NEVER SAY ANYTHING von Michael Lüders – Meine Rezension …

Taschenbuch: 367 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 1 (8. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406688926
ISBN-13: 978-3406688928
Autor: Michael Lüders

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Die Geschichte:
Die deutsche Journalistin Sophie Schelling reist nach Marokko, um dort in einem entlegenen Bergdorf ein außergewöhnliches Bauwerk zu dokumentieren. Ein Mann hat dort eine freistehende „Himmelstreppe“ gebaut. Sophie und ihr Begleiter Hassan werden von den Einwohnern freundlich aufgenommen und kurze Zeit später Zeugen eines ungeheuren Anschlags.
Nur mit enormem Glück und der Hilfe von Verbündeten überlebt Sophie den Angriff und kann später ihren Kollegen in Berlin davon berichten. Doch sie stößt auf sehr geteilte Reaktionen: Ablehnung, Misstrauen, Angst und Unverständnis überwiegen leider das positive Feedback. Sie wird in der Redaktion zunehmend ausgegrenzt und gemieden.
Doch Sophie lässt sich davon zunächst nicht beeindrucken: sie veröffentlicht ihre Informationen auf eigene Faust und tritt damit eine wahre Lawine los. Eine Hetzjagd auf sie beginnt, bei der sie nie weiß, aus welcher Richtung der nächste Schlag gegen sie kommt.
Glücklicherweise findet sie auch in dieser schier ausweglosen Situation gegen übermächtige Gegner wertvolle Verbündete: ihre Nachbarin Helga, ihr Bruder Wolfgang und einige andere Menschen stehen ihr bei. Doch deren Ratschläge fallen sehr unterschiedlich aus: einige raten ihr zum Weitermachen, andere sehen darin ihren baldigen Tod. Wie wird sich Sophie entscheiden?

Meine Meinung:
Dieses Buch liest sich beinahe von selbst, so kommt es einem zumindest vor: man merkt kaum, wie schnell man die Seiten umblättert. Die Story ist so fesselnd und spannend, dass man nicht aufhören möchte mit dem Lesen.

Sehr deutlich merkt man, dass der Autor über ein umfangreiches Hintergrundwissen verfügt, denn alles wirkt leider nur allzu realistisch. Er hat bereits einige Sachbücher verfasst und man ist geneigt, ihm auch das Geschehen in diesem fiktiven Thriller in weiten Teilen zu glauben. Welche Interessen stecken wirklich hinter dem weltweiten Kampf gegen den Terror? Und warum sind unschuldige zivile Opfer nichts als unwichtiger Kollateralschaden in den Augen der Kriegstreiber?

„Macht und Lüge verhielten sich zueinander wie Geschwister, aber es kam selten vor, sie in flagranti beim Inzest zu erwischen.“ Seite 265

Die Themen, die hier aufgegriffen werden, sind erschreckend und nur allzu real. Beispielsweise die Überwachung der Bevölkerung, die einerseits natürlich auch guten Zwecken dienen kann (z. B. der Verbrechensbekämpfung), kann genauso gut auch für gegensätzliche Zwecke missbraucht werden. In unserer inzwischen global vernetzten Welt ist es für Profis leicht, elektronische Geräte zu manipulieren und sie gegen uns einzusetzen: Handys, Computer oder sogar die Bordelektronik neuerer Fahrzeuge können gehackt werden.
Dem Terror mit Bomben, Schusswaffen und Selbstmordattentaten steht eine andere Art von Terror gegenüber: der moderne Cyberkrieg mit Satellitenüberwachung, Drohnenangriffen und umfassender Überwachung, um möglichen Tätern auf die Spur zu kommen. Nur eines ist dabei sicher: die Verlierer sind meist unschuldige Menschen, die mit beiden Seiten gar nichts zu tun haben.

So ist auch Sophie zum Opfer geworden und sie schlägt sich wirklich tapfer, wenn man bedenkt, was sie erlebt hat. Auf mich wirkte sie sehr authentisch und sympathisch, sie ist eine Protagonistin, mit der man wirklich mitfühlt. Auch unter ihren Mitstreitern sind einige liebenswürdige Charaktere, die ebenso lebendig beschrieben werden wie Sophie.
Die gleiche Liebe zum Detail zeigt der Autor auch bei der Schilderung der Schauplätze. Alles ist wunderbar vorstellbar: von der Wüste in Marokko über prächtige Häuser im In- und Ausland bis hin zu verschneiten Landschaften in Norwegen.

Die Geschichte ist spannend vom Anfang bis zum Ende, wobei die Spannung nicht nur einigen actionreichen Szenen zu verdanken ist, sondern es ist vielmehr die ständige Unsicherheit, wem man trauen kann und wem nicht. Sophie erlebt Angriffe ganz verschiedener Art, teilweise nur sehr lästige, aber zunehmend auch lebensgefährliche. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem unbedingten Wunsch, die Wahrheit ans Licht zu bringen und der Sehnsucht nach ihrem früheren, sicheren Leben. Dieser Zwiespalt ist sehr gut spürbar und nachvollziehbar für den Leser und man fragt sich unweigerlich, wie man sich selbst entscheiden würde …

Fazit:
Ein sehr packender, spannender Thriller mit leider nur allzu aktuellem Hintergrund, den ich gerne weiterempfehle!

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 13 ab.