DAS MÄDCHEN, DAS RÜCKWÄRTS GING von Kate Hamer – Meine Rezension …

Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Arche (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3716027243
ISBN-13: 978-3716027240
Originaltitel: The girl in the red coat
Autorin: Kate Hamer

Die Geschichte:
Beth lebt nach der Trennung von ihrem Mann Paul alleine mit ihrer achtjährigen Tochter Carmel. Die Kleine ist ein besonderes Kind, denn sie ist sehr intelligent, freiheitsliebend und einfühlsam. Als die beiden eines Tages gemeinsam eine große Veranstaltung besuchen, verschwindet Carmel plötzlich spurlos.
Beth ist verzweifelt, macht sich Vorwürfe und gibt die Suche nach ihrer Tochter nicht auf, doch alle Spuren führen jahrelang ins Nichts.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird in wechselnden Kapiteln jeweils aus Carmels Sicht und der ihrer Mutter Beth geschildert. So erlebt man viele Szenen aus verschiedenen Perspektiven, was den Figuren und auch den Situationen mehr Tiefe verleiht.

Kate Hamers Schreibstil ist sehr atmosphärisch und detailliert. Zunächst fand ich die Geschichte deshalb auch recht fesselnd, doch mit der Zeit wurde es mir etwas zu ausführlich, so dass die Spannung darunter litt.

Trotz der ausführlichen Charakterisierung der Protagonisten konnte ich mit Beth und Carmel nicht so richtig mitfühlen, es blieb immer eine gewisse emotionale Distanz, die ich bis zum Ende nicht überbrücken konnte. Einige Nebenfiguren verschwinden auch einfach aus der Story, ohne dass man am Ende noch erfährt, was aus ihnen wurde. Das fand ich sehr schade.
Der Schluss war sowieso irgendwie sehr schnell abgehakt, für mich blieben schon einige Fragen offen, auf die ich mir in einem kurzen Epilog noch Antworten erhofft hätte.

Sehr viel mehr kann man über dieses Buch nicht sagen, ohne zu viel von der Geschichte zu verraten. Wer selbst Mutter ist, kann das Ganze vielleicht auch noch besser nachfühlen. Das Szenario ist stellenweise sehr realitätsnah und erschreckend.

Fazit:
Anfangs ungewöhnlich mit zunehmender Spannung, dann etwas zu ausführlich und am Ende ging´s mir zu schnell.

Bewertung:
3,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 50 ab.

ICH SCHWEIGE FÜR DICH von Harlan Coben – Meine Rezension …

Broschiert: 416 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (8. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442205042
ISBN-13: 978-3442205042
Originaltitel: The Stranger
Autor: Harlan Coben

HIER findet ihr ein Interview mit dem Autor zum Buch auf der Verlagsseite.

Die Geschichte:
Der Rechtsanwalt Adam Price führt eigentlich ein wunderbares Leben: in einer guten Gegend wohnt er mit seiner Frau Corinne und seinen beiden Teenagersöhnen. Die Familie ist glücklich und engagiert sich sehr im Sportverein.
Ausgerechnet ein völlig Fremder bringt diese Idylle ins Wanken: er erzählt Adam, dass seine Frau ihn vor einigen Jahren belogen hat. Was soll er nun mit dieser Information anfangen? Ihr einfach verzeihen und sie nicht darauf ansprechen? Oder sie um Aufklärung bitten und damit den Familienfrieden in Gefahr bringen?
Adam spricht Corinne schließlich darauf an und die Reaktion erstaunt ihn sehr: sie verschwindet einfach spurlos und bittet um einige Tage Abstand.
Währenddessen zieht der Fremde weiter durchs Land und enthüllt auch die Geheimnisse anderer Menschen. Doch nicht jeder reagiert darauf so verträglich wie Adam … es kommt zu einem ersten Mord.

Meine Meinung:
Von Harlan Coben kannte ich bisher nur „Kein Lebenszeichen“ und das fand ich wirklich super. So habe ich mich natürlich sehr auf dieses Buch hier gefreut, aber leider konnte es meine Erwartungen nicht ganz erfüllen.

Der Schreibstil ist zwar wunderbar lesbar und die Dialoge wirken auch sehr authentisch, aber an vielen Stellen war mir das Ganze zu detailliert. Anfangs geht es so viel um Sport, dass mir schon beinahe etwas langweilig wurde beim Lesen. Alles zog sich hin und ich hatte das Gefühl, die Story kommt nicht vorwärts.
Wechselnde Kapitel, in denen wir dann wieder den „Fremden“ begleiten dürfen, bringen zwar etwas Abwechslung, aber so richtig spannend wurde es für mich leider erst etwa ab der 300. Seite. Danach spitzen sich die Ereignisse zu und überschlagen sich fast. Es wird actionreicher und einige Überraschungen folgen bis zum Showdown.

Emotional konnte mich das Ganze leider nicht so richtig erreichen, echte Sympathieträger gibt es wenige und die tauchen auch erst später auf. Adam als Hauptperson fand ich zwar absolut nicht unsympathisch, aber trotzdem konnte ich nicht so wirklich mitfühlen. Eine Polizistin, die sehr engagiert ist, gefiel mir dagegen am besten.

Eine gekürzte Hörbuchversion wäre für mich wohl besser gewesen, aber insgesamt hat mich das Buch doch noch gut unterhalten können – trotz der Längen zu Beginn.
Die grundsätzliche Idee, die dahintersteckt, war auf jeden Fall sehr gut erdacht und man sieht auch prima, wohin es führen kann, wenn man sich zu sehr in die Geheimnisse anderer Menschen einmischt.

Fazit:
Anfangs etwas zäh, aber ganz gut durchdacht und zum Ende hin durchaus spannend und überraschend.

Bewertung:
3,5pfoten

ORPHAN X von Gregg Hurwitz – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: HarperCollins; Auflage: 1 (10. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3959670249
ISBN-13: 978-3959670241
Originaltitel: Orphan X
Übersetzerin: Mirga Nekvedavicius
Autor: Gregg Hurwitz

Die Geschichte:
Evan Smoak ist auf den ersten Blick ein unauffälliger Durchschnittsmann, der sein Geld mit dem Verkauf von Industriereinigern verdient. Doch hinter der gutbürgerlichen Fassade steckt ein Waisenjunge, der schon von Kindesbeinen an zu einem der weltweit besten Killer ausgebildet wurde.
Als das von der US-Regierung finanzierte, streng geheime „Orphan“-Programm aufgelöst wird, beschließt Evan, auf eigene Faust weiterzumachen. Er hilft nun unentgeltlich jenen Menschen, die in einer absolut ausweglosen Situation stecken, die sich aber aus verschiedenen Gründen nicht an die Polizei wenden können. Dabei geht er nach strengen Grundsätzen vor, die sicherstellen sollen, dass er jederzeit die Kontrolle behält und nichts schief läuft.
Doch dann kommt Evan einiges dazwischen und seine Welt gerät aus den Fugen: er wird von ebenbürtigen Gegnern gejagt und der Alltag hält Überraschungen bereit, die er so nicht geplant hat …

Meine Meinung:
Gregg Hurwitz sieht ja selbst schon so aus, als könnte er problemlos der nächste „James Bond“ werden, aber er kann auch genial spannende Bücher und Drehbücher über Agenten schreiben. Dies beweist er aktuell mit dem Auftakt zu einer Thrillerreihe (angeblich sind drei weitere Teile bis 2020 geplant) über das Killerausbildungsprogramm „Orphan“.
Im Mittelpunkt steht Evan, einer der besten Absolventen, der die Decknamen „Orphan X“ oder „Nowhere Man“ trägt. Schon allein durch seine selbst gewählte Aufgabe war er mir gleich sympathisch: er hilft Menschen aus ausweglosen Situationen und „beseitigt“ deren Probleme.
Das erinnerte mich ein bisschen an meinen Serienliebling „Dexter“, der auch heimlich und nach einem strengen Codex Jagd auf richtig schlimme Individuen macht. Während es bei ihm nur Serienmörder sind, die er verschwinden lässt, ist Evan vollkommen offen, was seine Opfer betrifft. Aber auch er lebt nach strengen Regeln, die er größtenteils von seinem Mentor und Vaterersatz Jack gelernt hat.

Doch was passiert, wenn solch einem kontrolliert vorgehenden Menschen etwas so Banales dazwischenkommt wie der schnöde Alltag mit neugierigen Hausbewohnern, Eigentümerversammlungen, einem liebenswürdigen Nachbarsjungen und dessen gestresster Mutter?
Evans streng beherrschte Lebensweise bekommt zusehends kleine Risse, zarte Emotionen sickern durch und hinterlassen Zweifel, die ihn aber leider auch verletzlich machen und ablenken. Gregg Hurwitz hat diese Momente ganz wunderbar beschrieben, so dass Evan noch an Sympathie gewinnt im Laufe der Geschichte.

Auch Nebenfiguren bleiben nicht blass, sondern auch unter ihnen gibt es einige Charaktere, die mir gleich ans Leserherz gewachsen sind und die sehr authentisch daherkommen.
Die Gegenspieler wirken stellenweise wie aus einem Tarantino-Film: höchst brutale, scheinbar emotionslose Killermaschinen mit extremen Methoden und markantem Äußeren. Auf die Verfilmung, die wohl bereits geplant ist, freue ich mich heute schon und ich bin gespannt auf die Besetzung.

Das Buch hatte ich in kürzester Zeit gelesen, da es so fesselnd geschrieben ist, dass man es nicht mehr aus der Hand legen will. Irgendwie fassungslos fiebert man mit, wenn Evans Leben im Verlauf der Geschichte immer mehr aus den Fugen gerät. Gemischte Gefühle sind ein ständiger Begleiter, denn einerseits wünscht man Evan mehr Liebe und Emotionen in seinem Alltag, andererseits macht ihn das extrem angreif- und verletzbar.
Immer wieder wendet sich das Blatt und wenn man denkt, man hätte das Konstrukt durchschaut, wird man aufs Neue überrascht. Bis zum Ende bleibt es hochspannend und sogar der Epilog bringt noch einmal beinahe alles ins Wanken.

Sehr interessant und prima beschrieben fand ich auch die vielen technischen Spielereien, die Waffen, die Kampftechniken und sogar Evans Wohnungseinrichtung, die James Bond sicher auch gefallen würde.

Für mich ist dieser hochspannende, actionreiche Thriller schon jetzt eines der Lesehighlights 2016 und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung der Reihe.
Wie in diesem Genre üblich, wird zwar an manchen Stellen durchaus etwas übertrieben, aber das beschränkt sich hier größtenteils auf die Belastbarkeit menschlicher Körper. In manchen Kampfszenen fragt man sich schon, ob man es noch mit normalen Menschen zu tun hat oder doch eher mit Superhelden, aber dem Lesegenuss schadet das in keiner Weise. Ich kann das Buch nur empfehlen!

Fazit:
Ein genialer, hochspannender Actionthriller mit wunderbaren Charakteren und einer sehr gelungenen Mischung aus Hightech und Emotionen. Jetzt schon eines meiner Lieblingsbücher 2016 … unbedingt lesen!!!

Bewertung:
5pfotenplus

TÖDLICHER LAVENDEL von Remy Eyssen – Meine Rezension …

Taschenbuch: 464 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (8. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548286992
ISBN-13: 978-3548286990
Autor: Remy Eyssen

Die bisherige „Leon Ritter“-Reihe:

Die Geschichte:
Dr. Leon Ritter aus Frankfurt will nach dem tragischen Tod seiner Frau einen neuen Lebensabschnitt beginnen und nimmt eine Stelle als Gerichtsmediziner in Hyères an. In der Provence angekommen, muss er sich erst an das sprichwörtliche südländische Lebensgefühl gewöhnen. Hier ticken die Uhren etwas anders und besonders im kleinen Le Lavandou, in dem er eine Ferienwohnung bezieht, scheint jeder jeden zu kennen, was nicht immer von Vorteil ist.
Eigentlich würde sein Dienst erst in einer Woche beginnen, doch kaum angekommen, steht Leon auch schon vor der ersten Leiche: ein kleines Mädchen ist von einem Campingplatz verschwunden und wurde schließlich tot aufgefunden.
Einem Großteil der örtlichen Polizei wäre es am liebsten, wenn man das Geschehene als Unfall abtun könnte, steht doch ein großes Fest bevor, zu dem viele Gäste und eine Menge Touristen erwartet werden.
Doch Leon nimmt keine Rücksicht auf die Bedenken von Bürgermeister & Co., ihm ist nur daran gelegen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und seine Nachforschungen deuten leider schnell auf einen Serientäter hin …

Meine Meinung:
Dieser Krimi war so fesselnd, dass ich ihn kaum noch aus der Hand legen wollte. Spannend von Anfang bis zum Ende, mit immer wieder neuen Überraschungen und Wendungen, die meist unvorhersehbar, aber trotzdem nicht unglaubwürdig erscheinen.

Die südfranzösische Lebensart, die wunderschönen Landschaften und örtlichen Besonderheiten hat der Autor grandios eingefangen und mich beim Lesen direkt in die Hitze der Provence entführt. Für mich war es noch eindrucksvoller, denn ich habe die Gegend selbst schon bereist und hatte somit noch lebendigere Bilder im Kopf – ein richtiger kleiner Urlaub, wenn man die Namen der bekannten Orte liest.

Doch nicht nur die Schauplätze beschreibt Remy Eyssen sehr authentisch und bestens vorstellbar, sondern auch seine toll ausgearbeiteten Charaktere. Allen voran natürlich Leon, der mir mit seiner einfühlsamen, intelligenten und hartnäckigen Art sofort bestens gefallen hat. Aber da gibt es auch noch Isabelle Morell, die Polizistin und gleichzeitig auch Vermieterin von Leon: auch sie ist eine sympathische Person, die ich schnell ins Leserherz geschlossen habe … genau wie ihre Teenagertochter Lilou und noch einige weitere Figuren.
Auf der anderen Seite stehen die Bösewichte, die hier keineswegs klischeehaft daherkommen. Oft weiß man sowieso kaum, wem man trauen kann, was die Spannung noch zusätzlich erhöht.

Als Leser dürfen wir die ausführliche Ermittlungsarbeit der Polizei, aber natürlich auch ein bisschen den Alltag in der Gerichtsmedizin verfolgen. Das schien mir durchwegs recht glaubwürdig und niemals übertrieben. Leon übertritt zwar manchmal seine Kompetenzen, aber wenn er an etwas glaubt und seinem Bauchgefühl folgt, dann scheren ihn die Vorschriften wenig.

Es hat mir unheimlichen Spaß gemacht, Leon und Isabelle bei der Lösung des verzwickten Falles zu begleiten. Die Figuren finde ich so toll, dass ich mich schon jetzt sehr auf die Fortsetzung der Reihe freue: „Schwarzer Lavendel“ erscheint in Kürze.

Fazit:
Ein durch und durch spannender Krimi, der den Leser in die wunderschöne Provence entführt und dort mit sympathischen Leuten auf Verbrecherjagd schickt. Unbedingt lesen!

Bewertung:
5pfotenplus

DER HUNDEFLÜSTERER von B.C. Schiller – Meine Rezension …

Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (10. März 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1494758830
ISBN-13: 978-1494758837
Autoren: Barbara und Christian Schiller

Die gesamte bisherige „David Stein“-Reihe:

Die Geschichte:
Der Hundetrainer David Stein lebt mit seinen Vierbeinern auf Mallorca und führt dort ein eher zurückgezogenes Dasein. Menschen lässt er nur wenige an sich heran, seine Hunde liegen ihm mehr am Herzen. So hat seine Freundin Sonja oft das Gefühl, ihm nicht wirklich wichtig zu sein. Was weder sie, noch sonst jemand auf der Insel weiß: Davids früherer Name lautet Tom Nowak und er war Geheimdienstmitarbeiter. Nachdem seine Frau Jane bei einem Attentat ums Leben kam, kehrte er seiner Vergangenheit den Rücken, um sich künftig nur noch den geliebten Vierbeinern zu widmen.
Doch die alten Rachegedanken erwachen sofort wieder, als David Besuch von einem ehemaligen Kollegen bekommt. Er bietet ihm den Aufenthaltsort des Attentäters im Tausch gegen die Durchführung eines letzten Auftrags an. David kann nicht ablehnen und begibt sich in größte Gefahr …

Meine Meinung:
Dieser Thriller ist nicht nur spannend, sondern auch irgendwie ein bisschen mystisch angehaucht. Zumindest wenn man die besondere mentale Beziehung zwischen einem Hund und seinem Herrchen bedenkt, die wissenschaftlich nicht erklärbar ist. Tatsächlich gibt es aber Menschen, die noch auf einer speziellen emotionalen Ebene mit Tieren Kontakt aufnehmen können, das wird im Buch an einigen Stellen sehr schön beschrieben – und zwar nicht nur bei David.

David ist übrigens ein sehr sympathischer Charakter, was nicht nur an seinem Umgang mit den Tieren liegt. Seinen Mitmenschen gegenüber ist er desillusioniert und glaubt kaum noch an Ehrlichkeit, weshalb er ihnen lieber aus dem Weg geht. Das kann ich bestens nachvollziehen und es steckt diesbezüglich viel Wahrheit in diesem Buch. Den Verlust seiner Frau hat er nie richtig überwunden, aber trotz der Rachegedanken trifft er noch rationelle Entscheidungen.
Das Geheimdienstteam umfasst einige ungewöhnliche Figuren, an die man sich erst etwas gewöhnen muss, die aber nicht unbedingt unsympathisch sind.
Auch die Gegenspieler werden gut beschrieben und man ist nicht unbedingt traurig, wenn der ein oder andere das Ende des Buches nicht erlebt.

Sehr gut gefallen haben mir natürlich auch die Schauplätze: als Südfrankreichfan habe ich mich besonders über Nizza und St. Tropéz gefreut. Es werden einige bekannte Orte erwähnt und alles wird sehr lebendig und atmosphärisch geschildert.

Durch Davids Engagement in Sachen „Hunderettung“ erfahren wir leider auch einiges über die Zustände in südlichen Tierheimen, die sicher näher an der Wirklichkeit sind, als uns lieb sein dürfte. Die Verknüpfung aus fesselndem Thriller und gut verpackter, emotionaler Kritik an Tierschutzthemen finde ich grandios gelungen.

Die Story ist bestens durchdacht und kann mit einigen Wendungen und Überraschungen aufwarten, die die Spannung konstant auf einem hohen Niveau halten. An Toten mangelt es nicht, aber es wird niemals unnötig ausführlich blutig.
Das Ende beschert uns dann noch einen Cliffhanger, der sofort Lust auf den nächsten Teil der Reihe macht. Kein Problem, denn der wartet bereits im Regal …

Fazit:
Spannender, actionreicher Agententhriller, perfekt kombiniert mit dem emotionalen Part der Hundeerziehung bzw. -rettung.

Bewertung:
5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 31 ab.

DAS ORAKEL VON PORT-NICOLAS von Fred Vargas – Meine Rezension …

Taschenbuch: 285 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 17 (1. Februar 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3746615143
ISBN-13: 978-3746615141
Originaltitel: Un peu plus loin sur la droite
Übersetzer: Tobias Scheffel
Autorin: Fred Vargas

Die Geschichte:
Ex-Inspektor Louis Kehlweiler macht eine seltsame Entdeckung im Park: durch den Regen wird aus einem Hundehaufen ein kleiner Knochen freigespült. Er findet heraus, dass es sich um das letzte Glied einer menschlichen Zehe handelt, wahrscheinlich von einer Frau.
Louis muss der Sache auf den Grund gehen: zu diesem Knochen muss es irgendwo eine Leiche geben. Doch in ganz Paris wird niemand vermisst. Zusammen mit ein paar Helfern überwacht er die Hundebesitzer, die im Park Gassi gehen und die Spur führt ihn schließlich bis in die Bretagne. Dort stoßen sie nicht nur auf einen angeblichen Unfall, sondern auch auf einige andere ungeklärte Rätsel der Vergangenheit.

Meine Meinung:
Von Fred Vargas hatte ich bisher nur jüngere Werke gelesen, die ich echt gut fand. Nun habe ich diesen älteren Roman entdeckt und der konnte mich leider nicht so wirklich begeistern.

Das lag daran, dass sich die Autorin in Details und Einzelheiten ergeht, die größtenteils nur den Sinn haben, die Skurrilität und Schrulligkeiten der Protagonisten hervorzuheben. So zog sich die Story vor allem in der ersten Hälfte des Buches in eine gefühlte Unendlichkeit. Man hätte das Geschehen auch in extrem gekürzter Form ohne große Verluste erzählen können. Sehr bezeichnend fand ich einen Satz auf Seite 234, der meinen Eindruck sehr gut wiedergibt:
„Marc hätte das Ganze in fünf Minuten zusammenfassen können, aber er mochte Umwege, Nuancen, Einzelheiten, flüchtige Eindrücke, sprachliche Spitzenklöppelei, all jene rednerischen Ausarbeitungen, die Mathias einfach Geschwätz nannte.“

Die Figuren werden sehr lebendig und ausführlich beschrieben, trotzdem konnte ich sie lange Zeit nicht so richtig einordnen. Durch ihre Schrullen und Macken wirken sie aber irgendwie liebenswürdig und sympathisch.

Von einem Krimi erwartet man natürlich auch ein gewisses Maß an Spannung, das fehlte mir allerdings größtenteils. Die Geschichte wird erst am Schluss etwas ereignisreicher, dann aber überschlagen sich die Vorkommnisse fast.

Es ist interessant zu sehen, wie sich ein Autor im Laufe der Jahre entwickeln kann und ich werde künftig bei den aktuelleren Büchern von Fred Vargas bleiben, denn die fand ich unterhaltsamer.

Fazit:
Leider stellenweise sehr langatmig und vollgepackt mit eher unwichtigen Details, aber die Figuren sind skurril und irgendwie liebenswert.

Bewertung:
3pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 51 ab. Das Buch stammt aus einem Büchertauschschrank.

WENN DER LAVENDEL WIEDER BLÜHT von Fiona McIntosh – Meine Rezension …

Taschenbuch: 512 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (15. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3734102022
ISBN-13: 978-3734102028
Originaltitel: The French Promise
Übersetzerin: Theda Krohm-Linke
Autorin: Fiona McIntosh

Die Reihenfolge:

Die Geschichte:
Bevor man dieses Buch liest, sollte man sich unbedingt erst dem Vorgängerroman „Der Duft der verlorenen Träume“ widmen, denn es handelt sich hier um einen Zweiteiler.
Während man in Band 1 erfährt, wie sich Luc Ravens und seine Frau Lisette in den Wirren des Zweiten Weltkriegs kennengelernt haben, erzählt uns die Fortsetzung wie das Leben nach Kriegsende für die beiden weitergeht.
Mit ihrem gemeinsamen Sohn Harry beschließen Luc und Lisette, Europa zu verlassen und nach Tasmanien auszuwandern. Klimatisch soll es dort ähnlich sein wie in Lucs Heimat in Südfrankreich und sein großer Traum ist es, endlich die Lavendelsamen seiner Großmutter auszusäen, die sie ihm vor ihrem Tod noch anvertraut hat.
So lassen sie also alles zurück und bauen sich in der Ferne eine neue Existenz auf, wobei Luc als Lavendelbauer endlich wieder glücklich sein und die Schrecken des Krieges hinter sich lassen kann.
Doch leider hält das Glück nicht ewig, denn ein schlimmer Schicksalsschlag ändert alles und außerdem taucht ein Mann in Lucs Leben auf, der ihm ein verlockendes Angebot macht. Kann er der Versuchung widerstehen oder ist ihm die Rache für seine im Konzentrationslager getötete Familie wichtiger?

Meine Meinung:
Das Buch beginnt ungeheuer eindrucksvoll und erschreckend, denn wir begleiten Lucs Adoptivfamilie Bonet auf ihrem Weg ins KZ Auschwitz-Birkenau. Ihre Erlebnisse dort gehen absolut zu Herzen, Fiona McIntosh schreibt sehr atmosphärisch und berührend.
Nach diesem Rückblick beginnt die eigentliche Geschichte im Jahr 1951 und wir erfahren, was aus dem französischen Widerstandskämpfer Luc und seiner Frau Lisette, die im Krieg als englische Spionin tätig war, geworden ist. Die kleine Familie ist inzwischen zu dritt mit Söhnchen Harry und Luc arbeitet als Leuchtturmwärter in England, was ihn allerdings keineswegs glücklich macht.
Seine depressive Stimmung kann man als Leser sehr gut nachfühlen, so wie überhaupt alle Gemütsregungen der lebendig und authentisch wirkenden Protagonisten.

Dann folgt der Ortswechsel von England nach Tasmanien und auch die Landschaftsbeschreibungen sind immer wundervoll anschaulich, ohne ausschweifend zu werden. Wirklich ein toller, flüssiger Schreibstil, den man einfach gerne liest.

Wir dürfen die Familie einige Jahre in Tasmanien begleiten und dabei geht es vergleichsweise weniger spektakulär zur Sache, doch dann kommt eine Wendung, die ich so kaum glauben wollte. Traurig und erschüttert habe ich tapfer weitergelesen und einige Puzzleteile fügten sich zusammen.
In der zweiten Hälfte des Buches wird es dann etwas spannender und die Vergangenheit nimmt wieder mehr Raum ein. Der Mann, der Luc im Krieg so gequält und gejagt hat, ist noch am Leben und konnte sich erfolgreich jeglicher Bestrafung entziehen. Wie wird sich Luc entscheiden: für seine Familie oder für die Rache?
Die Geschichte wird immer fesselnder und temporeicher und am Ende steht ein Showdown, der fast an einen Thriller erinnert.
Während der erste Teil der Reihe viele solcher Szenen enthielt, beschränkt es sich hier eher auf den Schluss des Buches, aber trotzdem konnte mich die Fortsetzung bestens unterhalten und ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren gefreut.

Fazit:
Eine eindrucksvolle und fesselnde Fortsetzung, die mit sympathischen Figuren und vielen Überraschungen beste Leseunterhaltung bietet!

Bewertung:
5pfoten

SILENT SCREAM von Angela Marsons – Meine Rezension …

Broschiert: 464 Seiten
Verlag: Piper Paperback (1. März 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 349206034X
ISBN-13: 978-3492060349
Originaltitel: Silent Scream
Übersetzerin: Elvira Willems
Autorin: Angela Marsons

HIER findet ihr neben weiteren Infos auch eine Leseprobe!

Die bisherige „Kim Stone“-Reihe, von der aktuell nur der erste Teil übersetzt wurde:

Die Geschichte:
DI Kim Stone wird an den Schauplatz eines grausamen Verbrechens gerufen: Teresa Wyatt ist in ihrer eigenen Badewanne ertränkt worden. Erste Nachforschungen ergeben, dass die Tote früher in Crestwood, einem Kinderheim für Mädchen gearbeitet hat.
Ausgerechnet neben diesem Kinderheim, das nach einem Brand stillgelegt wurde, will Professor Milton auf einem Stück Brachland nach alten Münzen graben. Gegen die Ausgrabungen gab es von verschiedenen Seiten Einwände, so dass er die Genehmigung erst nach einigen Jahren erhalten hat.
Kims Gefühl sagt ihr, dass möglicherweise ein Zusammenhang besteht und tatsächlich: nach genaueren Untersuchungen des Geländes wird eine skelettierte Leiche ausgegraben.
Als weitere ehemalige Angestellte des Heimes sterben, verdeutlichen sich die Hinweise darauf, dass alle Morde ihren Ursprung in Crestwood und einem alten Geheimnis haben …

Meine Meinung:
Der erste Teil der „Kim Stone“-Reihe konnte mich so begeistern, dass ich nun eine weitere Serie auf meinem Wunschzettel verewigt habe. Und dabei dachte ich zunächst, dass ich mit der Hauptperson gar nicht wirklich warm werde.
Kim hat eine ziemlich ruppige Art an sich, sie stößt Menschen gern vor den Kopf, verhält sich nicht sehr freundlich und wirkt oft richtiggehend verbittert. Das machte sie für mich erst einmal nicht zu einer wirklichen Sympathieträgerin, ganz im Gegensatz zu ihrem Kollegen Bryant, den ich vergleichsweise schnell mochte.
Doch bereits von Anfang an wird erwähnt, dass Kim keine einfache Kindheit hatte, was ich zunächst noch nicht als Entschuldigung für ihr Verhalten akzeptieren mochte. Mit zunehmenden Details, die man allerdings aus Kims Vergangenheit erfährt, wuchs meine Sympathie und mein Mitgefühl für sie. Am Ende hatte sie sich einen festen Platz in meinem Leserherz erobert und ich freue mich sehr darauf, noch viele weitere Geschichten über sie zu lesen.
Neben Kim gibt es noch einige andere Charaktere, die interessant, vielschichtig und teilweise mit eigenen Schicksalen behaftet sind, die mich emotional sehr berührt haben.
Die Autorin hat sich wunderbare Figuren ausgedacht und auch die Schauplätze kann man sich immer bestens vorstellen dank ihrer lebendigen Beschreibungen.

In der Story gibt es viele Tote und es fehlt nie an Spannung – von Anfang bis zum überraschenden Ende. Man kann als Leser ständig miträtseln und immer, wenn man glaubt, man hat das Rätsel gelöst, präsentieren sich neue Facetten, die alles wieder ändern. Die Auflösung war echt überraschend, aber nicht abwegig. Angela Marsons zeigt uns eindrucksvoll, wozu Menschen fähig sind und was sie anderen damit antun. Die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen eine sehr große Rolle in diesem Krimi.

Erfrischend fand ich, dass es auch viele Stellen gibt, an denen man durchaus etwas schmunzeln kann: wenn Kim auf jemanden trifft, der ihre direkte, ironisch-freche Art kontern kann, dann sorgt das immer für humorvolle Momente.
Außerdem gibt es einige Szenen, die einfach nur schön, tröstlich und bewegend waren … insgesamt also eine echt stimmige Mischung.

Fazit:
Fesselnd, berührend und super durchdacht präsentiert sich dieses grandiose Krimidebüt von Angela Marsons. Ihre Ermittlerin Kim Stone zählt nun zu meinen Favoriten und ich freue mich auf weitere spannende Geschichten mit ihr!

Bewertung:
5pfotenplus

DER LETZTE PILGER von Gard Sveen – Meine Rezension …

Broschiert: 544 Seiten
Verlag: List Hardcover (26. Februar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3471351167
ISBN-13: 978-3471351161
Originaltitel: Den siste pilegrimen
Übersetzer: Günther Frauenlob
Autor: Gard Sveen

Die Geschichte:
In einem Waldstück werden drei alte Skelette gefunden: zwei Frauen und ein Kind wurden wohl vor langer Zeit umgebracht und dort begraben. Kommissar Tommy Bergmann nimmt sich des Falles an und ermittelt, obwohl die Tat an sich mit Sicherheit bereits verjährt ist. Besonders das Schicksal des Kindes berührt ihn sehr.

Dann wird der wohlhabende, berühmte Carl Oscar Krogh von seiner Haushälterin tot aufgefunden. Sein Mörder hat ihn furchtbar zugerichtet: der Anblick der Leiche bringt sogar Tommy an seine Grenzen.
Schnell vermuten die Ermittler eine Rachetat, denn die äußerste Brutalität und die Tatwaffe deuten auf ein Motiv hin, das seinen Ursprung vielleicht in der Vergangenheit Kroghs hat. Im Zweiten Weltkrieg war er im Widerstand sehr aktiv, deshalb führt eine Spur möglicherweise in die Szene der Neonazis …

Meine Meinung:
In diesem Krimi bekommen wir einen kleinen Einblick, wie Norwegen und Schweden den Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Wie wurde damit umgegangen und wie organisierte sich beispielsweise der Widerstand, zu dem auch die junge Agnes Gerner gehört.
Ihr Auftrag ist es, Beziehungen zu Nazimännern aufzubauen, um möglicherweise wertvolle Informationen zu erhalten. Agnes hat damit eine schwierige und keinesfalls ungefährliche Aufgabe übernommen, die leider auch mit vielen psychischen Problemen behaftet ist. Die ständige Gewissheit, dass sie Menschen belügen und ihnen falsche Gefühle vorspielen muss, bringt sie oft an den Rand ihrer Belastbarkeit.

Agnes ist in diesem Krimi für mich die stärkste Figur, von ihr und ihrer Gefühlswelt erfährt man sehr viel. Unbedingt sympathisch war sie mir zwar trotzdem nicht wirklich, aber sie war auf jeden Fall greifbarer als die eigentliche Hauptperson: Kommissar Tommy Bergmann. An ihm fand ich sehr gut, dass er nicht so schnell aufgibt und dass er sich nicht um Ruhm und Ehre schert, sondern ihm liegen wirklich eher die Menschen am Herzen, denen er mit seiner Arbeit helfen will. Was sein Privatleben betrifft: das wurde zwar etwas thematisiert, aber wirklich viel erfährt man nicht. Beinahe alles dreht sich darum, dass er in einer früheren Beziehung handgreiflich wurde und dass er sich das bis heute nicht verzeihen kann.
Tommy war mir nicht unsympathisch, aber dem Charakter fehlte für mich noch irgendwas. Er blieb für mich ein bisschen blass.

Die Story ist sehr interessant aufgebaut, denn zu einem aktuellen (sehr blutigen) Mord kommt noch ein zweites Rätsel, das den Leser geradewegs in die Vergangenheit entführt. So wechseln also meistens die Kapitel zwischen Gegenwart und der Zeit der Zweiten Weltkriegs. Wir dürfen einerseits die Ermittlungen von Tommy und seinen Kollegen verfolgen und andererseits erfahren wir, welche Geschichte hinter den drei Leichen steckt.
Durch die ständigen Zeitwechsel liest sich das Ganze recht fesselnd, doch so richtige Spannung wollte bei mir trotzdem nicht aufkommen. Es ist – besonders anfangs – etwas kompliziert, denn wir lernen viele Figuren kennen und die Zusammenhänge sind alles andere als klar. Man muss aufmerksam lesen und dabei hat mich gestört, dass der Autor manchmal etwas zu ausführlich erzählt, so dass man das Gefühl hat, sich im Kreis zu drehen oder einfach nicht richtig vorwärts zu kommen. Das Erzähltempo hätte für mich also etwas höher sein dürfen und einige Wiederholungen hätte es auch nicht gebraucht. Aber grundsätzlich hat Gard Sveen schon einen wunderbar zu lesenden Schreibstil und auch die Dialoge fand ich glaubwürdig und lebendig.

Es gibt allerhand Überraschungen in der Geschichte, dazu gehörte auch die Auflösung. Alles gut durchdacht, aber kleinere Fragen blieben für mich noch offen, auf die ich gerne in einem kurzen Epilog noch eine Antwort gehabt hätte.
Der Krimi hat mich gut unterhalten und einem zweiten Teil der Reihe würde ich auf jeden Fall eine Chance geben, denn dann könnte ich Tommy vielleicht noch etwas besser kennenlernen.

Fazit:
Stellenweise etwas zu ausführlich, aber gut durchdacht und auf zwei Zeitebenen fesselnd erzählt. Ein Krimi, den ich gerne weiterempfehle!

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 27 ab.