Damenopfer von Helmut Barz – Meine Rezension …

Taschenbuch: 408 Seiten
Verlag: Sutton Verlag GmbH; Auflage: 1 (23. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3954004518
ISBN-13: 978-3954004515

Die komplette Reihe bisher:

Über den Autor:
Helmut Barz wurde in Braunschweig geboren und lebt in Offenbach am Main. Nach einem Studium der Theaterwissenschaften und -regie arbeitet er als freier Autor, Regisseur und Texter in der Werbung und Unternehmenskommunikation. (Autorenseite von Sutton)

Mehr von und über Helmut Barz und die „Katharina Klein“-Reihe gibt es auch hier:
http://www.sonderermittlungseinheit.de.

Die Geschichte:
Die Sonderermittlungseinheit soll in sehr feierlichem Rahmen ihr neues Gebäude beziehen. Doch dann erschießt sich plötzlich der Justizminister Jan-Ole Vogel vor versammelter Mannschaft während seiner Rede. Wieso?
Das dürfen Katharina und ihr neues Team gleich einmal herausfinden, denn sie erhalten vom Innenminister die Order, den Selbstmord Vogels aufzuklären. Während der Ermittlungen stolpern sie über allerhand Schachspiele – und pikanterweise trug der Tote auch einen Frauenslip mit einer aufgestickten Dame. Was wollte Vogel ihnen damit posthum mitteilen?
Katharina und Andreas werden erheblich bei ihren Nachforschungen behindert, da ein Unbekannter ständig geheime Informationen aus ihrer Vergangenheit an die Presse weiterleitet. Außerdem verschwinden immer wieder wichtige Beweismittel aus der Villa der Sonderermittlungseinheit – ob sie wohl einen Maulwurf in ihrer Mitte haben?

Meine Meinung:
Als großer Fan der „Katharina Klein“ – Reihe musste ich natürlich auch den vierten Band unbedingt lesen. Da die Geschichten allerdings immer sehr komplex sind, muss ich zugeben, dass ich mich zunächst leider nicht mehr an Details der letzten Bände erinnern konnte. Doch Helmut Barz hat sehr geschickt grobe Eckdaten aus der Vergangenheit mit in die aktuelle Story eingeflochten, so dass ich beim Lesen permanent „Aha“-Momente erlebte und die Erinnerungen wieder auflebten.
Man kann das Buch durchaus separat lesen, aber grundsätzlich würde ich schon empfehlen, die Reihe von Beginn an zu genießen – es lohnt sich! 🙂

Was man bei dieser Reihe beachten sollte: es geht actionreich und nicht immer sehr realitätsnah zur Sache. Der Autor arbeitet bewusst mit Übertreibungen und parodiert gerne klassische Krimis. Das sorgt für eine Extraportion Ironie und Humor, die mir immer sehr gefällt.
Wobei ich sagen muss, dass sich „Damenopfer“ meiner Meinung nach etwas von den Vorgängerbüchern unterscheidet: hier bewegt sich die Geschichte schon eher im vorstellbaren Bereich und Szenen a´la MacGyver oder James Bond bleiben fast gänzlich aus. Trotzdem kommen die humorvollen Szenen nicht zu kurz, das beginnt schon in den Kapitelüberschriften.

Katharina und Andreas und praktisch alle Mitglieder der „Sonderermittlungseinheit“ sind ein wirklich sympathischer Haufen. Alle Figuren haben so ihre kleinen (oder größeren) Macken, die sie menschlich und liebenswert machen: von der Ärztin, der beim Anblick von kranken Menschen schlecht wird bis zum ständig Obst essenden Polizist, der gleichzeitig Geistlicher ist und von allen nur „Bruder Rapunzel“ gerufen wird.
Für Neuleser der Reihe mögen einige Charaktere etwas farblos bleiben, da sie im Buch nur eine untergeordnete Rolle spielen, die Stammleser kennen alle Teammitglieder bereits aus den früheren Abenteuern. Man könnte fast behaupten, der Autor hätte quasi ein „Best of“ der Figuren aus der Vergangenheit in seiner Sonderermittlungseinheit vereint. 🙂

Die Story ist gewohnt komplex und kann mit allerlei Überraschungen und Wendungen überzeugen. Die titelgebenden „Schlagzeilen“ ziehen sich wie ein roter Faden durchs Buch und am Ende wird uns auch die Bedeutung des „Damenopfers“ klar.
Die privaten Verwicklungen von Katharina und Andreas bzw. die Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit nimmt nicht zu viel Raum ein, was es auch Neueinsteigern leicht machen dürfte, nie den Überblick zu verlieren.
Moderne Ermittlungsmethoden mit vielen technischen Spielereien prägen die Arbeit der Sonderermittlungseinheit, aber oft genug bewegen sich Katharina und Andreas auch wieder – wie gewohnt – abseits des offiziellen Dienstweges.

Auch der vierte Fall von Katharina Klein konnte mich wieder voll überzeugen. Das Lesen hat wirklich Spaß gemacht und es wurden auch noch einige offene Fragen aus dem letzten Buch beantwortet.

Fazit:
Ein komplexer Krimi mit sympathischen Ermittlern und einer bestens durchdachten Story. Hat mich super unterhalten!

Bewertung:
5pfoten

Denn es wird kein Morgen geben von Angélique Mundt – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: btb Verlag (9. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442746310
ISBN-13: 978-3442746316

Wer die Reihe komplett lesen möchte, der sollte zuerst zu diesem Buch greifen:

Die Geschichte:
Die Psychotherapeutin Tessa Ravens wird im Rahmen ihrer Tätigkeit im Kriseninterventionsteam in einen Vermisstenfall involviert: der Feuerwehrmann Martin König ist spurlos verschwunden. Seine Frau befürchtet, ihm könnte etwas sehr Schlimmes zugestoßen sein. Zunächst gibt es wenig Anhaltspunkte dafür, zumal er anscheinend nach einem heftigen Ehestreit gegangen ist. Doch so nach und nach tauchen immer mehr pikante Details auf, die die gesamte Familie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und dann wird Martin tot aufgefunden … Tessa fällt die Betreuung von Ehefrau und Tochter nicht leicht, denn sie wird dadurch immer wieder an traumatische Ereignisse in der Vergangenheit erinnert.

Meine Meinung:
Für mich war dies die erste Begegnung mit Tessa Ravens und Hauptkommissar Torben Koster. Trotz einiger Anspielungen auf die Vorfälle im ersten Buch der Reihe hatte ich nicht das Gefühl, mir würde wichtiges Vorwissen fehlen.

Mit den Charakteren habe ich mich sehr schnell angefreundet. Tessa wirkt sehr authentisch: sie ist ein Mensch, der oft die eigenen Interessen hinter denen ihrer Mitmenschen zurückstellt. Sie hilft gerne, obwohl sie selbst manchmal etwas Hilfe und Beistand gebrauchen könnte. Auch Torben fand ich schnell sympathisch, genau wie einige seiner Kollegen.
Die Autorin zeichnet wirklich sehr feine Charaktere, die alles andere als eindimensional wirken.

Die Story ist lange sehr undurchschaubar und wirklich gut aufgebaut. Bis zum Schluss hielt sich so eine gewisse Spannung, die nur dadurch gedämpft wurde, dass mir manchen Passagen einfach zu ausführlich erzählt oder dass einige Dinge zu oft wiederholt wurden.

Man merkt sehr deutlich, dass die Autorin „vom Fach“ ist: sie weiß einfach, worüber sie schreibt und dadurch wirkt alles sehr lebensnah und authentisch. In einem weiteren Handlungsstrang erfahren wir zum Beispiel sehr viel über sog. „Zwangsgedanken“. Auch wenn mir das stellenweise etwas zu viel Raum im Buch einnahm, fand ich das Thema extrem interessant.
Es geht in diesem Buch aber auch um das schlimme Problem „Kindesmissbrauch“, allerdings bleibt alles vergleichsweise harmlos, so dass auch zartbesaitete Leser nicht um ihre Nerven fürchten müssen.
Überhaupt hat es Angélique Mundt nie nötig, mit übertrieben blutigen, effektheischenden Szenen ihre Leser bei der Stange zu halten, sondern sie macht das mit einer überzeugenden Story mit vielen psychologischen Einblicken in die Denkweise der Betroffenen.

Fazit:
Ein spannendes Buch, das mit einer gut durchdachten Story und einem hohen Maß an Authentizität überzeugen kann.

Bewertung:
4,5pfoten

Blood on Snow von Jo Nesbo – Meine Rezension …

Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: Harvill Secker (9. April 2015)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 1846559928
ISBN-13: 978-1846559921

Die Geschichte:
Olav könnte man grob als „Auftragskiller mit Herz“ bezeichnen und so erklärt sich auch schnell, dass er ein großes Problem damit hat, seinen neuesten Job zu erfüllen. Er soll die hübsche Gattin seines Chefs aus dem Weg räumen. Doch je länger er die Frau observiert, um den idealen Zeitpunkt für den Mord festzulegen, desto größer werden seine Skrupel. Er kann sie nicht töten, doch das könnte sein eigenes Todesurteil bedeuten …

Meine Meinung:
Es handelt sich ja hierbei „nur“ um eine Kurzgeschichte und für solche gelten etwas andere Maßstäbe. Es kommt selten vor, dass ich mich überhaupt darauf einlasse, da ich nicht so wirklich ein Fan davon bin. Hier war es für mich anfangs nicht erkennbar, da ich nicht auf die Seitenzahl geachtet hatte – und da der Kaufpreis auch eher ein „normales“ Buch erwarten ließ.

Olav wirkte – trotz seiner Tätigkeit als Auftragskiller – sehr schnell sympathisch auf mich. Immer wieder erfahren wir Details aus seiner unschönen Kindheit mit einem gewalttätigen Vater, außerdem leidet er unter Dyslexie. Dies ist eine Erkrankung, bei der die Betroffenen gelesene Texte ganz anders verstehen als sie eigentlich gemeint sind.
Er ist ein wirklich interessanter Protagonist, der so viele widersprüchliche Eigenschaften in sich vereint: einerseits ein kaltblütiger Killer, andererseits sorgt er sich um die hinterbliebenen Familien seiner „Ziele“.

Die Story entwickelt sich eher gemächlich, so dass ich mich schon über mangelnde Spannung beklagt hatte, doch zum Ende hin wird es actionreich – und auch reichlich blutig.
Das gesamte Buch könnte ich mir super als Verfilmung vorstellen, bei der sich Tarantino bestens als Regisseur eignen würde. Manche Szenen sind schon fast zum Lachen, wenn es dabei nicht so grausig zur Sache ginge. An anderen Stellen kann man die Story dagegen schon fast als tragisch-poetisch bezeichnen.
Zum Schluss durfte ich mich dann noch über einige gelungene Wendungen freuen und über ein überraschendes Ende. Das hat mich über den eher weniger spannenden Anfang hinweggetröstet und mich letztlich doch noch von diesem Buch überzeugen können.

Fazit:
Als Kurzgeschichte hätte es eigentlich schon fast 5 Sterne verdient, aber für meinen Geschmack stimmt hier das Preis-/Leistungsverhältnis nicht ganz.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 26 ab.

Mittenrein ins Leben von Maria Linke – Meine Rezension …

Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (8. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548284906
ISBN-13: 978-3548284903

Die Geschichte:
Hilde ist fast 50, als ihr Ex-Schwiegervater stirbt, der gleichzeitig ihr Chef war. Ihr geschiedener Mann übernimmt die Firmengeschäfte und eine seiner ersten Amtshandlungen ist die Entlassung von Hilde!
Nach einer langen, erfolglosen Bewerbungsodyssee zieht Hilde aus der Eifel nach Köln zu einer alten Freundin, um sich in der Großstadt als Putzkraft selbständig zu machen. Anfangs klappt das auch ganz gut, doch sie merkt bald, dass die Belastung doch größer ist als angenommen: Rückenschmerzen plagen sie. Doch dann lernt sie die 39-jährige Antonia kennen, die ungleich schlimmer dran ist: sie leidet an MS und verlässt nur selten ihr Haus.
Beide entdecken das Kochen als gemeinsame Leidenschaft und sie beschließen, einen Supperclub zu gründen. Tatkräftige Unterstützung erhalten sie dabei von vielen lieben Menschen aus Hildes Leben: eine großartige Truppe, die sich gegenseitig das Leben ein bisschen schöner machen.

Meine Meinung:
Das Buch beginnt eigentlich eher traurig mit einer Beerdigung. Eine Menge Menschen werden vorgestellt, doch noch kann man sie nicht einordnen, es sind nur Namen …
Dann beginnt Hilde zu erzählen, wie es zu alledem gekommen ist – und schon bald hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen.

Am liebsten würde ich dieses Buch als „liebevoll-kitschiges Gute-Laune-Urlaubsbuch“ bezeichnen, doch das wird der Geschichte nicht wirklich gerecht. Es fügt sich zwar alles nur allzu schön ineinander, doch kitschig ist es trotzdem nicht. Es werden auch viele ernste Themen angesprochen, wie die MS-Erkrankung von Antonia, Drogensucht, Einsamkeit im Alter, die Probleme der Partnersuche im Internet, Arbeitslosigkeit und vieles mehr.

Mit den Charakteren konnte ich mich ganz schnell anfreunden und es sind so viele Sympathieträger darunter, dass ich gar keinen Favoriten benennen könnte. Hilde ist oft etwas zu uneigennützig: ihr wollte ich schon an einigen Stellen ein bisschen in den Allerwertesten treten, damit sie sich auch mal um sich selbst kümmert und nicht nur um ihre Mitmenschen.

Die Story ist sehr komplex aufgebaut und die vielen Charaktere, die so nach und nach auftauchen, spielen fast alle noch eine wichtige Rolle. Früher oder später ist ihr Auftritt gekommen und so fügt sich jedes Puzzleteilchen an seinen Platz. Natürlich kommt da vieles nicht sehr überraschend, aber darum geht es in dieser schön erdachten Geschichte ja auch nicht unbedingt.

Für mich war es jedenfalls eine entspannende, unterhaltsame Lektüre, die ich sehr genossen habe. Ich hab das Buch in einem Rutsch durchgelesen und war – trotz des schönen Schlusses – ein bisschen traurig, als ich die letzte Seite erreicht hatte.
Da konnten mich auch die am Ende des Buches abgedruckten Rezepte nicht darüber hinwegtrösten, zumal sie für mich als Vegetarier sowieso eher ungeeignet waren! 🙂

Fazit:
Ein Gute-Laune-Buch, bei dem fast „jedes Töpfchen sein Deckelchen findet“.

Bewertung:
5pfoten

Halbe Miete von Nadja Quint – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: btb Verlag (14. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442749182
ISBN-13: 978-3442749188

Die Geschichte:
Lilo Gondorf ist stolze Besitzerin zweier 5-Sterne-Ferienbungalows auf Rügen. Ihre Tochter Verena ist Kriminalkommissarin und muss ihrer Mutter leider plötzlich einen dienstlichen Besuch abstatten: einer ihrer Gäste wurde anscheinend bei einem Spaziergang entführt und ist seitdem spurlos verschwunden.
Sofort erwacht in Lilo der alte Spürsinn, auch sie war früher einmal Polizistin. Zusammen mit der blinden Ehefrau des Vermissten begibt sie sich auf die Suche nach möglichen Verdächtigen.
Ob vielleicht das frühere Berufsleben des Rentners als Notar etwas damit zu tun hat? Und warum fordert niemand ein Lösegeld?

Meine Meinung:
Zu Beginn möchte ich auf jeden Fall erst einmal die Aufmachung des Buches lobend erwähnen. Mir gefiel das schön gestaltete Cover sofort sehr gut und das tolle Design setzt sich im Inneren des Umschlags fort: dort findet man vorne einen Steckbrief von Lilo. Am Ende des Buches ist noch ein kurzes Interview mit ihr abgedruckt und vor Beginn der Geschichte gibt es eine Detailkarte von Rügen, auf der die Schauplätze schön ersichtlich sind.

Dann gleich zu den Protagonisten: Lilo hat es leider nicht ganz geschafft, mein Leserherz komplett zu erobern. Sie kam für mich manchmal zu sehr wie die typische neugierige Nachbarin rüber, die sich gern in anderer Leute Privatsphäre mischt. Vielleicht entstand dieser Eindruck aber auch dadurch, dass ständig so viele hausfrauliche Tätigkeiten erwähnt wurden, wie Putzen, Gartenarbeit, etc. Wie eine ernstzunehmende Ermittlerin wirkte sie jedenfalls nicht auf mich.
Ihr Nachbar Oskar hat einen ziemlich großen Bier-Spleen, aber ansonsten mochte ich ihn ganz gern. Lilos Tochter blieb mir etwas fremd, sie nimmt auch keine so große Rolle ein in der Handlung.
Die anderen Figuren wirkten auch recht lebendig und authentisch. Ebenso wie die sehr schön geschilderten Schauplätze. Die Landschaftsbeschreibungen machten schon große Lust auf Urlaub am Meer.

Die Aufklärung des Falles zog sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge. Es wurden zwar schon falsche Spuren gelegt und am Ende gab es noch einige Überraschungen, aber die Story empfand ich leider als immer unglaubwürdiger. Die Lösung des Rätsels war zwar gut ausgedacht, aber der Weg bis zur Aufklärung wirkte manchmal etwas holprig und konstruiert. Wirkliche Spannung habe ich leider an keiner Stelle empfunden.

Das Buch ist eine leichte Zwischendurch-Lektüre und auch für Leute prima geeignet, die sonst eher einen Bogen um typische Krimis machen. Wirklich blutige, schlimme Szenen bleiben größtenteils aus, so dass auch Zartbesaitete nicht um ihre Nerven fürchten müssen. 🙂

Fazit:
Ein eher ruhiger Krimi mit etwas viel „Drumherum“. Leicht zu lesen und bestens geeignet für Urlaubshungrige.

Bewertung:
3,5pfoten

Heiligenschein von Wolf Schreiner – Meine Rezension …

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (18. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442479177
ISBN-13: 978-3442479177

Die gesamte bisherige Reihe:

Über den Autor:
Wolf Schreiner wurde 1958 in Nürnberg geboren. Er wuchs in Oberbayern in der Nachbarschaft zum katholischen Wallfahrtsort Altötting auf und studierte in München Politik, Volkswirtschaft und Kommunikationswissenschaft. Wolf Schreiner arbeitete als Journalist für Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen, bevor er seine Leidenschaft für Krimis entdeckte. Er lebt heute in München.

Die Geschichte:
Pfarrer Baltasar Senner ermittelt hier bereits zum vierten Mal. Der aktuelle Fall ist allerdings von besonderer Brisanz, denn der gute Ruf des Bischofs steht auf dem Spiel: ein edelsteinbesetzter Schatz wurde gestohlen, weil die Sicherheitsmaßnahmen enorm lax waren. Keinesfalls soll Baltasar die Polizei einschalten, alles soll möglichst geheim bleiben. Doch dann geht eine Lösegeldübergabe total schief und es geschieht sogar ein Mord. Ob Baltasar das wirklich alleine schaffen kann? Mit seiner Schnüffelei macht er sich allerdings nicht nur Freunde in Kirchenkreisen, denn auch dort haben nicht alle eine weiße Weste.

Meine Meinung:
Für mich war dies die erste Begegnung mit Pfarrer Senner, aber trotzdem hatte ich an keiner Stelle das Gefühl, etwas aus früheren Büchern verpasst zu haben. Meistens ist das ja bei Bücherreihen so: es gibt Andeutungen und Hinweise auf die Vergangenheit oder die Figuren und ihre Beziehungen untereinander wirken etwas diffus, weil einfach das nötige Hintergrundwissen fehlt.
Doch hier kam ich gleich gut klar mit Baltasar: er wirkt recht sympathisch und man kann ihn sich wirklich als netten, aufgeschlossenen Dorfpfarrer vorstellen, der für einigen Blödsinn zu haben ist. Oder als weihrauchdealenden Hobby-Ermittler mit einer resoluten tschechischen Haushälterin, deren „Kochkünsten“ er gerne zu entfliehen versucht. 🙂

Was die Story betrifft: die ist recht komplex und entwickelt sich in verschiedenste Richtungen. Manchmal hätte die Geschichte noch etwas mehr Spannung vertragen, es war für meinen Geschmack alles etwas zu ruhig. Auch hätte ich mir manche Szenen weniger ausführlich gewünscht, damit etwas mehr Action aufkommt.
Die genauen Beschreibungen der Umgebung und vieler Details zu Kirchen, Wallfahrtsorten und den entsprechenden Gepflogenheiten lassen keinen Zweifel daran, dass der Autor gut recherchiert hat und sich in der Gegend wohl bestens auskennt.

Am Ende klärt sich nach einigen Wirrungen alles auf. Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten, allerdings hätte ich noch etwas mehr Humor erwartet, denn das Cover wirkte irgendwie sehr lustig mit der frech um die Ecke schauenden Kuh. 😉

Fazit:
Ein eher ruhiger, schön zu lesender Krimi mit viel Lokalkolorit, der noch eine Prise mehr Humor vertragen hätte.

Bewertung:
4pfoten

Die Straße der Geschichtenerzähler von Kamila Shamsie – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Berlin Verlag (30. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827012287
ISBN-13: 978-3827012289
Originaltitel: A God in Every Stone

Der Buchrückentext:
Eine junge Engländerin reist 1914 zu Ausgrabungen nach Labraunda und begegnet dort dem Archäologen Tahsin Bey. Vor dem Hintergrund antiker Ausgrabungen und den Wirren des Ersten Weltkriegs entfaltet sich eine vergangene Zeit, eine exotische Welt und vor allem die Geschichte einer großen Liebe.

Die Geschichte:
Wir schreiben das Jahr 1914. Während fast die ganze Welt durch einen furchtbaren Krieg erschüttert wird, genießt die junge Engländerin Vivian Spencer eine unbeschwerte Zeit in der Türkei: sie darf bei archäologischen Ausgrabungen helfen, die ein Freund ihres Vaters organisiert. Leider wird auch Viv bald von der traurigen Realität in ihrer Heimat eingeholt und sie verpflichtet sich als Hilfskrankenschwester in einem Kriegslazarett. Sie wird dort Zeugin schrecklicher Szenen, die sie nie mehr vergessen wird.
Mit Hilfe ihrer Mutter kann sie schließlich im Jahr 1915 nach Indien reisen. Dort trifft sie im Zug auf den indischen Soldaten Qayyum, der verwundet aus dem Krieg heimkehren kann.
Sie richtet sich ein neues Leben ein, fern der heimatlichen Kriegsschicksale. Doch auch in Indien brodelt es: einige Einheimische wollen sich nicht länger mit der englischen Herrschaft abfinden. Es kommt zu einem folgenschweren Aufstand – und Vivian und Qayyum geraten zwischen die Fronten …

Meine Meinung:
Kleinere Schwierigkeiten, die ich manchmal mit dem Schreibstil hatte, konnten mir trotzdem die Lesefreude nicht trüben. Die wörtliche Rede wird beispielsweise etwas gewöhnungsbedürftig nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet.
Was allerdings dagegen grandios gelungen ist: die eindrücklichen Beschreibungen der fremden Landschaften … man kann förmlich die Hitze der Sonne auf der Haut spüren, die reifen Feigen schmecken, den Duft der exotischen Blumen riechen. Natürlich lässt die Autorin mit der gleichen Intensität auch die erschreckenden Bilder lebendig werden: die Gräuel des Krieges auf dem Schlachtfeld und die Leiden der Verwundeten in den Lazaretten.

Hauptsächlich dreht sich das Buch um drei Personen: die Engländerin Vivian, die sehr modern und fast etwas aufsässig ihr Leben lebt, den indischen Jungen Najeeb, den sie unter ihre Fittiche nimmt und gegen alle Konventionen unterrichtet und den indischen Soldaten Qayyum, der fern seiner Heimat schwer verwundet wird und als vom Krieg gezeichneter Mann wieder nach Indien zurückkehrt.
Die Wege dieser drei Protagonisten kreuzen sich immer wieder, bleiben aber lange Zeit scheinbar getrennt. Bis dann alles auf den entscheidenden Showdown zusteuert: das grausame Massaker an Hunderten von friedlichen Demonstranten am 23.04.1930 in Peshawar.
Ein (englisches) Video, das die Hintergründe kurz und eindrucksvoll erläutert, ist bei YouTube unter „Qissa Khwani bazaar massacre – The Forgotten sacrifice of Indian Freedom Fighters“ abrufbar.
Die Autorin hat umfassend recherchiert und viele historische Fakten in dieses Buch einfließen lassen. Doch nicht nur die Geschichte des 20. Jahrhunderts bringt sie uns näher, sondern große Teile der Story befassen sich mit der Antike und den Spuren, die sie bis in die Gegenwart hinterlassen hat.

Während ich die erste Hälfte des Buches noch als eher gemächlich empfunden habe, steigert sich das Erzähltempo zum Ende hin enorm. Die entscheidenden Szenen dürfen wir außerdem aus verschiedenen Perspektiven betrachten, wodurch wir immer mehr Details erfahren und die Puzzleteilchen so nach und nach an ihren Platz rücken.

Der Schluss hat mir gut gefallen. Nachdem ich so lange mit Vivian, Najeeb und Qayyum mitgefiebert habe, freute ich mich noch über einen kurzen Blick in das Jahr 1947.

Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, es hat mich berührt und es hat mir ganz nebenbei noch ein Stückchen Geschichte vermittelt. Wenn der Schreibstil noch etwas allgemeinverträglicher gewesen wäre, hätte es absolute Höchstwertung verdient, aber auch so empfehle ich es gern weiter!

Fazit:
Ein sehr bildreiches, eindrückliches Buch, das vor allem gegen Ende enorm fesselt und die Gedanken auch nach dem Zuklappen noch lange beschäftigt. Empfehlenswert!

Bewertung:
4,5pfoten

Janusmond von Mia Winter – Meine Rezension …

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Egmont LYX; Auflage: 1 (2. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3802597907
ISBN-13: 978-3802597909
Originaltitel: Der dreizehnte Mond
LESEPROBE

Die Geschichte:
Leon Bernberg reist nach Südfrankreich, um seine seit 10 Jahren verschwundene Zwillingsschwester Lune für tot erklären zu lassen. Doch der zuständige Polizeibeamte Christian Mirambeau stellt ihm nicht das gewünschte Formular aus. Stattdessen beginnt er zu ermitteln und schon bald wird klar, dass mehr hinter der Geschichte steckt. Es geht um viel Geld, se*uelle Abartigkeiten und eine hochgradig gestörte Familie. Als Christian merkt, in welcher Gefahr er persönlich schwebt, ist es fast schon zu spät …

Meine Meinung:
Die Atmosphäre und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Als absoluter Südfrankreichfan habe ich die Beschreibungen der Landschaft und regionstypischen Eigenheiten wirklich genossen und empfand es als kleinen Urlaub.

Christian Mirambeau ist ein sympathischer Ermittler, von dem wir auch privat sehr viel erfahren. Leon dagegen wirkt gewollt zwiespältig: er kann sehr charmant sein, aber er hat auch eine andere Seite. Und das hat die Autorin sehr gut und glaubhaft zu Papier gebracht. Man weiß nie genau, woran man bei ihm ist. Das gilt aber auch für einige andere Figuren, was durchaus für Überraschungen sorgt.
Manchmal wurde mir das psychologische Hin und Her allerdings fast ein bisschen zu viel und so manche Passage hätte gern etwas kürzer ausfallen dürfen.

An der Story hat mir nicht so gefallen, dass zu viele se*uell motivierte Aktionen vorkamen und dass am Ende einiges offen blieb. Die Geschichte war aber sehr gut aufgebaut und wir erfuhren oft auch durch alte Briefe von Lune, was damals vor 10 Jahren geschehen ist. Spannung war durchaus vorhanden, vor allem in der zweiten Buchhälfte.
Stellenweise wirkte das Ganze schon etwas unglaubwürdig, doch es war noch vertretbar.

Fazit:
Ein bisschen zu viel Psycho für meinen Geschmack. Aber insgesamt ganz gut zu lesen.

Bewertung:
3,5pfoten

Über uns der Himmel von Kristin Harmel – Meine Rezension …

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (16. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442383331
ISBN-13: 978-3442383337
Originaltitel: The Life Intended

Nachdem ich von Kristin Harmel bereits mit sehr großer Begeisterung „Solange am Himmel Sterne stehen“ gelesen hatte, musste ich natürlich auch dieses Buch sofort haben.
Insgesamt war es auch wieder sehr toll geschrieben, aber es reichte nicht ganz an das vorherige Buch heran.

Zur Geschichte:
Kate ist 40 und befindet sich gerade an einem wichtigen Punkt ihres Lebens: ihr Freund hat ihr einen Heiratsantrag gemacht. Doch irgendwie kann sie sich nicht so richtig darüber freuen … liegt es daran, dass sie immer noch an ihrem verstorbenen Mann Patrick hängt, der beim großen Unglück am 11. September starb? Das würde auch ihre seltsamen, lebhaften Träume erklären, die sie in letzter Zeit immer häufiger hat. In diesen Träumen lebt sie zusammen mit Patrick und einer Tochter, die Hannah heißt. Alles erscheint ihr so real in dieser Parallelwelt und sie beginnt, über ihr richtiges Leben nachzudenken: bin ich wirklich glücklich, gefällt mir meine Arbeit, sollte ich nicht doch noch Kinder haben … Kann Kate durch die Träume den Weg in ein erfülltes Leben finden?

Meine Meinung:
Kristin Harmel schreibt wirklich toll und versteht es, lebendige Bilder im Kopf entstehen zu lassen.
Sie denkt sich immer sehr gefühlvolle, fantasiereiche Geschichten aus, die ans Herz gehen, ohne dabei jedoch ins Kitschige abzudriften.

Ihre Charaktere wirken sehr realitätsnah und viele davon habe ich sofort ins Leserherz geschlossen.
Kate verhält sich zwar nicht immer so, wie ich es vielleicht tun würde, aber man kann es trotzdem recht gut nachvollziehen. Auch die anderen Figuren bleiben nicht blass und einer meiner Lieblingsprotagonisten war Andrew, der Kate die Gebärdensprache beibringt.

Kate ist ja eine Musiktherapeutin und man merkt, dass die Autorin sich ausführlich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat. Ebenso gründlich hat sie über Gehörlosigkeit recherchiert und vieles davon in die Handlung eingebracht.
An manchen Stellen waren mir die Therapiesitzungen zwar etwas zu ausführlich, aber zu wirklichen Längen kam es noch nicht.

Richtig toll wurden die Zweifel von Kate herausgearbeitet, die sich in einer schwierigen Situation befindet. Soll sie auf ihren Verstand hören oder auf ihr Herz? Ist es genug, wenn man zufrieden ist oder sollte man besser richtig glücklich sein? Was für ein Mensch möchte ich sein, was möchte ich mit meinem Leben anfangen?
Sehr gute Fragestellungen, die den Leser auch dazu animieren können, über das eigene Leben nachzudenken. Oft genug geben wir uns mit Situationen zufrieden, obwohl wir genau wissen, dass wir eigentlich gegen unsere Überzeugungen handeln.

Leider fand ich die Handlung so vorhersehbar, dass mich das Ganze an keiner Stelle wirklich überraschen konnte. Das ist zwar nicht unbedingt das Hauptkriterium bei diesem Roman, denn schließlich ist es kein Krimi oder Thriller, aber trotzdem wäre es schön gewesen, nicht alles schon vorausahnen zu können.

Sehr gut unterhalten hat mich das Buch aber trotzdem: es hat mich berührt und mich in meiner Meinung bestärkt, dass man manchmal ungewöhnliche Wege gehen muss, um zu seinem persönlichen Glück zu finden – auch wenn es andere Menschen (zunächst) nicht verstehen.
Auch das Ende fand ich sehr gut gelungen und es rundete die Story gekonnt ab.
Wie schon beim letzten Buch sind auch hier einige Rezepte abgedruckt. Sie spielen zwar in der Handlung keine so direkte Rolle, aber ich fand die Idee trotzdem sehr nett.

Fazit:
Berührend, sehr schön zum Lesen und Mitfühlen … aber leider wenig überraschend.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 20 ab.