn ich mir vorstelle, wie viele wahre Schätze wohl noch ungelesen in meinem Bücherregal vor sich hinschlummern, während ich einfach niemals genug Zeit finden werde, sie alle zeitnah zu lesen.
Zu diesen Schätzen gehört auch „Die Springflut“ … hätte ich gewusst, dass dieser Krimi so extrem gut ist, dann hätte ich schon längst zugegriffen. 🙂

Bei diesem Buch stimmt einfach alles und zwar zu 100 %. Es kommt nicht oft vor, dass ich überhaupt nichts auszusetzen habe, aber hier gibt es nichts zu kritisieren. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich die Handlung total in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen.

Leider kann ich nicht wirklich in Worte fassen, wie es die Autoren geschafft haben, dass alle „guten“ Charaktere so lebendig und liebenswürdig erscheinen. Egal ob beispielsweise die Schülerin Olivia, einige Obdachlose oder ein etwas seltsamer Spitzel: sie alle haben ihre Ecken und Kanten, aber trotzdem mochte ich sie irgendwie sofort. Vielleicht liegt es daran, dass man beim Lesen so richtig mittendrin ist in der Geschichte und man gar nicht anders kann, als mitzufühlen. Manche Protagonisten trifft es leider auch recht hart, was mich stellenweise echt traurig gestimmt hat.
In einem Krimi dürfen aber natürlich auch die Gegenspieler nicht fehlen. Auch die wirken authentisch und bei manchen stellt sich erst später heraus, welcher Kategorie sie wirklich angehören.

Der Schreibstil ist absolut grandios und mitreißend. Man merkt, dass die Autoren auch sehr erfolgreiche Drehbuchschreiber sind, denn man fühlt sich wie in einem Actionstreifen. Viele Handlungsstränge sorgen dafür, dass man ständig von einer Szene zur nächsten springt und die daraus resultierenden Cliffhanger machen alles noch fesselnder. Es gelingt trotz der Fülle an Figuren und Schauplätzen aber immer problemlos, den Überblick zu behalten. Und so kann man eindrucksvoll miterleben, wie ein Puzzleteil nach dem nächsten an seinen Platz fällt, die Handlungen greifen ineinander, alles wird zu einem großen Ganzen. Ein genial durchdachter Plot, der sehr komplex ist, aber kein Detail daran ist überflüssig. Es gibt in dieser Story keinerlei Längen, keine überflüssige Zeile – und auch keine Verschnaufpausen. Schlag auf Schlag passieren Dinge, die man manchmal vorhersehen kann, die aber meistens völlig überraschend und unerwartet kommen.

Ein großer Teil der Geschichte ist den persönlichen Lebensumständen und der Vergangenheit der Hauptfiguren gewidmet. Wenn man diese Serie lesen möchte, dann ist man sicher gut beraten, wenn man sich wirklich an die Reihenfolge hält. Man erfährt in diesem ersten Band so vieles über Olivia, Tom und deren Familien und Freunde, dass ich mir nicht vorstellen kann, die Wissenslücken mit wenigen Wiederholungen in den Folgebüchern füllen zu können.

Dieser Krimi ist aber nicht nur wegen seiner vielen wundervollen Charaktere so lesenswert, sondern auch wegen der vielen Themen, die hier aufgegriffen werden. Unter anderem werden sehr viele soziale Probleme angesprochen – und das reicht sogar bis nach Afrika.
Trotz der Fülle der Handlungen wirkt die Geschichte niemals überladen oder unstimmig, sondern einfach nur extrem spannend und sehr atmosphärisch.
Das Ende lässt noch einige Dinge offen im privaten Bereich der Hauptpersonen, so dass ich es kaum noch erwarten kann, die Fortsetzung zu lesen. Die Kriminalfälle indes werden natürlich aufgeklärt und auch hierbei stimmte alles.

Fazit:
Dieser atmosphärisch dichte und hochspannende Krimi hat mich so fasziniert, dass ich kaum angemessene Worte des Lobes dafür finden kann. Einfach nur genial, fesselnd, berührend und mitreißend …

Bewertung:
5pfotenplus

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 55 ab.