Halbe Miete von Nadja Quint – Meine Rezension …

Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: btb Verlag (14. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442749182
ISBN-13: 978-3442749188

Die Geschichte:
Lilo Gondorf ist stolze Besitzerin zweier 5-Sterne-Ferienbungalows auf Rügen. Ihre Tochter Verena ist Kriminalkommissarin und muss ihrer Mutter leider plötzlich einen dienstlichen Besuch abstatten: einer ihrer Gäste wurde anscheinend bei einem Spaziergang entführt und ist seitdem spurlos verschwunden.
Sofort erwacht in Lilo der alte Spürsinn, auch sie war früher einmal Polizistin. Zusammen mit der blinden Ehefrau des Vermissten begibt sie sich auf die Suche nach möglichen Verdächtigen.
Ob vielleicht das frühere Berufsleben des Rentners als Notar etwas damit zu tun hat? Und warum fordert niemand ein Lösegeld?

Meine Meinung:
Zu Beginn möchte ich auf jeden Fall erst einmal die Aufmachung des Buches lobend erwähnen. Mir gefiel das schön gestaltete Cover sofort sehr gut und das tolle Design setzt sich im Inneren des Umschlags fort: dort findet man vorne einen Steckbrief von Lilo. Am Ende des Buches ist noch ein kurzes Interview mit ihr abgedruckt und vor Beginn der Geschichte gibt es eine Detailkarte von Rügen, auf der die Schauplätze schön ersichtlich sind.

Dann gleich zu den Protagonisten: Lilo hat es leider nicht ganz geschafft, mein Leserherz komplett zu erobern. Sie kam für mich manchmal zu sehr wie die typische neugierige Nachbarin rüber, die sich gern in anderer Leute Privatsphäre mischt. Vielleicht entstand dieser Eindruck aber auch dadurch, dass ständig so viele hausfrauliche Tätigkeiten erwähnt wurden, wie Putzen, Gartenarbeit, etc. Wie eine ernstzunehmende Ermittlerin wirkte sie jedenfalls nicht auf mich.
Ihr Nachbar Oskar hat einen ziemlich großen Bier-Spleen, aber ansonsten mochte ich ihn ganz gern. Lilos Tochter blieb mir etwas fremd, sie nimmt auch keine so große Rolle ein in der Handlung.
Die anderen Figuren wirkten auch recht lebendig und authentisch. Ebenso wie die sehr schön geschilderten Schauplätze. Die Landschaftsbeschreibungen machten schon große Lust auf Urlaub am Meer.

Die Aufklärung des Falles zog sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge. Es wurden zwar schon falsche Spuren gelegt und am Ende gab es noch einige Überraschungen, aber die Story empfand ich leider als immer unglaubwürdiger. Die Lösung des Rätsels war zwar gut ausgedacht, aber der Weg bis zur Aufklärung wirkte manchmal etwas holprig und konstruiert. Wirkliche Spannung habe ich leider an keiner Stelle empfunden.

Das Buch ist eine leichte Zwischendurch-Lektüre und auch für Leute prima geeignet, die sonst eher einen Bogen um typische Krimis machen. Wirklich blutige, schlimme Szenen bleiben größtenteils aus, so dass auch Zartbesaitete nicht um ihre Nerven fürchten müssen. 🙂

Fazit:
Ein eher ruhiger Krimi mit etwas viel „Drumherum“. Leicht zu lesen und bestens geeignet für Urlaubshungrige.

Bewertung:
3,5pfoten

Heiligenschein von Wolf Schreiner – Meine Rezension …

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (18. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442479177
ISBN-13: 978-3442479177

Die gesamte bisherige Reihe:

Über den Autor:
Wolf Schreiner wurde 1958 in Nürnberg geboren. Er wuchs in Oberbayern in der Nachbarschaft zum katholischen Wallfahrtsort Altötting auf und studierte in München Politik, Volkswirtschaft und Kommunikationswissenschaft. Wolf Schreiner arbeitete als Journalist für Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen, bevor er seine Leidenschaft für Krimis entdeckte. Er lebt heute in München.

Die Geschichte:
Pfarrer Baltasar Senner ermittelt hier bereits zum vierten Mal. Der aktuelle Fall ist allerdings von besonderer Brisanz, denn der gute Ruf des Bischofs steht auf dem Spiel: ein edelsteinbesetzter Schatz wurde gestohlen, weil die Sicherheitsmaßnahmen enorm lax waren. Keinesfalls soll Baltasar die Polizei einschalten, alles soll möglichst geheim bleiben. Doch dann geht eine Lösegeldübergabe total schief und es geschieht sogar ein Mord. Ob Baltasar das wirklich alleine schaffen kann? Mit seiner Schnüffelei macht er sich allerdings nicht nur Freunde in Kirchenkreisen, denn auch dort haben nicht alle eine weiße Weste.

Meine Meinung:
Für mich war dies die erste Begegnung mit Pfarrer Senner, aber trotzdem hatte ich an keiner Stelle das Gefühl, etwas aus früheren Büchern verpasst zu haben. Meistens ist das ja bei Bücherreihen so: es gibt Andeutungen und Hinweise auf die Vergangenheit oder die Figuren und ihre Beziehungen untereinander wirken etwas diffus, weil einfach das nötige Hintergrundwissen fehlt.
Doch hier kam ich gleich gut klar mit Baltasar: er wirkt recht sympathisch und man kann ihn sich wirklich als netten, aufgeschlossenen Dorfpfarrer vorstellen, der für einigen Blödsinn zu haben ist. Oder als weihrauchdealenden Hobby-Ermittler mit einer resoluten tschechischen Haushälterin, deren „Kochkünsten“ er gerne zu entfliehen versucht. 🙂

Was die Story betrifft: die ist recht komplex und entwickelt sich in verschiedenste Richtungen. Manchmal hätte die Geschichte noch etwas mehr Spannung vertragen, es war für meinen Geschmack alles etwas zu ruhig. Auch hätte ich mir manche Szenen weniger ausführlich gewünscht, damit etwas mehr Action aufkommt.
Die genauen Beschreibungen der Umgebung und vieler Details zu Kirchen, Wallfahrtsorten und den entsprechenden Gepflogenheiten lassen keinen Zweifel daran, dass der Autor gut recherchiert hat und sich in der Gegend wohl bestens auskennt.

Am Ende klärt sich nach einigen Wirrungen alles auf. Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten, allerdings hätte ich noch etwas mehr Humor erwartet, denn das Cover wirkte irgendwie sehr lustig mit der frech um die Ecke schauenden Kuh. 😉

Fazit:
Ein eher ruhiger, schön zu lesender Krimi mit viel Lokalkolorit, der noch eine Prise mehr Humor vertragen hätte.

Bewertung:
4pfoten

Die Straße der Geschichtenerzähler von Kamila Shamsie – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Berlin Verlag (30. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827012287
ISBN-13: 978-3827012289
Originaltitel: A God in Every Stone

Der Buchrückentext:
Eine junge Engländerin reist 1914 zu Ausgrabungen nach Labraunda und begegnet dort dem Archäologen Tahsin Bey. Vor dem Hintergrund antiker Ausgrabungen und den Wirren des Ersten Weltkriegs entfaltet sich eine vergangene Zeit, eine exotische Welt und vor allem die Geschichte einer großen Liebe.

Die Geschichte:
Wir schreiben das Jahr 1914. Während fast die ganze Welt durch einen furchtbaren Krieg erschüttert wird, genießt die junge Engländerin Vivian Spencer eine unbeschwerte Zeit in der Türkei: sie darf bei archäologischen Ausgrabungen helfen, die ein Freund ihres Vaters organisiert. Leider wird auch Viv bald von der traurigen Realität in ihrer Heimat eingeholt und sie verpflichtet sich als Hilfskrankenschwester in einem Kriegslazarett. Sie wird dort Zeugin schrecklicher Szenen, die sie nie mehr vergessen wird.
Mit Hilfe ihrer Mutter kann sie schließlich im Jahr 1915 nach Indien reisen. Dort trifft sie im Zug auf den indischen Soldaten Qayyum, der verwundet aus dem Krieg heimkehren kann.
Sie richtet sich ein neues Leben ein, fern der heimatlichen Kriegsschicksale. Doch auch in Indien brodelt es: einige Einheimische wollen sich nicht länger mit der englischen Herrschaft abfinden. Es kommt zu einem folgenschweren Aufstand – und Vivian und Qayyum geraten zwischen die Fronten …

Meine Meinung:
Kleinere Schwierigkeiten, die ich manchmal mit dem Schreibstil hatte, konnten mir trotzdem die Lesefreude nicht trüben. Die wörtliche Rede wird beispielsweise etwas gewöhnungsbedürftig nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet.
Was allerdings dagegen grandios gelungen ist: die eindrücklichen Beschreibungen der fremden Landschaften … man kann förmlich die Hitze der Sonne auf der Haut spüren, die reifen Feigen schmecken, den Duft der exotischen Blumen riechen. Natürlich lässt die Autorin mit der gleichen Intensität auch die erschreckenden Bilder lebendig werden: die Gräuel des Krieges auf dem Schlachtfeld und die Leiden der Verwundeten in den Lazaretten.

Hauptsächlich dreht sich das Buch um drei Personen: die Engländerin Vivian, die sehr modern und fast etwas aufsässig ihr Leben lebt, den indischen Jungen Najeeb, den sie unter ihre Fittiche nimmt und gegen alle Konventionen unterrichtet und den indischen Soldaten Qayyum, der fern seiner Heimat schwer verwundet wird und als vom Krieg gezeichneter Mann wieder nach Indien zurückkehrt.
Die Wege dieser drei Protagonisten kreuzen sich immer wieder, bleiben aber lange Zeit scheinbar getrennt. Bis dann alles auf den entscheidenden Showdown zusteuert: das grausame Massaker an Hunderten von friedlichen Demonstranten am 23.04.1930 in Peshawar.
Ein (englisches) Video, das die Hintergründe kurz und eindrucksvoll erläutert, ist bei YouTube unter „Qissa Khwani bazaar massacre – The Forgotten sacrifice of Indian Freedom Fighters“ abrufbar.
Die Autorin hat umfassend recherchiert und viele historische Fakten in dieses Buch einfließen lassen. Doch nicht nur die Geschichte des 20. Jahrhunderts bringt sie uns näher, sondern große Teile der Story befassen sich mit der Antike und den Spuren, die sie bis in die Gegenwart hinterlassen hat.

Während ich die erste Hälfte des Buches noch als eher gemächlich empfunden habe, steigert sich das Erzähltempo zum Ende hin enorm. Die entscheidenden Szenen dürfen wir außerdem aus verschiedenen Perspektiven betrachten, wodurch wir immer mehr Details erfahren und die Puzzleteilchen so nach und nach an ihren Platz rücken.

Der Schluss hat mir gut gefallen. Nachdem ich so lange mit Vivian, Najeeb und Qayyum mitgefiebert habe, freute ich mich noch über einen kurzen Blick in das Jahr 1947.

Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, es hat mich berührt und es hat mir ganz nebenbei noch ein Stückchen Geschichte vermittelt. Wenn der Schreibstil noch etwas allgemeinverträglicher gewesen wäre, hätte es absolute Höchstwertung verdient, aber auch so empfehle ich es gern weiter!

Fazit:
Ein sehr bildreiches, eindrückliches Buch, das vor allem gegen Ende enorm fesselt und die Gedanken auch nach dem Zuklappen noch lange beschäftigt. Empfehlenswert!

Bewertung:
4,5pfoten

Janusmond von Mia Winter – Meine Rezension …

Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Egmont LYX; Auflage: 1 (2. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3802597907
ISBN-13: 978-3802597909
Originaltitel: Der dreizehnte Mond
LESEPROBE

Die Geschichte:
Leon Bernberg reist nach Südfrankreich, um seine seit 10 Jahren verschwundene Zwillingsschwester Lune für tot erklären zu lassen. Doch der zuständige Polizeibeamte Christian Mirambeau stellt ihm nicht das gewünschte Formular aus. Stattdessen beginnt er zu ermitteln und schon bald wird klar, dass mehr hinter der Geschichte steckt. Es geht um viel Geld, se*uelle Abartigkeiten und eine hochgradig gestörte Familie. Als Christian merkt, in welcher Gefahr er persönlich schwebt, ist es fast schon zu spät …

Meine Meinung:
Die Atmosphäre und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Als absoluter Südfrankreichfan habe ich die Beschreibungen der Landschaft und regionstypischen Eigenheiten wirklich genossen und empfand es als kleinen Urlaub.

Christian Mirambeau ist ein sympathischer Ermittler, von dem wir auch privat sehr viel erfahren. Leon dagegen wirkt gewollt zwiespältig: er kann sehr charmant sein, aber er hat auch eine andere Seite. Und das hat die Autorin sehr gut und glaubhaft zu Papier gebracht. Man weiß nie genau, woran man bei ihm ist. Das gilt aber auch für einige andere Figuren, was durchaus für Überraschungen sorgt.
Manchmal wurde mir das psychologische Hin und Her allerdings fast ein bisschen zu viel und so manche Passage hätte gern etwas kürzer ausfallen dürfen.

An der Story hat mir nicht so gefallen, dass zu viele se*uell motivierte Aktionen vorkamen und dass am Ende einiges offen blieb. Die Geschichte war aber sehr gut aufgebaut und wir erfuhren oft auch durch alte Briefe von Lune, was damals vor 10 Jahren geschehen ist. Spannung war durchaus vorhanden, vor allem in der zweiten Buchhälfte.
Stellenweise wirkte das Ganze schon etwas unglaubwürdig, doch es war noch vertretbar.

Fazit:
Ein bisschen zu viel Psycho für meinen Geschmack. Aber insgesamt ganz gut zu lesen.

Bewertung:
3,5pfoten

Über uns der Himmel von Kristin Harmel – Meine Rezension …

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (16. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442383331
ISBN-13: 978-3442383337
Originaltitel: The Life Intended

Nachdem ich von Kristin Harmel bereits mit sehr großer Begeisterung „Solange am Himmel Sterne stehen“ gelesen hatte, musste ich natürlich auch dieses Buch sofort haben.
Insgesamt war es auch wieder sehr toll geschrieben, aber es reichte nicht ganz an das vorherige Buch heran.

Zur Geschichte:
Kate ist 40 und befindet sich gerade an einem wichtigen Punkt ihres Lebens: ihr Freund hat ihr einen Heiratsantrag gemacht. Doch irgendwie kann sie sich nicht so richtig darüber freuen … liegt es daran, dass sie immer noch an ihrem verstorbenen Mann Patrick hängt, der beim großen Unglück am 11. September starb? Das würde auch ihre seltsamen, lebhaften Träume erklären, die sie in letzter Zeit immer häufiger hat. In diesen Träumen lebt sie zusammen mit Patrick und einer Tochter, die Hannah heißt. Alles erscheint ihr so real in dieser Parallelwelt und sie beginnt, über ihr richtiges Leben nachzudenken: bin ich wirklich glücklich, gefällt mir meine Arbeit, sollte ich nicht doch noch Kinder haben … Kann Kate durch die Träume den Weg in ein erfülltes Leben finden?

Meine Meinung:
Kristin Harmel schreibt wirklich toll und versteht es, lebendige Bilder im Kopf entstehen zu lassen.
Sie denkt sich immer sehr gefühlvolle, fantasiereiche Geschichten aus, die ans Herz gehen, ohne dabei jedoch ins Kitschige abzudriften.

Ihre Charaktere wirken sehr realitätsnah und viele davon habe ich sofort ins Leserherz geschlossen.
Kate verhält sich zwar nicht immer so, wie ich es vielleicht tun würde, aber man kann es trotzdem recht gut nachvollziehen. Auch die anderen Figuren bleiben nicht blass und einer meiner Lieblingsprotagonisten war Andrew, der Kate die Gebärdensprache beibringt.

Kate ist ja eine Musiktherapeutin und man merkt, dass die Autorin sich ausführlich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat. Ebenso gründlich hat sie über Gehörlosigkeit recherchiert und vieles davon in die Handlung eingebracht.
An manchen Stellen waren mir die Therapiesitzungen zwar etwas zu ausführlich, aber zu wirklichen Längen kam es noch nicht.

Richtig toll wurden die Zweifel von Kate herausgearbeitet, die sich in einer schwierigen Situation befindet. Soll sie auf ihren Verstand hören oder auf ihr Herz? Ist es genug, wenn man zufrieden ist oder sollte man besser richtig glücklich sein? Was für ein Mensch möchte ich sein, was möchte ich mit meinem Leben anfangen?
Sehr gute Fragestellungen, die den Leser auch dazu animieren können, über das eigene Leben nachzudenken. Oft genug geben wir uns mit Situationen zufrieden, obwohl wir genau wissen, dass wir eigentlich gegen unsere Überzeugungen handeln.

Leider fand ich die Handlung so vorhersehbar, dass mich das Ganze an keiner Stelle wirklich überraschen konnte. Das ist zwar nicht unbedingt das Hauptkriterium bei diesem Roman, denn schließlich ist es kein Krimi oder Thriller, aber trotzdem wäre es schön gewesen, nicht alles schon vorausahnen zu können.

Sehr gut unterhalten hat mich das Buch aber trotzdem: es hat mich berührt und mich in meiner Meinung bestärkt, dass man manchmal ungewöhnliche Wege gehen muss, um zu seinem persönlichen Glück zu finden – auch wenn es andere Menschen (zunächst) nicht verstehen.
Auch das Ende fand ich sehr gut gelungen und es rundete die Story gekonnt ab.
Wie schon beim letzten Buch sind auch hier einige Rezepte abgedruckt. Sie spielen zwar in der Handlung keine so direkte Rolle, aber ich fand die Idee trotzdem sehr nett.

Fazit:
Berührend, sehr schön zum Lesen und Mitfühlen … aber leider wenig überraschend.

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 20 ab.

Die letzte Zeugin von Glenn Meade – Meine Rezension …

Taschenbuch: 608 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: Aufl. 2015 (16. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 340417190X
ISBN-13: 978-3404171903
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
Originaltitel: The Last Witness

Der Buchrückentext:
Carla Lane wurde die Kindheit gestohlen. Mit ihrer Familie ist sie in einem bosnischen Gefangenenlager untergebracht – und als dort ein grauenvolles Massaker geschieht, ist Carla die einzige Überlebende.

Zwanzig Jahre später begibt sie sich auf die Jagd: Sie will ihren verschollenen Bruder finden. Und die Bestien, die ihr Leben zerstört haben. Doch die sind ihrerseits fest entschlossen, die einzige Zeugin für immer zum Schweigen zu bringen …

Die Geschichte:
Carla Lane ist eine sehr glückliche Frau: verheiratet mit einem wundervollen Mann und seit Kurzem schwanger. Doch dann bricht ihre heile Welt jäh auseinander und nichts wird je wieder so sein wie vorher. Sie erfährt von ihrer Großmutter, bei der sie aufwuchs, dass ihre Eltern nicht – wie immer behauptet – bei einem Unfall ums Leben kamen, sondern dass die ganze Familie Opfer eines schrecklichen Krieges wurden. Im jugoslawischen Bürgerkrieg erlebte Carla die Hölle und hat aufgrund ihres schweren Traumas die Ereignisse komplett verdrängt.
Erst zwanzig Jahre später versucht sie mit Hilfe eines Psychologen, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Der alte vergessene Hass gegen ihre Peiniger flammt wieder auf und sie schwört Rache. Außerdem will sie ihren verschollenen Bruder finden, von dem sie denkt, er könnte ebenfalls überlebt haben.
Doch die Kriegsverbrecher von damals leben versteckt und haben weiterhin ungeheure Macht: sie verfolgen ihrerseits Carla, doch sie sind ihr dabei immer einen Schritt voraus. Eine unbarmherzige Jagd beginnt …

Meine Meinung:
Glenn Meades Bücher liebe ich immer sehr, denn er verknüpft oft authentische Ereignisse mit einer fiktiven Story. So auch hier bei „Die letzte Zeugin“: es geht um den unglaublich grausamen Bürgerkrieg in Jugoslawien, auch „Balkankonflikt“ genannt, der erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts für weit mehr als 100.000 Menschen den Tod bedeutete. Unvorstellbare Gräueltaten waren an der Tagesordnung und unzählige Menschen versuchten zu fliehen.

Der Autor hat viele Eckdaten einer realen Geschichte in sein Buch einfließen lassen: Carlas Erlebnisse basieren auf den Erzählungen einer Frau, die wirklich Ähnliches erlebt hat.
Das macht diesen Thriller schon grundsätzlich fesselnd und lässt alles in einem sehr düsteren Licht erscheinen. Doch auch die fiktive Story sorgt noch zusätzlich für Spannung und kann mit vielen Überraschungen und Wendungen aufwarten.

Die Charaktere wurden sehr gut beschrieben und Glenn Meade hat es vortrefflich geschafft, den inneren Konflikt zwischen Gut und Böse bei einigen Figuren sehr glaubwürdig darzustellen.
Carlas Verhalten konnte ich zwar nicht immer nachvollziehen, aber insgesamt war sie schon eine recht sympathische Protagonistin.

Bisher habe ich Glenn Meades Bücher immer als gekürzte Hörbücher genossen und auch bei diesem Thriller hatte ich das Gefühl, dass man wenige Passagen noch etwas hätte straffen können. Aber Langeweile kommt trotzdem garantiert nicht auf, eher im Gegenteil. Die Spannung hält sich auf einem sehr hohen Niveau.
Das Ende hat mir auch sehr gut gefallen, denn wir dürfen noch einen kleinen Blick in die Zukunft werfen und so was mag ich total gerne.

Fazit:
Der erschreckende, reale Hintergrund sorgt alleine schon für Gänsehaut, hinzu kommt noch eine toll durchdachte fiktive Story … hat mir bestens gefallen. Für Leute mit starken Nerven auf jeden Fall empfehlenswert!

Bewertung:
4,5pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 54 ab.

Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen von Susan Juby – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: cbj (27. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570159981
ISBN-13: 978-3570159989
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren
Originaltitel: The Truth Commission
LESEPROBE

Über die Autorin:
Susan Juby fing bereits als Kind mit dem Schreiben an. Nach ihrem Literaturstudium arbeitete sie zunächst in einem Verlag, begann aber auch schon ihre eigenen Bücher zu veröffentlichen. Eine ihrer Jugendbuch-Trilogien wurde bereits erfolgreich fürs Fernsehen adaptiert. Susan lebt und arbeitet in Kanada. Momentan arbeitet sie an einem weiteren Buch, das an der Green-Pastures-Akademie spielt.

Der Buchrückentext:
Das Leben ist nichts für Feiglinge …
… denken sich die drei Freunde seit Kindheitstagen Dusk, Neil und Normandy zu Beginn des 11. Schuljahres und starten ein gewagtes Experiment: Einmal jede Woche wird abwechselnd einer von ihnen einem Menschen aus ihrer Schule eine Frage stellen, die bisher keiner auszusprechen wagte, obwohl alle nach der Antwort lechzen.
Hasst die ewig grantige Sekretärin wirklich alle Schüler, ist der schöne Tyler jetzt schwul oder nicht, nimmt der Freak aus der 12. Drogen und hat die Coole aus dem Langlaufteam mit einem ihrer beiden Teamkollegen was oder gar mit beiden?
Was die drei besten Freunde allerdings damit lostreten, hätten sie nie geahnt. Denn auch sie selbst müssen sich ein paar unumstößlichen Wahrheiten stellen.

Die Geschichte:
Normandy und ihre besten Freunde Dusk und Neil besuchen die 11. Klasse einer Kunstschule. Im Rahmen einer Projektarbeit schreibt Normandy ein Essay, in dem sie über ihren Alltag erzählt. Dieses Essay dürfen wir hier lesen.
Zusammen nehmen sich die drei Freunde aber noch ein ganz anderes Projekt vor: sie gründen eine „Wahrheitskommission“ und stellen Mitschülern oder anderen Personen an der Schule brisante Fragen. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich … und lösen mitunter sogar einen Aufstand aus.
Normandy erzählt uns aber auch vieles aus ihrem Familienleben – und das ist alles andere als harmonisch. Ihre große Schwester ist ebenfalls Künstlerin und hat es bereits zu enormer Berühmtheit gebracht: sie veröffentlicht sehr erfolgreich Graphic Novels, in denen sie ihre eigene Familie gnadenlos ins Lächerliche zieht.

Meine Meinung:
Zunächst hatte ich sehr große Zweifel, ob mir das Buch gefallen würde, denn ich habe die meist wenig schmeichelhaften bisherigen Bewertungen gelesen. Aber andererseits haben mich diese auch neugierig gemacht. Und im Nachhinein kann ich nun sagen: Gut, dass ich das Buch trotzdem gelesen habe, denn mir gefiel es sehr gut! 🙂

Der Schreibstil von Susan Juby ist einfach toll: locker, nicht zu übertrieben jugendlich und mit einer gelungenen Prise ironischen Humors.

Ihre Charaktere wirken zunächst etwas ungewöhnlich, aber trotzdem nicht überzogen: natürlich sind Kunstschüler keine normalen, langweiligen 08/15-Teenager, sondern pflegen mitunter einige Marotten. Mit Normandy habe ich mich sehr schnell anfreunden können und auch ihre Freundin Dusk (die eigentlich Dawn heißt) und ihr Freund Neil sind ganz sympathische Typen.

Ein großer Kritikpunkt vieler Leser sind ja die vielen Fußnoten, die Normandy in ihrem Essay (wir lesen ja quasi ein „Buch im Buch“) verwendet. Anfangs fand ich diese auch ein bisschen anstrengend, aber das legte sich bald, denn sie waren mitunter auch sehr witzig. Außerdem stellen sie eigentlich einen separaten Handlungsstrang dar, der sich am Ende auch mit Wahrheit befasst und der sich um ihre Lehrerin Ms. Fowler dreht.

Neben den Aktivitäten ihrer „Wahrheitskommission“ schildert das Buch ja hauptsächlich Normandys Familienleben, das reichlich verkorkst ist. Sehr bezeichnend fand ich dazu dieses Zitat:

„Familien machen einfach immer weiter, auch wenn sich bestimmte Familienmitglieder nicht ausstehen können und nur dableiben, weil Kost und Logis umsonst sind. Wenn ihr mich fragt, sind Familien zu anpassungsfähig.“ Seite 302

Normandy macht echt einiges mit und ich konnte mich da auch sehr gut hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Sie kämpft nicht nur in der Schule um die Wahrheit, sondern auch zu Hause kann sie nicht mehr länger schweigen. Dabei merkt sie jedoch sehr schnell, dass es nicht immer gut ist, wenn alles ans Licht kommt. Manche Dinge sollten vielleicht doch lieber unausgesprochen bleiben. Doch oft geht es nicht anders, auch wenn es weh tut und unangenehme Konsequenzen hat.

„Für meinen Vater ist die Wahrheit wie eine Zwiebel. Man will dem dummen Ding die Haut nicht komplett auf einmal abziehen, weil man sonst vielleicht nie wieder aufhören kann zu weinen.“ Seite 346

Das Buch hat mir von Anfang bis zum Ende bestens gefallen. Zum Schluss hin wird es noch richtig spannend, denn Normandy und ihre Freunde sind einem ganz besonderen Geheimnis auf der Spur.
Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass Susan Juby bereits an einem zweiten Band schreibt! Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Normandy & Co.!

Fazit:
Ein witzig-locker geschriebenes Buch über Freundschaft, Familienkonflikte und die Suche nach der Wahrheit … mir hat´s super gefallen! Empfehlen würde ich es aber noch nicht ab 12 Jahren, sondern vielleicht eher ab 14.

Bewertung:
4,5pfoten

Das Raunen der Toten von Oliver Becker – Meine Rezension …

Broschiert: 340 Seiten
Verlag: ars vivendi verlag GmbH & Co. KG (31. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3869135026
ISBN-13: 978-3869135021
LESEPROBE

Über den Autor:
Oliver Becker lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main. Er schreibt Romane der unterschiedlichsten Genres – ob pralles Historienabenteuer, Kriminalroman oder auch sozialkritische Tragödie. Für Becker liegt der Reiz des Schreibens gerade darin, immer wieder Neuland zu betreten. Oder wie er es sagt: »Das Einzige, worauf ich mich festlegen lasse: dass ich mich nicht festlegen lasse.« Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählt die Trilogie um die »Krähentochter«.

Der Buchrückentext:
Ein abgelegenes Dorf nordwestlich von Hannover in den Dreißigerjahren: Die einzige Hure der Ortschaft, eine Kanadierin indianischer Herkunft, wird erwürgt aufgefunden. Die Kriminalpolizei in Barghude nimmt die Ermittlungen auf. Aber ohne Erfolg: Niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Christian Falk, der Liebhaber des Opfers, kann sich damit nicht abfinden. Er stellt verschiedene Leute zur Rede – und bringt sich dadurch selbst in höchste Gefahr. Einzig Vera, die Tochter eines geachteten Großbauern, scheint auf seiner Seite zu sein. Doch schon bald muss erneut jemand sterben …

Die Geschichte:
Auf dem Friedhof eines kleinen Dorfs wird eine tote Frau gefunden: sie kam aus dem Ausland und verdiente sich ihr Geld als Prostituierte. Christian Falk, der sie vor einiger Zeit aus Kanada mitgebracht hat, trägt die Leiche nach Hause und trauert auf seine eigene Weise … Er begibt sich selbst auf die Jagd nach dem Täter, nachdem die Polizei die Tote mitgenommen hat.
Christians Methoden sind weniger zurückhaltend als die der polizeilichen Ermittler, die relativ erfolglos viele Dorfbewohner verhören. Derweil werden die verdächtigten Männer immer ungehaltener: sie wollen ihrerseits den mutmaßlichen Mörder bestrafen. Ein gefährliches Verwirrspiel nimmt seinen Lauf …
Auch Vera, die Tochter eines ortsansässigen Großbauern, macht sich ihre Gedanken über den Täter: könnte ihr Freund etwas damit zu tun haben?

Meine Meinung:
Oliver Beckers Schreibstil liest sich wunderbar und er erschafft durch seine detailreiche Erzählweise eine lebendige Atmosphäre.

Dass die Handlung in den Dreißigerjahren angesiedelt ist, spielt eigentlich eher eine untergeordnete Rolle und wird auch nicht zu sehr thematisiert. Dieser Aspekt ist wohl hauptsächlich wichtig für Vera: sie ist für die damaligen Umstände eine sehr moderne, unabhängige Frau.

Christian, die Hauptperson, ist mir weder besonders sympathisch noch unsympathisch. Meine Lieblingsfigur ist ein Außenseiter, der jedoch auch eine wichtige Rolle in der Story spielt.

Nach dem Auffinden der Leiche geht es eher ruhig weiter. Wer Action und blutrünstige Szenen sucht, der ist mit diesem Krimi weniger gut bedient. Der Autor legt das Hauptaugenmerk viel mehr auf extrem fein gezeichnete Charaktere, aus deren Leben wir sehr viel erfahren.
Diverse Rückblicke in die Vergangenheit bringen langsam Klarheit in die Geschichte, die losen Enden verknüpfen sich immer mehr. Zum Ende hin kommt dann auch noch ein bisschen Spannung auf, als sich die Ereignisse zuspitzen.

Die Story ist gut durchdacht und nur für „geübte“ Krimileser an manchen Stellen vorhersehbar. Ein interessantes Konstrukt aus Mord, Eifersucht, Hass, Liebe und den Geistern der Vergangenheit, die sich nicht so leicht begraben lassen. Leider fehlt in weiten Teilen etwas die nötige Spannung.

Der Schluss hat mir sehr gut gefallen, denn er lässt keine Fragen offen und bietet noch einen kleinen Zukunftsblick darauf, was aus den Hauptpersonen geworden ist.

Fazit:
Ein eher ruhiger Krimi mit sehr fein gezeichneten Charakteren … unblutig und stimmungsvoll!

Bewertung:
4pfoten

Bei Daggis Buch-Challenge hake ich hiermit Punkt 60 ab.

Wiener Totenlieder von Theresa Prammer – Meine Rezension …

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Marion von Schröder (27. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3547712092
ISBN-13: 978-3547712094

Zur Verlags-Autorenwebseite von Theresa Prammer geht es HIER lang.

Der Buchrückentext:
Schöner Sterben in Wien
Carlotta Fiore ist Kaufhausdetektivin, gescheiterte Opernsängerin und ehemalige Polizeianwärterin. Und neuerdings Statistin an der weltberühmten Wiener Oper. Eigentlich ist sie dort Undercoverermittlerin: Die Polizei braucht ihre Hilfe. In der Welt der exzentrischen Künstler ist ein Mörder unterwegs. Ein Sänger nach dem anderen stirbt. Die Aufführungen sind ausverkauft, aber kaum jemand möchte mehr auftreten. Zum Glück bekommt Lotta Hilfe von Ex-Kriminalkommissar Konrad Fürst. Doch auch gemeinsam können sie nicht verhindern, dass jede Vorstellung ein neues Opfer fordert …

Die Geschichte:
Carlotta Fiore ist die Tochter einer berühmten Opernsängerin, die es aber selbst leider beruflich nicht so weit geschafft hat: sie fristet ihr Dasein als Kaufhausdetektivin. Als sie von einem Bekannten gebeten wird, sich als verdeckte Ermittlerin in die Wiener Oper einschleusen zu lassen, stimmt sie widerwillig zu: des Geldes wegen.
Hilfe bei diesem Job erhält sie von dem Ex-Polizisten Konrad Fürst. Die beiden sollen als Statisten auskundschaften, wer hinter einer rätselhaften Mordserie steckt, bei der die Opfer live während der Vorstellungen sterben.
Lotta und Konrad laufen Gefahr, plötzlich selbst ins Visier des Täters zu geraten, denn die Zahl der Angestellten nimmt rapide ab: kaum jemand will noch auftreten, die Krankmeldungen häufen sich. Ob sie ihren Auftrag erfolgreich beenden können?

Meine Meinung:
Erst mal muss ich zugeben, dass ich an dieses Buch mit eher geringen Erwartungen herangegangen bin. Das lag zum einen vielleicht am Cover, das mich nicht so überzeugt hat. Außerdem hatte ich befürchtet, dass der Opernbetrieb zu detailliert im Vordergrund stehen würde.
Doch ich muss zugeben: ich wurde absolut angenehm überrascht! 🙂

Der Schreibstil von Theresa Prammer hat mir sofort bestens gefallen. An manchen Stellen schreibt sie auch leicht ironisch-humorvoll … so was liebe ich! Ihre Dialoge wirkten auf mich sehr authentisch und die Schauplätze konnte ich mir auch gut vorstellen.
In Zeiten boomender Regionalkrimis muss ich noch dazu sagen: dieser hier gehört nicht in diese Kategorie. Es tauchen zwar natürlich einige landestypische Dinge oder Begriffe auf, aber das bleibt nebensächlich.
Erzählt wird uns die ganze Geschichte übrigens aus Lottas Sicht bzw. in manchen Kapiteln aus der Perspektive der späteren Opfer.
Unterbrochen wird die spannende Handlung immer wieder durch eine andere Geschichte: betitelt mit „Das Mädchen“ lernen wir in diesen meist recht kurzen Einschüben ein Kind kennen, das anscheinend ein schweres Trauma erlitten hat.

Was die Charaktere betrifft: die Hauptpersonen sind sicher Lotta und Konrad, doch auch die anderen Figuren werden sehr schön beschrieben und wirken alles andere als blass. Etwas verkorkste Protagonisten, die sich unter anderem mit Beziehungs- und Suchtproblemen herumplagen, sind ja nun nichts Neues mehr – und müssen nicht zwingend sympathisch wirken. Doch hier habe ich Konrad sehr schnell ins Leserherz geschlossen und auch Lotta fand ich mit der Zeit immer liebenswerter. Je mehr man aus der Vergangenheit der beiden erfährt, desto mehr Verständnis hat man für ihre Eigenarten und Nöte.
Eine meiner absoluten Lieblingsfiguren in diesem Buch ist das sog. „Ameisenbärmädchen“. Das klingt zunächst nicht sehr schmeichelhaft, aber wenn ihr es lest, dann werdet ihr sehen, was ich meine! 😉

Zur Krimihandlung kann ich sagen, dass ich schon nach wenigen Seiten sehr gefesselt war davon. Auch die mysteriösen Einschübe über das unbekannte Mädchen haben dazu beigetragen, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Die Morde sind vielleicht nicht immer hundertprozentig realitätsnah und manchmal sind Zufälle nötig, damit alles funktioniert, aber das hat mich in diesem Buch irgendwie gar nicht gestört.
Zum Schluss hin wird die Story immer emotionaler, ohne jedoch zu kitschig zu wirken. Mag sein, dass hier meine Vorliebe für Happy Ends (und die leicht tränenfeuchten Augen 😉 ) auch dafür gesorgt haben, dass ich manches nicht so kritisch betrachtet habe. Beim letzten Satz habe ich jedenfalls sehr erleichtert aufgeatmet: eine Wendung, die ich mir kaum zu wünschen gewagt hätte.

Dieses Krimidebüt kann ich allen Liebhabern spannender Lektüre nur empfehlen! Mir hat es bestens gefallen und ich hoffe, dass ich sehr bald mehr von Lotta lesen darf!

Fazit:
Ein geniales Krimidebüt mit liebenswerten Protagonisten und genau der richtigen Balance zwischen Spannung und Emotionen! Auf eine Fortsetzung freue ich mich schon heute!

Bewertung:
5pfoten

Die Drahtzieherin von Marcus Hünnebeck – Meine Rezension …

Taschenbuch: 230 Seiten
Verlag: Amazon Publishing (7. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1503945618
ISBN-13: 978-1503945616

Die beiden bisherigen Teile der „Katharina-Rosenberg-Reihe“:

Der Klappentext:
Oberkommissarin Katharina Rosenberg steckt mitten in einem Entführungsfall, als sie der Profiler Mark Gruber kontaktiert. Er untersucht eine bundesweite Mordserie und hält eine ehemalige BKA-Beamtin für verdächtig. Im Rahmen seiner Nachforschungen ist er auf Hinweise gestoßen, dass diese Polizistin den Autounfall, bei dem Katharinas Tochter Sarah gestorben ist, herbeigeführt haben könnte.
Während die Oberkommissarin die Suche nach dem verschleppten Opfer vorantreibt, versucht sie gemeinsam mit Mark, die Hintergründe der achtzehn Monate zurückliegenden Ereignisse aufzudecken. Als eine unerwartete Wendung eintritt, verlässt sie den Pfad der konventionellen Polizeiarbeit und bringt sich dabei selbst in große Gefahr.

Die Geschichte:
Die BKA-Beamtin Johanna wird als verdeckte Ermittlerin auf einen Serienmörder angesetzt. Sie kann den Täter zur Strecke bringen, quittiert aber kurz darauf den Dienst.
Einige Jahre später ist ihr der Profiler Mark Gruber auf der Spur, denn sie scheint die Seiten gewechselt zu haben und selbst zur Mörderin geworden zu sein.
Kommissarin Katharina Rosenberg, die nach eineinhalb Jahren so langsam den Verlust ihrer Tochter verkraftet hat, wird von einem Ex-Liebhaber kontaktiert. Dessen Frau wurde verschleppt und der Entführer fordert ihn zu einem seltsamen Spiel heraus. Die Zeit drängt, denn in 48 Stunden läuft ein tödliches Ultimatum ab …

Meine Meinung:
Marcus Hünnebeck beschränkt sich auf das Wesentliche und verzichtet auf langatmige Ausschmückungen und Nebenhandlungen. In seinen Büchern geht es daher immer sehr temporeich zur Sache, es kommt garantiert keine Langeweile auf beim Lesen!

Die Hauptpersonen Mark Gruber und Katharina Rosenberg waren für mich ja keine Unbekannten mehr, aber auch neue Leser werden keine Schwierigkeiten haben, sich die beiden lebhaft vorzustellen. Der Autor beschreibt seine Protagonisten und auch die Schauplätze sehr authentisch.

Der zielgerichtete schnörkellose Schreibstil und die relativ kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man schnell in der Story ankommt und gleich gefesselt ist von den Ereignissen. Zunächst ist kaum ein Zusammenhang zwischen den Handlungssträngen erkennbar, doch so nach und nach fügen sich die Bruchstücke ineinander.
Auf allzu blutige Szenen muss der Autor nicht zurückgreifen, um Spannung zu erzeugen. Er liefert uns dafür eine gut durchdachte komplexe Story, die am Ende in einem schlüssigen Finale gipfelt. Auch Zwischenmenschliches kommt hier nicht zu kurz und so hat mir der Schluss sehr gut gefallen.

Mein einziger Kritikpunkt sind zwei Szenen, die ich etwas unglaubwürdig fand, aber ich bin da auch sehr pingelig … anderen Lesern fällt das wohl gar nicht auf! 🙂

Ein weiterer Thriller mit Katharina Rosenberg ist in Planung und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr lesen darf, wie alles weitergeht!

Fazit:
Ein temporeicher Thriller, der mich bestens unterhalten hat!

Bewertung:
4,5pfoten