Die letzte Zeugin von Glenn Meade – Meine Rezension …

Taschenbuch: 608 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: Aufl. 2015 (16. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 340417190X
ISBN-13: 978-3404171903
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
Originaltitel: The Last Witness

Der Buchrückentext:
Carla Lane wurde die Kindheit gestohlen. Mit ihrer Familie ist sie in einem bosnischen Gefangenenlager untergebracht – und als dort ein grauenvolles Massaker geschieht, ist Carla die einzige Überlebende.

Zwanzig Jahre später begibt sie sich auf die Jagd: Sie will ihren verschollenen Bruder finden. Und die Bestien, die ihr Leben zerstört haben. Doch die sind ihrerseits fest entschlossen, die einzige Zeugin für immer zum Schweigen zu bringen …

Die Geschichte:
Carla Lane ist eine sehr glückliche Frau: verheiratet mit einem wundervollen Mann und seit Kurzem schwanger. Doch dann bricht ihre heile Welt jäh auseinander und nichts wird je wieder so sein wie vorher. Sie erfährt von ihrer Großmutter, bei der sie aufwuchs, dass ihre Eltern nicht – wie immer behauptet – bei einem Unfall ums Leben kamen, sondern dass die ganze Familie Opfer eines schrecklichen Krieges wurden. Im jugoslawischen Bürgerkrieg erlebte Carla die Hölle und hat aufgrund ihres schweren Traumas die Ereignisse komplett verdrängt.
Erst zwanzig Jahre später versucht sie mit Hilfe eines Psychologen, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Der alte vergessene Hass gegen ihre Peiniger flammt wieder auf und sie schwört Rache. Außerdem will sie ihren verschollenen Bruder finden, von dem sie denkt, er könnte ebenfalls überlebt haben.
Doch die Kriegsverbrecher von damals leben versteckt und haben weiterhin ungeheure Macht: sie verfolgen ihrerseits Carla, doch sie sind ihr dabei immer einen Schritt voraus. Eine unbarmherzige Jagd beginnt …

Meine Meinung:
Glenn Meades Bücher liebe ich immer sehr, denn er verknüpft oft authentische Ereignisse mit einer fiktiven Story. So auch hier bei „Die letzte Zeugin“: es geht um den unglaublich grausamen Bürgerkrieg in Jugoslawien, auch „Balkankonflikt“ genannt, der erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts für weit mehr als 100.000 Menschen den Tod bedeutete. Unvorstellbare Gräueltaten waren an der Tagesordnung und unzählige Menschen versuchten zu fliehen.

Der Autor hat viele Eckdaten einer realen Geschichte in sein Buch einfließen lassen: Carlas Erlebnisse basieren auf den Erzählungen einer Frau, die wirklich Ähnliches erlebt hat.
Das macht diesen Thriller schon grundsätzlich fesselnd und lässt alles in einem sehr düsteren Licht erscheinen. Doch auch die fiktive Story sorgt noch zusätzlich für Spannung und kann mit vielen Überraschungen und Wendungen aufwarten.

Die Charaktere wurden sehr gut beschrieben und Glenn Meade hat es vortrefflich geschafft, den inneren Konflikt zwischen Gut und Böse bei einigen Figuren sehr glaubwürdig darzustellen.
Carlas Verhalten konnte ich zwar nicht immer nachvollziehen, aber insgesamt war sie schon eine recht sympathische Protagonistin.

Bisher habe ich Glenn Meades Bücher immer als gekürzte Hörbücher genossen und auch bei diesem Thriller hatte ich das Gefühl, dass man wenige Passagen noch etwas hätte straffen können. Aber Langeweile kommt trotzdem garantiert nicht auf, eher im Gegenteil. Die Spannung hält sich auf einem sehr hohen Niveau.
Das Ende hat mir auch sehr gut gefallen, denn wir dürfen noch einen kleinen Blick in die Zukunft werfen und so was mag ich total gerne.

Fazit:
Der erschreckende, reale Hintergrund sorgt alleine schon für Gänsehaut, hinzu kommt noch eine toll durchdachte fiktive Story … hat mir bestens gefallen. Für Leute mit starken Nerven auf jeden Fall empfehlenswert!

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 54 ab.

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen von Susan Juby – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: cbj (27. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570159981
ISBN-13: 978-3570159989
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
Originaltitel: The Truth Commission
LESEPROBE

Über die Autorin:
Susan Juby fing bereits als Kind mit dem Schreiben an. Nach ihrem Literaturstudium arbeitete sie zunächst in einem Verlag, begann aber auch schon ihre eigenen Bücher zu veröffentlichen. Eine ihrer Jugendbuch-Trilogien wurde bereits erfolgreich fürs Fernsehen adaptiert. Susan lebt und arbeitet in Kanada. Momentan arbeitet sie an einem weiteren Buch, das an der Green-Pastures-Akademie spielt.

Der Buchrückentext:
Das Leben ist nichts für Feiglinge …
… denken sich die drei Freunde seit Kindheitstagen Dusk, Neil und Normandy zu Beginn des 11. Schuljahres und starten ein gewagtes Experiment: Einmal jede Woche wird abwechselnd einer von ihnen einem Menschen aus ihrer Schule eine Frage stellen, die bisher keiner auszusprechen wagte, obwohl alle nach der Antwort lechzen.
Hasst die ewig grantige Sekretärin wirklich alle Schüler, ist der schöne Tyler jetzt schwul oder nicht, nimmt der Freak aus der 12. Drogen und hat die Coole aus dem Langlaufteam mit einem ihrer beiden Teamkollegen was oder gar mit beiden?
Was die drei besten Freunde allerdings damit lostreten, hätten sie nie geahnt. Denn auch sie selbst müssen sich ein paar unumstößlichen Wahrheiten stellen.

Die Geschichte:
Normandy und ihre besten Freunde Dusk und Neil besuchen die 11. Klasse einer Kunstschule. Im Rahmen einer Projektarbeit schreibt Normandy ein Essay, in dem sie über ihren Alltag erzählt. Dieses Essay dürfen wir hier lesen.
Zusammen nehmen sich die drei Freunde aber noch ein ganz anderes Projekt vor: sie gründen eine „Wahrheitskommission“ und stellen Mitschülern oder anderen Personen an der Schule brisante Fragen. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich … und lösen mitunter sogar einen Aufstand aus.
Normandy erzählt uns aber auch vieles aus ihrem Familienleben – und das ist alles andere als harmonisch. Ihre große Schwester ist ebenfalls Künstlerin und hat es bereits zu enormer Berühmtheit gebracht: sie veröffentlicht sehr erfolgreich Graphic Novels, in denen sie ihre eigene Familie gnadenlos ins Lächerliche zieht.

Meine Meinung:
Zunächst hatte ich sehr große Zweifel, ob mir das Buch gefallen würde, denn ich habe die meist wenig schmeichelhaften bisherigen Bewertungen gelesen. Aber andererseits haben mich diese auch neugierig gemacht. Und im Nachhinein kann ich nun sagen: Gut, dass ich das Buch trotzdem gelesen habe, denn mir gefiel es sehr gut! 🙂

Der Schreibstil von Susan Juby ist einfach toll: locker, nicht zu übertrieben jugendlich und mit einer gelungenen Prise ironischen Humors.

Ihre Charaktere wirken zunächst etwas ungewöhnlich, aber trotzdem nicht überzogen: natürlich sind Kunstschüler keine normalen, langweiligen 08/15-Teenager, sondern pflegen mitunter einige Marotten. Mit Normandy habe ich mich sehr schnell anfreunden können und auch ihre Freundin Dusk (die eigentlich Dawn heißt) und ihr Freund Neil sind ganz sympathische Typen.

Ein großer Kritikpunkt vieler Leser sind ja die vielen Fußnoten, die Normandy in ihrem Essay (wir lesen ja quasi ein „Buch im Buch“) verwendet. Anfangs fand ich diese auch ein bisschen anstrengend, aber das legte sich bald, denn sie waren mitunter auch sehr witzig. Außerdem stellen sie eigentlich einen separaten Handlungsstrang dar, der sich am Ende auch mit Wahrheit befasst und der sich um ihre Lehrerin Ms. Fowler dreht.

Neben den Aktivitäten ihrer „Wahrheitskommission“ schildert das Buch ja hauptsächlich Normandys Familienleben, das reichlich verkorkst ist. Sehr bezeichnend fand ich dazu dieses Zitat:

„Familien machen einfach immer weiter, auch wenn sich bestimmte Familienmitglieder nicht ausstehen können und nur dableiben, weil Kost und Logis umsonst sind. Wenn ihr mich fragt, sind Familien zu anpassungsfähig.“ Seite 302

Normandy macht echt einiges mit und ich konnte mich da auch sehr gut hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Sie kämpft nicht nur in der Schule um die Wahrheit, sondern auch zu Hause kann sie nicht mehr länger schweigen. Dabei merkt sie jedoch sehr schnell, dass es nicht immer gut ist, wenn alles ans Licht kommt. Manche Dinge sollten vielleicht doch lieber unausgesprochen bleiben. Doch oft geht es nicht anders, auch wenn es weh tut und unangenehme Konsequenzen hat.

„Für meinen Vater ist die Wahrheit wie eine Zwiebel. Man will dem dummen Ding die Haut nicht komplett auf einmal abziehen, weil man sonst vielleicht nie wieder aufhören kann zu weinen.“ Seite 346

Das Buch hat mir von Anfang bis zum Ende bestens gefallen. Zum Schluss hin wird es noch richtig spannend, denn Normandy und ihre Freunde sind einem ganz besonderen Geheimnis auf der Spur.
Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass Susan Juby bereits an einem zweiten Band schreibt! Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Normandy & Co.!

Fazit:
Ein witzig-locker geschriebenes Buch über Freundschaft, Familienkonflikte und die Suche nach der Wahrheit … mir hat´s super gefallen! Empfehlen würde ich es aber noch nicht ab 12 Jahren, sondern vielleicht eher ab 14.

Bewertung:
4,5pfoten

Das Raunen der Toten von Oliver Becker – Meine Rezension …

Broschiert: 340 Seiten
Verlag: ars vivendi verlag GmbH & Co. KG (31. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3869135026
ISBN-13: 978-3869135021
LESEPROBE

Über den Autor:
Oliver Becker lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Er schreibt Romane der unterschiedlichsten Genres – ob pralles Historienabenteuer, Kriminalroman oder auch sozialkritische Tragödie. Für Becker liegt der Reiz des Schreibens gerade darin, immer wieder Neuland zu betreten. Oder wie er es sagt: »Das Einzige, worauf ich mich festlegen lasse: dass ich mich nicht festlegen lasse.« Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählt die Trilogie um die »Krähentochter«.

Der Buchrückentext:
Ein abgelegenes Dorf nordwestlich von Hannover in den Dreißigerjahren: Die einzige Hure der Ortschaft, eine Kanadierin indianischer Herkunft, wird erwürgt aufgefunden. Die Kriminalpolizei in Barghude nimmt die Ermittlungen auf. Aber ohne Erfolg: Niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Christian Falk, der Liebhaber des Opfers, kann sich damit nicht abfinden. Er stellt verschiedene Leute zur Rede – und bringt sich dadurch selbst in höchste Gefahr. Einzig Vera, die Tochter eines geachteten Großbauern, scheint auf seiner Seite zu sein. Doch schon bald muss erneut jemand sterben …

Die Geschichte:
Auf dem Friedhof eines kleinen Dorfs wird eine tote Frau gefunden: sie kam aus dem Ausland und verdiente sich ihr Geld als Prostituierte. Christian Falk, der sie vor einiger Zeit aus Kanada mitgebracht hat, trägt die Leiche nach Hause und trauert auf seine eigene Weise … Er begibt sich selbst auf die Jagd nach dem Täter, nachdem die Polizei die Tote mitgenommen hat.
Christians Methoden sind weniger zurückhaltend als die der polizeilichen Ermittler, die relativ erfolglos viele Dorfbewohner verhören. Derweil werden die verdächtigten Männer immer ungehaltener: sie wollen ihrerseits den mutmaßlichen Mörder bestrafen. Ein gefährliches Verwirrspiel nimmt seinen Lauf …
Auch Vera, die Tochter eines ortsansässigen Großbauern, macht sich ihre Gedanken über den Täter: könnte ihr Freund etwas damit zu tun haben?

Meine Meinung:
Oliver Beckers Schreibstil liest sich wunderbar und er erschafft durch seine detailreiche Erzählweise eine lebendige Atmosphäre.

Dass die Handlung in den Dreißigerjahren angesiedelt ist, spielt eigentlich eher eine untergeordnete Rolle und wird auch nicht zu sehr thematisiert. Dieser Aspekt ist wohl hauptsächlich wichtig für Vera: sie ist für die damaligen Umstände eine sehr moderne, unabhängige Frau.

Christian, die Hauptperson, ist mir weder besonders sympathisch noch unsympathisch. Meine Lieblingsfigur ist ein Außenseiter, der jedoch auch eine wichtige Rolle in der Story spielt.

Nach dem Auffinden der Leiche geht es eher ruhig weiter. Wer Action und blutrünstige Szenen sucht, der ist mit diesem Krimi weniger gut bedient. Der Autor legt das Hauptaugenmerk viel mehr auf extrem fein gezeichnete Charaktere, aus deren Leben wir sehr viel erfahren.
Diverse Rückblicke in die Vergangenheit bringen langsam Klarheit in die Geschichte, die losen Enden verknüpfen sich immer mehr. Zum Ende hin kommt dann auch noch ein bisschen Spannung auf, als sich die Ereignisse zuspitzen.

Die Story ist gut durchdacht und nur für „geübte“ Krimileser an manchen Stellen vorhersehbar. Ein interessantes Konstrukt aus Mord, Eifersucht, Hass, Liebe und den Geistern der Vergangenheit, die sich nicht so leicht begraben lassen. Leider fehlt in weiten Teilen etwas die nötige Spannung.

Der Schluss hat mir sehr gut gefallen, denn er lässt keine Fragen offen und bietet noch einen kleinen Zukunftsblick darauf, was aus den Hauptpersonen geworden ist.

Fazit:
Ein eher ruhiger Krimi mit sehr fein gezeichneten Charakteren … unblutig und stimmungsvoll!

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 60 ab.

Wiener Totenlieder von Theresa Prammer – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Marion von Schröder (27. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3547712092
ISBN-13: 978-3547712094

Zur Verlags-Autorenwebseite von Theresa Prammer geht es HIER lang.

Der Buchrückentext:
Schöner Sterben in Wien
Carlotta Fiore ist Kaufhausdetektivin, gescheiterte Opernsängerin und ehemalige Polizeianwärterin. Und neuerdings Statistin an der weltberühmten Wiener Oper. Eigentlich ist sie dort Undercoverermittlerin: Die Polizei braucht ihre Hilfe. In der Welt der exzentrischen Künstler ist ein Mörder unterwegs. Ein Sänger nach dem anderen stirbt. Die Aufführungen sind ausverkauft, aber kaum jemand möchte mehr auftreten. Zum Glück bekommt Lotta Hilfe von Ex-Kriminalkommissar Konrad Fürst. Doch auch gemeinsam können sie nicht verhindern, dass jede Vorstellung ein neues Opfer fordert …

Die Geschichte:
Carlotta Fiore ist die Tochter einer berühmten Opernsängerin, die es aber selbst leider beruflich nicht so weit geschafft hat: sie fristet ihr Dasein als Kaufhausdetektivin. Als sie von einem Bekannten gebeten wird, sich als verdeckte Ermittlerin in die Wiener Oper einschleusen zu lassen, stimmt sie widerwillig zu: des Geldes wegen.
Hilfe bei diesem Job erhält sie von dem Ex-Polizisten Konrad Fürst. Die beiden sollen als Statisten auskundschaften, wer hinter einer rätselhaften Mordserie steckt, bei der die Opfer live während der Vorstellungen sterben.
Lotta und Konrad laufen Gefahr, plötzlich selbst ins Visier des Täters zu geraten, denn die Zahl der Angestellten nimmt rapide ab: kaum jemand will noch auftreten, die Krankmeldungen häufen sich. Ob sie ihren Auftrag erfolgreich beenden können?

Meine Meinung:
Erst mal muss ich zugeben, dass ich an dieses Buch mit eher geringen Erwartungen herangegangen bin. Das lag zum einen vielleicht am Cover, das mich nicht so überzeugt hat. Außerdem hatte ich befürchtet, dass der Opernbetrieb zu detailliert im Vordergrund stehen würde.
Doch ich muss zugeben: ich wurde absolut angenehm überrascht! 🙂

Der Schreibstil von Theresa Prammer hat mir sofort bestens gefallen. An manchen Stellen schreibt sie auch leicht ironisch-humorvoll … so was liebe ich! Ihre Dialoge wirkten auf mich sehr authentisch und die Schauplätze konnte ich mir auch gut vorstellen.
In Zeiten boomender Regionalkrimis muss ich noch dazu sagen: dieser hier gehört nicht in diese Kategorie. Es tauchen zwar natürlich einige landestypische Dinge oder Begriffe auf, aber das bleibt nebensächlich.
Erzählt wird uns die ganze Geschichte übrigens aus Lottas Sicht bzw. in manchen Kapiteln aus der Perspektive der späteren Opfer.
Unterbrochen wird die spannende Handlung immer wieder durch eine andere Geschichte: betitelt mit „Das Mädchen“ lernen wir in diesen meist recht kurzen Einschüben ein Kind kennen, das anscheinend ein schweres Trauma erlitten hat.

Was die Charaktere betrifft: die Hauptpersonen sind sicher Lotta und Konrad, doch auch die anderen Figuren werden sehr schön beschrieben und wirken alles andere als blass. Etwas verkorkste Protagonisten, die sich unter anderem mit Beziehungs- und Suchtproblemen herumplagen, sind ja nun nichts Neues mehr – und müssen nicht zwingend sympathisch wirken. Doch hier habe ich Konrad sehr schnell ins Leserherz geschlossen und auch Lotta fand ich mit der Zeit immer liebenswerter. Je mehr man aus der Vergangenheit der beiden erfährt, desto mehr Verständnis hat man für ihre Eigenarten und Nöte.
Eine meiner absoluten Lieblingsfiguren in diesem Buch ist das sog. „Ameisenbärmädchen“. Das klingt zunächst nicht sehr schmeichelhaft, aber wenn ihr es lest, dann werdet ihr sehen, was ich meine! 😉

Zur Krimihandlung kann ich sagen, dass ich schon nach wenigen Seiten sehr gefesselt war davon. Auch die mysteriösen Einschübe über das unbekannte Mädchen haben dazu beigetragen, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Die Morde sind vielleicht nicht immer hundertprozentig realitätsnah und manchmal sind Zufälle nötig, damit alles funktioniert, aber das hat mich in diesem Buch irgendwie gar nicht gestört.
Zum Schluss hin wird die Story immer emotionaler, ohne jedoch zu kitschig zu wirken. Mag sein, dass hier meine Vorliebe für Happy Ends (und die leicht tränenfeuchten Augen 😉 ) auch dafür gesorgt haben, dass ich manches nicht so kritisch betrachtet habe. Beim letzten Satz habe ich jedenfalls sehr erleichtert aufgeatmet: eine Wendung, die ich mir kaum zu wünschen gewagt hätte.

Dieses Krimidebüt kann ich allen Liebhabern spannender Lektüre nur empfehlen! Mir hat es bestens gefallen und ich hoffe, dass ich sehr bald mehr von Lotta lesen darf!

Fazit:
Ein geniales Krimidebüt mit liebenswerten Protagonisten und genau der richtigen Balance zwischen Spannung und Emotionen! Auf eine Fortsetzung freue ich mich schon heute!

Bewertung:
5pfoten

Die Drahtzieherin von Marcus Hünnebeck – Meine Rezension …

Taschenbuch: 230 Seiten
Verlag: Amazon Publishing (7. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1503945618
ISBN-13: 978-1503945616

Die beiden bisherigen Teile der „Katharina-Rosenberg-Reihe“:

Der Klappentext:
Oberkommissarin Katharina Rosenberg steckt mitten in einem Entführungsfall, als sie der Profiler Mark Gruber kontaktiert. Er untersucht eine bundesweite Mordserie und hält eine ehemalige BKA-Beamtin für verdächtig. Im Rahmen seiner Nachforschungen ist er auf Hinweise gestoßen, dass diese Polizistin den Autounfall, bei dem Katharinas Tochter Sarah gestorben ist, herbeigeführt haben könnte.
Während die Oberkommissarin die Suche nach dem verschleppten Opfer vorantreibt, versucht sie gemeinsam mit Mark, die Hintergründe der achtzehn Monate zurückliegenden Ereignisse aufzudecken. Als eine unerwartete Wendung eintritt, verlässt sie den Pfad der konventionellen Polizeiarbeit und bringt sich dabei selbst in große Gefahr.

Die Geschichte:
Die BKA-Beamtin Johanna wird als verdeckte Ermittlerin auf einen Serienmörder angesetzt. Sie kann den Täter zur Strecke bringen, quittiert aber kurz darauf den Dienst.
Einige Jahre später ist ihr der Profiler Mark Gruber auf der Spur, denn sie scheint die Seiten gewechselt zu haben und selbst zur Mörderin geworden zu sein.
Kommissarin Katharina Rosenberg, die nach eineinhalb Jahren so langsam den Verlust ihrer Tochter verkraftet hat, wird von einem Ex-Liebhaber kontaktiert. Dessen Frau wurde verschleppt und der Entführer fordert ihn zu einem seltsamen Spiel heraus. Die Zeit drängt, denn in 48 Stunden läuft ein tödliches Ultimatum ab …

Meine Meinung:
Marcus Hünnebeck beschränkt sich auf das Wesentliche und verzichtet auf langatmige Ausschmückungen und Nebenhandlungen. In seinen Büchern geht es daher immer sehr temporeich zur Sache, es kommt garantiert keine Langeweile auf beim Lesen!

Die Hauptpersonen Mark Gruber und Katharina Rosenberg waren für mich ja keine Unbekannten mehr, aber auch neue Leser werden keine Schwierigkeiten haben, sich die beiden lebhaft vorzustellen. Der Autor beschreibt seine Protagonisten und auch die Schauplätze sehr authentisch.

Der zielgerichtete schnörkellose Schreibstil und die relativ kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man schnell in der Story ankommt und gleich gefesselt ist von den Ereignissen. Zunächst ist kaum ein Zusammenhang zwischen den Handlungssträngen erkennbar, doch so nach und nach fügen sich die Bruchstücke ineinander.
Auf allzu blutige Szenen muss der Autor nicht zurückgreifen, um Spannung zu erzeugen. Er liefert uns dafür eine gut durchdachte komplexe Story, die am Ende in einem schlüssigen Finale gipfelt. Auch Zwischenmenschliches kommt hier nicht zu kurz und so hat mir der Schluss sehr gut gefallen.

Mein einziger Kritikpunkt sind zwei Szenen, die ich etwas unglaubwürdig fand, aber ich bin da auch sehr pingelig … anderen Lesern fällt das wohl gar nicht auf! 🙂

Ein weiterer Thriller mit Katharina Rosenberg ist in Planung und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr lesen darf, wie alles weitergeht!

Fazit:
Ein temporeicher Thriller, der mich bestens unterhalten hat!

Bewertung:
4,5pfoten

Der Fall Garnisonkirche von Christine Anlauff – Meine Rezension …

Taschenbuch: 272 Seiten
Verlag: be.bra verlag; Auflage: 1. Aufl. (26. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3898095371
ISBN-13: 978-3898095372

Der Klappentext:
Potsdam, im Sommer 2016. Ein Sprengstoffanschlag zerstört den bereits teilweise wieder aufgebauten Turm der Potsdamer Garnisonkirche.
Dem Literaturkritiker und Blogger Justus Verloren läuft es eiskalt den Rücken hinunter: Wenige Tage zuvor ist ihm ein Manuskript zugespielt worden, das haarklein den Hergang des Anschlags schildert. Nur der Tote, den man unter den Trümmern gefunden hat, wird darin nicht erwähnt.
Unterstützt von seiner attraktiven Errungenschaft Magda geht Justus der Sache nach – und verstrickt sich in einem Geflecht aus Hass, Eifersucht, Gier und Politik …

Die Geschichte:
In Potsdam soll die umstrittene Garnisonkirche wieder aufgebaut werden: der Literaturkritiker Justus Verloren hat die andauernden Diskussionen darüber zum Thema seines Blogs gemacht.
Als ein Teil des Turmes bereits wieder aufgebaut wurde, zerstört ein nächtlicher Sprengstoffanschlag die gesamte Baustelle. Das Mysteriöse daran: Justus hat kurz zuvor ein Manuskript erhalten, in dem der genaue Ablauf des Verbrechens geschildert wird. Hat ihm der Täter dieses Dokument zukommen lassen? Und was ist mit dem Doktor, der bei dem Anschlag ums Leben kam? Er wurde im Manuskript nicht erwähnt …
Justus will auf eigene Faust herausfinden, was hinter der Sache steckt. Doch sein Kollege Bert und auch seine neue Freundin Magda sind der Ansicht, dass er sich in etwas hineinsteigert und dass das Manuskript gar nichts mit der Tat zu tun hat.

Meine Meinung:
Schon die Katzenkrimis von Christine Anlauff habe ich mit großer Begeisterung gelesen und so war ich umso gespannter auf das neueste Werk aus ihrer Feder. Gleich vorweg: ich wurde nicht enttäuscht! 🙂

Der Schreibstil ist einfach prima: glaubhafte Dialoge, lebendige Beschreibungen der Charaktere und Schauplätze und eine gewisse Prise Ironie und Humor – da macht das Lesen Spaß!

Mit Justus Verloren, der Hauptfigur, konnte ich mich schnell anfreunden. Sehr interessant fand ich auch, dass er Blogger und Rezensent ist. Das stellt gleich so eine gewisse Nähe her, wenn man diese Hobbies teilt.

Die Story ist gut durchdacht und zunächst völlig undurchschaubar. Es dauerte ziemlich lange, bis ich ahnte, wie alle Puzzleteilchen zusammenpassen würden. Dadurch hält sich die schnell aufgebaute Spannung praktisch bis zum Schluss.
Das Buch habe ich an nur einem Tag gelesen, denn es hat mich wirklich gefesselt.

Was auch sehr bemerkenswert ist: die Autorin benötigt keinerlei bluttriefende, effektheischende Szenen, wie man sie leider immer häufiger in Krimis oder Thrillern findet. Sie kann auch ohne Schockmomente überzeugen, so dass auch zartbesaitete Leser gerne zu diesem Buch greifen dürfen.

Das Ende fand ich sehr gelungen, der Fall wurde schlüssig aufgelöst. Trotzdem möchte ich gerne wissen, wie es mit Justus und einigen anderen lieb gewonnenen Charakteren weitergeht! Bitte mehr davon!

Fazit:
Ein wunderschön zu lesender Regionalkrimi mit sympathischen Charakteren und einer toll durchdachten Story! Da er praktisch ohne Blutvergießen auskommt, dürfen auch zartbesaitete Leser beherzt zugreifen! 🙂

Bewertung:
4,5pfoten

Alles Licht, das wir nicht sehen von Anthony Doerr – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: C.H.Beck; Auflage: 3 (12. Dezember 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3406667511
ISBN-13: 978-3406667510
Originaltitel: All the Light We Cannot See
Hier könnt ihr eine LESEPROBE als PDF herunterladen.

Autoren-Webseite von Anthony Doerr: www.anthonydoerr.com/

Auf der Abbildung kann man das leider nicht erkennen, aber schon äußerlich ist dieses Buch einfach toll: der Schutzumschlag schillert in allen möglichen Blau- und Grüntönen. Eine kleine Einstimmung auf das im Inneren so wundervoll beschriebene Meer …

Die Geschichte:
Wir begleiten zwei junge Menschen durch die Schrecken des 2. Weltkrieges:
Die blinde Marie-Laure flieht mit ihrem Vater im Jahr 1944 aus dem besetzten Paris zu ihrem Onkel Etienne nach Saint-Malo.
Und der kleine Werner Hausner wird in Deutschland von den Nazis als technisches Talent entdeckt und auf eine Eliteschule geschickt. Später muss er Dienst an der Front leisten und versteckte private Sendeanlagen aufspüren.
Mit diesen beiden Kindern und deren Familien bzw. Freunden erleben wir, wie es war, in dieser Zeit aufzuwachsen. Der Alltag war geprägt von Angst, Todesgefahr, Entbehrungen und großen Verlusten.
Marie Laures Vater ist in einem Museum angestellt und hat dort sämtliche Schlüssel zu verwalten. Vor seiner Flucht vertraut ihm sein Vorgesetzter einen großen Schatz an, auf dem angeblich ein Fluch lasten soll …

Meine Meinung:
Mit wunderschönen, aber auch drastischen Worten zog mich Anthony Doerr sofort in seinen Bann … das Buch liest sich einfach grandios. Kurze Kapitel mit wechselnden Schauplätzen bringen zusätzlich Spannung und Tempo in die Geschichte.
Auch der Wechsel zwischen verschiedenen Zeiten gelingt einwandfrei: wir erfahren nur Bruchstücke und so nach und nach fügt sich alles zusammen und Erklärungen aus der Vergangenheit vervollständigen das Ganze.

„Die Augen zu schließen, sagt dir kaum etwas über das Blindsein. Unter der Welt des Himmels, der Gesichter und Häuser gibt es eine rohere, ältere Wirklichkeit, einen Ort, an dem die Oberflächen zerfallen und die Geräusche in Schwärmen durch die Luft wehen.“ Seite 387

Marie-Laure und Werner sind zwei Protagonisten, die man sofort ganz fest ins Leserherz schließen kann. Aber sie sind nicht die einzigen Sympathieträger in dieser Story, auch zu vielen anderen Figuren baut man schnell eine Verbindung auf und fiebert mit ihnen.
Der Autor zeichnet so feine, authentische Charaktere, die sich im Lauf der Geschichte entwickeln und deren Stärke man nur bewundern kann. Vor allem Marie-Laure, die in früher Kindheit krankheitsbedingt erblindet, wirkt trotz aller Widrigkeiten sehr mutig. Großen Trost in schweren Zeiten findet sie bei ihren Lieblingsgeschöpfen: den Schnecken. Diese faszinierenden Wesen tauchen überall im Buch auf und sind damit fast genauso präsent wie zahlreiche Erwähnungen des titelgebenden Lichts – in allen möglichen Formen.

Das unsichtbare Licht steht wohl nicht nur für Marie-Laures Blindheit, sondern es verkörpert noch so vieles mehr. Auch die Rundfunktechnik ist sehr wichtig in der Story: etwas, das zwar immer da ist, aber unseren Augen verborgen bleibt. Das Unsichtbare können aber auch einfach nur die Geister unserer Vergangenheit sein, die uns nie mehr ganz loslassen. Man findet immer wieder neue Interpretationen beim Lesen und die Gedanken kreisen auch nach dem Zuklappen des Buchdeckels noch weiter …

Trotz der Schrecken des Krieges, die prägend und allgegenwärtig sind in diesem Buch, gibt es auch tröstliche Szenen und wunderschöne Momente. Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen und hat die Story perfekt abgerundet.

Gerne empfehle ich dieses Buch wärmstens weiter, auch älteren Jugendlichen könnte die Geschichte sehr gut gefallen.

Fazit:
Sehr berührend und wundervoll geschrieben. Dieses Buch ist jetzt schon eines meiner Highlights des Lesejahres 2015!

Bewertung:
5pfotenplus

Sunny wirft schon wieder mit Stöckchen …

Die liebe Sunny wirft schon wieder mit Stöckchen um sich: www.always-sunny.de/ich-haett-da-mal-vier-fragen-neugierig-die-zweite/ … und da meine beiden Wauzis so was noch nie mochten und die grundsätzlich nicht fangen, hab ich mich eben selbst mal bequemt! 😀

Hier sind also vier neue Fragen, die es zu beantworten gilt:

1. Bist du ein Rücken, Seiten- oder Bauchschläfer?
Es wird immer privater … wo soll das noch hinführen? 😀 Toilettengewohnheiten? Nimmst du Lektüre mit auf´s Klo?
Aber zurück zur Frage bzw. Antwort: eindeutig kein Bauchschläfer, aber alles andere in variabler Form. 🙂 … und immer mit einem Wauzi am Bein.

2. Du erlangst Zutritt zu einer Zeitmaschine, die dich in die Vergangenheit bringen kann. Du darfst dir ein Datum ausschauen, wo du für einen Tag sein kannst. Wohin reist du und warum?
Prima, dann mal ab in die Vergangenheit – und zwar zum 30.05.2535 v. Chr. nach Gizeh / Ägypten, bewaffnet mit einer Digitalkamera, vielen Akkus und Speicherkarten. Zurück in der Gegenwart hätte ich hoffentlich mit diesen Bildern für den Rest des Lebens ausgesorgt! 😀

3. Gibt es etwas, was du nie wieder tun würdest?
Meine beiden Hunde krankimpfen lassen. 🙁

4. Du bekommst unerwartet einen Tag frei, hast keinerlei Verpflichtungen und bist an diesem Tag allein. Was unternimmst du?
Ausschlafen, faulenzen und ganz viel lesen!!! 🙂

So, wer mag, kann das Stöckchen fangen und weitermachen … 😉 *wegschleuder*

Die Zerrissenen von Stephanie Fey – Meine Rezension …

Taschenbuch: 496 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (9. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453417607
ISBN-13: 978-3453417601

Die gesamte bisherige Reihe:

Über die Autorin:
Stephanie Fey, 1967 in Starnberg (Bayern) geboren. Nach einer Ausbildung zur Grafik-Designerin arbeitete sie als Illustratorin für Kinder- und Jugendbücher, bevor sie Schriftstellerin wurde. Sie wohnt mit ihrer Familie am Starnberger See bei München.
„Die Gesichtslosen“ ist der Auftakt der Thrillerreihe um die Münchner Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis, genannt „die Elster“, die Gesichter rekonstruiert und so den Toten ihre Identität zurück gibt. Im Februar 2013 erschien die Fortsetzung „Die Verstummten“. Teil 3 „Die Zerrissenen“ ist am 9. Februar 2015 erschienen.
Für die Anthologie „Totenstille Nacht“ schrieb sie eine kriminelle Adventskalendergeschichte.
Im Februar 2014 ist ihr erstes Sachbuch, das sie mit der Gesichtsrekonstrukteurin Constanze Niess zusammen geschrieben hat, erschienen, die ihr auch bei der Recherche ihrer Thriller hilft: „Die Gesichter der Toten“, mit farbigen Abbildungen und Illustrationen (von Stephanie Fey).
Für „Die Gesichtslosen“ erhielt sie 2012 als erste Autorin den Amazon Autorenpreis. Sie konnte sich zudem gegen drei weitere Rundensieger als Jahressiegerin 2012 durchsetzen.
Mehr unter: www.stephanie-fey.de
(Quelle: Amazon)

Die Geschichte:
Nahtlos schließt sich dieser Band den Geschehnissen des Vorgängers „Die Verstummten“ an: Kurt Krallinger, der auf Carinas Vater geschossen hat, erhängt sich in seiner Gefängniszelle – kurz vor dem anstehenden Prozess. Matte glaubt nicht an einen Selbstmord und vermutet eine Vertuschungsaktion. Carina soll die Obduktion durchführen.
Derweil tauchen auf einem Münchner Friedhof immer wieder Leichen in fremden Gräbern auf: wer sind die Toten und wer hat sie dort abgelegt?
Hat ein früher misshandelter Junge etwas mit den Geschehnissen zu tun?
Und dann ist natürlich auch noch nicht geklärt, was aus Carinas leiblicher Mutter Iris geworden ist. Die Scharfschützin soll vor vielen Jahren gestorben sein – oder vielleicht doch nicht?

Meine Meinung:
Nachdem ich ja jetzt alle drei Teile direkt hintereinander gelesen habe, kann ich guten Gewissens raten: Unbedingt alle Bände der Reihe nach lesen, denn sonst fehlt leider zu viel Vorgeschichte! Natürlich gibt es Rückblicke bzw. einige Infos aus den Vorgängerbänden, aber es ist unmöglich, den Neuleser wirklich gut zu informieren ohne dabei die Stammleser mit zu vielen Wiederholungen zu langweilen. Das gilt auch für die Beschreibung der Charaktere, die ich ja nun schon alle kannte – und mich schon auf ein „Wiederlesen“ mit ihnen gefreut habe!

Der gewohnt prima zu lesende Schreibstil von Stephanie Fey hat mich sofort wieder in seinen Bann gezogen. Hier gibt es ja auch keine zeitliche Trennung zum Vorgängerband, das fand ich sehr gelungen.

Im neuen „Hauptfall“ geht es um Kindesmisshandlung und Nekrophilie: wirklich heftige Themen, die die Autorin wieder anhand echter Fälle sehr detailgetreu und mit viel Nähe zur Realität in gruselig-spannenden Thrillerstoff verwandelt hat. Wenn man weiß, dass vieles auf Fakten beruht, liest es sich noch erschreckender!
Während es mir im letzten Band noch so vorkam, als würde Carinas Familiengeschichte nur ein Drittel des Buches ausmachen, so war es hier schon mindestens die Hälfte. Wir erfahren wieder sehr vieles aus der Vergangenheit von Iris, zum Beispiel über einen Auslandseinsatz in Afghanistan. Etwas gestört hat mich in diesem Zusammenhang eine Szene, in der Matte Offensichtliches irgendwie verleugnet hat und nötige Ermittlungsschritte nicht eingeleitet wurden … vielleicht um das Ergebnis noch etwas hinauszuzögern. Jedenfalls fehlte es mir hier etwas an der Logik.

Wie schon in den ersten beiden Teilen der Reihe schafft es die Autorin, praktisch bis zu den letzten Seiten ein hohes Maß an Spannung aufrecht zu erhalten. Dazu tragen auch viele sehr gut recherchierte Details bei und die Verknüpfung von realen Hintergründen (z. B. Attentate an berühmten Personen) mit einer fiktiven Story.
Eine kleine Liebesgeschichte nimmt auch nicht zu viel Platz ein, das fand ich sehr angenehm, denn so etwas stört mich in Thrillern eher.

Das Ende ist ein regelrechter Showdown mit Schockeffekt. Es blieb für mich noch zu vieles offen, denn jetzt muss leider auch ich etwa ein Jahr auf die Fortsetzung warten. Bis dahin werde ich viele Details nicht mehr so frisch im Gedächtnis haben, was ich sehr schade finde. Aber ich freue mich trotzdem jetzt schon drauf! 🙂

Fazit:
Spannend, etwas eklig und mit interessanten Infos aus der Rechtsmedizin … am Ende bleibt für meinen Geschmack leider zu vieles offen, aber eine Fortsetzung ist ja bereits in Arbeit!

Bewertung:
4,5pfoten

Die Verstummten von Stephanie Fey – Meine Rezension …

Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (11. Februar 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453409795
ISBN-13: 978-3453409798

Die gesamte bisherige Reihe:

Über die Autorin:
Stephanie Fey, 1967 in Starnberg (Bayern) geboren. Nach einer Ausbildung zur Grafik-Designerin arbeitete sie als Illustratorin für Kinder- und Jugendbücher, bevor sie Schriftstellerin wurde. Sie wohnt mit ihrer Familie am Starnberger See bei München.
„Die Gesichtslosen“ ist der Auftakt der Thrillerreihe um die Münchner Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis, genannt „die Elster“, die Gesichter rekonstruiert und so den Toten ihre Identität zurück gibt. Im Februar 2013 erschien die Fortsetzung „Die Verstummten“. Teil 3 „Die Zerrissenen“ ist am 9. Februar 2015 erschienen.
Für die Anthologie „Totenstille Nacht“ schrieb sie eine kriminelle Adventskalendergeschichte.
Im Februar 2014 ist ihr erstes Sachbuch, das sie mit der Gesichtsrekonstrukteurin Constanze Niess zusammen geschrieben hat, erschienen, die ihr auch bei der Recherche ihrer Thriller hilft: „Die Gesichter der Toten“, mit farbigen Abbildungen und Illustrationen (von Stephanie Fey).
Für „Die Gesichtslosen“ erhielt sie 2012 als erste Autorin den Amazon Autorenpreis. Sie konnte sich zudem gegen drei weitere Rundensieger als Jahressiegerin 2012 durchsetzen.
Mehr unter: www.stephanie-fey.de
(Quelle: Amazon)

Die Geschichte:
Seit dem letzten Abenteuer von Gerichtsmedizinerin Carina Kyreleis sind 10 Monate vergangen. Zusammen mit ihrem Vater Matthias ist sie unterwegs zu ihrer Adoptivmutter, als ihnen auf der Autobahn ein Geisterfahrer entgegenkommt. In letzter Sekunde kann Matte (Hauptkommissar Matthias Kyreleis) das Lenkrad herumreißen und den Zusammenstoß verhindern. Ein Wagen hinter ihnen hat weniger Glück und der erst 17-jährige Geisterfahrer wird schwer verletzt.
Als Carina und Matte dessen Eltern die Nachricht überbringen wollen, finden sie das Ehepaar tot in seltsamer Aufmachung vor. Als Hauptverdächtiger gilt natürlich der Sohn.
Fast zur gleichen Zeit wird ein kleines Mädchen entführt.
Als wäre das alles nicht genug Aufregung für Carina, steht auch noch der Prozess gegen den Ex-Kollegen ihres Vaters kurz bevor: werden endlich die Hintergründe über mögliche Attentate und Spionage aufgedeckt?

Meine Meinung:
Fast nahtlos schließt sich diese Geschichte an den ersten Band der Reihe an. Nur ein Zeitraum von 10 Monaten liegt dazwischen, was aber meines Erachtens manchmal nicht ganz passte, zum Beispiel wenn es um Clemens ging. Da wäre sicher nicht fast ein ganzes Jahr Funkstille gewesen, aber so insgesamt gelang der Anschluss wirklich gut.

Es ist auch so, dass die Thematik des ersten Teils sich wieder komplett durch dieses Buch zieht. Das finde ich sehr gut gemacht und am Ende bleiben sogar noch genug offene Fragen für eine Fortsetzung.
Geschickt verarbeitet die Autorin verschiedenste Themen, wie Kindesmisshandlung, Terroranschläge, psychische Probleme und natürlich auch wieder eine interessante Gesichtsrekonstruktion. Man merkt einfach, dass hier sehr gut recherchiert wurde und dass ihr manches (wie das „Shaken Baby Syndrom“) wohl auch sehr am Herzen liegt.

Stephanie Fey hat es jedenfalls wieder geschafft, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Durch teils recht kurze Kapitel und raschen Wechsel zwischen den Handlungssträngen (bei dem einer auch wieder einen Blick in die Vergangenheit erlaubt) entsteht gleich zu Beginn viel Spannung, die sich beständig hält. Es war alles weniger durchschaubar für mich, als das noch im Vorgängerband der Fall war.
Wirklich toll geschrieben!

Mit dem Ende konnte ich mich gut anfreunden, auch wenn noch vieles offen bleibt. Da ich jedoch schon den dritten Teil der Reihe hier liegen habe, kann ich ja direkt weiterlesen! 🙂

Fazit:
Spannende Lektüre, die man kaum noch aus der Hand legen kann. Super recherchiert und toll geschrieben!

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 44 ab.